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Sir Alottafind 12.02.2020 20:20

Mittlerweile, nachdem man sich etliche Denare zu Gemüte geführt hat, halt ich es zumindest für möglich, dass die Fundmünz echt sein könnte. Wenn mir jetzt noch wer Bewanderter die seltsamen Erscheinungsformen der erhabenen Linien erklären mögen könnte......

Kaktus44 12.02.2020 20:24

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Zitat:

Zitat von Sir Alottafind (Beitrag 956856)
Was mich aber irritiert: weshalb sehen die erhabenen Linien der Fundmünze so 'gestückelt' und 'aufgelötet' aus? Oder als hätte man per Lötkolben eine Wachsform gestaltet und dann abgegossen (für ein Urmodell, von dem eine/mehrere Gussform/en abgenommen wird).

Die Technik des Stempelschneidens war um 1100 auf einem Tiefpunkt angekommen. Schaut man sich gute Griechen, Römer 1000 Jahre früher oder die kunstvollen Brakteaten 100 Jahre später an dann wirkt diese Zeit richtig primitiv.
Viele Stempelschneider waren Schmiede und konnten nicht lesen und schreiben. Für die Stempel wurden oft Punzen benutzt, hier einfach Punkte. Man schlug in den herzustellenden Stempel das Bild mit Punzen ein, das war leichter als Linien zu gravieren. Man sieht das weil die Punkte alle ganz gleich sind. Der Lilienstab z.B. ist eine Folge von mehreren ineinander übergehenden Punkten. Das konnten dann auch Laien. Später wurden auch Sterne und andere Motive als Punzen gefertigt und dann vielfach verwendet. Jeden Punkt in den Stempel einzeln zu gravieren wäre Zeitverschwendung, mit Punzen geht das schnell. Die Linien sind recht grobmotorisch eingraviert, wie eine Strichzeichnung eines Kindes. Es gibt hier nur 2 Ebenen. Irgendein plastisches Ausarbeiten gab es nicht.

Daher dachte ich auch an Bamberg wo das unter Bischof Rupert besonders deutlich war:

Sir Alottafind 12.02.2020 21:58

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Das mit der 'Punzpunktentechnik' ist nachvollziehbar.

Und damit wurden auch Linien dargestellt.

Müssten dann aber die Kanten zur Münzfläche nicht ausgeprägt gewellt erscheinen? Überwiegend laufen die ja recht gut (blau).

Hab mal Bereiche der Fundmünz mit Pfeilen versehen. Besonders bei Orange hab ich stark das Bild von Lötkolbenarbeit in Wachsmodel vor Augen. Teilweise scheint der Arbeiter seine punktgepunzten Linien sowas wie Nachgearbeitet zu haben, teilweise, wie bei orange, rein nix saubergemacht zu haben. Oder hat er dort den fehlerhaften/verschlissenen Prägestempel ausgebessert....?....

T-W-F-Y 12.02.2020 22:38

Also ich bin echt froh das ich diesen Thread hier eröffnet habe... so viel wie ich hier in den letzten zwei Tagen über Münzen gelernt habe ist echt ne Wucht... Danke dafür...:)

Kaktus44 12.02.2020 23:46

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Hier ist ein Dünnpfennig mit 8 Rosetten. Wenn man die genauer anschaut dann haben sie alle unten eine Lücke und links oben eine Delle. Sie stammen alle von einer Punze und zeigen deshalb die gleichen Macken.

Wie damals die Linien gemacht wurden weis ich nicht, da müssen wohl mit einem Gerät sehr lange gerieben worden sein.

Sir Alottafind 13.02.2020 08:00

@Kaktus44: Hast Du Bild/er von damaligen Prägewerkzeugen zur zeigenden Hand?

Colin 13.02.2020 16:32

Nun denn...

Ich fasse mal zusammen das es sich evtl. um einen "Pfennig" aus der Zeit irgendwo in Deutschland zwischen 1000 u. 1350 handelt..denn da hörte in ca. das Münzschlagen per Hand auf. Ich sehe jedenfalls keinen Grund dafür eine Münze zu fälschen u. sei es auch Zeitgenössich im Gegenwert eines "Pfennigs" der kaum zu identifizieren ist. u. sich auch Neuzeitlich nur zwischen 20-50 Euro bewegen dürfte. :winky

Würde man das beabsichtigen wollen, hätte man sicherlich auch mehr Legende drangelassen, denn somit hatte es weder damals einen hohen Silber noch heute einen besonders historischen Wert! :rolleyes:

Für ein wenig Entspannung lasse ich euch mal "ausnahmsweise" an zwei links aus "meinem unerschöplichen Fundus" teilhaben, der auch ein paar Fragen von zuvor beantworten könnte..! :D ;)

(man sollte jedoch dem Englisch ein wenig mächtig sein..u. in diesem Fall eher part 2 klicken!) ;)


Coining technology — part I. Ancient Greece to Late Roman Empire

http://muzeydeneg.ru/eng/?p=665


Coining technology – Part 2, Middle Ages – from barbaric imitations to a penny.

http://muzeydeneg.ru/eng/?p=693


Lb. Gruß

Colin

Kaktus44 13.02.2020 16:54

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Aus dem Früh- und Hochmittelelter sind wohl keine Stempel erhalten, sie wurden nach dem gebrauch wohl vernichtet um Missbrauch zu verhindern.
Colins 2.Link zeigt ein "s" mit Punzenmerkmalen.

http://www.geschichte.uni-wuerzburg....m-mittelalter/

Es gibt in Schaffhausen ein "Münzmeisterfenster" mit vielen Szenen der mittelalterlichen Münzherstellung. Darin finden sich viele Schritte, nicht aber die Stempelherstellung:
https://ikmk.smb.museum/object?id=18213249


Hier ist ein Bild aus dem Salzburger Numismatischen Nachrichtenblatt:
Stempel eines Friesacher Pfennigs

Sir Alottafind 13.02.2020 17:00

Dann muss man wohl angesichts des Stempelmaterials auch Einfluss von Rostfrass aufs Schlagbild berücksichtigen.

Colin 13.02.2020 17:05

Hier noch eine Auflistung von 16 Schritten die so ungefähr von statten gingen::winky

http://www.royalmintmuseum.org.uk/hi...ges/index.html


Lb. Gruß

Colin


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