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Alt 20.02.2007, 11:16   #7
corsa
Heerführer

 
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Die Frage war ja "Wie geht man vor?"

Ich wuerde sagen, bevor Du ueber das Ausgraben und das Zusammenstellen eines Bergungsteams nachdenkst, steht eigentlich erst mal ne gute Recherche.
Aus Deiner Frage "wurde Muenchen denn bombardiert" erkennst Du schon, wonach Du suchen musst.

Die meisten Abstuerze sind inzwischen irgendwo dokumentiert, ich wuerde also zunaechst mal schauen, ob es irgendwelche Hinweise auf Abstuerze in dem fraglichen Gebiet in Ende 44 bis Mai 45 gibt. Vielleicht ist Dein Flieger dann schon dabei.
Hier wird dann vermutlich schon das eine oder andere auftauchen, was die Sache klarer macht: ist da wirklich 'ne 2mot abgestuerzt, ist die Besatzung bekannt, der genaue Absturzort etc. pp.?
Nichts geht ueber Zeitzeugenbefragung!!!! Versuch in der Naehe des Absturzortes mal aeltere Leute zu befragen (da musst bisschen findig sein, vergiss Neubaugebiete, such mal Gartenkolonien, Siedlungshaeuser, die da vielleicht frueher auch schon waren). Die meisten Zeitzeugen sind inzwischen schon so alt, dass sie in der Regel nur Kindheitserinnerungen haben, die sind meist etwas verschwommen oder haben im Lauf der Zeit sich veraendert, ist mit ner gewissen Vorsicht zu interpretieren (ein damals 8 jaehriges Kind wird mit Sicherheit nicht hundertpro sagen koennen, ob die Maschine viermot oder zweimot war oder ob es da drei tote Flieger oder 6 gab. Ich hab hier auch so Aussagen gehabt, wonach man da x tote Flieger in der Kanzel gesehen haben will, die da aber nie reingepasst haetten. Aber versetzen wir uns mal in die Lage der Leute damals und wie ein ausgebrannter Bomber dann wohl so aussah. Ob man da wirklich genau sagen konnte, es waren acht oder gar nur fuenf Leichen? Aehnlich ist es mit den Motoren. Dass da vielleicht nur noch zwei lagen muss nicht heissen, dass es nicht noch mehr gab.).
Sehr hilfreich sind auch - die meines Wissens in jeder Region Deutschlands vorhandenen - Heimatforscher oder heimatgeschichtlich Interessierten. Die wissen in der Regel viel mehr als man in der Ortschronik nachlesen kann.
Stichwort: Heimatverein.

Auch die Heimatzeitung ist immer ein guter Weg, was rauszukriegen, in der Regel sind die recht hilfreich.

Dann wuerde ich mal versuchen rauszukriegen, ob es Infos in den "grossen" Archiven (Bundesarchiv) gibt, Luftgaukommando hat mitunter Bergungsmeldungen und naeheres zu den abgeschossenen/abgestuerzten Fliegern.

Und wenn sich dann (!!!) ergibt, dass da tatsaechlich ein Flieger runter ist,
musst Du sehr hoffen, dass Du da noch was findest. Wie schon ceck68 richtig schreibt, waren metallische Rohstoffe ein begehrtes Gut (auch in der Nachkriegszeit, da zahlten oertliche Rohstoffhaendler Geld dafuer, dass Kinder etc. da Schrott hinbrachten), mitunter wurden die Flieger aber auch gleich vom Bergungstrupp des Luftgaukommando oder des oertlichen Flugplatzes auseinandergeschraubt und interessante Teile mitgenommen. Manchmal waren die Anwohner gar noch schneller, mir ist hier ein Fall bekannt aus dem Berliner Raum, wo bei Eintreffen des Bergungskommandos bereits die Sitze des Flugzeuges verschwunden waren und die persoenliche Habe der Flieger (das ist wohl dann irgendwo bei den Bauern der Nachbarschaft gelandet).
Es ist also durchaus moeglich, wenn sich da nichts in die Erde gebohrt hat etc., dass man da tatsaechlich nur noch uebersehene oder ganz kleine Teile findet.

Es kann natuerlich aber auch sein (und das waer der Bingo Fall), dass tatsaechlich entweder was in die Erde gebohrt hat oder dass die ansaessige Bevoelkerung sich ueber den Kram geaergert hat (liegt beim Pfluegen im Weg, die Kinder koennten sich verletzen etc.) und dann das Zeug in ein Loch geworfen haben und weg. Insofern hast Du ne Chance, in der Regel kannst Du das (!) aber bei den Heimatforschern erfahren.

Soviel zur Vorgehensweise, wie ICH es machen wuerde (also vor dem Losziehen mit dem Spaten viel viel viel Recherche).
Ist nicht jedermanns Sache, der Papierkram etc. ich weiss, aber ohne das wirst Du ne Menge Schweiß mit Buddelei an irgendwelchen Stellen vergiessen, die entweder nicht stimmen oder bereits beraeumt sind.

"Die Absturzstelle soll angeblich deshalb zugeschüttet worden sein damit keine Fragen über den Verbleib der Besatzung gestellt werden."
Das ist allerdings ein Hinweis (dem man natuerlich mit allergroesster Vorsicht) entnehmen koennte, dass es moeglicherweise hier zu einem Vergehen an der Besatzung gekommen sein koennte und man spaetere Verfolgung durch die Besatzungsbehoerden fuerchtete. So was gabs leider nicht selten
http://www.flieger-lynchmorde.de/Text/auflistung.htm
Falls das wirklich so sein sollte, dann wirds allerdings schwierig, weil die Hilfsbereitschaft der oertlichen Einwohner geringer ausfallen duerfte (wer wird schon seine Vorfahren oder ggf. sich selbst belasten wollen oder welcher Buergermeister wird das Ansehen seines Dorfes gefaehrden, auch wenn er selber zu dieser Zeit noch nicht geboren war. etc). Und: in diesem Fall koennte aus dem Fliegerfund dann vielleicht auch nen Fall fuer die Kripo/Gerichtsmedizin/Gefallenenbergung werden, wuerde die Sache sehr komplizieren.
Auf jeden Fall wuerd ich aber zunaechst mal sehen, ob da wirklich ein Flugzeug runter ist. Wenn ja, dann sollte man dem Grund des Vergrabens und solchen Geruechten mal nachgehen.

Geändert von corsa (20.02.2007 um 11:32 Uhr).
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