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Alt 27.06.2003, 22:50   #26
Rotti
Heerführer

 
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Na, da will ich doch auch noch die Finger ausstrecken, denn Rubberducks Beitrag ist so uninteressant nicht. Einige Anmerkungen hätt ich dazu allerdings spontan schon. Auch zu Philippe.
Denn
1. Wurde in der Nazizeit von einem Offizier oder jeder anderen höhergestellten Persönlichkeit eine Mitgliedschaft in der NSDAP erwartet. Zum Teil wurden die Leute, die nicht spontan "Hurra!!!" schrien, massiv dazu gedrängt. Nowotny war so etwas wie eine Legende, hatte "Vorbildcharakter" . Der musste PG sein, rein aus Prinzip. Man bedenke bitte immer, daß auch einige der Leute vom 44er Attentat ein Parteibuch hatten. Auch im Zivilleben war ein solches unersetzlich, wenn man beruflich irgendwie weiterkommen wollte. Waren also wenig 100%ige dabei. Deshalb haben die alliierten Militärbehörden auch den Status des "Mitläufers" für solche Leute vorgesehen, bei der Entnazifizierung.Auch wenn in der Schule heute vielleicht was Anderes verbreitet wird, (in den Medien sowieso). Sogar mein (pikanterweise schwuler!) Großonkel war Parteigenosse. Ein Schöngeist ,Kunstsammler und Kirchenorganist, der keiner Fliege was zuleide tun konnte.

2. Die leidige Reemtsma -Ausstellung.
Ich sprach wohlweislich schon von der Ersten Ausstellung.Das hähere Ziel der "Volksaufklärung " vor Augen wurde hier "wissenschaftlich " belegt....ja, bloß was. Falsche Fotos... naja, das Alleine ist das eher geringere Problem. Das unkommentierte Zurschaustellen angeblicher oder tatsächlicher Greueltaten ohne Hinweis auf die Umstände ist es, was mir Sorgen macht. Ich hatte etwas weiter vorn bereits über die "Partisanenhelden" geschrieben, deshalb spare ich mir das an dieser Stelle.
Und die Wehrmachtssoldaten an sich, die allesamt mit in die Schuld genommen werden?
Sicher waren nicht alle so.....ja, genau damit geht es los. De facto waren es wahrscheinlich unter 1% , die Verbrechen begingen, etwa soviel, wie es in der Gesellschaft auch Verbrecher gab. Bloß bei einem Millionenheer macht das schon was aus. Und daß Du si jetzt mit den Mordtaten der SS (wohlbemerkt: SS. Nicht Waffen- SS!) in Verbindung bringst, zeigt doch nur, wie die Grenzen zwischen diesen Organisationen verwischt werden. Früher, also bei der Erlebnisgeneration waren die nämlich noch völlig klar. Bei der danach auch noch. Bei uns wird bereits manipuliert. Und das ist nicht OK. Wissenschaft hat wahrhaftig zu sein, ein Quentchen Parteigängerei, Ideologie oder Verfälschung, und alles ist für die Katz´!
So wie in diesem Fall.

Aber wie Du schon absolut richtig schreibst: Über die Verlierer urteilt die Geschichte nunmal anders. Nirgendwo wird das deutlicher.

Wenn wir schon bei Irrtümern sind: Ja, sie haben ihn gewählt. Und sie waren keine Hellseher. Meinst Du, sie hätten ihn auch gewählt, wenn sie auf seinen Wahlplakaten gelesen hätten: Gebt mir 12 Jahre Zeit, und ich sorge für 50 Millionen Tote, ein zerstörtes Deutschlad und reichlich Völkermord?

Eher nicht. Aber das ist halt so mit den Irrtümern, nachher ist man immer gescheiter. Ob sie diesen Führer verdient haben? Schau mal Deine Großeltern an. Haben sie?

Und warum sol man auf diese Soldaten so stolz gewesen sein? Das ist wohl die Kernfrage schlechthin. Warum?
Weil sie so schnell fremde Länder besetzt haben? Regt sich da Stolz in Deiner Brust? Also in meiner eher nicht....

Weil sie Leute vergast haben? Nicht mal der übelste Verleumder kam bis jetzt auf die Idee, zu behaupten, Wehrmachtssoldaten hätten Leute vergast. Waffen -SS Angehörige übrigens genausowenig. Das war irgendwie ins Kapitel "genau wissen ,worum es geht".

Na, warum? Ich für meinen Teil habe Ehrfurcht davor, wie tapfer sie sich in ihr Schicksal gefügt haben. Obwohl sie spätestens nach Stalingrad wissen mussten, wo der Hase langläuft. Sie haben durchgehalten bis zum bitteren Ende, nicht weil sie ihren Gröfaz so toll fanden, sondern weil sie genau wussten, daß Kameraden und Zivilisten auf sie angewiesen waren.
Ich für meinen Teil hätte als 19jähriger Bub sehr wahrscheinlich nicht den Mut oder die Dummheit besessen (je nachdem wie man es sehen will), mich mit der Waffe in der Hand gegen eine erdrückende Übermacht zu stellen, und vielleicht draufzugehen.

Stolz ist folglich also wohl fehl am Platze. Ehrfurcht, ja ,und Respekt vor den Toten und den Überlebenden. Die es ertragen haben. Egal warum. Und trotzdem oder gerade deswegen ein Deutschland mit aufgebaut haben, in dem zumindest für ein paar verbliebene Leute "Freiheit" mehr als nur ein Wort ist. Darauf bin ich allerdings schon stolz. Auch wenn ich nichts dazu beigetragen habe. Ist halt ein ideeler Wert ,dessen qualität sich nicht unbedingt Jedem erschließt.

Aus irgendeinem ungewissen Grund allerdings meine ich, hier ein Paar Leute gefunden zu haben, bei denen es schon so ist. Die auch noch zuhören können, umdenken oder die Argumente eines anderen gelten lassen. Auch und gerade, wenn er anders denkt.

Und damit meine ich Euch Alle.

Danke.
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Und wenn der ganze Schnee verbrennt-
die Asche bleibt uns doch!
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