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Shakerz 16.12.2013 22:04

Ausrüstungskiste / Werkzeug der Dora bzw. Gustav?
 
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Hallo zusammen!

Für heute hab ich dann noch eine komplizierte Frage, die ich die nächste Zeit gerne auflösen möchte.

Ich habe mir bereits letzte Woche aus einem Nachlass bzw. Stadelabbruch die gezeigte Holzkiste u. den Ringschlüssel gesichert. Die beiden Teile stammen aus einem kleinen 5-Häuser Dorf, dass sich keine 500 Meter von der Stelle entfernt befindet, an welcher zum Kriegsende die Dora bzw. Gustav (das ist immer noch etwas strittig) gesprengt wurde. Die Einwohner des Dorfes hatten zum damaligen Zeitpunkt die Überreste des Eisenbahngeschützes, insbesondere die Materialwagen, geplündert. Auch waren auf deren Bauernhöfen die begleitenden Wehrmachtssoldaten untergebracht.

Der Übereigner sagte mir, dass sein Großvater zum damaligen Zeitpunkt auch Werkzeug u. Material mitgenommen hat. Das hat quasi jeder aus dem Dorf gemacht.

Jetzt frage ich mich, ob die Holzkiste u. der Ringschlüssel von dort stammen könnten. Auf dem Deckel der Holzkiste steht mit weißer Farbe u. Schablonen 3-zeilig geschrieben:

(1. Zeile) ...Nr. 7
(2. Zeile) ...ohrteile für Lok
(3. Zeile) Kiste Nr. 5

Die ... stehen für Zeichen die ich nicht mehr lesen kann. Einen Wehrmachtsstempel konnte ich spontan nicht finden.

Auf dem Ringschlüssel steht eingeschlagen: G7 30210

Was meint ihr. Könnte sich das zum Eisenbahngeschütz gehören?


Gruß

S.

Wolfo 17.12.2013 00:36

Der Wellenschlüssel in jedem Falle, die Kiste beim Wort "Lok" wohl eher der Reichsbahn...

Shakerz 17.12.2013 08:42

Ok. Danke schon mal. Was kann man der Nummer des Schlüssels entnehmen? Und: von irgendwas muss die Dora ja gezogen worden sein. Ist ja ein Eisenbahngeschütz. Das könnte doch eine Lok von der Reichsbahn gewesen sein nehme ich an? Zumindest hatten sie immer Loks u. Wagen dabei, weil dort das ganze Personal draufgesessen ist.

wobo 17.12.2013 11:20

Hallo Sha...
In der "WAFFEN REVUE" Band 13+14 (1974) Karl R. Pawlas Verlag, steht ein sehr guter Bericht über dieses Geschütz.

"Dora"..."D-Gerät"...oder "Schwerer Gustav" sind demnach Bezeichnungen für ein und das selbe Gerät,
um Dora zu bewegen waren 3 Sonderüge mit Einzellasten bis 700 t nötig, dazu noch 3 Züge Bautrupp.

Ich glaube, deine Teile sind normales Eisenbahn Zubehöhr, denn die Dora-Teile sind dermaßen "unhandlich",
daß ein Normlbürger da nix mit anfangen könnte ( auch nach 45 nicht)...:D

Gruß wobo

Shakerz 17.12.2013 14:47

Zitat:

Zitat von wobo (Beitrag 801159)
Hallo Sha...
In der "WAFFEN REVUE" Band 13+14 (1974) Karl R. Pawlas Verlag, steht ein sehr guter Bericht über dieses Geschütz.

"Dora"..."D-Gerät"...oder "Schwerer Gustav" sind demnach Bezeichnungen für ein und das selbe Gerät,
um Dora zu bewegen waren 3 Sonderüge mit Einzellasten bis 700 t nötig, dazu noch 3 Züge Bautrupp.

Ich glaube, deine Teile sind normales Eisenbahn Zubehöhr, denn die Dora-Teile sind dermaßen "unhandlich",
daß ein Normlbürger da nix mit anfangen könnte ( auch nach 45 nicht)...:D

Gruß wobo


Hi!

Ja - soweit schon klar. In der Kiste wird natürlich kein Ersatzlauf von der Kanone gelegen haben. Auch wenn die Kiste nicht direkt etwas vom Geschütz enthalten hat, so könnte sie sich doch zum Versorgungstross des Geschützes gehört haben. Für die Lokomotiven u. Wägen der 6 Züge wurde doch sicher auch was mitgeführt. Und irgendwo gibt es ja auch kleine Teile, nicht nur 100-Tonner. :rolleyes:

Was die Züge betrifft: das muss doch was von der Reichsbahn gewesen sein? Die Wehrmacht hatte doch keine "eigenen" Züge, oder?

Wenn die Dora od. Gustav von der Reichsbahn gezogen wurde, kann das Zeug nur vom Geschützzug stammen. Alle anderen Möglichkeiten scheiden den Umständen nach eigentlich aus. Das Dorf kennt man nur wegen der Sprengung u. Plünderung.


Gruß

S.

wobo 17.12.2013 19:20

Hallo Sha...
Laut "WAFFEN REVUE" hat es wohl eine enorme Geheimniskrämerei um dieses Teil gegeben,
weswegen es auch so gut wie keine Daten/Unterlagen darüber gibt, also vermute ich mal,
das es auch keine Kisten oder andere Teile gibt, die jetzt mit "Dora"* beschriftet sind (*nur als Beispiel)

Edit hat noch etwas für dich gefunden:
http://www.e94114.de/Geschuetz.htm

Gruß wobo

Shakerz 17.12.2013 21:06

Das mit der Beschriftung "Dora" ist richtig. Da findest du nichts. Das ist auch wieder genau der Punkt, welcher die Kiste so verdächtig macht. Ich muss dazu sagen, dass ein Bekannter von mir (Militariasammler aus meiner Gegend) eine Sackkarre u. eine Metallleiter hat, die nachweislich vom Eisenbahngeschütz stammen. Ebenfalls aus diesem Dorf. Draufstehen tut natürlich auch nichts, aber es gibt (gab) Zeitzeugen. Er stellt das auch zusammen mit einem großen Modell im Heimatmuseum aus. Vor ca. 10 Jahren wurde auch noch das mehrere Tonnen schwere Verschlussstück beim Ackern gefunden. Hier ist also schon einschlägiges Material im Umlauf.

Ich hab mir heute im Internet mal Vergleichsbilder angesehen. Machart, Farbe, Beschriftung von der Kiste passen zumindest, so das sie auf jeden Fall aus der Zeit WK II stammen dürfte.

Danke für den Link. Den werd ich mir gleich mal durchlesen.




Gruß

S.

wobo 17.12.2013 22:15

Hallo Sha...
In dem Link wird geschrieben, das Dora (und Gustav = ?) in Kummersdorf gesprengt wurden.
Ich meine, rein vom Logischen her gibt das am meisten Sinn, denn warum sollte man so eine Masse
irgendwo in der Pampa abstellen. Nachdem Dora von Sevastopol zurück kam war sie ja nie
wieder im Einsatz. Ich könnte mir vorstellen, daß auch nur die Sonderwaggons abgestellt wurden,
denn jeder "Normale" wurde doch dringend gebraucht. Einige Fotos in der WAFFEN-REVUE zeigen
die beschädigte Dora mit Amerikanischen Soldaten, aber es ist nicht ein einziger einfacher Waggon zu sehen.
Übrigens ist der Verschlußblock ein kpl. Waggon und auf den W-R Bildern von vorn und hinten abgebildet,
was dort in dem Dorf gefunden wurde, kann also nicht von der Dora sein

PS: Ich will den Leuten in "deinem" Dorf nichts unterstellen, aber mir erscheint es wie der "Tiger im Dorfteich"...:rolleyes:

Gruß wobo

Michael aus G 17.12.2013 23:32

Zitat:

Zitat von wobo (Beitrag 801278)
In dem Link wird geschrieben, das Dora (und Gustav = ?) in Kummersdorf gesprengt wurden.
Ich meine, rein vom Logischen her gibt das am meisten Sinn, denn warum sollte man so eine Masse
irgendwo in der Pampa abstellen.

Allerdings ist es so, das DORA am 15.April 1945 im Heeres-Nebenzeugamt in Auerswalde bei Chemnitz gesprengt wurde, wo es seit September 1943 eingelagert war.

Das Geschütz SCHWERER GUSTAV wurde März 1943 in Rügenwalde(Pommern) abgebaut und eingelagert. Im Februar 1945 nach Auerswalde verbracht, gingen die großen Teile, darunter auch Werkstatt- und Munitionswagen, im März 1945 nach Grafenwöhr und wurden auf der Nebenbahn bei Metzendorf abgestellt und am 19. April 1945 gesprengt.

Vom dritten Geschütz LANGER GUSTAV (52cm Glattrohr) waren nur Teile und das Rohr fertiggestellt/in Fertigung und wurden beim einem Bombenangriff auf Krupp in Essen beschädigt/zerstört.

Die Bilder der gesprengten Geschütze kann man leicht selbst googlen...
Aber es gab auch "Überlebende". :D

Zitat:

die Diesellokomotiven V188
http://www.e94114.de/V188.htm#Bilder

der Wagen 973 0702-2 (ex 75-30-11) wurde am 13.August 1968 im Bahnhof Aue bildlich festgehalten und fand als Werkstattwagen Verwendung. In der Stirnwand des 30,63 t schweren Wagens sind noch die ursprünglichen Lüftungsöffnungen vorhanden.
http://i7.tinypic.com/44so10y.jpg

Im Bahnhof Altenberg stand am 25.September 1964 der Wagen 75-30-14, der hier als Bergbremswagen vorgehalten wurde.
http://i15.tinypic.com/2gsoj06.jpg

Der Wagen 973-0708-9 diente als Werkstattwagen des Unkraurvernichtungszuges. Dieser ehemalige Munitionswagen stand am 19.Mai 1975 in Aue.
http://i7.tinypic.com/2hfnt08.jpg

Hier noch eine interesante Geschichte von der Industriebahn Mittweida:

"...ein weiteres äußerst interesantes Fahrzeug verschlug es 1945 auf die Industriebahn. Der gedeckte Vierachser gehöhrte ursprünglich als Munitionswagen zum Eisenbahngeschütz "Dora", dessen Einzelteile sich bei Kriegsende im Heeres-Neben-Zeugamt Auerswalde befanden. Um ihn "Reichsbahntauglich" zu machen, musste im RAW Dresden zunächst die Inneneinrichtung entfernt werden und der Wagen erhielt an den Seitenwänden je eine zweiflüglige Tür. Daraufhin kam das von den Mittweidaer Eisenbahnern "Pullman" genannte Fahrzeug zusammen mit der "17" auf der Industriebahn als Brems- und Stückgutwagen zum Einsatz. Später gelangte der "Pullman" nach Wülhnitz, wo er dem dort stationierten Unkrautvernichtungszug vile Jahre lang als Materialwagen diente."

Rechts im Bild der Pullman:
http://i7.tinypic.com/2z3qsz6.jpg


Quellen: Günter Meyer-Meisterfotos der Damplokzeit Band 2-EK-Verlag
Kay Hähner/Erik Rauner-Die Industriebahn Mittweida-Eigenverlag
DORA Geschoss und Kartusche im MHM Dresden

http://upload.wikimedia.org/wikipedi...d_Geschoss.jpg

Shakerz 18.12.2013 00:43

Zitat:

Zitat von Michael aus G (Beitrag 801287)

Das Geschütz SCHWERER GUSTAV wurde März 1943 in Rügenwalde(Pommern) abgebaut und eingelagert. Im Februar 1945 nach Auerswalde verbracht, gingen die großen Teile, darunter auch Werkstatt- und Munitionswagen, im März 1945 nach Grafenwöhr und wurden auf der Nebenbahn bei Metzendorf abgestellt und am 19. April 1945 gesprengt.


Danke - jetzt brauch ich nicht alles rausholen. Ich hab ja geschrieben, dass ich jetzt auf die Schnelle nicht weiß, welches von beiden es war. Dora od. Gustav.

Fakt ist: das Geschütz war da. Die Teile sind auch hier. Und der berühmteste Zeuge ist General George S. Patton, der sich extra zur Besichtigung dorthin karren lies. Dazu kommen paar hundert Augenzeugen u. Streufunde. Also das Geschütz lässt sich nicht weg argumentieren. Das letzte was ich gehört habe war übrigens Gustav.

Und jetzt würde mich immer noch brennend interessieren:
hat die Reichsbahn das Zeug gezogen od. eigene Wehrmachtszüge? Weil wenn es die Rechsbahn war, würde ich sagen, die Sache mit der Kiste ist durch. Die gehört sich dann zum Tross vom Eisenbahngeschütz. Offensichtlicher gehts gar nicht mehr...


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