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Alt 18.02.2008, 17:41   #57
htim
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Goldgräberstimmung im deutsch-tschechischen Grenzgebiet

Werbegag oder Durchbruch zum Bernsteinzimmer? - Neugierige und Hobbyforscher vor Ort

Deutschneudorf/dpa.
So sicher war sich Heinz-Peter Haustein noch nie. «Das ist der Durchbruch», sagt der Bürgermeister des kleinen Erzgebirgsortes Deutschneudorf und FDP-Bundestagsabgeordnete triumphierend. So nah wie jetzt sei er dem Bernsteinzimmer bislang nicht gewesen. In 20 Meter Tiefe wollen er und seine Mitsucher mit Spezialmessgeräten rund zwei Tonnen Gold geortet haben. Haustein sieht sich bereits am Ziel seiner Träume. «Bis Ostern wollen wir die Kisten bergen», sagt der 53-Jährige zum Zeitplan. «Und das ist erst der Anfang. Danach geht die Suche richtig los.»

Mit dieser Ankündigung hat Haustein Goldgräberstimmung im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ausgelöst. Bereits am Wochenende reisten zahlreiche Neugierige und Hobbyforscher in die einsame Gegend. Doch der Politiker mahnt zur Vorsicht und warnt vor möglichen Sprengfallen. Frühestens am Freitag will er den nächsten Bohrversuch wagen. Vorher will er mit den Behörden das weitere Vorgehen abstimmen. Außerdem muss Haustein trotz des Goldrausches seine Pflichten als Volksvertreter in Berlin erfüllen.

Seit mehr als zehn Jahren ist der Politiker unermüdlich auf Schatzsuche. Nach Jahrhunderten des Bergbaus ist der Untergrund im Erzgebirge zerlöchert wie ein Schweizer Käse. Ein ideales Versteck für wertvolle Schätze, meint Haustein. Er ist überzeugt, dass das Bernsteinzimmer von den Nazis in einem der Stollen versteckt wurde. Die Rede ist von zahlreichen geheimen Gütertransporten kurz vor Kriegsende. Immer wieder meldeten sich bei ihm «Mitwisser» mit neuen Hinweisen, erzählt er.

Doch bislang blieb die stets von mehreren Kamerateams verfolgte Suche immer erfolglos. 1998, als Haustein erstmals öffentlich über das Bernsteinzimmer sprach, vermutete er es noch wenige hundert Meter jenseits der Grenze auf tschechischem Gebiet. Später suchte er an mehreren Stellen in seinem Heimatort. Selbst Wünschelrutengänger hatte er schon engagiert. Mehrere zehntausend Euro hat er nach eigener Schätzung schon in seine Leidenschaft investiert.

Sollte er tatsächlich etwas finden, müsste er es dem Staat abgeben. Natürlich hoffe er auf Finderlohn. Doch eigentlich geht es ihm um mehr: Haustein spricht von Völkerverständigung. «Mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs müssen die versteckten Kulturgüter wieder in die Öffentlichkeit», sagt er. «Wenn wir hier das Bernsteinzimmer finden, wäre das ein tolles Symbol.» Haustein stellt sich das so vor: Deutschland könnte Russland das Zimmer zurückgeben und im Gegenzug von den Russen Beutekunst bekommen.

Das Bernsteinzimmer war einst ein Geschenk des Preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen. 1941 wurde es in Zarskoje Zelo bei Petersburg von deutschen Soldaten demontiert und ins Königsberger Schloss gebracht, wo sich seine Spur verliert. Es wurde bereits an mehr als 100 verschiedenen Orten vermutet. Doch alle Unternehmungen, es zu bergen, erwiesen sich als teure Fehlschläge.

Der Berliner Bernsteinzimmer-Experte Günter Wermusch hatte bereits vor zehn Jahren die Vermutung des Schatzes im Erzgebirge als «fabriziertes Märchen» bezeichnet. Deutschneudorf lebt davon aber ganz gut: Die Neugierigen am Wochenende sorgten jedenfalls für eine Sonder-Konjunktur in den Gaststätten. Das örtliche Schaubergwerk wäre auch ohne den Bernsteinzimmermythos kaum je eröffnet worden. Dort können die Touristen nun die Geschichten rund um den Schatz hören. Ein Alleinstellungsmerkmal in einer Region, in der fast jedes Dorf ein eigenes Schaubergwerk hat. Also alles nur ein Werbegag? «Wir werden sehen, wer am Ende Recht behält», sagt Haustein.
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