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Ironpic 06.05.2017 19:33

Einen alten Pflug restaurieren
 
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Hallo,

Wir haben in unserem Heimatmuseum im Außengelände einige Ackergeräte, die
den ganzen Tag nichts besseres zu tun haben, als so-vor-sich-hin-zu-oxidieren.
Davon werden sie auch nicht schöner.
Man ist, nachdem ich mit meinem Deutz fertig war, an mich herangetreten, ob
ich nicht eines der Geräte restaurieren könnte. Leichtfertig, wie ich nun mal bin:
([Großkotz on] "Klar kann ich das! Alles kein Problem!! Mach ich doch
gerne!!!"[Großkotz off]).
Das hab ich jetzt davon. Das Teil ist absolut unbeweglich. Die Kombination von
altem Lack und Rost hält alles fest zusammen. Um eine Schraube zu lösen bin
ich gezwungen die Mutter weg zu flexen oder mit dem Schweißbrenner heiß zu
machen. WD 40 oder Teflon oder so geht gar nicht. Fang ich einfach mal an.
Hier mal einige Bilder vom Ist-Zustand.
.

muhmer 06.05.2017 20:20

Leichte Schläge auf den "Hinterkopf" tun Wunder und statt WD-40 nimm mal Bremsenreiniger oder Cola.
WD-40 ist viel zu dickflüssig und die Cola frisst Dir noch den Rost weg.
Danach der übliche Aufbau beginnend mit Herconia Rostschutz Longlife oder Fertan, wobei letzterem der Vorzug zu geben ist (wird auch von namhaften Restauratoren verwendet).

Gruß

Spürhund 06.05.2017 21:06

Naja !?
Bei so hartnäckig bemalten Objekten benutze ich Lack-Abbeizer (das letzte mal von Clou ).
Ordentlich dick einpinseln und warten, wenns trocken wird und keine Blasen wirft nochmals einpinseln und warten.
Geduld ist dabei eine Tugend aber zum Schluß gehts dann doch recht einfach ab....
Dann kannst du mit Rostumwandler arbeiten oder auch WD40 und ein wenig Hitze .

Mit Bremsenreiniger wirst du da nicht viel ausrichten können - der verdunstet zu schnell.

Gucker 06.05.2017 21:11

Wie wärs mit Sandstrahlen, und hinterher Pulverbeschichten?

Spürhund 06.05.2017 21:20

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Zum Strahlen hatten wir schonmal diesen Beitrag:
http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=80222
Vorsatz für den Hochdruckreiniger....

Mal ein paar Bilder vom Rahmen:
Das Teil war pulverbeschichtet mit einer sehr hartnäckigen Grundierung. Leider hab ich nicht genug Geduld gehabt noch noch mehrfach eingepinselt - also musste ich noch etwas mehr nachschleifen.

P.S.: Bei anderen Projekten/Objekten gings wesentlich einfacher - deswegen hab ich das Beispiel gewählt.

muhmer 06.05.2017 21:23

Bei so was kommt der Bremsenreiniger an das Objekt und an Zellstoff, Watte, o.ä. und Alufolie darüber. Da verdunstet fast nichts und man kann problemlos nachdosieren.
Wenn man das ganze vorher auf max. 100 °C anwärmt wird das ganze richtig eingezogen.

Gruß

Spürhund 06.05.2017 21:40

Lack Abbeizer enthält aliphatische Kohlenwasserstoffe genauso wie Bremsenreiniger.
Der Abbeizer hat den Vorteil das er dafür gedacht ist Lack abzubeizen (deswegen der Name) und nicht Bremsen zu Reinigen. :freu
Zudem hat der Abbeizer eine gelartige Konsistenz haftet überall und trocknet/verdunstet nicht so schnell. :brav:

Kannst auch mit hochkonzentrierter Natronlauge probieren - die nehme ich für Möbel, Türen u.s.w. wenn größere Flächen bearbeitet werden müssen.
Natriumhydroxid zum selbst ansetzen bekommst du, selbst im Netz, eimerweise recht günstig.
Um eine gelartige Konsistenz dafür zu erreichen hab ich auch einen kleinen Trick gefunden ..... :winky

Peter_0467 06.05.2017 21:48

Zitat:

Zitat von Spürhund (Beitrag 913902)
Um eine gelartige Konsistenz dafür zu erreichen hab ich auch einen kleinen Trick gefunden ..... :winky

Da machst du mich neugierig, wie geht das?

muhmer 06.05.2017 21:49

Zitat:

Zitat von Gucker (Beitrag 913899)
Wie wärs mit Sandstrahlen, und hinterher Pulverbeschichten?

Sandstrahlen und Co zerstört die Oberfläche. Dann doch eher Drathkorn oder Trockeneis. Oder was noch weitgehend unbekanntes aber sehr Kostengünstig - SodaBlast.
Mal noch ein paar Anwendungsgebiete
https://www.youtube.com/watch?v=j0w4XPx-pwQ
https://www.youtube.com/watch?v=zm3WOo33kNc
https://www.youtube.com/watch?v=tcjfV8zs0Dk
https://www.youtube.com/watch?v=GLWeEpjIa_A
Da gibt es hinterher auch keine Entsorgungsprobleme.

Gruß

Spürhund 06.05.2017 22:02

@Peter: Hydroxyethylcellulose oder .... ich muß mal eben Gassi mit den Hunden ....?-O

@muhmer: In meinem Link wurden auch alternative Strahlmittel besprochen und sogar probiert ....

Bis gleich !

Spürhund 06.05.2017 23:46

So ! Da bin ich wieder.
Natronlauge oder die aromatischen Kohlenwasserstoffe wie Aceton (ist in Wasser löslich) kann man recht einfach mit Tapetenkleister verdicken. Ist auch am günstigsten. HEC kosten 250 Gramm ca. €20,-
Ist mir mal in den Sinn gekommen als ich gekauften Abbeizer benutzt habe und daran dachte das der aussieht wie Kleister.....
Heute kannste das auch im Netz nachlesen.

Viel Erfolg !

muhmer 07.05.2017 01:51

Da bin ich aber bedeutend billiger. 30 Kg Industriesoda für 15-18 € und keine Entsorgungskosten für den Abfall (Sondermüll). :freu
Und die Handhabung und Lagerung ist auch viel einfacher und gefahrlos.
Gruß

Spürhund 07.05.2017 10:26

Das hast du wohl falsch verstanden:
HEC kostet €20,- und die Alternative ist Kleister für €2,- und der ist doch ein wenig günstiger und reicht für 10 Liter.
Natriumhydroxid kosten 25kg im Sack ca. €35,- aber das reicht für 100 Liter, 25 %ige Lauge....
Neutralisieren kannst du mit Essigessenz.
Die Farbreste sollten in jeden Fall in den Sondermüll.

Wenn du einen ausreichend großen Kompressor und eine Sandstrahlpistole hast dann ist das mit dem Soda natürlich auch keine schlechte Lösung.

Peter_0467 07.05.2017 10:51

Danke Hubertus für den Tipp mit dem Kleister. Das HEC kriegste eh nur über den Chemikalienhandel. Und anstelle des postboten steht dann das SEK vor der Tür

muhmer 07.05.2017 11:16

Da reichen die normalen 8 bar Heimkompressoren, wobei ein kleiner Schraubenkompressor langlebiger ist.
Für kleiner Heimanwendungen reicht die Feuerlöscher-Variante.

http://i.ebayimg.com/00/s/MTI4MFgxMj..._id=880000500F

Den kann man auch an der Tankstelle mit Luft füllen. :D

Gruß

Spürhund 07.05.2017 11:20

Kein Problem !
Ja und wir sind alle potentielle Bombenbauer weil wir Pflüge,Schränke und Farradrahmen abbeizen. Dann diskutieren wir darüber noch in diesem Forum ....:iron
Bin mal gespannt wann sie kommen ? :popcorn:

2augen1nase 09.05.2017 08:27

Googlet mal nach der sogenannten "Zwingerpaste". Hab das Rezept nicht mehr ganz im Kopf, aber der Kram wurde damals, meines Wissens nach in den 30er Jahren (?), entwickelt um den Zwinger in DD abzubeizen.

Wichtig: Neutralisieren nicht vergessen....:)

Andi08/15 22.05.2017 12:54

Da gibts verschieden starke Arten Rostlöser von IWETEC, mit dem habe ich schon 100 Jahre alte festgegammelte Gewinde an Ausrüstungen des 1. Weltkrieges oder hartnäckig verrammelte rostige Schrauben an Auspuffschellen innerhalb von Minuten aufbekommen, die sich vorher hartnäckig geweigert haben, übrigens ohne das Material anzugreifen.
Nachteil, sobald man vorher schon mit anderem Zeug (z.B. WD40) gefummelt hat, wird der keine Wirkung mehr entfalten, weil das ölige Mistzeug das gewünschte Vordringen der Wirkstoffe unterbindet. Ausdrücklich nur die eine Sorte anwenden, dann bekommt der alles auf. Einwirkzeit meist wenige Minuten, notfalls wiederholen oder etwas länger einwirken lassen. Greift wie gesagt auch kein Material an und die Gewinde kann man ganz normal benutzen falls nötig oder gewünscht.
WD40 ist übrigens der größte Mist, den es gibt, also Finger weg davon und Bremsenreiniger verdunstet viel zu schnell als, das der an festgegammelten Gewinden irgendeine Wirkung entfalten könnte.
Wer Zeit und Platz hat und wo der Gestank nicht stört, kann auch ein Bad mit Diesel oder Petroleum machen, das Werkstück mit der Lötlampe, wenn auch bei größeren Ackergeräten unpraktikabel, etwas erwärmen und dann eine Weile reinlegen, und den Vorgang so oft wie nötig wiederholen. Zumindest bei einzelnen kleineren Baugruppen könnte das zumindest eine billige Option sein und funktioniert auch ganz gut.

LG Andi!

Ironpic 23.05.2017 21:39

Hallo,

Wir haben bei einigen Teilen Erfolg mit Erwärmen gehabt (Schweißbrenner). So dass wir
die alten Original-Schrauben (schwarz) und Muttern (Vierkant) erhalten konnten. Ich
habe mich trotz Verlockungen der Chemie für die manuelle Reinigung entschieden. Ich
baue alles auseinader und bearbeite jedes Einzelteil mit der Drahtbürste. Mir steht eine
stationäre Schleifmaschine mit einer rotierenden Drahtbürstenscheibe zur Verfügung. Da
reinige ich Schrauben, Muttern usw., also Kleinteile. Die größeren Stücke mit der
gezopften Bürste am Winkelschleifer und die schwer erreichbaren Stellen mit dem
Bürstenaufsatz an der Bohrmaschine. Ich stehe nicht unter Zeitdruck. Was heute nicht
wird, wird morgen oder später oder so.
Nochwas: Die Scharschrauben waren so weggefressen, dass sie nicht mehr weiter zu
verwenden waren. Mein Glück: Ein Landmaschinen-Händler (Lama) hat diese Schrauben
vorrätig. Hat mir welche geschenkt. Glückstag!!!
Bilder kommen später.

Ironpic 15.08.2017 12:51

Fertig
 
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Hallo,

Nachdem ich den gesamten Pflug in seine Einzelteile zerlegt hatte (das waren
viele!), wurde jedes einzelne mit manuellen Mitteln vom alten Lack, vom
Vorstrich und vom Rost befreit. Danach alles neu grundiert, lackiert und wieder
zusammengebaut. Hier das Ergebnis!

Jetzt habe ich als nächstes Projekt die komplette Restauration einer alten
Lemken Sternwalze im Auge. Die liegt in unserem Museums-Park im Gebüsch
und verliert täglich an Substanz. Mal sehen, was man noch machen kann.

Aber erstmal ist Pause.
.

ogrikaze 15.08.2017 12:55

Respekt vor der Arbeit:yeap

ghostwriter 15.08.2017 13:54

sieht toll aus!!
die arbeit hat sich gelohnt ...
respekt :yeap

Grubenmolch 15.08.2017 18:03

Klasse! :yeap

Gruß Grubenmolch.

Deistergeist 15.08.2017 18:29

:clap

GA Thomas


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