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Alt 27.05.2020, 13:59   #69
masterTHief
Landesfürst

 
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Der Name Hagen von Tronje – ein Lösungsvorschlag zur Namensgebung

Natürlich habe ich einen Lösungsvorschlag.

Karl Simrock selbst - der "Chef"-Übersetzer des Nibelungenliedes hat in seinem - ganz seltenen, ich habs - Buch "Wanderungen durch das Rheinland" auch hierzu Stellung genommen.
Es würde keinen Sinn machen, nach einem Ort "Tronje" zu suchen.

Vorschläge gab es schon mal mit „Trondheim" - Norwegen nahe Polarkreis
bis nach "Troja" Kleinasien, heutige Türkei.
Droneck, ein Ort im Hunsrück wird auch mal genannt.
Ich meine auch, daß gar nicht nach einem Ortsnamen zu suchen wäre.
Gestern noch habe ich in einem Buch über die Geschichte Essens gefunden, daß gerade im Mittelalter die den Personen gegebenen Namen nicht nur an Orte (von wo?) - wenn jemand oder dessen Vorfahren nicht aus der Gegend stammten, sondern auch an persönliche Eigenarten wie Berufe oder körperliche Aufälligkeiten - meist Gebrechen - gebunden wurden.
Das letzte passiert besonders gerne im Rheinland (dort ist ja „meine“ Nibelungen-Erzählung ursprünglich tradiert worden).

Es gibt in Köln die beiden dort sehr bekannten und beliebten Witzfiguten "Tünnes und Schäl" - in Köln sogar mit einem Brunnen "verewigt".
Wobei Tünnes verschlagen, sein Freund Schäl hingegen ein wenig blöd dargestellt wird.
Der Stoff, aus dem gute Witz-Pointen sind.
"Tünnes" oder "Tünn" ist im rheinisch-ripuarischen Sprachraum die bodenständige Form von "Anton" - wie Josef dort Jupp wie in Bayern auch Sepp ist.
Also von einem der beiden kennt man wenigstens den Rufnamen – vom "Schäl" ist der nicht bekannt geworden.
Von dem weiß man nur zur Identifikation, daß er eine überaus abnorme Augenstellung hat - er schielt unheimlich, kann also mittwochs zwei Wochenenden überblicken.

Genau das ist es - das Geheimnis des Namen Tronje.
Ein körperliches Gebrechen (vermutlich auch) zur eindeutigen Unterscheidung von anderen "Hagens".
"Unserem" Nibelungen-Hagen ist einmal im Streit bei einem Fressgelage oder Grillfest von einem (ich glaube es war) Herr Walther von Wasgenstein) mit einer Keule - vermutlich der abgenagte Knochen einer Schweinshaxe - ein Auge ausgeschlagen worden.
Deshalb war Hagen - wie allgemein bekannt und dargestellt - einäugig.
Bei der damalig mangelhaften ärztlichen Versorgung darf man annehmen, daß Hagens Tränensack einen abbekommen hat und er ständig ein laufendes Auge hatte - bzw. dort, wo mal ein Auge war (oder nur Reste geblieben sind).
Das ist ja nun durchaus nicht abwegig und da finden wir ein namensgebendes und identifikationsgeeignetes körperliches Merkmal als Gebrechen.

Professor Adam Wrede - verstorbener Professor für rheinische Sprache schreibt ins seinem 3-bändigen "Kölner Sprachschatz" zum Begriff: "Tron" (vermutlich sogar mit langem "Oooo" gesprochen und nicht, wie üblich beim Hagen mit kurzen "o" - es entspräche im Hochdeutschen dem Begriff "Träne".

Weil langsam fließend, heute noch (im Rheinischen) gebräuchlich für einen langsamen Menschen. Außerhalb Köln wohl mit "Tränentier " gleichzusetzen.
Der Namensanhang "-je" ist lediglich eine Verkleinerungsform im Sinne von "-chen".
Also liegt der "Tränen-Hagen" oder „Hagen von Triefauge" eigentlich viel näher als nach Ortsnamen zwischen Eisbären und Kamelen zu suchen.
So erklärt sich mir der Name (so auch im Vortrag in Rheinbach am 04.11.2011 so dargelegt) und man muß zugeben, ein Ergebnis von Forschungen und nicht nur einen Ort ausgesucht.
Ist doch viel schlüssiger und wahrscheinlicher und nicht an den Haaren herbeigezogen wie etwa im Shell-Atlas gefundene Ortsnamen und hat bisher auch nicht zu ernsthaften Kritiken geführt.
Das mit der "Tro(oooo)n" habe ich nicht erfunden oder geträumt, geht auf einen anerkannten kölner Sprachforscher und Professor zurück, dem auch niemand widersprechen würde oder könnte oder dürfte.
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- nur echt mit "TH" -
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