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Alt 12.05.2007, 22:18   #1
Rasputin.1
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Ehemaliges Conti-Zweigwerk in SEELZE

Hallo,

nun einmal ein Hinweis auf das ehemalige Zweigwerk der Conti in Seelze.

Ja, hier gab es auch einmal eines, sogar 40 Jahe lang.

Quellangaben am Ende des Textes !!!!!


Notizen zum Conti-Zweigwerk in Seelze Nach Chronik-Unterlagen von Heinrich Wittmeyer zusammengestellt von Norbert Saul

Das Seelzer Zweigwerk der Continental Gummiwerke Hannover (früher Continental Caoutchouc- und Guttapercha Compagnie) befand sich auf dem Gelände links der Hannoverschen Straße am Ortsausgang Richtung Letter (heute u.a. Firma Schuppert).

Bereits 1891 entstand auf jenem Gelände eine kleinere chemische Fabrik (Merklin und Lösekann), in der das heute berüchtigte Formaldehyd hergestellt wurde, "zum Blaufärben" , wie Heinrich Wituneyer schreibt.

Östlich von dieser ersten Fabrik baute um die Jahrhundertwende ein Dr. Plinke aus Linden eine weitere chemische Fabrik auf; was dort produziert wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Um das Jahr 1902 wurden beide Fabriken an die Conti verkauft, die Produktionen wurden wahrscheinlich eingestellt und die Produktionsanlagen entweder demontiert oder in das neue Conti-Werk integriert. Das Firmengelände wurde nochmals in Richtung Letter erweitert, 1923 umfaßte es schließlich rund 60 Morgen.

Bei der Seelzer Conti wurde in erster Linie Altgummi regeneriert, heute würden wir das wohl Recycling nennen. In der 20er Jahren wurden bis zu 400 Arbeitskräfte beschäftigt.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise (ab 1929) kam es zu einem Konzentrationsprozeß in der Hannoverschen Gummiindustrie und die Conti arbeitete ab 1931 mit der Excelsior in Limmer (heute Conti am Lindener Zweigkanal) zusammen, welche über eine eigene Regenerieranlage verfügte. Außerdem verfiel zu jener Zeit der Preis für Rohgummi, was die Aufarbeitung von Altgummi tendenziell unwirtschaftlich gemacht haben dürfte. Und so kam es im Jahre 1931 (September-Dezember) zur Stillegung des Seelzer Betriebes, in dem noch über 300 Menschen beschäftigt waren, von denen der größte Teil arbeitslos wurde. Heinrich Wittmeyer schätzt den Steuerausfall für die Gemeinde Seelze auf 10.000 Reichsmark jährlich.

Im Mai/Juni 1932 wurden die Schornsteine gesprengt und die Gebäude zum größten Teil (oder vollständig?) abgerissen.

Einen Teil des Areals kaufte der Hannoversche Böttchermeister Ahrens und nutzte die Fläche als Holzstapelplatz. Eine nach Letter zu gelegene Teilfläche verpachtete die Conti an den in Seelze damals so genannten "Schwarzen Husaren" Friedrich Stichtenoth, der auf dem ehemaligem Gutsgelände an der Hannoverschen Straße (beim heutigen neuen Friedhof) eine kleine Landwirtschaft betrieb und das Pachtland wenigstens bis ca. 1950 landwirtschaftlich nutzte. Die verbleibende Restfläche wurde (ganz oder teilweise) ab 1939/40 wieder von der Conti selbst gebraucht: als Lagerplatz für "erbeutete" (Wittmeyer), später auch einheimische Gummiabfälle, hauptsächlich Altreifen. Dieses Altgummi geriet durch Bombardierungen mit Brand- und Sprengbomben am 22. und 26. Oktober 1944 in Brand. Dasselbe geschah noch einmal nach Kriegsende 1945. Angeblich durch befreite Zwangsarbeiter verursacht, die aus einem vorbeifahrenden Zug Freudenschüsse abfeuerten.

Im Dezember 1945 wurde der Lagerplatz für die Bevölkerung geöffnet, und dies führte zunächst zu chaotischen Zuständen. Denn aus der weiteren Umgebung (bis aus Bielefeld) strömten unzählige Menschen zum Conti-Lager und zwar in erster Linie um nach noch brauchbarer Fahrradbereifung zu suchen.

Im harten Winter 1945/46 wurden die Gummiabfälle als Brennmaterial verwendet. Heinrich Wittmeyer schreibt, dass ganz Seelze und die weitere Umgebung in jenem Winter nach verbranntem Gummi stank und dass viele Herde und Öfen mit diesem Brennstoff ruiniert worden seien.

So blieb also von der Conti-Niederlassung in Seelze nach über 40 Jahren nur eine stinkende Rauchwolke.

Quellenangaben:

Seelzer Geschichtsblätter Heft 6
Herausgegeben von der Stadt Seelze

Kontaktadresse:
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30926 Seelze

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http://www.seelze.de/deutsch/stadtin...te/veroeff.php
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Es grüßt der Michael
Rechtschreibfehler ??? Macht nix, wer welche findet darf sie auch ruhig behalten.
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