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Alt 13.12.2018, 00:41   #15
Sir Alottafind
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Sperre Nauders

Vorweg eine Berichtigung zum Beitrag Burg Campell:
Die als auch der Weiler Campi liegen natürlich nicht übern Hinterrhein, sondern über der Albula. Die Albula mündet ein paar Kilometer weiter in den Hinterrhein, der aus der Via Mala Schlucht ins Domleschg einfließt.



Auf der Tour von Burg zu Burg kommt man an neumilitärischen Bauten wie Festungen oder Strassensperren usw. in A und CH kaum vorbei. Möcht nicht wissen, an wievielen getarnten Geschützwerken, Einmannbunkern oder künstlichen Talverengungen usw. ich schon unbemerkt vorbeigefahren oder -gelaufen bin. Auf dem Weg in Unterengadin nun lag die Sperre Nauders, die ich mir mal ein wenig angesehen hab. Die Bildermenge ist sehr mager.


Ich befinde mich auf dem Anmarschweg nach Graubünden via Österreich.

Das Wetter ist ungemütlich für die Jahreszeit. Überraschungen erlebt man hinsichtlich des Wetters in und nahe den Bergen aber immer wieder. Es ist feucht, es ist relativ kalt, es nieselt leicht, und das Licht ist gegen frühen Abend diesig. Gar viel Verkehr ist nicht, und im Grenzbereich Österreich-Schweiz fahr ich die Reschenstrasse hoch in Richtung Unterengadin. Als Reisender ist das eine sehr einsame Tageszeit.
Hier geht’s kurvig sehr flott bergan, teilweise in Galerien hindurch. In denen kommt man sich zeitweise wie in einer dunklen, feuchten und von oben intensiv tröpfelnden Grotte vor. (Manche sehr 'urige' Tunnels auf italienischen Passstrassenstrecken sind reinrassige schlängelnde enge Grottenbahnen, die keine Ausbetonierung aufweisen und wie frisch/wild in den Fels gebissen aussehen. Wenn einem da ein hochprofessioneller italienischer Fahrzeuglenker mit Kastenwagen voller Schifahrer entgegenkommt, ist meist ein weiteres ergrautes Haar fällig.)

Es taucht rechterhand unvermittelt die Sperre Nauders auf, ein felsgraues klotziges Etwas.

Solche alten müffeligen Militärbauten, massiv hingeklotzt und wenig gemütserheiternd aussehend, wirken bei dem aktuellen Wetterbedingungen noch mal so grauslich. Eigentlich möcht ich gar ned aussteigen aus dem gemütlich verräucherten Wageninnern, wo grad besinnliche Klänge erklingen. Aber dann denkt der brave Mann an die lesewütigen Festungsfans auf sde, überwindet sich und zwackt ne halbe Stund Besuchszeit ab. Scheine der einzigste Besucher zu sein, was die drückende Verlassenheit der Örtlichkeit nochmal unterstreicht. Zirkle in die sparsame Parkmöglichkeit direkt vor dem Hauptgebäude, schlag kurz im Internet Festung Nauders nach, und schnapp mir Kamera und Regenschutz.

Nun stellt sich noch ein italienisches Auto dazu, mit vier jungen Burschen drin. Laut Kennzeichen aus Brescia; die hamms aber auch noch etwas weit bis z'Haus. Leider verstehen die weder Deutsch noch Englisch. Solcherlei und auch verquatschtere Begegnungen gibt’s auf meinen Touren gerne mal, wie später im San Bernardino Hospiz mit einer ausnehmend hübschen jungen und suppeschlürfenden Frau, die sich auf der Heimreise ins Trentino befindet. Solche Geschöpfe trifft man eher selten in den tiefen bayerischen Gefilden. Gottchen, was bin ich doch schon alt und was für ein eckiger Provinzheini!! Zum Glück kann ich recht gut Englisch. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Museum im Sperrwerk ist heut geschlossen, also lauf ich so rum. In der Schlucht gibt’s natürlich auch ein rauschendes Gewässer mit Namen Stiller Bach. So stille ist der gar nicht. Zur Schneeschmelze oder bei viel Regen geht hier wohl richtig die Post ab. Er führt unter dem Bauwerk durch, man kann runter und über ein Brückchen laufen. Dort beginnt ein wahrscheinlich recht neuer und abenteuerlich ausgesetzt verlaufender Metallsteig. Der geht irre steil bergan und ist sehr schmal. Meine hübschen muskulösigen Beine melden bald ihre dringende Bitte um weniger schnelle Steiggeschwindigkeit an. Weiter oben sollen die Reste der frühmittelalterlichen Niklasmauer zu sehen sein, aber dazu ist heut wohl nicht der Tag. Ich kehr eher lustlos um und lass die Bergaufgehjungs gern vorbei.

Es ist recht laut hier in der Enge der Schlucht. Der Bach, dann die Autos und vor allem Laster. Die fahren wie die Gestochenen, und ich muss richtig achtgeben, wenn ich die Strasse überquer und ein paar Meter höherlaufend den Panzergarten ansteuer. Auf dieser Seite der Anlage steht ein Kasernengebäude und hier liegen auch einige verschlossene Eingänge in den Fels. Artillerie steht rum, und eingezäunt ein paar tote Panzer. Mit Waffenphotographieren hab ichs nicht so, deshalb welche hier und da allgemein.
und allgemein

Das Unterengadin, seine Burgen und der ersehnte Schlafplatz bei der Burg Tschanüff warten, daher setz ich meine Fahrt alsbald fort, mit dieser schönen Musike.
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