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Alt 05.01.2010, 12:23   #10
Sorgnix
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Immer wieder wunderbar, wie eine einfache Ausstellungsankündigung gleich als Aufhänger für diverse eigene meinungstechnische Unpäßlichkeiten herhalten muß.
Mittlerweile hast Du es ja selber geschafft, Dir ein paar Zahlen zu besorgen. Da bleibt am Ende nicht mehr viel von den Eingangs gemachten Rundumschlägen übrig ...

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Ausstellung bzw. das Thema noch vor Eröffnung derart anzugehen, ohne die Anwürfe mit nachvollziehbaren Zahlen GLEICH zu belegen? Das hat ja nun wieder Stunden gedauert ... Das Ergebnis??

Solange nicht bekannt ist, ob auch die Freiwilligenproblematik in der Ausstellung nicht angesprochen wird, würde ich mir derart Kommentare einfach sparen. Mir ist keines der neueren Bücher zum Thema bekannt, wo auch die Freiwilligen-Thematik nicht erwähnt wird.

Das HAUPTthema der Ausstellung ist nun mal die Zeit des Krieges. Von 1939 bis 1945. Nicht die Zeit der mitlitärischen Erfolge von 1939/40.

Und mit der Darstellung von Einzelschicksalen kriegt man das Millionenheer der Zwangsarbeiter, Häftlinge, Verschleppten und Zwangsverpflichteten auch nicht ausgehebelt. Natürlich gibt es massig Fälle, da wollten die nach ihrer Befreiung sogar in Deutschland bleiben. Gerade Leute, die in der Landwirtschaft verpflichtet waren und (verbotenerweise) von ihren arbeitgebenden Bauern als Menschen behandelt wurden. So einen "Fall" gibt es z.B. noch heute in unserem Dorf. Der gute Mann hat lebenslanges Wohnrecht auf dem Bauernhof - obwohl seine "Aufpasser" längst gestorben sind.

Aber es geht nicht um die Darstellung von Einzelschicksalen.
Wenn Du selbst schon die Zahlen 2 Millionen Freiwilligen gegen (mind.) 6 Millionen Gezwungene stellst, so werden die Wichtungen wohl klar.
Das sind also 25 % Freiwilligenanteil an der Gesamtzahl.
Wenn Du dann noch berücksichtigst, daß von diesen Freiwilligen etliche nach 1940 (nach Beendigung der offiziellen Arbeitsverträge) eben NICHT mehr freiwillig waren, ihnen die Heimkehr verweigert wurde und sie somit auch zu Gezwungenen wurden, dann bleibt nicht mehr viel von den eingangs gemachten Anmerkungen ...

Und mal ganz weit hergeholt: Heute fühlt sich manch 1-Euro-Jobber als "Zwangsarbeiter". Weil er etwas tun muß, was er freiwillig nicht tun wollte, wo er vom Amt zu gezwungen wird. (Vorsicht! Das ist kein Vergleich mit damaligen Verhältnissen oder Geschehnissen!!!)

Vor oben "an den Haaren herbeigezogenen Vergleich" möge man sich vorstellen wie man sich selbst fühlt, wenn man ein paar Tausend Kilometer weg von der Heimat für ein Land arbeiten muß und nicht frei entscheiden kann, ob man heim geht oder nicht. Da hilft auch eine Lohntüte nicht über den Umgstand hinweg, das man unter Zwang dort festgehalten wird und arbeiten muß ...


Ich würde mir die Ausstellung erstmal anschauen, bevor ich so ein Faß aufmache.
Das zieht schon Parallelen zur Wehrmachtsausstellung, wo Experten mit (zutreffenden) Einzelfällen das Ganze infrage zu stellen versuchten ...


Danke
Jörg
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Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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