Thema: Camp King
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Alt 07.01.2006, 10:52   #5
FBS
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Das Camp King ist ein ehemaliger Militärstützpunkt der USA in Oberursel (Taunus). Heute befindet sich auf dem 15 Hektar großen Areal ein Wohngebiet.

Ende der 1930er Jahre entstand auf dem nördlichen Teil des Geländes der so genannte Reichssiedlungshof. Einige Gebäude wurden 1938 im Rahmen der 1. Deutschen Bau- und Siedlungsausstellung in Frankfurt am Main errichtet und anschließend in Oberursel wieder aufgebaut. Die 21 Wohn- und Wirtschaftsgebäude dienten der Universität Frankfurt als Reichssiedlungsschule. Die heute noch vollständig erhaltenen Gebäude stehen mittlerweile unter Denkmalschutz.

Seit 1939 wurde das Gelände als Durchgangslager für Kriegsgefangene und insbesondere zur Vernehmung von Piloten der Alliierten genutzt. Insgesamt wurden im Dulag Luft, wie das Gelände damals genannt wurde, etwa 40.000 Verhöre durchgeführt. In dieser Zeit entstanden auf dem südlichen Teil des Geländes zahlreiche Baracken.

Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Areal zunächst als Kriegsgefangenenlager genutzt, später führte hier Robert Kempner Vernehmungen von zahlreichen prominenten Nazis durch, deren Ergebnisse er später als Ankläger bei den Nürnberger Prozessen nutzte. Neben Kempner verbrachte auch Eugen Kogon, der bis 1945 im KZ Buchenwald inhaftiert war, einige Zeit in dem Lager. Er betätigte sich als Chronist der US-Army und begann hier auch sein Buch Der SS-Staat.

1946 wurde das Lager nach dem bei der Invasion der Alliierten in Frankreich gefallenen Colonel Charles B. King benannt. Im gleichen Jahr begann die Nutzung durch den US-amerikanischen Geheimdienst CIA. Unter seiner Obhut war hier auch die Organisation Gehlen ein Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes tätig. In den 1950er Jahren sollen im Camp King von der CIA auch Menschenversuche zur Gehirnwäsche durchgeführt worden sein. Unter dem Decknamen Artischocke sollen sowjetische Agenten in geheimen Experimenten mittels Drogen, Hypnose und Folter zur Preisgabe von Informationen gezwungen worden sein.

Während der Nutzung durch CIA und US-Army entstand auf dem Gelände eine weitgehend autonome Siedlung für etwa 500 Menschen, inklusive Einkaufszentrum, Kino, Sporthalle und Kapelle.

1993 verlässt das amerikanische Militär das Camp King und das Gelände fällt in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Im Mai 1998 wird das Areal von der Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Oberursel (Taunus) erworben, um dort ein Wohngebiet für etwa 1.200 Menschen zu entwickeln. Im Jahr 2004 ist dieses Vorhaben weitgehend abgeschlossen.
http://www.campking.net/
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