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Alt 15.07.2019, 20:56   #43
Sir Alottafind
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Es gibt Neues von der temporär stattfindenen Camperodyssee .

Letzte Woche schwang ich mich wieder ins Sirmobil in Richtung Graubündener Passhöhen, wunderschönen Burgen und kostspieligen Migrosmärkten. Auch um Freund Sir Moped wieder mal eine Dosis Schreibsalat zu verpassen, hier ein paar Teilberichte.

Die beginnen mit
Die Nacht auf dem Julierpass

Die erste Nacht, welche ein recht kalte wird, wird auf dem Julierpass verbracht. Der ist 2284 Meter hoch, und ich bin der einzigste dort oben. Alle sinds schon ausgeflogen, nur ab und zu brauscht ein Caterham oder Motorrad auf der weit genug entfernten Passstrasse vorbei. Die freie Stellplatzauswahl nutzend platzier ich mein kleines mobiles Eigenheim so arschlängs, dass man einen schönen Blick beim Aufwachen auf den kleinen Bergsee Lej da las Culuonnas und dahinterliegend die imposante Berggipfelreihe Piz da las Coluonnas, Fuorcla Lagrev, Spedla und Piz Polaschin hat. Die Gruppe wird noch vom Rest der Abendsonne angestrahlt, hingegen auf der Gegenseite die nicht weniger eindrucksvollen Gipfel um den Piz Valetta bereits von grauen heraufziehenden Nebelfingern zunehmend verhüllt werden und ins Dunkelgraue wechseln. Es weht ein strammes kaltes Lüftchen, sodass mein Umherlaufen nicht lange dauert. Der heisse Pot Gutnachtkaba und Schlafsack locken.

Die Römers haben dort oben auch ihre Spuren hinterlassen. Zwei Steinsäulchen stehen nicht weit von meinem Standplatz links und rechts neben der Passstrasse. Ein Stück Römerstrasse gibts auf dem Pass auch, allerdings bis ich die finden würde.... (bei der Gelgenheit sei auf dies und das hingewiesen).

Ein paar Meter vom Fahrzeug erhebt sich der fast brandneue Julier-Turm. Im Geneble wirkt er ein wengerl bedrohlich und arg einsam. Er ist Bestandteil des alpenraumübergreifenden Origen-Kulturprojekts, und wie es der Zufall will, werd ich zwei Tage später einen weiteren Origen-Bau in Form der Burg Riom kennenlernen. Und jetzt ist der Nebel komplett da. Völlig dunkel aber wird’s nicht, da wohl oberhalb der Nebeldecke der Mond intensiv reflektierte Sonnenstrahlen runterschickt. Im Julierturm geht sowas wie eine Notbeleuchtung an, was den Bau noch geisterhafter dastehen lässt.

Man darf nicht glauben, Nebel hätte nur eine versuppende Farbe. Die Fahnen, die eilig um den Turm zirkeln, sieht man genau. Die Wilde Jagd, wie ich sie noch in tiefbayerischen Kindertagen von zahnerten Alten erzählt bekam, nun auf schweizerisch. Ich erwähne jetzt schon, dass ich die Nacht überlebt habe.

Mit Rete Uno im Radio mit einer barrywhitschen Moderatorenstimme, deren Italienisch bis auf das oftverwendete Wort Amore unverständlich bleibt, entschlummere ich im warmen Nest.

In der Früh um sechse rum gehts wieder raus. Der Nebel beginnt sich sehr zaghaft zu lichten, ab und an lugt sogar fetzenhaft das Bergmassiv gegenüber und blauer Himmel raus. Ich mach mich mit Kamera auf die Socken runter zum Bergsee und quer zum Hang, in der Hoffnung, ein paar schöne Dramapanoramabilder zu kriegen. Rausgekommen sind Bilder fast a la William Turner, und leider geben sie die Athmospäre nicht ausreichend wieder. Vereinzelt liegen noch dicke Schneefelder, und überall und zwischen den Felsen blühen massenweis verschiedene Bluemelis und einige Bächlein gluckern vom Hang runter. Alpenlike eben. Der kältliche Wind vom Westen beginnt der Birne zunehmend zu schaffen zu machen, und geschickterweis hab ich keinerlei Kapp dabei. Nach gut einer dreiviertel Stund wieder am Camper wird gemächlich ein großer Kaff gebaut und ein paar Semmeln mit Salami an Gürkchen gebastelt. Um meinen kleinen fahrbaren Lebensraum aufzuwärmen, halt ich den Gasbrenner auf höchster Stufe ein paar Minuten vors Umlufgebläse; sehr effektiv.

Urplötzlich steht da ein belederter Töff-Fahrer, den ich nach ersten Anzeichen von Nettigkeit alsbald in ein Gespräch auf Gegenseitigkeit verwickle. Schön, wen man alles ebenfalls auf Reisen so begegnet.

Ich mach mich und die Kiste fertig zum Aufbruch nach Westen, Richtung Bivio und dem Marmorera-Stausee. Dort, in einer fürchterlich Felswand, steht die Burgruine Marmels angeklebt. Die wollt ich schon letztes Jahr besuchen, und heut solls sein. So zumindest die fröhliche Planung.....

(Fortsetzung folgt)
Angehängte Grafiken
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