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akku 12.04.2020 12:43

Der Vorschlag mit dem Durchlichtaufsatz war gar nicht so falsch, wie er sich auf den ersten Blick anhört. Flachbettscanner, die auch auf Dias/Negative ausgelegt sind, bieten nämlich durchweg eine hohe echte Hardwareauflösung (anders als beim Consumerkram, der auch mit hohen Auflösungen beworben wird, aber nicht die entsprechende Bildqualität liefert), und das ist es, worauf es bei diesen alten Bildern ankommt. Bei obigem Bild beispielsweise ist nicht so wichtig, daß es "schön" ist, sondern daß die Inschrift gut lesbar ist.

Damals hatte man Kameras mit großen Filmformaten und davon wurden selten Vergrößerungen angefertigt, wie beim Kleinbildformat üblich, sondern Kontaktkopien - und in denen steckt fast die Auflösung des Films.

Ein paar entsprechende Standardmodelle wären z. B. Epson Perfection V 550, V 600 oder Canon Canoscan 9000F. Nicht ganz billig natürlich. Aber der Hauptteil an so einem Digitalisierungsprojekt ist der Arbeitsaufwand (auch gleich an eine einfache Datenbank mit Verschlagwortung denken!), und der ist bei einem Billigscanner genauso groß. Wenn man Kosten klein halten muß, könnte man den Scanner nach Projektabschluß wieder verkaufen, diese besseren Geräte sind recht wertstabil. Beim Gebrauchtkauf darauf achten, daß die originale Software beiliegt, sonst noch in die Universalsoftware Vuescan investieren.

Ein bißchen Nachbearbeitung gehört auch immer dazu, da wird es nicht nur um Kontraste gehen, sondern auch öfter mal um Kratzer, Flecken u.dgl. Meine Standard-Fotosoftware ist Lightroom, eine Mischung aus einfacher Bildbearbeitung und Bilddatenbank, das eignet sich prima gut dafür, braucht aber Einarbeitung.

Abfotografieren geht auch, ist aber ziemlich aufwendig, wenn die Ergebnisse wirklich gut sein sollen. Welten weg vom Handyknipsen... Man benötigt dann (neben guter Kamera mit geeignetem Objektiv) einen vernünftigen Reproaufbau mit Stativ und Licht. Wenn man viele Vorlagen gleicher Größe hintereinander durchziehen kann (am besten im 2er oder 3er Team: einer legt die Bilder vom Stapel hin, einer kontrolliert und löst die Kamera aus, einer nimmt die Bilder wieder raus und stapelt sie weg), schafft man so einen viel höheren Durchsatz als mit dem Scanner. Aber eben, wie beschrieben, nur bei bestimmten Randbedingungen.
Abfotografieren mit Smartphone u.ä. halte ich nur für eine Notlösung, wenn mehr nicht möglich ist, z. B. vor Ort bei fremden Leuten im Wohnzimmer.

Und nochmal, damit es nicht untergeht: Verschlagworten nicht vergessen. Damit wertet man die Bilddateien erheblich auf, und man sollte es gleich machen und nicht aufschieben. Technisch erzeugt man dabei Metadaten, also einen Datenblock, der in die Bilddatei eingebettet ist (IPTC, ähnlich wie die bekannten EXIF-Daten) oder als Begleitdatei (bei Lightroom: XMP). Diese Datenformate sind standardisiert, man macht sich dabei also nicht bzw. nur begrenzt abhängig von der verwendeten Software. Auch wenn die meisten aktuellen Bildbearbeitungen diese Metadaten unterstützen, komfortables Bearbeiten für viele Bilder können nur wenige. Ich kann hier nur Lightroom empfehlen, kenne sonst nichts gut genug.

Was den Nutzen der Verschlagwortung angeht: Bereits der Windows Explorer (seit Vista schon) kann IPTC-Daten anzeigen und berücksichtigt sie in der normalen Suchfunktion. Man braucht zur späteren Auswertung also keine Spezialsoftware.

Und bitte zwei Dinge nicht machen, auch wenn sie bei Hobbyfotografen beliebt ist: Den Dateinamen für Metadaten nutzen, und Organisation der Bilder in einer ausgefeilten Ordnerstruktur. Wenn man seine Daten so strukturiert, fällt man früher oder später auf die Nase. Ein solches System erzeugt zum Einen sehr lange Dateinamen und -pfade, die nicht von jedem Speichermedium vertragen werden. Da kann man schon beim Backup oder bei der Weitergabe als ZIP-Archiv Konflikte bekommen. Zum Anderen wird es so schwierig, mehreren unterschiedlichen Kriterien gerecht zu werden; bei obigem Foto wäre bspw. Ort und Familienname relevant ("suche nach Müller", "suche nach Hintertupfingen"). Mit Metadaten gar kein Probem, bei Ordnern müßte man sich für eines davon entscheiden.

MIMO 12.04.2020 14:04

Hallo Akku,

endlich mal ein fachlicher Beitrag zum Thema. Vielen herzlichen Dank dafür! Bei mir handelt es sich um ca. 800 Fotos mit zahlreichen Details. Ein winziger Teil ist leider nicht mehr so schön erhalten und diese Bilder müssen unbedingt erhalten werden. Ich werde mir sicherlich den Epson-Scanner zulegen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich euch von meinem Projekt berichten.

MfG Marcus

Robbells († 2021) 12.04.2020 16:49

Vielen Dank für deine wirklich ausführlichen Informationen.

Gruß Robbells

Porolissum88 14.04.2020 19:50

Hallo,

die Restaurierung alter Bilder oder DIAS mit Fehlstellen ist auch möglich, aber extrem Zeitaufwendig, habe mich mal bei einigen Dias damit beschäftigt, das Ergebnis kann sich dann auch wieder sehen lassen,

bei Interesse such ich einen Satz mit den verschiedenen Schritten als Muster raus

Mfg Leo


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