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Alt 20.02.2017, 07:34   #36
Eisenknicker
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Die Noten...
Wenn Zbigniew die im Polizeiarchiv sehen darf... Eine sehr schwache Spurr könnte es, laut Zbigniew, noch Richtung SS Polizei Brixen geben - ein Teil der Männer waren auch in einer Musikkapelle. Die Einheit hat dort gekämpft, und es währe unter umständen ein Deserteur wie dieser unten im Beitrag jedoch ohne glücklichen Ausgang... eine sehr, sehr kleine Möglichkeit. Gibt es bezüglich Exekutionen 1945 noch erhaltene Dokumente? Laut Zbigniew gab es in der nähe noch 15 solche Gräber auf einem Feld aber da ist nichts weiteres bekannt.

"Zum Dienst herangezogen wurden wiederum größtenteils die Jahrgänge 1901-1920. Nachdem aber das Südtirol infolge mehrjähriger intensiver Personalabgaben an die deutsche Kriegsmaschinerie völlig ausgeblutet war, konnten nur mehr jene Personen eingezogen werden, die bei den zahlreichen vorausgegangenen Musterungen zurückgestellt wurden; sei es, weil unabkömmlich, oder weil sie den körperlichen Voraussetzungen zum Militärdienst nicht entsprachen. (8)
Nach Zeugenaussagen befanden sich aber diesmal regelrechte Invaliden unter den Eingezogenen, so wurde von einem Epileptiker, einem Einäugigen und anderen „Blessierten“ berichtet. Daneben wurde aus politischen Gründen auch ein Großteil der führenden Köpfe der „Dableiber“ zu diesem Regiment eingezogen. Indem man sie gleichsam fünf Minuten vor zwölf kasernierte, war es ein leichtes, sie unter Kontrolle zu halten. (9) "


"Die Vereidigungszeremonie war für Ende Februar 1945 angesetzt, in Anwesenheit von Gauleiter Hofer, dem Obersten Kommissar und Reichsverteidigungskommissar der Operationszone Alpenvorland.
Die große Zahl der „Dableiber” unter den Regimentsangehörigen und die Vorahnung des baldigen Kriegsendes – vielleicht auch die Tätigkeit der Angehörigen der bereits erwähnten Südtiroler Widerstandsgruppe unter Hans Egarter – zeigte bei der Ende Februar 1945 angesetzten Vereidigung konkrete Folgen. (27) Der gesamten Mannschaft wurde die Eidesformel vorgelesen. Daraufhin war nur ein undeutliches Murmeln als Antwort zu vernehmen. Daher wurde die Aufforderung zur Eidesleistung noch zweimal wiederholt, niemand kam ihr jedoch nach. Dann wurde die Mannschaft von den reichsdeutschen Unterführern mit vorgehaltener Waffe unter wüstem Geschrei und Dezimationsandrohungen völlig entwaffnet – sogar die Seitengewehre wurden abgenommen – und in den Stuben eingesperrt. Am nächsten Tag wurde die Mannschaft auf Lastwagen verladen und unter schwerer Bewachung (durch wen? der Verfasser) nach Schlesien an die russische Front abtransportiert. (28)"

„ … Die Russen nahmen die ganze Sache nicht mehr sehr ernst, da ihnen die wahre Lage der deutschen Verteidiger bekannt war. Sie führten eine Propagandaoffensive mit Lautsprechern und abgeworfenen Flugblättern durch, wobei sie zur Desertion und zum Niederlegen der Waffen aufriefen. Den Russen war dabei die Lage der Angehörigen des ehemaligen Polizeiregiments Brixen genauestens bekannt, und sie gingen wiederholt darauf ein. Sie wurden die Südtiroler aufgefordert, „die preußischen Offiziere zu töten“ und sich den Russen anzuschließen. (80) Sonst war die Lage im Wesentlichen ruhig, da die Rote Armee kein Interesse hatte, an einem Nebenkriegsschauplatz viel zu riskieren."

Peter Pöder, als ehemaliger Angehöriger des Pol.Rgt. „Brixen“, schrieb: „ … Dann war halt die russische Front. Breslau war umzingelt. Es war ein Stellungskrieg bei uns in Breslau (richtig: Strehlen). Die Fronten waren nicht mehr als 50 Meter von einander entfernt. Die Russen waren im Graben und die Deutschen waren im Graben drin. Und diese Propaganda, die immer herüber gerufen hat: „Kommt zu uns herüber, den Krieg verliert ihr sowieso, wir werden euch gut behandeln. Ihr kommt nicht in Gefangenschaft!“ Und dann ist es zu einem bewegenden Ereignis gekommen. Ein Sarner hat unter seiner Uniform ein Zivilkleid angezogen und ist entdeckt worden, und so hat man ihn wohl oder übel zum Tode verurteilt.


"Aber dann haben sie doch Gewissensbisse bekommen und haben sich an mich gewandt und gesagt: „Ja, der hat so eigenartige Antworten gegeben. Er sagt, er sei nur im Winter zur Schule gegangen“ Ob das in Südtirol so ist? Und ich habe mich sofort gefragt, warum sie fragen. Sie fragen, weil sie ihn freisprechen wollen. Ich habe ihnen aber nicht gesagt, dass das für das Sarntal stimmt, aber ich habe gesagt: „Wir gehen normalerweise von Oktober bis in den Mai in die Schule“ Dann haben sie ihn laufen lassen und er ist heim gekommen. Wenn ich nicht richtig reagiert hätte, nicht verstanden hätte, warum sie fragen, wäre das anders ausgegangen. Sie haben wohl Gewissensbisse gehabt und wollten nur, dass ich ihnen bestätige, dass er nicht ganz normal ist. …“ (83)"


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Grüße Michael
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„Denn nicht durch Worte, aber durch Handlungen, zeigt sich wahre Treue und wahre Liebe.“ — Heinrich Von Kleist
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