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Alt 30.01.2019, 16:47   #10
allradteam
Landesfürst

 
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Goldlager Bahnhof Huglfing

„In der Karwoche 1945, am Gründonnerstag, mußten wir zum Appell antreten und der „Spieß“ gab mir und einem weiteren Kameraden den Auftrag, mit einem Maschinenwagen nach Hohenpeißenberg zu fahren und dort Säcke unbekannten Inhalts abzuholen. In einem Stadel waren hundert Säcke aufgestapelt, die von einigen Leuten nach einer Liste gezählt und auf unseren Lastwagen und den Anhänger geladen wurden. Ein Leutnant überwachte diese Arbeiten. Kurz vor Huglfing geriet der Fahrer ungeschickterweise in den Straßengraben und konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Der Leutnant fuhr mit dem Lastwagen los, um Hilfe zu holen. Niemand durfte den Anhänger besteigen. Bei einigen Säcken entdeckte ich Risse und nach vorsichtigem Öffnen konnte ich erkennen, daß sich offensichtlich in jedem Sack drei Stangen Gold von dreißig Zentimeter Länge, fünf Zentimeter dick, befanden. Ich setzte mich auf die Goldsäcke und verbrachte dort die Nacht. Am nächsten Morgen kam ein Bauer mit einem Traktor und dem Auftrag, die gesamte Ladung abzuholen und nach Huglfing zu bringen. Vor einem dem Bahnhof gegenüberliegenden Haus hielten wir an und stapelten die Säcke im Hausgang. Plötzlich ein dumpfes Krachen und Poltern. Die schweren Säcke hatten den Dielenboden durchbrochen und landeten im darunter liegenden Keller. Die Bäuerin schimpfte über den Schaden und wollte wissen, was sich in den Säcken befände. Als ich ihr erklärte, es seien Goldbarren darin, schüttelte sie ungläubig den Kopf und meinte, daß das doch wohl nicht wahr sei. Nach ein paar Stunden kam der Leutnant mit dem Lastwager zurück, wir luden die Säcke auf und setzten uns in Richtung Gramisch in Bewegung. Dort angekommen, nahmen Zivilisten die Säcke in Empfang. Anschließend wurden sie von Gebirgsjägersoldaten in den Keller des dortigen Kasinos gebracht. Damit war mein Auftrag beendet. Über den weiteren Verbleib der Goldsäcke habe ich nie mehr etwas erfahren.“

Quelle: Josef Strobl in: Die Gebirgstruppe Heft 2, 1966, ab Seite 40
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