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Alt 24.03.2019, 08:11   #18
Zappo
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Zitat von maffyn Beitrag anzeigen
Zappo: du implizierst, daß das Konstruktionsprinzip fast egal wäre... Da bin ich gewaltig anderer Meinung...
Daß ich das implizieren würde, da bin ich aber gewaltig anderer Meinung

DAS Prinzip ist ist nämlich : Städtebau. Das ist ein Handwerk des Baumeisters. Dahinter stecken zig einzelne Prinzipien, Grundsätze und Regeln in verschiedenster Form und Gestaltung - vom Notwendigen bis zur puren Ästhetik. Die alle mal mehr oder weniger zur Geltung kommen.

Aber ob der Weg zum Stadtgrundriss das Reissbrett, das Modell, die Planung vor Ort bedeutet (eher all dieses zusammen) ist ja wohl egal. Geplant in irgendeiner Form ist das ja immer. Wenn sich da jemand abstrakte, geometrische Gedanken gemacht hat - von mir aus. Aber die sind dann drübergebreitet - und nicht essentiell wichtig. Das ist nur eine der vielen Spielarten.

Und z.B. die Regel: "Die Kirche steht im Dorf auf nem Platz und gegenüber das Rathaus" bräuchte auch ja kein irgendgeartetes höheres, von Eliten* diktierte Absicht. Das war Gemeingut und der Ausdruck des Empfindens der damaligen Zeit - und zwar von ziemlich allen - vom Fuhrknecht bis zum Ratsherr. UND ist natürlich auch praktisch.

Wenn ich mir unser altes Straßendorf so ansehe, ist das ein hervorragendes Beispiel, wie man mit ganz einfachen, aber wirkungsvollen Gestaltngsprinzipien einen reizvollen und l(i)ebenswerten Stadtraum hinbekommt.

An einem Ende der Hauptstraße steht die Kirche. Die Straße geht dann gerade weiter zum Punkt X, wo rechtwinklig ne Straße kreuzt. An diesem Punkt stehen dann Kneipe und Laden und ab da klappt die eine Seite der Hauptstraßen-Bebauung zurück und bildet so einen Platz, auf dessen Schmalseite die Kirche steht.

Städtebaulich perfekt angelegt. Wäre es.

Bei näheren Befassen erkennt man dann, daß die Kreuzung bei Punkt X erst seit den 60ern existiert - vorher gabs die kreuzende Straße nicht und die hat man dann DA angefügt, wo die wichtigen Häuser stehen (und nicht umgekehrt) und die so reizvoll zurückklappende Häuserfront im Laufe der Jahrzehnte entstand dadurch, daß die vorne stehenden Wirtschaftsgebäude abgerissen wurden und die Wohnhäuser dann nach und nach bis zur gedachten Front hinerweitert wurden.

So kanns gehen

Geometrische GENAUE Regeln im mittelalterlichen Grundriss versuchen nachzuermitteln, halte ich angesicht unklarer und zeitlich fast nicht nachzuvollziehender Fundlagen für ne ziemlich sportliche Aufgabe - und das Ergebnis für entsprechend schwammig. Ein Denkansatz ist es natürlich - und interessant natürich immer.

Aber immer wenn ZU genaue Zahlen und geometrische Bezüge im Rennen sind, denke ich an die Pyramiden. Da kann man jonglieren wie man will und die Seitenlängen noch in Zusamnmenhang mit dem Mond setzen: VOR ORT ist es schwierig, überhaupt die Eckpunkt genau zu setzen.

Gruß Zappo

*Von Eliten soweit unabhängig zu sein wie möglich war ja das ausgemachte Ziel der Städte. "Stadtluft macht frei".
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