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Alt 22.07.2019, 21:44   #56
Sir Alottafind
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Ein Besuch der Fortezza Rohan und bei den 'Mördern'

Recht zeitig in den Vormittagsstunden vom Flüela die Passstrasse in Begleitung des Bergbaches Susasca runterkommend, liegt die Burgruine Rohan vor dem antirasenden Reisenden. Auf google earth ist der Bau schön nachmodelliert zu betrachten.

Sie liegt anmutig auf einer kleinen licht bewaldeten Anhöhe über der kleinen Ortschaft Susch. So ein Hügel heisst im romanischen Collina, und jene Erhebung heisst Collina Chaschinas. Darauf als auch auf weiteren Hügeln am Ort wurden eisen- und bronzezeitliche Funde gemacht. Aber mehr einfach hier (wo sich auch der Schimpfname Mörder erklärt).

Über die Brücke am eindrücklich rauschenden größeren Bach Inn an der Kirche Baselgia Refuormada San Jon im historischen Ortsteil Surpunt find ich ein schattig Plätzchen als Ausgangsort der Marschiererei. Es ist kaum Betrieb, was sich sich zur Ferienzeit sicher ändern wird. An der zweiten Kirch einige Meter die schmale gepflasterte Strasse weiter sinds schon am fleissig handwerkeln. Schad das mein Romanisch (die genauere Sprachbezeichnung hier ist Valladur) so subsubstandard ist, gern würde man sich mit den Handwerkern über manches unterhalten wollen. Im Ort werden gar Sgraffito-Kurse gegeben.

Mann, ein Woche hier das schweiss- und lauffreie Kulturangebot nutzen, schön verköstigen lassen, die Putzkratztechnik wurzelfest für 30 Fränkli erlernen, und dann mal daheim anwenden im Badbereich...! Sgraffito reizt mich schon lang mal!

Ein massiges uraltes Gebäude ein paar Meter entfernt, die ehemalige Klosteranlage und aktuell Muzeum Susch, war zu Anfangszeiten offensichtlich auch Wehrbau, wenn man sich die extrem dicken und abweisenden Mauern und schiessschartigen Fensterchen betrachtet. Leider hat es wegen Ausstellungswechsels zu.

Nach der obligaten Kraftgabe Buttermilch, diesmal der Geschmacksrichtung Aprikose, geht’s los zur Ruine. Es geht bewältigbar bergan und bald unter licht stehenden alten Bäumen auf gepflegtem Wanderpfade. Die Ruine verbirgt sich in ihrem jetztigen Zustand lange vor dem erwartungsvollen Besucherblick, aber nach vielleicht einer reichlich Viertelstund kräftigem Ausschreitens in Serpentinenform erreicht man das sehr schön in Frühsonne getauchte Hügelplateau mit Fortezzakrönung.

Als erstes fällt die hölzerne Spießbewehrung ins Aug. Worauf sich das Design historisch genau begründet, müsst man mal nachrecherchieren. Jedenfalls geht dies Detail rundum und befindet sich teilweise schon wieder in Auflösung. Als potentieller Angreifer würd ich versuchen, irgendwas brennbar/brennendes Liquides dranzuschmeissen und abfackeln. Zumindest teilweise. Wenn die Besatzung am eifrig Löschen ist, an ein zwei minderbewachten Stellen an den Stangen hochhangeln.... . Oder so ähnlich.

Man kommt nicht umhin, eine eingelassene aufwendige Metallplatte (mal wieder) zu bewundern, die am Eingang kurz die Burgvita schildert. Ein zweites Schild (welches sich im Innern mehrfach findet) ist in anderer Hinsicht sehr interessant, da sie (in erfrischend handfester Formulierung) auf Sinn und Zweck der Rasenziegel als Schutz der Mauerkronen hinweist. So ein Schutz wär ernsthaft auch was für die eine oder andere Oberpfälzer Burgruine und sieht zudem verdammt gut aus.

Wetter super, die Wiesenflächen frisch gemäht, der ungestörte Weg durch die Ruine beginnt. Die vielgestaltigen Ecken und Ausblicken ausbaldowernd näher ich mich dem Burgturm. Die hat zwar eine metallene Aussichtsplattform mit lustig wehender Fahne drauf, jedoch aus bekannten Gründen bleib ich unten. Am Turm gibt’s ne zweite dicke Metallplatte mit den Namen der Renovierungsspender drauf. Warum gibt’s so ein Zusammenwirken gottverdeckel nicht bei hiesigen Ruinen!?

An einem Seitenausgang spricht mich eine nette Bank zum Hinhocken und Schauen an. Lass mich nicht lange bitten, und fläz hin. An der Wand hängt eine Blechdose als Kippensammler mit netter Aufforderung dran. Da man sich ja in der Schweiz befindet, sind da auch Reste exclusiver Cigarren drin. Ich mag jetzt eh kein Zigarillo schmauchen, sitz bloß da, und horch versinkend auf den Inn, der in Blickrichtung exakt Süden rumschlängelt. Ja gut, man hört auch den Verkehr, aber den filter ich einfach aus und ersetz ihn durch Fuhrwerkslärm und Knechtgeschrei.

Gefahr laufend, auch noch einzunicken, wucht ich mich wieder auf und schlender raus aus der Fortezza. Retour den Hügel runter, langsam annähernd an Surpunt, wo grad die Kirchenglocke gegen das Inngerausche anarbeitet (Klischeeidylle pur!), und schon ist der Dieselkocher erreicht. Eine Zeit lang lauf ich noch rum im Ort, und leider leider hab ich keinen Rappen inne Tasch für einen netten Kaffee. Und Kartenzahlung für ein Gedeck wär ja schon etwas lächerlich, bzw. sowieso nicht möglich.

Es geht weiter in grober Richtung Umbrailpass, den Stelvio und Italien. Einige Örtlichkeiten gibt’s in der Fortsetzung beschrieben.
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