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BOBO 18.11.2002 22:50

genaue Lage Jugendarbeitslager
 
Habe da eine Postkarte ersteigert. Darauf ist das Jugendarbeitslager Wüstenahorn im Jahre 1932 zu sehen. Dies muß in unmittelbarer Nähe zum Schindberg (BZ-Suche Coburg)gelegen haben.

Kann mir jemand nähere Info´s zur genauen Lage des Lagers geben? In welchem Archiv könnte ich über die Tätigkeiten des Lagers Informationen finden? Wo könnte ich an einen Namensverzeichnis gelangen?

mfg

BOBO

BOBO 18.11.2002 22:56

Vorderseite
 
der Postkarte

BOBO 18.11.2002 22:56

Rückseite
 
der Postkarte

jlandgr 19.11.2002 01:11

Hallo,
wollte morgen sowieso in die Uni-Bib und werde dann mal u.a. in "Das nationalsozialistische Lagersystem" nachsehen, mal sehen. 1167 Seiten, vielleicht ist das Lager ja dabei, aber wieviel da steht: man wird sehen... Ich weiß nicht, ob Du den Bericht "Coburg unter dem Hakenkreuz" aus dem Coburger Volksblatt schon kennst, wahrscheinlich schon, da Du ja aus dem Raum bist und Dich viel mit der Materie beschäftigst, wie ich gerade (bin neu hier ;) ) durch den Link in Deinem Profil gesehen habe .
Ansonsten: als PDF u.a. bei http://library.fes.de/library/netzqu.../quelle10.html
, der Bericht zum "Waldlager" könnte passen, ich weiß nicht ob es schon 1932 mehrere Lager bei Coburg gab.
Viele Grüße,
Jérôme

BOBO 19.11.2002 17:56

Danke erstmal
 
Einen Teil davon kenne ich schon, leider aber nicht alles.

Würde mich freuen, wenn Du was zu dem Lager in Erfahrung bringen kannst.

mfg

bobo

jlandgr 19.11.2002 19:02

Hi,
habe leider keinen Verweis zu "Wüstenahorn" gefunden :( . Zwar einige Lager (sowohl Zwangsarbeit als auch KZ/KZ-Außenstellen etc. sind verzeichnet) im Kreis Coburg:
Doerfles, Backsteinfabrik/Ziegelei ("brick factory"), 200 pers., 1940-45;
Neustadt bei Coburg, KZ-Kommando von Buchenwald, Kabel-u. Leitungswerke AG, 12.9.44-6.4.45, 400 weibliche Gefangene;
Untersiemau, in einer Fabrik, 9 Männer und 33 Frauen (Ukraine), 1942-45
Auch in weiteren Kreisen Oberfrankens hat das Buch Infos zu Lagern (Lichtenfels etc.), aber leider nicht Wüstenahorn.
Die Liste basiert u.a. auf den Listen des International Tracing Services und sind sehr ausführlich, aber leider nicht in Deinem Fall. Ich melde mich, falls ich woanders noch etwas finden sollte, muß mal überlegen.
Viele Grüße,
Jérôme

jlandgr 20.11.2002 20:43

Hi,
bin heute auf eine neue Spur gestoßen, auf die ich eigentlich aufgrund des Jahres (1932) und des Verweises auf Jugend früher hätte kommen können. Nach dem Querlesen des Buches "Erziehung durch Arbeit - Arbeitslagerbewegung und Freiwilliger Arbeitsdienst 1920-1935" komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, daß es sich bei Wüstenahorn um ein Lager des "Freiwilligen Arbeitsdienstes" handelt. Das Buch ist sehr interessant und schildert die Entwicklung von bündischen Arbeitslagern bis hin zu FAD und RAD. Das Buch enthält auch eine Menge interessanter Quellenangaben, den wichtigsten bzw. hier lokal verfügbaren werde ich auch nachgehen, da mich das Thema allgemein interessiert (hatte an der Schule früher auch mal ein Referat zu dem Thema).
Was konkret Wüstenahorn angeht: einige Quellen sollen einiges an Auflistungen enthalten, werde da mal gucken. Eine weitere äußerst interessante Spur aus der Zusammenfassung eines Beitrages für einen Wettbewerb:
"Coburg
Winter, Hubert
1598
5. Preis
Die Anfänge der NS-Herrschaft
49 S
12. Klasse, Ernestinum, 8630 Coburg
ohne Tutor
Coburg war eine NS-Hochburg. Der Verfasser referiert die Entwicklung zum Nationalsozialismus
seit Beginn der 20er Jahre – 1929 bereits hatte die NSDAP die Mehrheit im Stadtparlament, der
Herzog von Coburg war nationalsozialistischer Funktionsträger, es bestand ein Lager des
Freiwilligen Arbeitsdienstes – und behandelt Verfolgung und Widerstand von Sozialdemokraten.
Lokalpresse, lokalgeschichtliche Literatur, Polizeiakten u.ä. (Stadtarchiv)."
Diese Spur ( http://container.zkm.de/lfh/pdf/DKORBER1.PDF ) , die ich eben gerade erst "ergooglet" habe, scheint die Spur zum FAD zu bestätigen. Mal sehen, ob der Wettbewerbsbeitrag irgendwo erhältlich ist. Wäre sehr interessant...
Ansonsten: hast Du schonmal im Stadtarchiv Coburg nach einem Lager des FAD gefragt?
Melde mich wieder, wenn ich was neues habe.
Jérôme
edit: habe gerade gesehen, daß der Beitrag per Fernleihe verfügbar sein soll :p :dance :p

BOBO 21.11.2002 22:28

Dankeschön
 
Jetzt muß ich mich erst ein wenig durchlesen. Ganz schön viel Material, was Ihr mir zusammengetragen habt.

Speziell ging es mir darum, das das Lager in etwa 1km vom Schindberg gelegen war.
Pressemitteilungen zur Folge, muß ein Gefangenenlager nahe dem Schindberg am Ende des Krieges sich befunden haben. Aber wo? Kann es sich um das o.g. Jugendarbeitslager gehandelt haben. Werde erst mal schauen, wie lang das Lager überhaupt bestand als Jugendarbeitslager. Vielleicht wurde später ein Kriegsgefangenenlager daraus. Vielleicht kann mir jemand nützliche Hinweise zu Gefangenenlager im Raum Coburg geben. Speziell Lager, wo die Gefangenen zu Strafarbeit herangezogen wurden.

mfg

BOBO

jlandgr 21.11.2002 23:07

Hi,
das Lager in Neustadt bei Coburg war, wie gesagt, lt. Liste eine KZ-Außenstelle Buchenwald, 400 Gefangene bei der Kalag (Kabel- u. Leitungswerke AG). Die anderen genannten Lager im Kreis Coburg sind als CWC, also "civil work camp" in der Liste des ITS gekennzeichnet, was ein Oberbegriff für verschiedene Arten von Lagern ist, von bewachten Zwangsarbeitslagern bis hin zu unbewachten Lagern zur Unterbringung von Arbeitskräften. Eigentlich hat der ITS die Systematik sehr verfeinert, hält sich aber oft nicht daran und schreibt nur "CWC", auch weil die Infos zum Zeitpunkt der Erstellung der Liste kurz nach Kriegsende unvollständig waren. Das o.a. Buch reproduziert aber nicht nur die Liste des ITS, sondern hat durch weitere Recherchen/Quellen die Listen noch erheblich erweitert. Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir noch die "map reference" angeben. Diese beziehen sich auf "G.S.G.S. 1:250000 map series pages, issued by the Supreme Headquarters Aliied Expeditionary Forces".
Wie weit möchtest Du den "Raum Coburg" denn fassen? Eine Angabe der interessierenden Kreise (neben Kreis Coburg) wäre nützlich, dann könnte ich Dir die Camps aus den Listen raussuchen. Die Liste ist sicher beileibe nicht vollständig, aber das Buch nimmt für sich in Anspruch die bisher vollständigste Sammlung von Elementardaten zu NS-Lagern zu sein.
Weitere Kreise im Angebot mehr oder weniger um Coburg herum: Lichtenfels, Haßfurt, Hildburghausen etc.
Bin dieses WE weg, wenn Du mir Wünsche noch bis morgen, 09:30 Uhr schickst schaffe ich evtl. morgen früh noch einen Besuch in der Uni-Bib, sonst wieder am Montag. Viel Erfolg noch & viel Glück ...
Jérôme
P.S: die Körber-Stiftung ist wegen der Fernleihe kontaktiert, ich melde mich, wenn ich den Aufsatz habe ;)

BOBO 22.11.2002 21:00

Genaue Lage
 
Speziell suche ich nach Lagern in der Stadt Coburg, bzw. am Stadtrand. Lt. Zeitzeugen war eines südwestlich am Stadtrand gelegen. Dabei soll es sich um jüdische und ungarische Kriegsgefangene gehandelt haben. Diese sollen auch am Schindberg gearbeitet haben.

Belegt ist (durch Fotomaterial), das in der Zeit von 1933-1945 erheblich am Schindberg gebaut wurde. Ob es sich hierbei nur um einen Steinbruch gehandelt hat, bezweifel ich, da:

- es Sperrgebiet war
- Anzeichen für größeren Bergbau gefunden wurden
- Dokumente und Urkunden im Stadtarchiv dazu fehlen
- div. Zeitzeugenaussagen von Lüftungsrohre und Stahltüren sprechen
- In einem Gebiet liegt, welches für Rüstungsbetriebe als U-Verlagerung diente

Also, das dort am Schindberg was geschah, ist nicht von der Hand zu weisen; und wenn es nicht militärisch wichtig gewesen wäre, würde man meiner Ansicht nach auch Unterlagen dazu im Archiv finden. Diese fehlen aber - Wieso?!?!?!

s. Bild
http://www.schatzsucher.de/Foren/att...=&postid=42651

Eifelgeist 23.11.2002 02:10

Zitat:

Original geschrieben von BOBO
... und ungarische Kriegsgefangene gehandelt haben ...
Ungarische Kriegsgefangene? Aus welcher Quelle stammt diese Behauptung?

Das Kgr. Ungarn war vom 20. November 1940 (Beitritt zum Dreimächtepakt) bis Kriegsende ein verbündete Staat des Deutschen Reiches! Die am 3. Dezember 1944 von Generaloberst Béla Miklós von Dálnoki gebildete Gegenregierung gegen den Staatsführer Férenc Szálasi dürfte kaum zu ungarischen Kriegsgefangenen deutscherseits geführt haben.

Gruß
Eifelgeist

jlandgr 24.11.2002 12:40

Hallo,
habe einen Hinweis auf Rödental-Oeslau (Anna-Werk) gefunden. Nicht direkt in Coburg, aber laut Routenplaner mit gut 6 km auch nicht so weit vom Zentrum entfernt.
Siehe http://home.t-online.de/home/RIJONUE/ost1.htm, dort :
CHITRUK MICHAIL MICHAJLOWITSCH
1923
332
MUENCHEN FLUGZEUGFABRIK NR. 2, PLAUEN UNTERLOSA, NUERNBERG STRAFLAGER, BAMBERG, COBURG OESLAU ANNA-WERK
42-45
Des weiteren eine Spur nach Rodach bei Coburg, aber wieder leider nicht Stadtgebiet selbst.
"1205, Laufzeit: 1943
H.S.geb.Andritzke, Darmstadt: Verbotener Umgang mit einem französischen Kriegsgefangenen zu Rodach, Kreis Coburg, 1942
(AZ: 1 SMs 84/43)" siehe http://www.stad.hessen.de/aktuell/Qu...angsarbeit.htm
Viel Glück noch bei der Suche,
Jérôme

jlandgr 24.11.2002 13:06

Re: Genaue Lage
 
Zitat:

Also, das dort am Schindberg was geschah, ist nicht von der Hand zu weisen; und wenn es nicht militärisch wichtig gewesen wäre, würde man meiner Ansicht nach auch Unterlagen dazu im Archiv finden. Diese fehlen aber - Wieso?!?!?!
Hi,
nur eine Frage zur Sicherheit: welches Archiv meinst Du? Nur das Stadtarchiv Coburg oder auch das Staatsarchiv Coburg http://www.gda.bayern.de/cobix.htm ? Ich frage nur zur Sicherheit, da unter http://home.t-online.de/home/RIJONUE/nsb3.htm steht, daß es dort Archivalien zur Zwangsarbeit gibt, wenn auch nichts über deren Qualität und Quantität gesagt wird.
Viel Erfolg,
Jérôme
P.S: evtl. könntest Du beim Staatsarchiv, falls noch nicht geschehen, ja auch mal wegen "Heilig-Kreuz" nachfragen?

jlandgr 27.11.2002 17:39

Hallo,
so, habe endlich die Kopien von der Körber-Stiftung bekommen, die waren sehr nett: kopiert, alles schön gebunden, per Post geschickt und alles kostenlos :-)
Es gibt auch einige Seiten zu Wüstenahorn, bei Interesse kann ich sie die Tage mal in der Uni scannen.
Hier eine kurze Zusammenfassung:
es handelte sich um ein Lager des FAD, das in der ehemaligen Walderholungsstätte Wüstenahorn angesiedelt war. Die "jugendlichen Wohlfahrtsarbeitslosen" wurden u.a. bei den Arbeiten der Tiefbaufirma Wischniowsky zur Erstellung des Hirschfeldringes eingesetzt.
-Vorplanungen & "körperliche und geistige Betreuung ... außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit" durch den Stahlhelm, Ortsgruppe Coburg
- zentral beteiligt an Planungen: Bauamt & Wohlfahrtsamt
- zentrale Personen, die im Artikel erwähnt sind:
- 1. Bürgermeister Franz Schwede
- Amtsgerichtsrat Rose (Stahlhelmsozialberater)
- Stadtrat Linke (Bausenat)

zuerst wurde das Projekt im Frühjahr & Sommer 1930 beraten. Der vorliegende Artikel bezieht sich auf die Ratssitzung vom 29.4.1932

Der Artikel enthält zu Beginn auch Referenzen auf weitere Artikel zum Thema, die mir nicht vorliegen:
- Stahlhelm, Zeitung Nr. 14 vom 10.4.32, "Im Schmucke fremder Federn - Die NSDAP rühmt sich mit Leistungen des Stahlhelms"
- Coburger Zeitung, Nr. 95, 23.4.32, "Ein Flugblatt der NSDAP" von Karl Pault

Viele Grüße,
Jérôme

P.S: http://www.ebersdorf-bei-neustadt.de/chron3.htm enthält einen Verweis auf eine Firma Paul Wischnowsky im selben Raum, die es zumindest 1966/67 noch gab. Welche der beiden Schreibweisen stimmt, kann ich nicht sagen. Die gelben Seiten jedenfalls scheinen nichts passendes mehr zu enthalten.
Probier mal eine Anfrage beim Bauamt, falls die "Walderholungsstätte" nicht lokalisierbar ist ...
Jérôme
edit:
es ist auch ein Tagesablauf enthalten, der anscheinend auf dieses Lager speziell bezogen ist und kein "allgemeiner" Tagesablauf ist. Sollte diese Vermutung zutreffen, so lag das Lager maximal 15 Minuten Fußmarsch von der Baustelle (dem Hirschfeldring, wenn ich die altdeutsche Schrift richtig gelesen habe):
"07.45 Werkzeugfassen und Abmarsch zum Arbeitsdienst 08.00-12.00 Uhr Arbeitsdienst auf der Baustelle ..."

jlandgr 28.11.2002 01:22

Hi,
noch eine kurze Idee zur genauen Lokalisierung des Lagers Wüstenahorn: evtl. gibt es alte Telefon-/Adressbücher?
Eine Suche via verschiedener Verbunddatenbanken erbrachte zumindest für Coburg im interessierenden Zeitraum keine Treffer. Aber evtl. im Stadtarchiv? Damit scheint man häufiger Glück zu haben, siehe http://groups.google.de/groups?q=Tel...nko.net&rnum=1 , vielleicht hast auch Du Glück. Suche entweder nach Lager/Jugendlager/Jugendarbeitslager/Arbeitslager Wüstenahorn für 1932 ff. oder früher (vielleicht 1910?) Walderholungsstätte/Walderholungsheim Wüstenahorn.
Nur so eine Idee. Wenn das und/oder eine Anfrage bei Bau- oder Wohlfahrtsamt (wo mögen diese Akten wohl heute sein?) nichts bringt, hmmm ...
Viel Glück & schreib mal, wenn Du was neues hast,
Jérôme


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