Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.09.2004, 20:10   #3
Bingo
Heerführer

 
Registriert seit: Oct 2001
Ort: Siegen
Detektor: In einem Archiv nicht erforderlich
Beiträge: 2,553

Zitat:
Zitat von kapl
a) Vor allen Dingen interessiert mich, von welchen Interessengruppen gingen die Initiativen aus? (SS, Wirtschaft, Luftwaffe, Wehrmacht usw)

b) Wie ging dann die Entwicklung weiter, vor dem Krieg, im Krieg, nach dem Krieg.

c) Nach welchen Gesichtspunkten wurden Höhlen und Stollen als Luftschutzbunker benutzt? D.h. woher wusste man von dem vorhanden sein, wer suchte, wer baute aus und wie? usw.. („Klassische reine Bunker und Hochbauten sollen außer Acht gelassen werden)
Hochinteressante Fragen, auf die ich trotz jehrelanger Recherchen noch immer keine abschließende Antwort gefunden habe. Die Aktenlage ist derart umfangreich, dass es für eine Person schlichtweg unmöglich ist, sämtliche Quellen auszuwerten. Jerome und SUR wissen, wovon ich rede und wie zeitaufwendig die Recherchen im Archiv sind. Oftmals sitzt man einen ganzen Tag im Archiv, um mit 2 oder 3 Seiten nach Hause zu fahren.

Mitte 1943 entbrannte ein heftiger politischer Machtkampf zwischen Speer (Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion) und Göring (Reichsminister der Luftfahrt), die beide versuchten, die Kompetenzen an sich zu ziehen und damit die Untertageverlagerung wesentlich zu steuern. Beide Minister hatten einen eigenen Sonderstab gegründet, mit dem Ziel, geeignete Stätten für eine mögliche Untertageverlagerung ausfindig zu machen. Göring hatte zu diesem Zweck den Sonderstab "H" unter Leitung von Dr. Treiber eingerichtet, der sehr erfolgreich arbeitete. Ganz im Gegensatz zu Speers Sonderstab "U", der zumindest in der Anfangsphase sehr behäbig war und oftmals das Nachsehen hatte. Beide Sonderstäbe bestanden zeitgleich nebeneinander, was teilweise dazu führte, dass einzelne Projekte doppelt vergeben wurden. Mit der Gründung des Jägerstabes fand eine Fusion beider Sonderstäbe statt, dies unter Federführung und der Dominanz von Speer, der damit den Machtkampf für sich entscheiden konnte. Dies führte letztendlich zur Gleichschaltung beider Ministerien.

Die 1933 in aufgelassenen Kaliwerken eingerichteten Heeresmunitionsanstalten hatten den Weg des Machbaren aufgezeigt. Die Muna in Bernterode war Musterbeispiel der ersten erfolgreichen Untertageverlagerung des NS-Regimes. Dies aus der Notwendigkeit heraus, die Aufrüstungsbestrebungen zu diesem Zeitpunkt noch geheim halten zu müssen, da Hitler das Einschreiten der Entente-Mächte befürchtete.

Gruß
Bingo
Bingo ist offline   Mit Zitat antworten