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Alt 24.01.2019, 23:38   #2
Sorgnix
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... Du hast die Tendenz zum Bauteilmord


Grundlagen: => DDR-Kratzputz - z.B. Beitrag 25


1.
Ein Putz ist im Normalfall mehrlagig.
Die erste Lage ist die dickere, gleicht die groben Unebenheiten der Wand aus.
Wenn diese "angezogen" hat, d.h. die Oberfläche ist noch weich, ich kann einen
Daumenabdruck hinterlassen, der Mörtel bleibt nicht an selbigem haften

2.
dann trage ich die zweite Schicht auf. Die sehr dünn angerührt ist und sehr dünn
aufgeworfen wird. Ein halber cm vielleicht. Damit werden die letzten Unebenheiten
der Wandfläche ausgeglichen.



WAS aber die wirkliche erste Schicht ist, zumindest nach "alter" Tradition, das
wäre der Spritzbewurf. Bestehend aus reinem Zementmörtel, verlängert mit "scharfem" Sand bzw. auch Estrichsand.
Der schafft einen gleichmäßigen Untergrund, macht diesen gleichmäßig saugfähig.
Und dichtet (!) die Wand ab! Diese Schicht "quillt" z.B. bei Regen leicht auf,
läßt weniger Wasser durch (also ohne ...)
Macht heut allerdings kaum ein Mensch mehr. Wird auf dem Bau verlernt ... ( )


Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, sprich, es BRAUCHT Wasser zum Abbinden!
... wenn Du auf die geniale Idee kommst, dem frischen Putz mit ner Heizung das
Wasser wegzutrocknen, dann bringst Du den gesamten Putz um.
Der Mörtel "verbrennt". Wird zwar fest - aber sandet später von der Wand ab ...
Wird die Wand später eben noch mal naß gemacht - oder steht im Regen, dann
bindet der Zement zwar fertig ab - erreicht aber mit dem beigemischten Sand
gemeinsam nie mehr die Festigkeit, die er haben sollte. Und sandet weiter ...


Auch der als Bindemittel enthaltene Kalk sollte nicht "beheizt" werden.
Er bindet zwar mit dem CO2 der Luft ab, braucht das Wasser nur um "plastisch", eben
verarbeitbar zu sein.
Trotzdem bindet er bei "normalen" Temperaturen ruhiger und besser ab!
Das Thema thermische Spannungen ist da auch mit am Start.


... und dann kann man heute zwar gern alles aus dem Baumarkt in Eigenleistung auf die
Wand pappen - ein wenig mehr Übung, als die Verarbeitungshinweise auf der
Zementtüte gelesen zu haben, sollte man allerdings schon haben ...

Vielleicht mal auf einer Fläche von ca. 1 m2 üben.


Und es ist ein Unterschied, ob der Putzmörtel mit der Glättkelle einfach nur auf die Wand
aufgezogen wird - oder mit Schwung (und Technik) angeworfen.

Und die Feuchtigkeit des Putzgrundes bzw. saugfähigkeit hat auch ein wenig Einfluß aufs Ergebnis ...


etc. etc.


Gruß
Jörg
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Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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