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Alt 20.12.2019, 00:39   #37
2augen1nase
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Für den allgemeinen Friedhofseinsatz ist das was du hast sicher auch ausreichend - aber eben nur für die normalen Gräber.

Ich mache das Geschäft in der Form gar nicht. Bei mir gibts wenn, dann nur individuelle Steine (und das eher selten) und die fallen meist auch etwas größer aus. Was ich früher regelmäßiger gemacht habe sind Urnengemeinschaftsgrabanlagen, da wiegt aber ein Stein unter Umständen schon mal mehr als eine halbe Tonne und hat eben auch entsprechende Dimensionen.

Ich brauche den Kran hauptsächlich auf der Baustelle oder beim Verladen von Steinen und da kommen erstens schnell ma wesentlich höhere Gewichte zusammen und zweitens oftmals auch weitere Strecken. Stell sich natürlich die Frage ob das im Zusammenhang mit dem "bisschen Hänger" dann auch wirklich in der Praxis funktioniert - wobei das nur eine Frage der Abstützung sein sollte.

Aber wie schon an anderer Stelle gesagt: es muss sich jeder für seinen Zweck überlegen was er genau braucht. Ich bin sicher, dass du deine Grabsteine wohl auch eher mit der Sackkarre versetzt als direkt vom Auto mit ner Seilwinde - je nach Platzsituation auf den Friedhöfen.

Zum Schrift-Strahlen:

Ich strahle im Normalfall mit viel weniger Druck, vielleicht so bei 2,5- max. 4 bar. Alles über 4 bar hat zumindest bei mir nie gut funktioniert und vor allem auch häufiger zu Schäden an der Folie geführt - wobei ich auf den Urnengräbern meist auch nur Platz für kleine Schriften habe, da ist das eh fiepsig.

Als Strahlmittel hatte ich Korund aber auch Granatsand und letzterer ging meist ziemlich gut. Woher meine Strahlfolie kommt weiß ich nicht, da mein fliegender Händler damals den Zettel abgefriemelt hatte. Kosten lagen aber aus dem Kopf irgendwo bei 100-120€. Das Plotten habe ich bei einer kleinen Druckerei machen lassen, die hatten aber mit der Folie immer ziemliche Probleme mit Verzug, da ich diese dicke Gummifolie nutze. Ich würde davon ausgehen dass ein eigener Plotter mit dazu passender Folie (ich meine Ziese bietet sowas an) praxistauglicher ist - aber eben nur lohnenswert wenn man sowas regelmäßig nutzt.

Schade finde ich, dass durch diese Technik jeder Hanswurst Grabsteine machen und verkaufen kann - und das soll jetzt kein Angriff auf dich sein.
Trotzdem geht da einfach ein Kulturgut vor die Hunde, nicht zuletzt natürlich verursacht aus den eigenen Reihen der Steinmetzen. Ich kann diese Industriegräber nicht mehr sehen und es wird auch immer schlimmer.

Das schlimmste für mich ist jedoch, dass die Qualität (auch an selbst gestalteten Urnengemeinschaftsgräbern) selbst bei den Steinmetzen so dermaßen abgenommen hat, dass es mittlerweile so ist, dass ich mit zu guten Entwürfen auf dem Friedhof keinen Auftrag mehr bekomme - einfach weil die "Kunden" dann vielleicht eine Erwartungshaltung an die Qualität entwickeln könnten, die 95% der anderen Steinmetzen nicht erfüllen können oder wollen.

Ich hatte schon die dollsten Sachen vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit Ogri sogar mal richtig schicke Metallschriften - aber selbst sowas fällt aus, weil das eben kein anderer anbieten will. Es bleiben also nur gestrahlte Computerschriften die im Grunde jeder Laie in den Stein blasen kann und das oftmals nicht mal in der eigentlich nötigen Qualität.

Selbst wenn mal Schriften gehauen werden, so sind diese meist nicht mal tief und den Rest muss dann irgend eine Tünche besorgen damit die Namen und Daten wenigstens halbwegs lesbar werden.

Die Preise für die Gemeinschaftsgräber werden vom Friedhof vorgegeben und ausgewählt wird einfach nach Geschmack der Jury anhand der eingereichten Entwürfe. Die Preise sind nicht besonders hoch und bei bis zu 300 Buchstaben pro Grabstein bleibt da kaum Spielraum für Gestaltung - es sei denn man spart halt an der Schrift und "rotzt" eine Computerschrift mittels Sandstrahlgerät in den Stein. Würde ich einen marktüblichen Preis für einen gehauenen Buchstaben ansetzen (zwischen 13 und 18 € i.d.R.) würde die Schrift schon teurer sein als man am Ende mit dem Grab verdient.

Eigentlich ist es ein Trauerspiel und trotzdem irgendwo ein Hoffnungsschimmer, da wenigstens bei diesen Grabmälern noch Handwerklichkeit (und sei es nur im Entwurf) gefordert wird.

Schöne Sachen habe ich schon gemacht, aber man muss halt wirklich auf unterster Schiene bleiben... leider - und gleichzeitig werden die Kunden mit den Industriegrabmälern abgezockt ohne Ende. Fix und fertige Industriesteine (Importe aus China, Indien, Brasilien usw) kann man teilweise schon für unter 100€ einkaufen und ich denke jeder hier im Forum wird wissen, was so ein Grabmal am Ende kostet - nämlich tausende... Für die Steinmetzen prima, denn es ist ein einträgliches und vergleichsweise extrem leichtes Geschäft... Gestorben wird immer, konstant und die Zahlungsmoral ist auch sehr viel höher als anderswo...

Wie gesagt, ist kein Angriff auf dich, mich nervt dieses Thema halt einfach und das musste jetzt mal raus.

Im Anhang mal ein paar Bilder von Sachen die ich so gemacht habe, unter anderem einer Reliefplatte mit einer normal tief gehauenen Schrift - die eben keine Farbe, sondern lediglich gestochen scharfe Kanten braucht um selbst in schwierigen Lichtverhältnissen sehr gut lesbar zu sein.

Bei den Grabmälern sind die Schriften gestrahlt und ausgelegt - die Begründung dazu habe ich ja geliefert. Der Qualitätsanspruch steckt da mehr in der Gestaltung.
Angehängte Grafiken
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