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straight_6 16.11.2017 22:02

Germanische Gusszapfen aus Blei
 
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Habe bisher drei solcher Exemplare gefunden. Und habe Sie meinem Stadtarcheologen gezeigt. Daher die Info. Bei uns im Burgmuseum liegen die
Dinger zu Hauf. Sie stammen alle Fundbeständen der nähren Umgebung um Soest. Hier mal ein Bild aus der aktuellen Museumsausstellung zum Thema
„das Blei der Germanen“ Blei war und ist in unserer Ecke ein großes Thema, es wurde hier in der Börde verhüttet und damit reger Handel mit den Römern betrieben.
Ich habe mittlerweile Bleifunde in allen möglichen Variationen gemacht, man findet sogar ganze Barren. Hier mal ein Bild aus der Museumsausstellung. Dahinter eins von meinen Exemplaren.

Niklot 17.11.2017 06:51

Okay, dann ist ein Gusszapfen also ein....?
Was war das mal noch?

Mir hat sich die Verwendung noch nicht erschlossen.
Auch wenn da in der Vitrine diese Bleistücke entsprechend beschriftet sind, ne Erklärung dazu wäre cool.

straight_6 17.11.2017 07:57

Nach meinem Verständnis sind diese trichter oder kegelförmigen Gebilde bei der Verhüttung bzw. beim gießen entstanden. Eine genaue technische Erläuterung dazu habe ich auch noch nicht gefunden. Man findet leider nicht allzuviel zu diesem Thema. Ich finde es zudem sehr Interessant, habe mir vor ein paar Tagen erst noch Fachliteratur besorgt, welche diese Geschichte gerade hier in meiner Region durchleuchtet. Da werden gewiss noch sehr viele Erkenntnisse zutage kommen. Wie gesagt, ich bin an dem Thema dran....

DericMV 17.11.2017 08:22

Interessantes Thema was Du Dir regionsbezogen vorgenommen hast Sascha. :yeap

Ich weiss nicht ob Du das schon kennst, evtl. lässt sich dort auch etwas rausziehen.

https://d-nb.info/992682231/34

@Mods: Vielleicht könnt ihr das Thema vom Straight irgendwie abtrennen, ich finde es interessant für einen eigenen Thread und sicherlich werden auch Andere noch Erkenntnisse einbringen können. Na ihr macht das schon irgendwie. ;)

chabbs 17.11.2017 08:27

Ja und nein... einige dieser Stücke sind Guss-Reste. Das erkaltende Metall zieht sich zurück und hinterlässt eine Mulde oder Loch.

Es gibt aber auch einige Spinnwirtel darunter, Netzbeschwerer oder sonstige Gewichte...das lässt sich immer nur im Einzelfall feststellen.

Datierbar sind sie nicht so leicht.

straight_6 17.11.2017 08:50

@ DericMV

Vielen Dank für den aufschlussreichen Link!:yeap

Gute Idee! Ja, ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt einen Thread speziell zu diesem Thema zu eröffnen. Zumal ich ja noch einiges mehr an Blei Fundstücken habe. Man könnte sich dann mal dazu austauschen.

Biblio 17.11.2017 12:27

Schaut mal hier nach: http://d-nb.info/984641254

Glückauf!

Biblio

straight_6 17.11.2017 13:05

Auch sehr interessant, ja man kann einiges zusammentragen.
In dem vorherigen Link werden Kapitel 2 Seite 54 die
Bleifunde im Soester Westen erwähnt.

straight_6 17.11.2017 13:13

Ich hab mir übrigens das bestellt:

ISBN/EAN: 978-3-87902-311-0

Bin gerne für weitere Informationen offen:)

straight_6 17.11.2017 13:48

Zitat:

Zitat von chabbs (Beitrag 924020)

Datierbar sind sie nicht so leicht.

Hab mir sagen lassen, je heller (also weisser) das Blei, desto älter ist es.

Niklot 17.11.2017 19:38

Zitat:

Zitat von straight_6 (Beitrag 924037)
Hab mir sagen lassen, je heller (also weisser) das Blei, desto älter ist es.

Das hat aber auch sehr viel mit dem zu tun, wo sie gelegen haben. Wie der Boden ist, keine Ahnung PH-Werte und so Umstände sind da maßgeblich mit entscheidend

straight_6 17.11.2017 20:39

Danke für den "Blei-Thread" Ghostwriter:yeap

Werde jetzt mal nach und nach meine Bleifunde posten und hoffe das ihr das auch tut. Bin mal gespannt was da alles zum Vorschein kommt...

straight_6 17.11.2017 20:42

Zitat:

Zitat von Niklot (Beitrag 924046)
Das hat aber auch sehr viel mit dem zu tun, wo sie gelegen haben. Wie der Boden ist, keine Ahnung PH-Werte und so Umstände sind da maßgeblich mit entscheidend

Die Beschaffenheit der Lagerstätte hat sicherlich auch Einfluss darauf, ohne Frage.

Niklot 17.11.2017 20:52

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Bei Bronze gibt es beim Guss die Gusskönige,
gibt es sowas beim Blei auch?
Das ist Blei auf den Bildern

ghostwriter 17.11.2017 21:29

im eingangsthread geht es um funde aus / um soest, dazu passt diese ganze reihe gut!? :yeap

straight_6 17.11.2017 22:14

Ja die Bücher sind wirklich sehr interessant und aufschlussreich. Ich habe mir auch schon einige Bücher aus dieser Reihe bestellt. Kann ich nur empfehlen :yeap

Frank Enstein 17.11.2017 22:21

Tolle Sache, Respekt!

straight_6 18.11.2017 12:48

Zitat:

Zitat von Niklot (Beitrag 924052)
Bei Bronze gibt es beim Guss die Gusskönige,
gibt es sowas beim Blei auch?
Das ist Blei auf den Bildern

So ein Gusskönig ist nach meinem Verständnis, der im Schmelztiegel verbleibende Gussrest. Dieser ist doch meist flach und nicht kegelig.
Unabhängig davon wird es den bei jedem gegossenen Metall geben.
Ich meine da mittig ein durchgehendes Loch zu erkennen. Die Bilder
sind etwas dunkel.

wolvman 18.11.2017 19:52

Interessante Sache , schön darüber auch mal was gehört bzw gelesen zu haben .

straight_6 18.11.2017 20:36

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Hier mal ein Bild von meinen drei Exemplaren. Habe sie auf drei verschiedenen Äckern gefunden, alle jedoch in unmittelbarer Nähe zueinander.

fleischsalat 19.11.2017 08:14

Zitat:

Zitat von straight_6 (Beitrag 924077)
So ein Gusskönig ist nach meinem Verständnis, der im Schmelztiegel verbleibende Gussrest. Dieser ist doch meist flach und nicht kegelig.
Unabhängig davon wird es den bei jedem gegossenen Metall geben.
Ich meine da mittig ein durchgehendes Loch zu erkennen. Die Bilder
sind etwas dunkel.

Das Wort "Gusskönig" kannte ich bis eben gar nicht:eek

Also: Ein sog. Gusskönig entsteht, wenn in einem Tiegel loses Material, z.B. einzelne Bronzestückchen, aufgeschmolzen wird und zu einem Teil wird.
Der Gusskönig ist somit kein Rest- oder Abfallprodukt, sondern gezielt so hergestellt.
Ein Gusskönig kann, wenn man die Form der in der frühen-/mittleren Kaiserzeit verwendeten Tiegel betrachtet, durchaus kegelförmig sein.
Die Tiegel waren meist zapfenförmig mit nach unten dicker werdenden Boden. Auf der Innenseite der Tiegel verjüngt sich die Form.
Aber: Das kann nur funktionieren, wenn man die Schmelze im Tiegel erkalten lässt.
Sinnvoller wäre es, den Tiegel in eine Form zu entleren, da die erstarrte Schmelze im Tiegel festsitzt und man den Tiegel zertören müsste, um an das Gussstück zu gelangen.
Versucht man das erststarrte Metall wieder zu erhitzen, gibt es im unteren Bereich des Tiegels einen Überdruck, da sich der obere Bereich nicht oder nur sehr sehr langsam verflüssigt. Der Druck im Tiegel steigt und es erinnert bald alles an einen nicht funktionierenden Schnellkochtopf...:eek


Der im Tiegel verbleibende Gussrest ist i.d.R. nicht flach oder kegelförmig, sondern erinnert mehr an eine ungleichmäßige Folie, die an der Tiegelwandung haftet (Beim Guss erkalten Material und Tiegel und der meist stark verschlackte Gussrest klebt an der Tiegelseite, über die gogossen wurde. Zum Vergleich kippt mal Wasser nur zu einer Seite aus einem Glas).


Gusszapfen sind eigentlich immer kegelförmig, jedoch sind sie komplett etwas anderes als die sog. "Gusskönige": Sie entstehen beim Füllen der Form und sind ein Materialreservoir, jedoch keinesfalls das Endprodukt.


Ich möchte abschließend in die Diskussionsrunde werfen, dass Blei seit der Bronzezeit auch als Matritze oder Modell für den Guss in verlorener Form verwendet wurde. Somit hätten wir noch eine weitere Möglichkeit für die reichlichen Bleifunde auf unseren Äckern.
M.M.n. ist eine Erklärung für die vielen Bleifunde, dass im Prinzip jeder ohne weitreichendes Fachwissen Blei aufschmelzen und daraus Dinge herstellen kann. Bei anderen Metallen setzen allein die wesentlich höheren Temperaturen und das Fließverhalten Fachwissen zwingend voraus. Um das Bild ein bisschen abzurunden: Es sind meist nur sehr einfache Gegenstände, die aus Blei gefertigt sind (Wirtel etc.).

straight_6 19.11.2017 12:49

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Tolle Beschreibung:yeap

Ja ich habe auch den Eindruck, dass Blei auf jedem größeren Gehöft verhüttet wurde. Ich habe neben den Gusszapfen, auch Gussreste und immer wieder Schlacken als Beifund gemacht. Werde das hier nach und nach mal posten.

Hier nochmal zwei Bilder aus unserer heimischen Museumsausstellung (auf dem Ersten kann man vielleicht besser lesen)
Von den zylindrischen Objekten mitte/links, habe ich auch zwei gefunden. Die seht ihr auf dem dritten Bild. Ich habe die Gewichte noch nicht gewogen, habe leider keine Waage. Das Größere ist aber mit seinen 4cm Durchmesser schon ziemlich schwer.

straight_6 19.11.2017 12:54

...in der Mitte der Vitrine hinten, seht ihr übrigens einen Barren mit römischer Inschrift.

DericMV 19.11.2017 13:28

Sascha, total verbleit Deine Ecke.:eek Bei euch gibts doch bestimmt nicht mal bleifreies Benzin. :lol

Danke fürs Zeigen. :yeap

straight_6 19.11.2017 13:44

Das liegt am nahegelegenen Sauerland, da wurde das Erz für die Metallherstellung geborgen. Soest ist ja mit Eisen und Salz reich geworden.


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