In Nürnberg gab es über Jahrhunderte einige berühmte Glockengießereien und bekannte Geschützmanufakturen.
Damals mußten die Geschütze vom Gußmeister persönlich vor Auslieferung per kaiserlichem Gesetz auf dafür vorgesehenen Plätzen getestet werden, um Fehlgüsse und billigen Ausschuß bei der Truppe zu verhindern.
Der Gußmeister mußte quasi mit seinem Leben für die Qualität der Ware bürgen und gute Geschützmeister waren damals hochangesehene Persönlichkeiten.
Deswegen dürfte einiges von Projektilen aus mehreren Jahrhunderten in der Gegend herumliegen, muß also nichts mit dem Dreißigjährigen Krieg und Kampfhandlungen allgemein zu tun haben.
Sozusagen wahrscheinlich eher "Produktionsrückstände" als Schlachtensouvenir.
Man testete und entwickelte auch verschiedene Geschoßarten, was unterschiedliche Gewichte im gleichen Kaliber erklären könnte, da es auch welche mit Hohlräumen z.B. für Brandmittel gab.
Da es damals auch noch keine einheitlichen militärischen Normen und Kaliber gab, dürfte auch Unmengen verschiedener Kugeln unterwegs sein und selbst ein knapper halber Zentimeter Unterschied im Durchmesser macht bei einer Vollkugel einiges an Gewicht aus, was durchaus auch im Rahmen ist, da Vorderladerkugeln konstruktionsbedingt immer Unterkaliber haben mußten und sowieso mit Stoff zur Verdämmung und Verhindern von Beschädigungen des Innenrohres eingewickelt und dann straff in den Lauf gedrückt wurden, um dann den nötigen Gasdruck zum Abschuß
aufbauen zu können. Es kam bei diesen Waffen deswegen nicht auf den Millimeter an und wäre auch technologisch schwierig einzuhalten gewesen. Daher auch Abweichungen in Gewicht und Umfang für ein und dieselbe Kanone. Hauptsache Kugel etwas kleiner als Rohrmaß. Bei den damals möglichen konstruktionsbedingten Kampfentfernungen und Einsatzparametern der Artillerie spielte die Genauigkeit auf große Distanz
noch keine große Rolle. Auf 200m Kampfentfernung konnte durchaus Abweichungen von 1m und mehr drin sein, war aber egal, irgendwas wurde bei der damaligen Militärtaktik dichter, geschlossener Verbände oder bei Belagerungen auf ca. 500m (um wirksamen Handwaffenbeschuß zu entgehen) immer getroffen.
Große Kampfentfernungen und Präzision wurde eh erst möglich mit drallstabilisierten, gasdichtenden Geschossen so ab Mitte 19. Jh bei Hinterladergeschützen.