Schatzsucher.de

Schatzsucher.de (http://www.schatzsucher.de/Foren/index.php)
-   Erdgeschichte (http://www.schatzsucher.de/Foren/forumdisplay.php?f=3)
-   -   Steinzeit-Artefakte finden und deuten (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=5264)

Jäger des feurigen Steins 09.11.2001 22:43

Steinzeit-Artefakte finden und deuten
 
...für alle die sich auch mal auf die Suche machen wollen


Welche Materialien wurden verwendet ?

Steinartefakte bestehen überwiegend aus Mineralien,
zum Beispiel Feuerstein, Chalzedon, Quarzit, oder auch
vulkanischem Glas. Diese wurde bevorzugt zur Herstellung
von Steinwerkzeugen und Waffen verwendet, da es
leicht spaltbar ist, und sehr scharfe Kanten ergibt.
Doch es wurde auch in selteneren Fällen Gesteinsarten
wie Basalt verwendet, schon in der Altsteinzeit für
Faustkeile, jedoch nur wenn kein besseres Material
verfügbar war, aber vor allem in der Jungsteinzeit
wurde Felsgestein wie Basalt und Sandstein zur Herstellung
von Mahlsteinen und Schleifwannen verwendet.
Ein weiteres Material sind Flussgerölle wie Kieselschiefer
und Flussquarzit, aber auch diese wurden nur
bedingt verwendet, zum ersten springt Lydit nicht
gut und ist auch recht weich, zum anderen sind die
grossen Flussquarzite durch ihre grobe kristalline Struktur
als Feinwerkzeuge ungeignet und wurden höchstens
als Schlagsteine oder als jungsteinzeitliche Läufer
verwendet.


Wo kann man Steinartefakte finden ?

Grundsätzlich überall. Es gibt jedoch bevorzugte
Plätze der Steinzeitbevölkerung.

Schlagplätze:
Die wandernde Bevölkerung der Alt- und auch
Mittelsteinzeit schlug ihre Steinzeitwerkzeuge überwiegend
an Ort und Stelle, wo sie das Rohmaterial in
der Natur fanden. So finden sich diese oft
in Gegenden mit natürlichen Gesteinsvorkommen
von Mineralien, wie Feuerstein, Chalzedon und Quarzit.

Aber auch schon zu dieser Zeit wurde Rohmaterial
mitgenommen und zum Teil auch gehandelt, so das
steinzeitliche Schlagplätze überall zu finden sind,
auch in Mineralarmen Gebieten.

An solchen Plätzen finden sich meist nur Abfallprodukte
und Rohlinge, wie Kernsteine, Abschläge, Klingen,
Trümmer und Absplisse, aber auch dort blieb mal
das ein oder andere fertige Werkzeug liegen.

Artefakte finden sich gerne in Höhlen, unter Abris,
erhöhten Landstellen und in Gewässernähe.


Steinwerkzeuge:
Finden sich überall vereinzelt. Es gibt jedoch auch
regelrechte Ansammlungen. So wurden in der
späten Altsteinzeit einfache kleine Jagdlager eingerichtet, die immer
wieder aufgesucht wurden, meist in Gewässernähe
mit der Möglichkeit zum Fischfang. An solchen Stellen
finden sich oft viele der kleinen, typischen Steingeräte
dieser Zeit, kleine Steinmesser, Schaber, Stichel und
Bohrer.

Siedlungen
Ein ganz anderes Fundspektrum ist die Jungsteinzeit,
mit ihrer sesshaften Bevölkerung. Hier finden
sich Schlagplätze und Steinwerkzeuge innerhalb
von Siedlungen, die für lange Zeit bewohnt wurden.
Da seit Beginn dieser Zeit Ton als Werkstoff erkannt
worden ist, finden sich auch Tonscherben, ein vorzüglicher
Hinweiss auf eine solche Siedlung. Die Jungsteinzeit
brachte auch gleichzeitig eine Revolution in
der Gerätetechnik mit. So finden sich neben den
schon aus der Altsteinzeit bekannten Geräten wie
Schaber, Klingen, Stichel und Bohrer nun auch
grosse geschliffene Steingeräte wie Beile und Dechsel,
letztere sind eine Spezialität der frühen jungsteinzeitlichen
Kultur der Bandkeramiker.


Wie erkennt man Steinartefakte?

Ein erster Hinweiss sind glasartige schwarze und
bunte Steine, aber es gibt auch andere Steinsorten
wie Quarzite.

Zum einen lassen sich für den Laien Werkzeuge
natürlich an der Form erkennen, eine Pfeilspitze,
Speerspitze oder Steinbeil bedürfen sicher keiner
Erklärung.

Schwieriger wird es bei den kleineren Geräten und
Abfällen.

Der Abschlag:
Einen Abschlag erkennt man an folgenden Merkmalen,
1 - Dem Bulbus, der Bulbus ist eine Beule and der
oberen Kante des Steins
2 - Dem Negativ, auf der anderen Seite des Steins
gegenüber des Bulbus ist oft eine Eintiefung zu
sehen (An diese Eintiefung passt ein anderer Stein
mit dem passenden Bulbus)
3 - Schlagnarbe, oft ensteht diese Narbe in der Nähe
des Bulbus
4 - Schlagwellen, fühlbare linienartige Wellen die
sich von oben nach unten auf dem Stein finden
4 - Strahlensprünge, das sind kleine strichartige
Verletzungen im Gestein

Dies trifft ebenfalls auf Klingen zu, nur das Klingen
minstens doppelt so lang wie breit sind, auf der
einen Seite den Bulbus haben, auf der anderen Seite
jedoch kein volles Negativ, sondern zwei oder mehr
Grate.

Kernsteine:
Von diesen Kernsteinen wurden die Abschläge und Klingen
abgetrennt. Da auf den den Abschlägen nun der
Bulbus entstanden ist, haben diese Kernsteine die
passenden negativen Eindrücke. Ein Kernstein
hat mehrere negative Eindrücke an der Oberkante,
oder auch an mehreren Kanten.

Kleingeräte:
Wurden aus Abschlägen hergestellt, so gelten die
gleichen Merkmale wie beim Abschlag. Zusätzlich
sind diese jedoch nachträglich bearbeitet worden,
die sogenannte Retusche. Diese kann sich
flach gearbeitet an der Kante eines Abschlags oder
Klinge befinden und diente zum schärfen des Steinstücks.
Eine andere Form ist die steile Retusche, die eine
glatte Fläche bringen sollte, zum Beispiel für Schaber.
Wer nicht sicher ist, kann mit der Zunge über diese
Stellen fahren, Retusche fühlt sich "zackig" an.


Grundsätzlich gilt: Die Steinzeitbevölkerung ist
gewandert, so finden sich Steinartefakte quasi überall,
mal mehr oder weniger!!!!!!

Einfach die Augen offen halten und mal alles einpacken
was verdächtig aussieht, und einem Experten zeigen
zum Beispiel den Leuten vom Landesamt, die
freuen sich schon auf die bunt zusammengewürfelten
(natürlich noch dreckigen :D) Brocken.


Ich hab etwas verdächtiges gefunden?
Als rein damit ins Forum, ein Bild von dem Fundstück
ist aber notwendig.


Noch offene Fragen?
Als her damit :)

Viele Grüsse
Grubenputzer

Jäger des feurigen Steins 09.11.2001 23:30

... da hätte ich doch beinahe ein sehr wichtiges
Fundspektrum vergessen :uii

Knochen & Horn

wurden seit der jüngeren Altsteinzeit ebenfalls als
Werkzeuge verwendet.

Zum Beispiel wurden daraus Harpunen und Pfrieme
hergestellt, und es finden sich schöne
Hirschgeweihäxte der Jungsteinzeit, oder auch
Armschutzplatten, zum Schutz der vom Bogen
zurückschnellenden Sehne.

Mit einem Hornstück wurde auch oft die Retusche
angebracht.

Allgemein finden sich solche Stücke sehr selten, da sie
gegenüber dem Stein schnell verwittern. Ich hatte
noch nicht das Glück, da in meinem Sammelgebiet
der Boden keine organischen Stoffe auf lange
Zeit erhalten kann...

Jäger des feurigen Steins 09.11.2001 23:59

... und Tonscherben gehören natürlich auch dazu!

Und zwar in der Jungsteinzeit wurde erstmals Ton
als Material verwendet und gebrannt, die Zeitstellung
liegt bei uns etwa bei 6000 v. Chr. Bandkeramiker/Körös,
ist aber in Deutschland regional verschieden, global
erst recht, da uns die antiken südlichen Völker weit vorraus
waren.


Wie erkenne ich jungsteinzeitliche Tonscherben?

Das ist sehr schwierig und erfordert viel Erfahrung,
denn nach der selben Methode wurde auch in der
gesamten Vorgeschichte Ton gebrannt, in der
Bronze- und Eisenzeit, manche Stücke können auch
Fachleute nicht unterscheiden.

Die Tongefäße (und damit auch Scherben) der Vorgeschichte
sind handgemacht und weichgebrannt, und damit
sehr empfindlich, in manchen Fällen kann man sie
geradezu in der Hand zerreiben. (Auf der Drehscheibe
hergestellte Gefäße kamen erst in der keltischen Zeit
auf, finden sich aber nur sehr gering, auch dort wurde
meist per Hand gearbeitet, erst die Römer stellten
ihre Gefäße überwiegend machinell her, dabei entstehen
die typischen Rillen auf der Innenseite, diese Tongefäße
wurden auch hartgebrannt und sind unverwechselbar mit
dem vorgeschichtlichen Typ).

Aber auch in der Jungsteinzeit, wurden Tongefäße zum
Teil hartgebrannnt, dies konnte ich bisher nur bei
der Bandkeramik beobachten.
Wie denn jetzt unterscheiden???
Je älter die Scherben, desto mehr kleine Kieselsteine
finden sich darin (Jedenfalls ist das meine Erfahrung)
und sind sehr grob gearbeitet.


Noch sind wir kein Stück weiter :rolleyes:

Bei ganzen Gefäßen kann man das Alter natürlich
meist allein schon an der Form erkennen.

Das einzige was uns bei Tonscherben aber wirklich
weiterbringt, sind Verzierungen!

So verwendete jede Generation ihre eigenen Muster,
erwähnt seien die Bandverzierungen der Bandkeramiker
die Sticheindrücke der mittleren Jungsteinzeit und
die Schnureindrücke der Schnurkeramiker in der
späten Jungsteinzeit.



Ansonsten sind Unterschiede in der Keramik meist
so gering, das nur das jahrelang trainierte
Fachauge den Unterschied erkennt.

Auch hier gilt, bei Verdacht einfach mal mitnehmen und
einem Experten zeigem, z.B. beim Landesamt...

McSchuerf 10.11.2001 09:08

Da hast Du Dir aber ganz grosse Mühe gegeben! Super!
Finde ich sehr schön, dass Du auch 'Steinzeit-Laien', wie mich damit die Chance gibst, etwas dazuzulernen! :D

Denn ich habe mich ja bisher nur am Rande mit der Steinzeit beschäftigt und auch nur mehr mit der chemischen Zusammensetzung der Acate, Cahlcedone, etc.....Die Verbindung zur Historie und damaligen Verwendung in diesem Rahmen, macht diese Mineralien im ideellen Sinne damit um so wertvoller!!

Ich werde mich dafür gerne in Kürze mit einem ausführlichen Beitrag über Bernstein revanchieren....Muss aber erst einmal in den älteren Beiträgen von mir nachschauen..nicht dass ich da was Doppeltes schreibe...:)

Jäger des feurigen Steins 10.11.2001 12:14

... "Bernstein"

hab ich auch vergessen :uii

Allerdings wurden daraus natürlich keine Werkzeuge
sondern Schmuck hergestellt, das Mammut hätte sich
köstlich amüsiert währen die Steinzeitjäger mit
Bernsteinspeerspitzen auf sie los gegangen.


"dafür gerne in Kürze mit einem ausführlichen Beitrag über Bernstein"

Super, will dann hier auch gar nicht mehr schreiben,
ist auch nicht mein Fachgebiet, ich neige auch mehr dazu
mir Bernstein in Geschäften zu kaufen, als es selber
zu suchen, denn so sind zum Beispiel die Strände an
der Ostsee dermassen mit Touristen verseucht, das
es dort überhaupt nichts bringt :rolleyes:

Viele Grüsse
Markus

McSchuerf 10.11.2001 18:46

'...Teil 1 über Bernstein ist jetzt fertig und in diesem Forum nachzulesen...


Viel Spass!

Gruss Peter :)

HarryG († 2009) 10.11.2001 19:19

Hallo Marcus
Super Beitrag zum Thema Steinzeit.
Das Interessiert mich auch. Leider bin ich auf diesem Gebiet Laie. Alte Keramik und Töpfereien habe ich auch schon gefunden. Ich kann sie aber leider nicht zeitlich zuordnen, weil mir da die Erfahrung und das entsprechende Buchmaterial fehlt. Gerne lese ich weitere Berichte dieser Art von Dir.

By
Harry:cool:

Jäger des feurigen Steins 10.11.2001 20:32

Hallo Harry,

ich finde wir drei ergänzen uns hier einfach fantastisch :)

du als Experte für Fossilien, Peter (McSchürf) für Mineralien
und ich für die Vorgeschichte, da haben wir drei
der wichtigsten Forschungsgebiete und können uns
gegenseitig ergänzen, klasse ;)

Wenn du einmal nicht sicher bei einem Steinartefakt bist,
anhand eines Bildes kann ich dir da bei der
Deutung helfen, bei Tonscherben ist es leider nicht
so einfach, da es dabei viele Feinheiten zu beachten
gibt, eine grobe Datierung müsste aber auch per
Foto gehen.

Viele Grüsse
Markus

McSchuerf 10.11.2001 23:52

'......du als Experte für Fossilien, Peter (McSchürf) für Mineralien
und ich für die Vorgeschichte, da haben wir drei
der wichtigsten Forschungsgebiete und können uns
gegenseitig ergänzen, klasse....'

Das finde ich auch...!
:D :)

Jäger des feurigen Steins 12.11.2001 14:56

Erklärung eines Abschlags
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
... ich hab ein schönes Bild gefunden, das ein typisches
steinzeitliches Abfallprodukt umschreibt, den Abschlag:

a - die Schlagfläche
b - der Schlagkegel
c - der Bulbus (Die Beule, rechts schön zu sehen)
d - die Schlagnarbe
e - die Strahlensprünge
f - die Schlagwellen

Es muss nicht zwingend alles vorhanden sein, es kommen
sogar Stücke ohne den Bulbus vor.

Ist so ein Stück noch dazu retuschiert, ist es ein
Werkzeug...

McSchuerf 12.11.2001 18:20

..und ich dachte schon, dass wäre ein grosser Daumenabdruck, der evtl. 'Shakralinien' mit a-f anzeigt bzw. positioniert).!:rolleyes:.. Nein, im Ernst, das ist wirklich interessant... :)

@ Harry:
Das ist ein schöner Trilobit ('Pfeilschwanzkrebs')- aus dem Kambrium - tippe ich bei Deinem neuen Avatar! :D

BERGMANN 78 17.11.2010 16:31

Schöner Beitrag-Steinzeit-Artefakte finden und deuten
 
Habe beim stöbern diesen sehr alten Beitrag entdeckt und finde,er hat es verdient mal wieder gelesen zu werden.:yeap

Schade das der Kollege "Jäger des feurigen Steins" nicht mehr am Forum teilnimmt.

Ich befasse mich selbst in den letzten Wochen mehr mit diesem Thema und bin schon infiziert.Ist ja auch mal ganz spannend ohne Detektor durch den Wald zu laufen um nach den Spuren unserer Urahnen zu suchen.

siegmund 17.11.2010 17:31

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 3)
Hallo!

Stimmt, das ist ein toller Beitrag.

Ich habe hier eine Silexklinge, die ich am Ostseestrand von Kägsdorf finden konnte. Die Klinge ist 1,5cm breit und 6cm lang.

Viele Grüße

Siegmund

Schöfferhofen 25.11.2010 21:50

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
finden ist einfach-aber deuten ist als laie fast nicht möglich.

ich hatte auch mal ein stein aufgehoben,lange war es einfach nur ein runder stein.

später konnten fachleute denn als uhralten schlagstein aus quarzsandstein bestimmen.:)

http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=56515

ein vergleichsfoto aus dem landesmuseum hannover

Denarius 02.12.2010 12:26

Da ich gerade gerade über diesen Thread stolperte, möchte ich Euch auf die sehr informative Seite eines Bekannten hinweisen, der seit Jahren leidenschaftlich "Steine & Scherben" im Rheinland, Kreis Düren, sammelt.

http://steine-scherben.de/

Gruss,
Denarius

Ein Besuch lohnt sich!

sirente63 02.12.2010 13:10

Hallo Denarius
Eine informative gelungene HP! :yeap
Besten Dank

Timme72 03.12.2010 12:59

Hallo Denarius,
wirklich eine super Seite. Sehr zu empfehlen.

Gruß
Timme

Xerxes 13.12.2010 13:28

die passende band dazu :" ton, steine, scherben ":).

Jo Hammer 05.06.2011 13:02

Steinzeit auf den kanarischen Inseln.
 
Als Laie ist es nicht leicht steinzeitliche Funde einzuschätzen. Schon vor vielen Jahren fand ich auf der Atlantikinsel Fuerteventura eigentümlich geformte Steine, die teilweise deutliche Bearbeitungsspuren (Rillenumrandungen,etc) aufweisen. Meiner Meinung nach handelt es sich um naturnahe Darstellungen aus dem Mythensystem der vorspanischen steinzeitlichen Bevölkerung Fuerteventuras (Mahos/Guanchen).
Einige dieser Steine sind auf meinen Internetseite [URL="http://www.atlantura.com" zu sehen.
Ich bin sehr an eurer Meinung interessiert.

hochwald 27.01.2012 08:17

@ siegmund:

Die Klinge die Du hier zeigst, ist ein Traum!

Ein wunderschönes Belegstück!

Danke fürs zeigen!

Gruß!
Robert

Biblio 11.05.2013 12:44

Artefakte - Fundorte
 
Zuerst der Begriff "Silex" etwas präzisiert:

Silex ist ein in der Archäologie gängiger Oberbegriff für kristalline, aus Kieselsäure (SiO2) bestehende Gesteine, in der Geologie wird für diese Gesteine allgemein der Bergriff "Hornstein" verwendet. Zu den Silexvarietäten gehören Feuerstein (kreisezeitlicher Hornstein) und Radiolarit (Kieselskelette von Radiolarien). Diese Kieselgesteine weisen die gleichen Eigenschaften auf. Es handelt sich um dichte, scharfkantig brechende, mit muscheligem Bruch und wachsartig bis glasartigem Glanz, je nach Beimengung verschiedene Farbtöne (weiss bis grau, rötlich, grün, braun, gelb bis schwarz) erscheinende Gesteine. aus ihnen lassen sich durch bestimmte Schlagtechniken Geräte und Werkzege anfertigen.

Silexartefakte finden sich dort, wo der prähistorische Mensch siedelte oder sich auf Rast- bzw. Lagerplätzen aufgehalten hat.

Das Rohmaterial hat er sich überwiegend aus seiner näheren Umgebung, durch Handel/Tausch oder durch Bergbau (!) beschafft.

Die klassischen steinzeitlichen Bergbaue liegen in Holland/Belgien oder im Bereich des Alpenbogens (Mauer bei Wien).

Seit wenigen Jahren ist die "Archäologie" bemüht weitere alpine Silexgewin- nungsstellen zu erforschen und hat dabei erfolgreich den Abbau im Bereich der Allgäuer und Lechtaler Alpen nachweisen können. Selbst eine Bergkristallfundstelle konnten als steinzeitlicher Abbau in den Tiroler Alpen lokalisiert werden (Rofangebirge)

Dazu einige Hinweise auf relevante Veröffentlichungen:

Leitner, W.: Vor 9'600 Jahren: Spuren vom ersten Tiroler Steinsucher, in: LAPIS, Jg. 29, H. 9, München: 2004, S. 37-40

Hauptmann, A.: Feuerstein, Hornstein, Flint, Chert, Silex - eine Begriffsbe- stimmung, in: G. Weisgerber: 5'000 Jahre Feuersteinbergbau. Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit. Veröffentlichung des Deutschen Bergbaumuseums Bochum, Nr. 22; Bochum: 1980, S. 7-11

Leitner, W.: Steinzeitlicher Bergbau auf Radiolarit im Kleinwalsertal/Vorarlberg
(Östereich) Archäologische Ausgrabungen; in: Archäologisches Korrespondenzblatt, Bd. 38, Mainz: 2008, S. 175-183

Glückauf!

Biblio

Biblio 01.11.2013 13:47

Ötzi und Silex
 
Silex gehörte bekannterweise zu Ötzis Ausrüstung. Nun dreht sich die Frage um die Herkunft dieser Teile.
D. h. man forschte nach Silex-Vorkommen, die bereits zu Lebzeiten des 'Eismannes' bekannt und ausgebeutet wurden. Vergleiche mit bekannten Lagerstätten und dem mitgeführten Material legten nahe, dass die Feuersteine aus den Provinzen Trient und Verona stammen könnten.

Am Südrand der Alpen gibt es umfangreiche Silexlagerstätten wie z.B. bei Cerendo in den Lessinischen Bergen (Monti Lessini) auf ca. 800 M Seehöhe.

Dass Feuerstein auch zu späteren Zeiten ein wichtiges Handelsgut war, bestätigt die Lieferung von 1 Mio Flintsteinen 1775 an das österreichische Heer.
Dieses Material kam aus der Umgebung von Avio an der Etsch (Monte Baldo)

Quelle: Binsteiner, A.: Silexlagerstätten aus den Provinzen Trient und Verona und die Feuersteingruben des 'Mannes im Eis'.
in: Der Anschnitt, Jg. 46, Nr. 6, Bochum: 1994, S. 207-209

Glückauf!

Biblio

Biblio 03.12.2013 16:10

Feuerstein-Bergwerk entdeckt
 
Im Mansfelder Revier ist ein umfangreiches Steinzeit-Bergwerk entdeckt worden: Hier weitere Informationen:

http://www.welt.de/geschichte/articl...-entdeckt.html

Glückauf!

Biblio

Biblio 06.01.2014 12:11

Kupferzeit
 
Hallo,

da hier mit Steinzeit-Artefate wohl alles gesagt ist, scheint die Frage nach einer Erweiterung des Themas z. B. auf die Kupferzeit berechtigt zu sein.
Da es in Deutschland keine Lagerstätten mit ged. Kupfer gibt, mussten sich die Altforderen mit kupferhaltigen Mineralien beschäftigen. Kupfer erschmelzen, Weiterverarbeiten und damit auch Handeln.

Lassen wir mal den Admin. zu Wort kommen und dann die Marschrichtung festlegen.

Glückauf!

Biblio

Sorgnix 06.01.2014 12:28

und warum machst Du nicht gleich ein eigentständiges Thema draus??? :confused

J.

Biblio 24.02.2014 16:06

Zum Abschluss des Themas "Steinartefakte" noch 2 Hinweise auf Veröffentlich- ungen das Spezialgebiet der Ur- und Frühgeschichte betreffend, jeweils in aktuellen Auflagen:

1) Floss, Harald: Steinzeitartefakte - Vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit, Tübingen: 2013, 2. Aufl., 986 S., ISBN 978-3-935751-16-2
Info: www.kernsverlag.com/de/steinartefakte

2) Hahn, Joachim: Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten: Einführung in die Artefaktenmorphologie, Tübingen, Inst. für Urgeschichte: 1993, 2. Aufl., 397 S., ISBN 3-921618-32-2

Glückauf!

Biblio

Biblio 24.01.2015 14:21

Grubenunglück in römischem Goldbergwerksbezirk Portugal
 
Eine der vielen Baustellen in der Montanarchäologie:
Tres Minas in Nordportugal. Interessanter Bericht der Archäologin vor Ort.

Eigentlich sollte jetzt etwas über Bergbau der Kupferzeit kommen, aber ein Nachweis für Bergbau in dieser Epoche ist für Deutschland noch nicht gefunden!
Für England, Irland, Frankreich, Italien usw. sind Spuren vorhanden bzw. Grabungsergebisse veröffentlicht.

http://s145739614.online.de/fera/ausgabe17/Wahl.pdf

Glückauf!

Biblio

Biblio 15.04.2015 21:24

Kupfer von Helgoland
 
Auf der Insel Helgoland sind die Sandstein-Schichten mir Kupfermineralien (ged. Kupfer, Cuprit und Malachit) durchzogen. Diese Auffällikeiten müssten eigentlich in der Vorzeit den Menschen bekannt gewesen sein. Leider fehlen dafür Funde, einige Hügelgräber sind zwar bekannt, durch die Ereignisse des letzten Weltkrieges sind mögliche Hinweise zerstört worden.

Bei Tauchgängen im Bereich der Insel sind sog. Kupferscheiben gefunden worden. Der nachfolgende Bericht versucht die vielen Meinungen zu kanalisieren.

http://www.mysteria3000.de/magazin/d...lander-kupfer/

Glückauf!

Biblio

Zappo 16.04.2015 20:03

Nochn Link:

http://www.preart.de/39994/40376.html

Gruß Zappo

Mathildis 28.04.2015 20:45

mein erster Artefakt?
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 3)
Hallo, habe ich hier einen Artefakt? Wenn ja, woraus besteht er?
Wurde im Südharz gefunden.
Danke und Grüße, Mathildis

Biblio 03.05.2015 11:36

Hi,

das Stück scheint aus Quarz (Chalcedon) zu sein, Mohs-Härte 7 ?
oder noch besser wäre der Archäologie-Stützpunkt in Goslar.
Hier die Adresse:
http://www.denkmalpflege.niedersachs...597&_psmand=45

Glückauf!

Biblio

Biblio 23.06.2015 20:09

Montanarchäologie in der Obersteiermark
 
Bei Ausgrabungsarbeiten, u. a. auch im Rahmen des Autobahnbaus, sind Belege aus Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit gefunden worden.
Im Paltental gelang der Nachweis einer bronzezeitlichen Kupfererzverhüttung.

Ausführliche Informationen zu diesem Bereich finden sich hier:
http://www.ufg-va.uni-hd.de/imperia/...fg/admont3.pdf

Glückauf!

Biblio

Biblio 18.04.2016 20:53

'Metalle der Steinzeit'
 
'Metalle' der Steinzeit waren natürlich nicht die heutigen Werkstoffe wie Eisen oder Kupfer, sondern die weit verbreiteten und überall auffindbaren Feuersteine oder Silices (Silex)

Dazu eine umfangreiche Arbeit von J. Fries-Knoblach aus dem Jahre 2001:

http://www.fries-knoblach.de/downloa...ch_Silices.pdf

Glückauf!

Biblio


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:36 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.7.0 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.