Herstellung eines Randleistenbeils
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Hier seht Ihr, wie ein sog. Randleistenbeil entsteht.
Das Randleistenbeil ist eine Beilform vor allem der frühen (ca. 2000-1600 v. Chr.) und mittleren Bronzezeit (ca. 1600-1300 v. Chr.) Mitteleuropas. Das bronzene Randleistenbeil lässt sich vom Flachbeil ableiten, das bereits (aus Kupfer) im Neolithikum verwendet wurde. Beim Randleistenbeil sind im Gegensatz zu diesem die Längsseiten von erhabenen Leisten begleitet. Dies bewirkte, dass das metallene Beil sicherer in der hölzernen Schäftung saß. Diese bestand vermutlich aus einem Knieholz. Randleistenbeile gelten als Leitform der Bronzezeit-Stufen A und B nach Reinecke bzw. I. nach Montelius (Frühe Bronzezeit bzw. frühe Hügelgräber-Bronzezeit unter anderem im Sögel-Wohlde-Kreis). In Verlauf der Bronzezeit entwickelte sich vermutlich aus dem Randleistenbeil das Absatz- sowie das Tüllenbeil. (Quelle Wikipedia). Das Beil wurde mit einer Zinnbronze (90% Cu, 10% Sn) in einer zweiteiligen Gussform hergestellt. Details zu diesem Gussverfahren und die Herstellung einer zweiteiligen Gussform findet ihr hier: http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=75307 Nun zum Ablauf: Nachdem die Form hergestellt ist, wärmt man sie gut vor (Hier etwas über 400 Grad). Unmittelbar vor dem Guss legt man die Zwingen an, damit die Form nicht auseinanderfallen kann. Nach dem Gießen und entfernen der Zwingen wird die Form vorsichtig geöffnet (Immer ein verdammt spannender Moment). Nachdem man die Form geöffnet hat, entnimmt man den Rohling (Achtung heiß!) und schreckt ihn mit Wasser ab. Dann bricht man die Bronze ab, die in die Windkanäle gedrückt hat. Dieses geht sehr gut auf einer Steinplatte. |
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Wenn die überstehenden Bronzereste abgebrochen sind, wird der Eingusstrichter /-Kanal abgetrennt.
Jetzt kann man den Rohling wesentlich besser handhaben und auch die letzte überschüssige Bronze mit Sandstein abschleifen. Wenn das Beil außen eine saubere Kontur hat, werden Klinge und Leisten etwas ausgeschmiedet. Genauere Angaben zum Schmieden von Bronze findet ihr in einem gesonderten Thema. Wichtig ist es, den Rohling nach dem Kaltschmieden wieder zu erhitzen. Ich habe dazu den noch warmen Ofen benutzt. |
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Der Rohling wird nach jedem Schmiededurchgang wieder erwärmt (WICHTIG!)
Jetzt wird das Beil mit einem rauhen Stein geglättet (Hier mit der rauhen Bruchkante). Nach dem Glätten wird die Klinge geschärft und das Beil poliert. Diese Arbeitsschritte folgen dann am nächsten Wochenende. |
Sagenhaft ! Respekt !
:yeap Wie hast Du den Eingusstrichter abgetrennt ? Gruß ! |
Zitat:
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Klasse! Ich hoffe wir können noch mehr von diesen Beiträgen lesen.
Vielen Dank |
Das ist eine wirklich gelungene Arbeit!
Freue mich schon auf das Endergebnis! |
Beachtlich!!
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Und weiter geht’s:
Nachdem die Klinge mit einem Sandstein soweit von kleinen Schönheitsfehlern befreit ist, wird sie geschärft. Ein Teil der Schneide wurde ja bereits durch das Ausschmieden geschaffen, daher ging das Schärfen recht schnell. Alles was man dazu benötigt, ist ein langer, ebener Sandstein oder eine Sandsteinplatte und etwas Wasser. Das Hinzugeben von Sand als Schleifmittel fällt hier leider aus, da der Sand tiefe Riefen in der Bronze erzeugt, die dann wieder mühselig herausgeschliffen werden müssen. Die Schneide sollte, wie auch bei Steinwerkzeugen, leicht gewölbt sein. |
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Wenn die Klinge geschärft ist, macht man sich ans Polieren. Hierzu benötigt man Asche, Wasser, einen kleinen Stock und ein Stück Leder.
Man gießt vorsichtig unter ständigem Rühren Wasser in die Asche, bis ein dünnflüssiger Brei entsteht. Dieser wird dann mit dem Leder auf die Klinge aufgetragen und gleichmäßig verrieben. Diese Methode ist erstaunlich effektiv: Nach nur einer halben Stunde sieht die Oberfläche schon wirklich gut aus! |
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Nun ist die Klinge fertig und man kann sich um die Schäftung kümmern.
Dazu sucht man zuerst eine passende Astgabel. Wichtig ist es hierbei, auf den Winkel zwischen den beiden Ästen zu achten- Ist dieser zu klein, kann man hinterher nicht richtig mit dem Beil arbeiten. Am besten nimmt man die Klinge mit auf die Suche nach der passenden Astgabel. Hat man eine geeignete gefunden, packt man sie mit der rechten Hand und hält mit der linken die Klinge an. Der Winkel sollte auf jeden Fall über 45 Grad liegen. Nun arbeitet man sich den benötigten Teil mit der Säge heraus und rundet die Kanten zuerst mit einem Dechsel und dann mit einer Feuersteinklinge ab. |
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Wie ihr sehen könnt, habe mich beim Bearbeiten dann doch für anderes Holz entschieden, das erste war zu marode.
Der Schaft wird nun mit einem Abschlag von der Rinde befreit. Als nächstes zeichnet man sich mit einem Stück Holzkohle die notwendige Länge für die Klingenaufnahme an. |
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Dann sägt man eine Kerbe ins Holz und arbeitet diese wenn nötig mit einer Flintklinge noch ein bisschen aus.
Es macht übrigens Sinn, die Arbeiten gleich an der (einer) Feuerstelle durchzuführen, denn so wird man Späne und Rinde auch gleich los. Die Klingenaufnahme muss dem Innenmaß zwischen den beiden Randleisten entsprechen und an den Außenkanten leicht angefast werden. Soweit erstmal- Der Rest der Arbeit folgt später, denn irgendwann ist mein Wochenende leider auch vorbei. |
Immer wieder eine Augenweide, Dir zuzuschauen !!!
Aberer zur Entfernung der Rinde, hätte man auch die Klinge selbst hernehmen können , anstatt sich mit nem Abschlag zu mühen....oder ? :rolleyes: :Proscht |
Ich denke, die Beilklinge ist für diese Arbeit zu groß und damit unhandlich. Da liegt so ein kleines Messerchen/ Abschlag sicher besser in der Hand...
Ich weiß immer gar nicht, was ich in dieser Rubrik schreiben soll - Fleischsalat's Arbeiten machen sprachlos! :yeap |
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Zitat:
Neeee:rolleyes: BastiSDL hat da schon Recht- Ein kleiner Abschlag eignet sich besser. Hier noch ein Bild der fertigen Klinge in der Gussform. |
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Beim nächsten Arbeitsschritt rundet man die Vorderseite der Klingenaufnahme ab. Hat man noch kein Metallwerkzeug dazu, geht es auch mit einem Abschlag.
Nun schneidet man einen schmalen Lederstreifen zurecht und drückt ihn ganz hinten in die Klingenaufnahme. |
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Durch das Leder geht zwar etwas Schlagenergie verloren, da die Kraft nicht mehr direkt übertragen wird, jedoch verhindert es, dass die Rückseite der Klinge allzu schnell die Schäftung spaltet (Ein Problem, das früher oder später beim Gebrauch des Beils eintritt).
Wenn der Lederstreifen sitzt, drückt man die Klinge in die Aufnahme, bis sie fest auf dem Leder sitzt. Nun beginnt man mit einer Wicklung aus Leder oder Rohhaut. |
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Um die Wicklung an der Klinge etwas gegen Zug zu sichern, wickelt man das Lederband/ Die Rohhaut auch noch um den Stiel.
Fertig! Und: Das Beil funktioniert!:freu |
Das ist echt ein Kracher! Absolut geil!
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Ein Wahnsinn, vor allem die Details an die du so denkst. Ich zieh mein Hut
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Immer wieder Geil - meine Bewunderung :yeap
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Rattenscharf !!!
:Proscht Da ich ja immer meinen Senf dazugeben muß.... Solche Leder/ Rohhautwicklungen sollten mit nassem Leder ausgeführt werden... Das Material dehnt sich , solange es nass ist und zieht sich beim trocknen unverrückbar fest zusammen...:rolleyes: |
Zitat:
Das Holz ist ziemlich frisch, mal sehen, wie es trocken aussieht. |
Meine Bewunderung !!
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tolle Arbeit! Ich denke, dass ist auch was für mich und werde es mal versuchen.
Wie sieht das Holz im moment aus, wo es trocken ist? Kannst du bitte ein aktuelles Bild einstellen? Vielen Dank Grüsse |
Moin, das Holz hat im "Knie" einen Trocknungsriss bekommen. Ist nichts wildes, da ja wie schon erwähnt, die Schäftung nur ein Probelauf war.
Ein Foto geht grad nicht, da ich das Beil z.Zt. nicht hier habe. Nach den Ferien mache ich dann ein paar Bilder. |
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Hier ein zweites, etwas kleineres (Aber auch schöneres) Exemplar.
Die Bronze ist noch nicht abschließend poliert, aber bei den Lichtverhältnissen gestern Abend musste ich ein Foto machen:yeap Die Herstellung entspricht dem Vorgänger, jedoch bin ich schwer am überlegen, dieses hier überhaupt zu schäften. Vielleicht vergrabe ich es auch beim nächsten Vollmond, um die Götter gnädig zu stimmen:eek;) |
Hut ab Amigo, wie immer der Wahnsinn
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Wie geht das ? Die Verzierungen ??? Sieht aus wie mit nem Eisennagel....:rolleyes:
:Proscht |
Du bist auch son Eisennagel...:freu
Wie sowas geht? Ganz einfach: Meißel / Punze angesetzt und oben mitm Hammer drauf. Nicht mehr und nicht weniger.:yeap Wobei... Man sollte vorher wenigstens ne grobe Idee zu nem Muster haben:rolleyes::eek:D |
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Zitat:
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Och, mehrere... Aber erst seit ein paar Jahren....:eek:D
http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=81083 Die Punzierung auf dem kleinen Beil ist aber ohne entstanden (Obwohl ich ein sehr großer Freund von Kreisaugen bin). |
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