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Lucius 07.10.2018 08:40

Unsere Tour nach Ostpreußen
 
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Unsere Reise ins heutige russische Ostpreußen

Die letzte Septemberwoche hatte dieses Jahr ein besonderes Highlight für uns parat, es ging nach Ostpreußen, in die russische Exklave.
Schon die Vorbereitungen ließen erahnen, daß es diesmal etwas komplizierter würde. Russland als Nicht-Eu-Mitglied verlangt als Einreiseformalität einen gültigen Reisepaß, Visum, spezielle Krankenversicherung und (eigentlich) einen Liquiditätsnachweis.
Das Grenzprocedere erinnert sehr an die ehemalige innerdeutsche Grenze.
Wartezeiten von 1-3 Stunden sind eher die Regel als die Ausnahme. Die Grenze selber erinnert auch optisch an die ehemalige Zonengrenze, mit Doppelzaun, geharktem Todesstreifen, Elektronik und Niemandsland.

Doch zur Tour: Für unser erste Übernachtung hatten wir uns das Internat einer Wirtschaftsschule (!) in Tczew/Dirschau an der Weichsel ausgesucht. (preiswert und verkehrsgünstig, und die Möglichkeit, die Autos 6 Tage kostenlos zu parken).
Unser Reiseleiter für die Woche, Eduard, holte uns am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein mit seinem Kleinbus ab, über Marienburg, Elbing und Braunsberg gings zur Grenze, welche wir zügig absolvierten.

Auf russischer Seite war unser erstes Ziel der Hafen von Heiligenbeil. Eigentlich im Grenzgebiet gelegen, für welches wir keine Passierscheine hatten, blieb nur die Zeit für ein paar kurze Blicke auf die vor dem Hafen als Wellenbrecher versenkten Betonschiffe.

Lucius 07.10.2018 08:46

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Weiter gings, über eine Nebenstraße, welche den Namen „Straße“ eigentlich nicht verdiente, auf die Halbinsel Balga.
Hier fanden Anfang 45 erbitterte Abwehrkämpfe statt, vom ehemaligen Ort zeugen nur noch Ruinenreste, darunter die beeindruckenden Überreste der ehemaligen Ordensburg. Dieser Platz ist auch bei russischen Ausflüglern ein beliebtes Ziel.

Lucius 07.10.2018 08:50

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Auf der Weiterfahrt nach Königsberg legten wir einen kurzen Stopp an Ostpreußens größter Eiche ein und pausierten in Brandenburg in einem Restaurant direkt an der Mündung des Frisching für einen Nachmittagstee.:D
Leider war die Ruine der Ordensburg Brandenburg für uns nicht zugänglich...

Lucius 07.10.2018 08:57

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Dann endlich- Königsberg. Auf der Fahrt zum Hotel noch einige Impressionen der Stadt, die zu einem Großteil aus 60-70er-Jahre-Plattenbauten besteht.
Unser Hotel, das "Moskwa", war im ehemaligen Hauptgebäude der Nordstern-Versicherung untergebracht. Gerade bei Verwaltungsbauten hat ein Großteil den Krieg überdauert und wurde weitergenutzt bzw. wieder aufgebaut.

Lucius 07.10.2018 09:07

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Am ersten Tag unserer Besichtigungstour verschafften wir uns einen groben Überblick über Königsberg. Die Stadt ist dermaßen weitläufig und interessant, daß wir eigentlich die ganze Woche gebraucht hätten.
Zuerst wollte ich aus familiärem Interesse das Wohnhaus meiner Großeltern und die Taufkirche meiner Mutter besuchen, was dank der Vorarbeit problemlos klappte.
Die Luisenkirche ist heute ein Puppentheater in einem Familienpark mit Kinderbespaßung. Ebenfalls im Park steht das kaiserliche Jagdschloß aus der Rominter Heide, welches '47 hierher verfrachtet wurde.Die Schirme sollen Kunst sein...:rolleyes:

Lucius 07.10.2018 09:13

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Weiter gings... Nächstes Ziel war das Pregel-Ufer. Hier liegen mehrere Museumsschiffe und verschiedene ozeanologische Exponate.
Darunter ein U-Boot, ein Weltraum-Forschungsschiff und ein Hilfskreuzer, der schon an der Flüchtlingsevakuierung 1945 beteiligt war und danach als Beute unter sowjetischer Flagge fuhr.
Zeitbedingt war nur ein kurzer Außenbesuch möglich.

Lucius 07.10.2018 09:16

Für den Rest des Sonntages muß ich anderen den Vortritt lassen, da meine Kamera schwächelte, genauer gesagt, der Akku. :(
Aber dank unseres Reiseleiters konnte ein Fotoladen gefunden werden, der sich mit Canon-Oldtimern auskannte und das passende Ladegerät vorrätig hatte.:)

Sorgnix 07.10.2018 09:37

:yeap

Ach, in Dimitris Ramschladen wart Ihr auch? :D :p


der erste Bericht erweckt ein wenig den Eindruck, als ob Ihr nach System "Japs - Europa in 3 Tagen" unterwegs wart ... :D ;)

War´n viele Touris aus D zu sehen? Oder wart Ihr "allein"?
... und was sagt der Tacho? >3.000 Km? :rolleyes:


Gruß
jörg

Lucius 07.10.2018 09:42

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OK, dann eine Kurzversion...
Der zentrale Platz Kaliningrads (ich gebrauche den Namen mit Absicht) ist der Platz des Sieges. Umrahmt von Konsumtempeln stehen hier die Siegessäule und die neu erbaute Erlöserkirche.

Lucius 07.10.2018 09:45

Königsberg war nicht unser Primärziel, aber, wenn wir schonmal da waren...

Lucius 07.10.2018 09:49

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Mittags gab es einen Imbiss im Restaurant mit passendem Namen.:D (Na, wer kanns lesen ??)

Das Lokal spiegelt gut dem empfundenen Widerspruch in einigen Bereichen im russischen Alltag wider. Ein preiswertes SB-Restaurant mit Garderobe und Live-Klaviermusik...

Sorgnix 07.10.2018 09:53

Sensationell!
... so viele Behindertenparkplätze nebeneinander hab ich noch nie gesehen ... :rolleyes:

Kostprobe bei McBappich genommen?
Cheeseburger mit Kaviar? Oder doch nur Extraportion Gurke? :D


;)
j.

Lucius 07.10.2018 09:59

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Dann, endlich..., gings in den Festungsbereich. Königsberg war von 15 Forts umgeben, davon besichtigten wir das am besten erhaltene, Nr. 11.
Bis vor ein paar Jahren im Besitz der russischen Armee, ist es heute zu besichtigen.

U.R. 07.10.2018 10:18

Schöne Bilder, danke dafür!

Und die Strassen, ......alles so sauber, das sieht bei mir in der Stadt ganz anders aus.:eek


:Proscht< Pfeffi

Frank Enstein 07.10.2018 11:21

Schöne Bilder. Insterburg wart ihr auch hab ich gesehen? Die haben noch die alten deutsche Aschetonnen im Gebrauch, herrlich! Ansonsten bin ich nächstes mal mit dabei und dann buddeln wir endlich den Schatz von PD aus!

Lucius 07.10.2018 11:21

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Zu den typischen Touristenzielen gehört natürlich der Königsberger Dom. 1944 ausgebrannt, erhielt er in den letzten Jahren ein neues Dach und ist jetzt Konzerthalle. Bei unserem Besuch sollte gerade ein Konzert stattfinden, wir verzichteten auf die Menschenmassen und machten lieber ein paar Bilder von aussen. Der Dom ist heute übrigens das einzige Gebäude auf der einst dicht bebauten Dominsel.
Am östlichen Pregelufer hat man begonnen, wieder eine Häuserzeile im pseudohistorischen Stil hinzusetzen. Aber alles ist besser als die realsozialistischen Architekturwunder drumherum.

Lucius 07.10.2018 11:28

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Vom berühmten Königsberger Schloß ist so gut wie nichts mehr über.
Im Krieg beschädigt, aber nicht völlig zerstört, wurden die Reste in den 60er Jahren aus ideologischen Gründen komplett geschliffen.
Aktuell wurde der Keller des Westflügels freigelegt, laut einer Infotafel soll hier entweder ein Glasdach darüber errichtet werden oder, perspektivisch, das Schloß wieder aufgebaut werden, analog dem Berliner Stadtschloß.
Finde ich persönlich nicht so toll, Kopie bleibt Kopie.

Lucius 07.10.2018 11:39

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Anstelle des verhaßten preußischen Erbes ließ Breshnew an diesem Ort das "Haus der Räte" errichten. Ursprünglich sollte hier die Kommunalverwaltung des Oblast einziehen. Aufgrund statischer Probleme neigte sich der Klotz jedoch langsam, aber sicher Richtung Osten. Die Einwohner reden auch von "Preußens Rache". Ursache ist aber, daß das Haus teilweise auf dem Schloßfundament, teilweise auf dem verfüllten Burggraben errichtet wurde. Der Bau wurde nie fertig und bildet ein Mahnmal für die Bausünden des Kommunismus.
Micha hatte ja Innenbilder gemacht, bis er fast einen Wachhund an der Hose hängen hatte.:clap

Lucius 07.10.2018 11:46

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Viele der alten Befestigungen wurden in jüngster Zeit wieder auf-und ausgebaut. Die erhaltenen Stadttore sind heute teilweise Restaurants und Museen. In einem Ringfort, dem Dohnaturm ist heute das Bernsteinmuseum der Stadt.

Lucius 07.10.2018 11:50

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Neben dem exkommunistischen Verfall gibt es durchaus schöne Wohngegenden. Um den oberen Mühlenteich sind neue Promenaden und Wohnkomplexe entstanden. Auch neue orthodoxe Kirchen stehen an vielen Stellen.

svensmühle 07.10.2018 13:17

Es war mal wieder gut ein organisierter Ausflug mit unser Thomas danke noch mal für diese schöne Woche wir hatten sehr viel Spaß und kulturhistorisch viel erfahren.

Und danke unserer 5 Jahre russisch in der Schule war so einiges auch verständlich.

Lucius 07.10.2018 14:24

:brav: Ich schreib aber nicht alles alleine...Außer mir sind noch 3-4 andere Mitfahrer hier angemeldet...:)

ogrikaze 07.10.2018 16:32

ich brauch erstmal wieder Internet im Büro...danke Telekom:rolleyes:

Eisenknicker 07.10.2018 18:05

Ich komme wahrscheinlich erst morgen abend zu schreiben Thomas.

Lucius 07.10.2018 18:37

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:rolleyes:
OK,Ok, habs begriffen...
Der dritte Tag war dann ganz nach meinem Geschmack; es ging raus in die Wildnis...:D
Über die neue Autobahn über Tapiau, Friedland und Wehlau nach Allenburg.

Lucius 07.10.2018 18:42

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Allenburg, heute Drushba, hatte im Krieg gewaltig gelitten. Vor 1945 hatte das Städtchen rund 3000 Einwohner, einen Bahnanschluß, Betriebe...
Heute stehen hier außer der Kirche noch etwa 10 alte Häuser und ein paar realsozialistische Hütten...Das alte Straßennetz erkennt man am Kopfsteinpflaster auf der grünen Wiese. Mit allen umliegenden Siedlungen leben heute hier noch etwa 400 Menschen...

Lucius 07.10.2018 18:50

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Eigentlich wäre das Kaff nicht erwähnenswert, wenn hier nicht der Masurische Kanal in die Alle münden würde.:eek Aufmerksame Leser erinnern sich wahrscheinlich an unseren letztjährigen Ausflug, als wir den Südabschnitt dieser Verkehrsruine auf polnischem Territorium besuchten.
(Wer mehr darüber wissen möchte, am Freitag (12.10.) erscheint die neue RELIKTE der Geschichte mit einem Bericht über unsere letztjährige Expedition.;) )

Lucius 07.10.2018 18:58

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Natürlich war das nicht die einzige Schleuse an diesem Tag!:dance

MEHR zum Thema gibts übrigens in der DEZEMBERAUSGABE von RELIKTE der Geschichte...:popcorn:

Lucius 07.10.2018 19:27

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Nach dem erfolgreichen Absolvieren meiner/unserer Altbetontour steuerten wir unser neues Hotel in Gumbinnen an. Hier residierten wir im altehrwürdigen Kaiserhof, der noch heute diesen Namen (auf russisch) trägt. Lecker Essen und viele Getränke.:Proscht (Piwo)

Lucius 07.10.2018 19:28

...jetzt fehlen mir aber wirklich ein paar Bilder, da muß morgen Micha ran.:(

Eisenknicker 07.10.2018 21:11

Kriegsgräberstätte Insterburg
 
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Vor der Ankunft in Gumbinnen hatten wir noch zwei Halts gemacht.


Die Kriegsgräberstätte vor Insterburg

Eisenknicker 07.10.2018 21:26

Der alte Bahnhof
 
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Da es noch etwas früh war, hatten wir einen kleinen Halt an einem alten inaktivem Bahnhof gemacht. Vor Jahren wurde dort die Bahnhofsuhr zwecks Reparatur abmontiert. Seit dem ist die Uhr verschollen aber ein Wiedereinbau meiner Meinung nach auch nicht mehr unbedingt nötig.

Eisenknicker 07.10.2018 21:49

Gumbinnen am Morgen
 
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Als fast alle noch schliefen, es war ein interessanter Abend :D ( Elchreiten :suspekt::dance) :clap ging es morgens auf Bilderfang.

Vorher ging es aber auf Zigaretten Jagd … eine Schachtel 1€ - kein Wunder das E-Zigaretten dort fast unbekannt sind, naja jetzt schon :D.
Ausfuhr nach Polen ist stark reduziert... 2 Schachteln pro Kopf mit dem Auto :neenee :spank:

svensmühle 07.10.2018 21:55

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So nun stelle ich och ein paar Bilder ein.
Das war mal Trakehnen.

svensmühle 07.10.2018 22:06

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Eines der Forsthäuser in der Rominterheide
wo wir fürstlich bewirtet wurden.

Eisenknicker 07.10.2018 22:09

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Danke Sven, da steuere ich auch ein paar Bilder zu.

svensmühle 07.10.2018 22:20

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Zitat:

Zitat von Lucius (Beitrag 939105)
Natürlich war das nicht die einzige Schleuse an diesem Tag!:dance

MEHR zum Thema gibts übrigens in der DEZEMBERAUSGABE von RELIKTE der Geschichte...:popcorn:

Noch ein paar Bilder zum Masurenkanal

Sorgnix 08.10.2018 00:58

.

:rolleyes:


Nun gut, mein Neid ist Euch gewiß ... :cry


Danke für die Bilder! :yeap
Für Anhänger von Architektur aller Sparten ein Leckerbissen.


Auf das Highlight wartend :popcorn:
Jörg

Lucius 08.10.2018 19:12

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Jaja, die Erwartungshaltung....:(
Nur leider war der ganz große Kracher nicht dabei. Was jetzt kommt, ist eher von fachlichem Interesse...

Tataaa-eine Premiere: Die wirklich absolut ersten Bilder der Gumbinnenstellung im deutschsprachigen Internetz.
Leider bis zur Unkenntlichkeit zersprengt (:cry), bildet diese Linie östlich von Stallupönen die nördliche Verlängerung der Masurischen Grenzstellung. Die gesprengten Bunker waren alles Werke mit Sechsschartenturm.

Da haben die russischen Pioniere ganze Arbeit geleistet...Sogar die unbewaffneten Gruppenunterstände wurden nach der bewährten "Viel hilft viel"-Methode an den Rand der Stratosphäre geballert.

Eisenknicker 08.10.2018 20:58

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So schlimm war das nicht Thomas, dass nennt man Betonkunst und der Kilometerweite Spaziergang hat unseren Beinen mal gut getan :D


Die Reise war ja aber nicht vorbei :D


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