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fleischsalat 13.05.2012 18:41

Steinbeil- Selbstversuch
 
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Moin zusammen!

Ich hatte am Wochenende etwas Langeweile und habe mich mal wieder der experimentellen Archäologie zugewendet.
Ziel war es dieses Mal die Herstellung eines Steinbeils.

Zuerst musste also ein Stein her!
Nachdem ich etliche mir bekannte Stellen abgeklappert hatte, an denen Steine lagen,
half mir ein Zufall: Ein Stein, der sich von der Form perfekt eignete, gefunden am Ostseestrand (Ist schon ne Weile her...).
Als nächstes brauchte ich eine Art Schnur, um das Beil später am Schaft befestigen zu können.
Schnur schön und gut, aber wie sind die Burschen im Neolithikum an Schnur gekommen?
Irgendein Vieh totschlagen und die Sehnen verwenden fiel aus, daher musste eine andere Lösung her. Ich entschloss mich für die Rinde von Haselnusszweigen (Sind ja schön elastisch).
Das nächste Problem war, die Schnur herzustellen. Die Zweige hatte ich mittlerweile vom Strauch abgebrochen.
Ich brauchte ein Messer. Aber ein Messer? Also ein neuzeitliches? Neee, wenn dann wollte ich es richtig machen. Also zurück zum steinhaltigen Acker und ein Stück Flint aufgesammelt.
Nach ein paar Schlägen mit einem anderen Stein hatte ich dann auch etwas, was ich als Klinge verwenden konnte.

fleischsalat 13.05.2012 18:49

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Mit der „Klinge“ schnitt ich die Rinde ein und zog sie vorsichtig vom Zweig.
Als nächstes schnitt ich die Rinde in schmalere Streifen und verknotete die Enden miteinander.
Nachdem ich auf zig Steinen mit dem Stein herumgerieben hatte, der einmal zum Beil werden sollte, fiel meine Wahl auf Sandstein, da er scheinbar am meisten bewirkte.
Nach gut einer halben Stunde konnte man schon ein bisschen was sehen- Mir war jetzt klar, dass es ein langer Tag werden würde... .

fleischsalat 13.05.2012 18:54

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Ich brauchte etwas, um den Schleifprozess zu unterstützen. Wasser und Sand wurden herbeigeschafft.
Dieses „Schleifmittel“ funktionierte astrein!
Nach 7 Stunden (Bild 12) sah das ganze schon ganz gut aus, nach 9 Stunden (Bild 13) war es so gut wie fertig.
Zugegeben, es ist etwas schief geworden, aber da war nichts mehr zu machen. Hätte ich die Klinge noch genau gerichtet, bzw. den Winkel verändert, hätte ich wieder stundenlang reiben müssen.
Und da mir schon die Gelenke qualmten, beschloss ich: Fertig!

fleischsalat 13.05.2012 18:58

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Jetzt musste das Beil geschäftet werden. Ein Schaft? Hatte ich nicht... .
Also ab in den Busch und etwas passendes herausgesucht.
Aus solchen Astgabeln kann man hervorragend Schäfte bauen.
In den oberen Teil, der später einmal die Klinge aufnehmen sollte, prokelte ich eine Kerbe und versuchte von Zeit zu Zeit, die Klinge einzupassen. Da ich keinen Keil hatte, musste hier wohl oder übel das Stecheisen her.

fleischsalat 13.05.2012 19:01

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Endlich passte die Klinge in den Schaft!
Nun war nur noch die Schnur herumzuwickeln.
Leider hatte ich die um einen Ast gewickelte in der Sonne liegengelassen- Sie war ausgetrocknet und brüchig. Sch... So kurz vorm Ziel dann dieser Rückschlag!
Letzten Endes habe ich mich dann für Bast entschieden.

Die erste Hackprobe hat das Teil übrigens auch schon hinter sich. Versuchsobjekt waren Eichenstämme, von denen ich die Rinde „entfernte“. Zwischendurch musste die Wicklung erneuert werden, da sie sich gelöst hatte. Irgendwie noch nicht ganz ausgereift-
Ich hoffe, es gefällt Euch trotzdem!

DFX 13.05.2012 19:37

Super!
:yeap

ogrikaze 13.05.2012 20:11

Respekt vor der Ausdauer:yeap

Obentraut 13.05.2012 20:14

wow :eek finde ich einfach nur genial!

ODAS 13.05.2012 20:23

Zitat:

Zitat von ogrikaze (Beitrag 722676)
Respekt vor der Ausdauer:yeap

Dem schließe ich mich an! 9 Stunden schleifen :eek

Ein schönes Projekt. :yeap

fleischsalat 13.05.2012 20:24

Zitat:

Zitat von ogrikaze (Beitrag 722676)
Respekt vor der Ausdauer:yeap

Ich mach das auch nie wieder!
Als nächstes kommt eine Axt...:D

Gimbli 13.05.2012 20:25

Feine Sache Jan!:yeap
Das die Sache mit dem Schleifen so gut klappt hätte ich nicht gedacht.:eek
Eventuell kannst du die Bastwicklung noch mit Baumharz verstärken.

Gruß Michael

fleischsalat 13.05.2012 20:39

Zitat:

Zitat von Gimbli (Beitrag 722684)
Das die Sache mit dem Schleifen so gut klappt hätte ich nicht gedacht.:eek

Ging erst durch die Zugabe von Sand und Wasser "besser".
Die Sandsteinplatte, auf der der Stein seine Runden gedreht hat, hat jetzt eine schöne Mulde in der Mitte:winky
Da ich überwiegend kreisende Bewegungen gemacht habe und der Sandstein mit abgerieben ist, denke ich mal, dass hier die Ursache für die nicht perfekte Schneide zu suchen ist... .

Praktiker 13.05.2012 21:05

Werkzeug Steinzeit
 
Ich habe mal nach Vorlage eines original Dechsels ein solches nachgearbeitet. Das geschäftete und fertige Teil sollte eine Ausstellung bereichern. Ich konnte nicht davon ablassen es doch einmal zum Einsatz zu bringen. Nach einigen Hieben war die Schneide ausgebrochen. Der verwendete Ambhibolit (einheimischer) war offensichtlich zu weich. Die Archäologen berichteten mir, dass schon damals geeignetes Material von weit her besorgt wurde. Ohne Handel ging es wahrscheinlich schon damals nicht.
Gruß Roland

Siebken 14.05.2012 06:14

Toll und ja, Respekt vor der Arbeit!

fleischsalat 14.05.2012 06:51

Zitat:

Zitat von Praktiker (Beitrag 722690)
Nach einigen Hieben war die Schneide ausgebrochen. Der verwendete Ambhibolit (einheimischer) war offensichtlich zu weich.


Ich glaube, der Winkel ist entscheident für die Haltbarkeit der Klinge.
Der Winkel an meiner kleinen Bastelei ist relativ flach und somit sehr spitz zulaufend. Ein paar Kerben hat die Klinge nach dem Entrinden der Eichenstämme auch schon... .


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