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-   -   Lohntüte Grube Erna 1917 (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=91307)

BVK 11.03.2017 13:30

Lohntüte 1917
 
:yeap

Ein wirklich interessantes Stück!

Interessant nicht nur wg. der Entlohnung.

:Jörg:
kleine Rechenkorrektur:

Zitat:

Zitat von Sorgnix (Beitrag 910942)
...und knapp 2 Mark pro Tag?..

Der Lohn betrug 3,80 Mark/Schicht; im Abrechnungsmonat 1/1917 insg. - incl. Vorschuss!!! - 110,96 Mark. = 3,93 Mark/Schicht. Bei angen. 28 AT rd.3,96 Mark/Tag; bei 31 Tagen(Monat Jan.) 3,58 Mark/Tag.
:neenee:)

Als Abzüge u.a. rd. 4 % für die Knappschaft.

null Mark für "Strafe"
:suspekt: was ist das denn für eine Position????

Lt. Erzählungen meiner Eltern, Vater Jg. 1908 - Bergmann auf "Ewald" in Herten bis April 1945 - war das mit dem Lohntütenempfang am Freitag tatsächlich so wie bereits beschrieben.
Ehefrauen - mit weisser Schürze - standen am Tor bereit.
Unterschiedlich "Trinkgeld" an die Ehemänner, die damit umgehend in die Stammkneipe. Dort tw. den Deckel von der Vorwoche bezahlt ... etc, etc.

Ehefrauen mit dem Rest zum Fleischer/Bäcker; dort Anschreibe Vorwoche/-Monat tw. bezahlt mit gleichzeitigem Wochenendeinkauf, tw. wieder auf Kredit...

... und ewig grüßt das Murmeltier...

Der Vorschuss von hier 50,00 Mark könnte dadurch entstanden sein, dass dieser bereits zu Beginn der Arbeitsaufnahme geleistet wurde und sich somit Monat für Monat, Jahr für Jahr durch die Beschäftigungszeit hindurchgezogen hat.

So, jedenfalls meine Eltern.

Angeblich waren meine Eltern die Ausnahme von dieser offenbar gängigen Praxis. Vater ging wohl in die Kneipe, aber...
Angeblich hat meine Mutter eine weisse Schürze nur Sonntags beim Servieren des Mittagsmenues getragen...

Tja..
angeblich haben sich auch die Nachbarsfrauen immer wieder mal erkundigt, wieso es bei meinen Eltern jeden Sonntag Fleisch gab.

Im Netz habe ich mal gesucht was im Bergbau um 1917 entlohnt wurde.
Leider wenig gefunden aber 3,80/Schicht passt in ein Mittelmaß.

Dass die Bergleute nicht schlecht verdienten zeigt ein - rudimentärer Vergleich für durchschn. Löhne hier:
http://www.was-war-wann.de/historisc...onatslohn.html

dort auch tw. ersichtlich die Preise zu Lebensmitteln u.a.

GA
BVK

Deistergeist 11.03.2017 14:48

Strafen gab es für Verspätungen, das Fördern "unreiner Kohle", Beleidigungen, Handgreiflichkeiten etc.:suspekt:

Angeblich war das Vorhandensein der vielen Vereine in unserem Bergbaugebiet der dort häufig "kreisenden Schnapsflasche" zu verdanken. So schreibt es der Herr Pastor.
Und die Obrigkeit sorgte für den Bau einer Bierbrauerei, wegen der Gesundheit. Die lieben Untertanen sollten lieber Bier statt gefährlichem Schnaps zu sich nehmen.:D

Sorgnix 11.03.2017 15:37

:eek

... :uii


... den Heinz einen lieben Dank für die Nachhilfe im Rechnen ;)

Wobei ich eher ne Brille aus dem Leihhaus benötige ...


Hab die dick geschriebenen 54 Mark unten einfach durch die AT geteilt,
nicht weiter im Detail gelesen ... :uii


Ansonsten:
... was hat unsereins früher immer gegrinst, wenn die "Älteren" von "früher" erzählten ...
Langsam erzählen wir selber von "früher" ... :D ;)


Ein HOCH auf die Jahre!!
... die uns (mittlerweile älteren) noch bleiben :eek :yeap ;)


Danke! :yeap
Gruß
Jörg

Donnerstag 11.03.2017 16:04

Zitat:

Zitat von Sorgnix (Beitrag 910978)

Ansonsten:
... was hat unsereins früher immer gegrinst, wenn die "Älteren" von "früher" erzählten ...
Langsam erzählen wir selber von "früher" ... :D ;)

Na mach ich dann mal, in der Landwirtschaft gab es die Lohntüte noch als ich in die Lehre ging - also ich glaube bis zum Ende der Lehrzeit hatte ich gar kein Konto, sicher bin ich mir aber nicht. Auf alle Fälle gab es die Lohntüten bei uns noch 75. Danach kamen solche schmalen Lohnstreifen, 1 oder 2 Zentimeter breit und die Länge je nach Anzahl der Posten.

Michael aus G 11.03.2017 23:43

Eine Lohntüte hab ich in den ersten drei Monaten meiner Bundeswehrzeit auch noch bekommen. Solange brauchten die Anfang der 90iger noch, bis die Meldung der Bankverbindung durch war. Wir haben einen Freitag vormittag gebraucht bis das Battalion(Grundausbildung) ausbezahlt war. Danach bin ich jedesmal mit knapp 2000DM(Zeitsoldat, Diensgrad: Flieger) in der Tasche in den Zug gestiegen.... :D

clownhoppla 11.03.2017 23:56

Lohntüten gab es bei uns in Dresden auch noch im Oktober 1989....da hatte ich meine erste Lohntüte nach meiner Lehre (685 Ostmark)!
Ich habe sie in meine Innentasche meiner Motorradjacke gesteckt und auf dem nach Hause fahren verloren....leider nicht wiedergefunden und es gab riesige Tränen::cry:cry:cry
Mein erster Lohn und weg !!!
Werde ich nie vergessen....

ogrikaze 12.03.2017 11:07

Habe bei Polygraph gelernt und bis 89 gearbeitet, bei uns gab es auch noch Lohntüten:Proscht

BVK 12.03.2017 13:02

Strafen
 
Zitat:

Zitat von Deistergeist (Beitrag 910977)
Strafen gab es für Verspätungen, das Fördern "unreiner Kohle", Beleidigungen, Handgreiflichkeiten etc.:suspekt:

Angeblich war das Vorhandensein der vielen Vereine in unserem Bergbaugebiet der dort häufig "kreisenden Schnapsflasche" zu verdanken. So schreibt es der Herr Pastor.
Und die Obrigkeit sorgte für den Bau einer Bierbrauerei, wegen der Gesundheit. Die lieben Untertanen sollten lieber Bier statt gefährlichem Schnaps zu sich nehmen.:D

:eek
aber i.d.T. ein schon jahrelanges Problem:

hier gefunden:
https://www.audimax.de/fileadmin/hau...-Kontrolle.pdf

Repressionen/Disziplinarstrafen (Seite 31)

(aus genehmigter Ordnungsstrafentabelle,
Bergbau 1868):
Achtungswidriges Betragen gegen Bauherrn/Werksbeamte: 1-3 Schichtlöhne.
Wegbleiben ohne Urlaub/Meldung: 1-2 Schichtlöhne,
länger als 3 Tage: Entlassung. Ungehorsam: ½-2 Schichtlöhne.
Rauchen in/auf Grube: 1 Schichtlohn - dort, wo mit
Sicherheitslampe gearbeitet wird: 3 Schichtlöhne. etc.

Ebenda S. 31

Stehbierhallen & Schnapskasinos:
Ab 1880 entstanden die ersten Stehbierhallen (nur für Männer).
Gleichzeitig mit den Zechengründungen entstanden in unm. Nähe der Zechen eine Menge neuer Kneipen
- Trinken und Reden der Bergleute; Frauen versuchten oft, sie am Lohntag abzuholen, damit der Lohn
nicht komplett versoffen wurde.
Dennoch Gaststättenmangel und oft zu wenige Alk:

Grund für
Gründung von 'Schnapskasinos', einer RG-typischen Sonderform genossenschaftlicher
Selbstorganisation.
Die Besitzer bildeten geschlossene Gesellschaften, mußten so auch keine
Polizeistunde beachten und Polizei hatte nicht mal ungehinderten Zugang zu den Räumen.
Unternehmer,
Behörden und Kirchen beobachteten das Treiben in den Schnapskasinos mit Argwohn
(befürchteten
Trunksucht, Arbeitsscheu, Verrohung, Familienzerrüttung...
und sozialdemokratische Agitation). Folglich: 1896
Gesetz im Reichstag verabschiedet, dem zufolge nun auch die Genossenschaften eine Konzession zum
Alkoholausschank benötigten

Ende der Schnapskasinos.
Gleichzeitig rapide Zunahme neuer Gaststätten.


Zitat:

Zitat von Sorgnix
;.. was hat unsereins früher immer gegrinst, wenn die "Älteren" von "früher" erzählten ...
Langsam erzählen wir selber von "früher" ...

:give me a
:lol

GA

Deistergeist 12.03.2017 20:26

:clap

Glückauf!

Biblio 13.03.2017 10:29

Arbeitsordnung
 
Die Arbeitsordnung war zu früheren Zeiten in den Bergwerken eine elementare Grundlage für den Arbeitsablauf einer Zeche.

Hier ein digitalisiertes Exemplas der ehemals königlichen Steinkohlengruben bei Ibbenbüren:

http://sammlungen.ulb.uni-muenster.d...geview/4001637

Glückauf!

Biblio


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