Zitat:
Zitat von Lucius
Als abschreckendes Beispiel habe ich ein Heftchen aus tiefsten DDR-Zeiten mit dem Titel "Wie wohnen". In diesem Pamphlet wird der neue sozialistische Mensch im ebengleichen Umfeld erklärt. So richtig mit Aufrufen, in Altbauten den dekadenten bourgeoisen Stuck abzuschlagen und Möbelornamente abzuhobeln...
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Das war im Westen aber nicht anders, wenn auch gänzlich ohne sozialistischen Hintergedanken. In den 60er/70ern wollte man halt modern sein. Da wurden hohe Decken abgehängt, Möbel
begradigt und angepinselt (erst in Pastelltönen, in den 70ern dann von Signalorange bis Ocker) und Holzfußböden mit allerlei gräßlicher Auslegeware belegt. Schaf- und Kuhfell inklusive. Die neuen Wohnsilos waren hier auch sehr begehrt. Ist ja auch kein Wunder, wenn man vorher sein Klo noch auf dem Zwischenstock hatte. Ich kann mich noch gut erinnern, wie begeistert ich als Kind von einer Tiefgarage mit Aufzug zur Etage war.
Edit: Ganze Firmen wie Portas, etc. wurden mit dem Wahn nach "neu" groß. Die verwandelten schöne Altbautüren und Treppenhäuser in glattes,
modernes Einerlei. Hab das sogar noch in den 80ern miterlebt. Aus 100 Jahre alten Zimmertüren mit Facettengläsern und Kassetten wurde ein glatter
Traum in Plastikeiche P43. Hat dazu noch ein paar Tausender gekostet.