Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 20.02.2019, 19:32   #407
2augen1nase
Themenstarter
Heerführer

 
Benutzerbild von 2augen1nase
 
Registriert seit: Mar 2007
Ort: Chemnitz
Detektor: keiner.. leider
Beiträge: 5,340

Nein, da liegst du völlig falsch.

Porphyr bezeichnet keine Gesteinart sondern eine Gefügeart - d.h. es gibt sehr zahlreiche und extrem unterschiedliche Porphyrarten in der Welt.

Auch Porphyrtuff gibt es in verschiedensten Varianten, alleine hier in der Gegend wäre das wohl neben dem Rochlitzer und dem Zeisigwaldtuff noch der Leukersdorfer - es gibt aber noch mehr. Es gab im Stadtgebiet von Chemnitz viele verschiedene Steinbrüche, zumindest die Porphyrtuffe ähneln sich aber weitestgehend. Es gab noch den Kristalltuff, eine besondere Varietät und der Kapellenberger (von dem man mutmaßt dass hier die sehr roten Varietäten herkommen - am Roten Turm sind diese viel verbaut). Viele Steinbruchlagen sind heute aber nicht mehr bekannt. Kristalltuff findet sich vor allem in Ebersdorf an der Stiftskirche, aber auch zum Teil in der Schlosskirche.

Übrigens vermutet man auch in der Nähe vom Tietz einen alten Bruch, daher bin ich mal gespannt was bei den aktuellen Bauvorhaben dort zu Tage kommt.

An und für sich ist das eine Wissenschaft für sich und ich bin da auch nur ein Stück weit reingewachsen.

Der Rochlitzer Porphyr unterscheidet sich jedenfalls erheblich in der Farbe / Struktur / Textur und hat je nach Varietät erhebliche Abweichungen in den Gesteinseigenschaften, weshalb er für Austauscharbeiten eigentlich nicht geeignet ist. Er wird aber mangels Steinbruch dennoch auch dafür genutzt - siehe vor kurzem abgeschlossene Sanierung der Nordfassade an der Schlosskirche. Dort hätte man übrigens auf die Verwendung von Rochlitzer verzichten können, wenn man die Ausschreibung ordentlich abgearbeitet hätte und vor allem ein hier ansässiges Unternehmen beauftragt hätte - aber das steht auf einem anderen Blatt.

Da die Steinbrüche nie richtig untersucht wurden, kann auch nicht genau gesagt werden woher die Stücke genau kommen. Laut Frieder Jentsch liegen die sehr unterschiedlichen Varietäten zum Teil direkt nebeneinander, ich vermute allerdings dennoch, dass es schon steinbruchspezifische Eigenheiten gab. So wäre zumindest auch zu erklären, warum an Gebäuden unterschiedlicher Zeitstellungen auch unterschiedliche Varietäten verbaut wurden.

Ich vermute, dass die bei mir geborgenen Platten eher aus dem eigenen Bruch des Herrn Dost stammen, habe aber auch schon Stücke am Haus entdeckt, die eher für den Bruch des Herrn Weber sprechen - wobei das eine Vermutung ist, da die Villa Weber ja vom Prinzip her aus zwei Varietäten gebaut wurde. Da Weber direkt gegenüber seinen Steinbruch betrieben hat, wird das Material auch von dort stammen, daher ordne ich diese Varietäten auch seinem Bruch zu.

Interessanterweise konnte ich allerdings im Bruch des Herrn Weber auch rein rote Porphyrstücke sehen - und das ist auch mir ein Novum.

Wo der Dost´sche Bruch genau lag, konnte ich bisher nicht herausfinden, es muss aber in der Nähe des Findewirthschen / Ratsbruch gewesen sein. Zumindest gab es bis vor ein paar Jahren im Zeisigwald noch eine Gemarkung "Dost´sche Halden" mit Ausblick und Sitzmöglichkeiten - da das nicht weit von den Teufelsbrücken entfernt ist, wird das also schon aus der Gegend stammen.

Porphyr wurde übrigens auch ausserhalb des Zeisigwaldes abgebaut, es gibt noch ein Vorkommen in bzw. um Flöha, dabei handelt es sich aber der Vermutung nach um einen eher kleinen "Restbestand" im geologischen Sinne.

Da die meisten Brüche mit Müll verkippt wurden, ist heute nicht mehr viel über die alten Brüche bekannt bzw. zu sehen. Vieles wurde übererdet oder mit Haldenmaterial zugekippt und eingeebnet, selbst Scans bringen einen da kaum weiter.

Es ist für mich also quasi essentiell Stücke zu bergen - was auch eine Kuriosität ist. Das ist wie, wenn der Bäcker noch eine Landwirtschaft und eine Mühle betreiben würde um sein Brot backen zu können...
__________________
Genossen und Genossinnen! Geniesset den genuß der Genossenschaften, denn es könnte vorkommen, dass die
Nachkommen mit dem Einkommen der Vorkommen nicht auskommen und daher umkommen!
2augen1nase ist offline   Mit Zitat antworten