Schatzsucher.de

Schatzsucher.de (http://www.schatzsucher.de/Foren/index.php)
-   Historisches und Recherchen - Alle Epochen der Geschichte ... (http://www.schatzsucher.de/Foren/forumdisplay.php?f=107)
-   -   Schiebemühle oder Naturlaune? (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=91001)

Sir Findalot 05.01.2017 10:19

Schiebemühle oder Naturlaune?
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Im web find ich nichts aussagekräftiges wie Detailansichten, drum versuch ichs hier mal.

Homogener Granitstein, Maße siehe Masstab 15cm. Fundort: aktive und mittlerweile fertiggestellte Baustelle im Stadtbereich

Geborgen wild zwischen Baggerebewegungen herumhüpfend, schnell und rasch. Es wurden dabei tiefere Bereiche touchiert, aus denen auch vorzeitliche Scherben durch händisches Hochgeschwindigkeitsdurchrechen ans Licht kamen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auf den geborgenen Stein konzentrieren, der klar aus dem oberen Scherbenbereich stammt. Die Nennung der genaueren Datierung der Scherben muss ich auf später verschieben.

Bild eins: praktisch durchgehend plan
Bild zwei: Durchwölbung ca. 3mm, ab Linien abfallend; schraffiert: rauhester Bereich der Oberfläche
Bild drei : kleinste, poliert wirkende Flächen (oder Reste von Poliert) eben diesen abfallenden Bereichen
Bild vier : Rückseite naturell
Bild fünf : ausgerichtete Struktur in Maßstabrichtung bild eins

Vor allem mit diesen poliert (man fühlts gut mit dem Finger) wirkenden Teilbereichen und nur in diesen beiden Bereichen hab ich zu knabbern. Als wenn die gesamte Oberfläche mal erheblicher glatter war, und durch Gebrauch abgearbeitet worden ist. Odere ehemals rauh dort auf sehr glatt zugearbeitet wurde.

Wegen der (ich sehs zumindest so) ausgerichteten Strukur auf bild fünf fasse ich eine Schiebemühle ins Auge. Ein 'normaler' Mahlstein hätte wohl kein definierbares 'Arbeitsbild'.

Soweit es optisch auf die Schnelle erfassbar war, war der Stein in seiner Größe singulär, als auch keine weiteren kleineren zu sehen waren. Durchaus möglich, dass er mal ein Baustein war, eine Trittschwelle, dann aber ziemlich tief verbracht wurde.

muhmer 05.01.2017 11:24

Deine " ausgerichtete Struktur in Maßstabrichtung bild eins " ist Quatsch. Als Laie für Gestein " Hut Ab " :D. Nur. Steine haben nicht 3 sondern 4 Dimensionen (Höhe.Breite, Tiefe und Schichtung).
" ... Geborgen wild zwischen Baggerebewegungen herumhüpfend ". Da fällt auch schnell mal was von oben nach unten.
Mach einen Haken dran.
VG


Es ist nicht nötig, bei einer direkten Antwort auf einen Beitrag diesen komplett zu zitieren ... :eek ;)
(Zitat somit entfernt ;) )

Sorgnix - 11:30

Zappo 05.01.2017 11:45

Zitat:

Zitat von muhmer (Beitrag 907567)
Deine " ausgerichtete Struktur in Maßstabrichtung bild eins " ist Quatsch.....

Ich würde jetzt eher mal sagen: Man sieht das auf den Bildern nicht. Nicht verwunderlich - das geht einfach eher schlecht, sowas zu fotographieren.

Die beiden parallelen Randerhebungen sieht man aber.

Gruß Zappo

muhmer 05.01.2017 13:00

Zitat:

Zitat von Sorgnix
Es ist nicht nötig, bei einer direkten Antwort auf einen Beitrag diesen komplett zu zitieren ... :eek ;)
(Zitat somit entfernt ;) )

Sorgnix - 11:30

Schön. Damit ergibt meine Antwort aber einen falschen Sinn!
Siehe nachfolgenden Post.

fleischsalat 05.01.2017 20:55

Ich glaube nicht an einen Mahlstein...

Sir Findalot 19.01.2017 13:03

Warum?

2augen1nase 22.01.2017 12:06

@Muhmer:

Du Fachmann für Gestein :-) 4 Dimensionen?

1. Deine 4. Dimension ist in der Höhe festgelegt - bei Sedimentgesteinen ist die angegebene Höhe immer die Höhe des Lagers, also der Schichtung. Somit ist auch völlig ohne Angabe klar, wie eine eventuelle Schichtung verläuft.

2. Es ist ja laut Aussage des TE Granit - und Granit ist nicht geschichtet.


Zur Frage ob das ein Mühlstein ist oder nicht, kann ich nichts sagen. Dachte immer für Mühlsteine hat man eher Kalkgesteine verwendet, da sich diese viel leichter nachschärfen und der Abrieb des Steines zusätzlich gut für den Menschen war. Hieß es nicht sogar mal, dass Mais ohne Kalk gar nicht richtig verdaubar wäre? Irgendwas hab ich da mal gelesen, betrifft die Region aber sicherlich weniger, zu der Zeit gabs dort wohl noch keinen Mais :-)


Auf den ersten Blick sieht es wirklich eher aus wie eine ausgelatschte Schwelle oder Bodenplatte und die Riefen würden so wahrscheinlich nicht durch die Nutzung als Mahlstein entstehen, es sei denn die haben früher Korund oder Diamanten gefuttert - das bezweifele ich jetzt aber mal stark :-)


Ich würde mal schauen ob diese Art von Stein oft als Baumaterial bei euch verwendet wurde, wenn das nicht der Fall ist, hat sich der Stein vielleicht doch für Mühlen sehr gut geeignet und wurde von weiter her dafür vielleicht angeschleppt. Genaueres kann dir sicher nur ein Archäologe sagen.

Vom ersten Blick her würd ich sagen: nein. Bin aber Steinmetz und kein Archi. :uii

Zappo 22.01.2017 13:59

Zitat:

Zitat von 2augen1nase (Beitrag 908485)
....Zur Frage ob das ein Mühlstein ist oder nicht, kann ich nichts sagen. Dachte immer für Mühlsteine hat man eher Kalkgesteine verwendet,

Granit ist auch heute noch ein gängiger Werkstoff für Getreidemühlen. Dafür etwas "Weiches" zu verwenden klngt ein wenig widersprüchlich.

Und Granit bricht "porös und scharfkantig" - was die willkommene Selbstschärfung ermöglicht. Mahlsteine wurden in Gegenden mit nicht geeigneten Steinvorkommen (weicher Sandstein usw ) über weite Strecken importiert. Zumindest im Mittelalter - Vorzeit kenn ich mich nicht aus. Aber viel anders wirds evtl. nicht gewesen sein. Zumindest, was die Ansprüche ans Material anbelangt.

Gruß Zappo

muhmer 22.01.2017 22:26

Die 4 Dimension ist nicht auf meinem Mist gewachsen sondern auf einen der Firma Scheunert!
Dann frage ich mich warum er uns bei altem schwerem Granitpflaster extra darauf hingewiesen hat?
Länge, Breit, Höhe und Strukturrichtung.
Selbst Granit ließe sich nicht in jede x-beliebige Richtung spalten.

Gruß miuhmer

Zitat:

Zitat von 2augen1nase (Beitrag 908485)
@Muhmer:

Du Fachmann für Gestein :-) 4 Dimensionen?

1. Deine 4. Dimension ist in der Höhe festgelegt - bei Sedimentgesteinen ist die angegebene Höhe immer die Höhe des Lagers, also der Schichtung. Somit ist auch völlig ohne Angabe klar, wie eine eventuelle Schichtung verläuft.

2. Es ist ja laut Aussage des TE Granit - und Granit ist nicht geschichtet.


Zur Frage ob das ein Mühlstein ist oder nicht, kann ich nichts sagen. Dachte immer für Mühlsteine hat man eher Kalkgesteine verwendet, da sich diese viel leichter nachschärfen und der Abrieb des Steines zusätzlich gut für den Menschen war. Hieß es nicht sogar mal, dass Mais ohne Kalk gar nicht richtig verdaubar wäre? Irgendwas hab ich da mal gelesen, betrifft die Region aber sicherlich weniger, zu der Zeit gabs dort wohl noch keinen Mais :-)


Auf den ersten Blick sieht es wirklich eher aus wie eine ausgelatschte Schwelle oder Bodenplatte und die Riefen würden so wahrscheinlich nicht durch die Nutzung als Mahlstein entstehen, es sei denn die haben früher Korund oder Diamanten gefuttert - das bezweifele ich jetzt aber mal stark :-)


Ich würde mal schauen ob diese Art von Stein oft als Baumaterial bei euch verwendet wurde, wenn das nicht der Fall ist, hat sich der Stein vielleicht doch für Mühlen sehr gut geeignet und wurde von weiter her dafür vielleicht angeschleppt. Genaueres kann dir sicher nur ein Archäologe sagen.

Vom ersten Blick her würd ich sagen: nein. Bin aber Steinmetz und kein Archi. :uii


2augen1nase 23.01.2017 09:05

Tja, das kann ich dir auch nicht beantworten warum dir das jemand so erzählt hat. Ich mutmaße mal:

Bei altem Granitpflaster spielt für den Wiedereinbau die ehemalige LAGErichtung eine Rolle, weil man ja die abgelutschte Oberseite wieder oben haben will - sonst bräuchte man ja kein historisches Pflaster wiederverwenden. Hat aber nix mit einer Schichtung oder sowas zu tun.

Oder aber dein Berater hat es sich einfach gemacht (wie viele das tun). Ich kenne viele Steinmetzen die Ihre Kunden nicht mit Fachbegriffen verwirren wollen, also werden harte Steine immer als Granite, mittelharte oder schön gebänderte als Marmore oder matte Steine prinzipiell als Sandsteine deklariert.

Es gibt ja auch durchaus geschichtete Hartgesteine, aber eben keine Granite.
Das ist ja auch gerade der Vorteil bei dem Stein, dass er sehr homogen ist und sich in alle Richtungen "gut" bearbeiten lässt.

Naja, kein Grund jetzt hier ein Nebenthema aufzumachen.


Zur Selbstschärfung:

Das klingt mir gerade bei dem Verwendungszweck als Schleifstein unsinnig, vor allem wenn zwei gleiche Steine benutzt werden. Kann jeder zu Hause ausprobieren, wenn man zwei Steine aneinander reibt (bei Granit dauert das halt etwas länger) wird sich irgendwann ne relativ fein geschliffene Oberfläche einstellen. Anders würde sich das eventuell verhalten wenn man einen harten und einen weichen Mühlstein nutzen würde, dann würde der harte sicherlich wesentlich länger scharf bleiben (es sei denn er mahlt auf nem sehr quarzhaltigen Sandstein). Trotzdem, ich kenne das eigentlich von Müllers Erzählungen so, dass die die Steine - sofern Natursteine - regelmäßig neu behauen mussten. Kunststeine hielten wohl teilweise etwas länger.

Nu gut... wird sich schon alles noch klären.:rolleyes:

Zappo 23.01.2017 09:18

Zitat:

Zitat von 2augen1nase (Beitrag 908513)

Zur Selbstschärfung:

Das klingt mir gerade bei dem Verwendungszweck als Schleifstein unsinnig, vor allem wenn zwei gleiche Steine benutzt werden. Kann jeder zu Hause ausprobieren, wenn man zwei Steine aneinander reibt (bei Granit dauert das halt etwas länger) wird sich irgendwann ne relativ fein geschliffene Oberfläche einstellen.

Nun, ich stelle mir das so vor, daß bei einem aus feinen und harten Bestandteilen "zusammengebackenen" Stein bei Abnutzung irgendwann der Punkt X erreicht ist, bei dem der Rest eines Korns ausbricht und eine harte Kante frei wird.

STELLE ich mir so vor :)

Das hat sicher Grenzen und ersetzt nicht das Nachschärfen und Nachziehen der Rillen bei großen Mahlsteinen.

Interessant: http://www.muehlenverein-selfkant.de...BChlstein.html

Gruß Zappo

PS: Ist aber auch ein Nebenthema - gibts was Neues zum angesprochenen Fund?

wulfsbarg 31.01.2017 08:32

Ich würde aufgrund der Größe sagen, das es eher der Läuferstein einer Schiebemühle ist.
Und zum Material:In Mecklenburg war Granit ein übliches Gestein für Trogmühlen.

Sir Findalot 02.03.2017 14:00

Laut Meinung Grabungsfirma ist`s nun doch ein Reibstein.



Da gibts noch eine "Rahmenhandlung" dazu, mal sehen wie man es formulieren kann.#
Heute keine Lust dazu.

Sir Alottafind 17.12.2018 21:51

Alottafind ergänzt Findalot:

Der eingangs beschriebene Stein ist definitiv ein fast vollständiger Mahlstein!
Hier kann ich mich mal hemmungslos selber loben, denn der wär unbeachtet und selbst nach halbamtlicher Fachbeurteilung stracks im Abraum gelandet, wenn ich meinen bauchgefühligen starken Verdacht nicht so konsequent Nachdruck verliehen hätte.

Zum Thema, wie ein Mahlstein zu identifizieren ist, gabs seinerzeit und auch aktuell im web meiner Erfahrung nach nichts zu finden. Hilfreich wären zb. Detailaufnahmen und Charakteristika. Man kann einen Verdachtsfund zwar in diversen Foren zur Beurteilung reingeben, was aber auch immer nur recht indifferente Ergebnisse bringt.

Seither konnte ich drei weitere Mahlsteinfragmente finden, ein vierter befindet sich noch in der offziellen Bewertung (bin aber überzeugt, dass es ein Bruchstück von einem Steinreibewerkzeug ist; es braucht in der Archäologie durchaus eine Portion Penetranz.....). Und vielleicht hilfts dem einen oder anderen Finder von Verdachtsstücken, wenn ich hier die nächsten Tage Bilder der Mahlsteine plus Beschreibungen poste.

Neue kann ich im Moment nicht machen, da sie bis auf einen schon in offiziellen Händen sind.

Sir Alottafind 21.12.2018 00:37

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 6)
Als erstes mal die Bilder von zwei Mahlsteinbruchstücken:

svensmühle 21.12.2018 13:08

Also unsere Mahlsteine hier zu Hause in der Mühle sind die Mahlflächen aus Französichen Süßwasserquarz hergestellt wurde für die Grießausmahlung verwendet und für reine Körnervermahlungen wurden früher Granit und Sandsteine mit besonderer Quarz verbindung verwendet.

Sir Alottafind 21.12.2018 16:37

Vielleicht kams bisher nicht so gut raus, aber es geht um vorgeschichtliche Steinmahlwerkzeuge und deren Fragmente, die man manchmal auf Feldern und Baustellen finden kann. Die eingestellten Bilder sollen als Vergleichsmöglichkeit dienen, falls mal einer aus der Runde Verdächtigem ansichtig werden sollte. Die nähere Beschreibung der abgebildeten Stücke folgt.

Die Biomühle hier am Ort erregt dagegen kaum archäologisches Interesse:rolleyes:

Sir Alottafind 05.01.2019 20:20

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Nachgereicht das nächste Mahlsteinfragment. Es misst ca. 20x20x30mm und stammt aus einer Abraumdurchsiebaktion.

Die jeweiligen Beschreibungen folgen später.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:18 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.7.0 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.