Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07.02.2019, 08:47   #65
2augen1nase
Themenstarter
Heerführer

 
Benutzerbild von 2augen1nase
 
Registriert seit: Mar 2007
Ort: Chemnitz
Detektor: keiner.. leider
Beiträge: 5,354

Lieber Sorgnix...

Ich bin selbst erfahrener Handwerker und kenne das Spiel - und zwar aus allen Richtungen:

Die Angebotserstellung:

Ich habe bisher noch NIE ein LV gesehen was sauber und komplett erstellt wurde UND AUCH DEN WIRTSCHAFTLICH BESTEN WEG gezeigt hat - mal ganz abgesehen von der Qualität.

Auch ich kenne das Spielchen "Machen se mir mal ein Angebot" und das gehört halt leider auch dazu, dass sowas (wenn zu detailliert beschrieben) auch gerne rumgereicht wird. Aus diesem Grund sagte ich allen Handwerkern immer wieder: mir reicht eine Grobkostenschätzung mit einer gesunden Einschätzung und ohne großen Aufwand - denn mir ist ja bewusst, dass das durchaus viel Arbeit macht.

Der Handwerker der das LV verlangt hat, hatte es sogar einfacher zu kalkulieren, da er sowieso keinen Dachstuhl saniert hätte sondern einen Neubau vorgeschlagen hat - da sollten also die Eventualitäten die da noch so kommen könnten nahezu ausgeschlossen sein. Ähnlich verhält es sich mit den Dachdeckern, da die ja ab OK neuer Schalung lediglich den Belag planen müssen - also alles Neuleistung die nach m2 und mit ein paar Zulagen normalerweise einfach zu kalkulieren sind.

Zudem erwarte ich eigentlich von ziemlich jedem Bauhandwerker, dass er für seine Leistung vernünftige Überschlagszahlen hat. Ich kann dir (zumindest bei meinen Haupttätigkeiten) mittels lfdm / m3 / m2 Zahlen relativ genau einschätzen was am Ende rauskommt - ohne dass ich jetzt erstmal jedes Profilgleid errechnen muss usw.


Die Planung:

Architekten sind hier Mangelware, vor allem gute Architekten. Die sind alle voll mit Arbeit und können solche kleine Sachen (wenn überhaupt) nur noch als "Freundschaftsdienst" NEBENBEI mal mitmachen - was daraus rauskommt, erlebe ich ständig - und zwar auch auf großen, angeblich gut geplanten Baustellen. Da gibts nur ganz wenige Ausnahmen.

Faktisch scheint es jedenfalls unmöglich zu sein Sanierungen wirklich vernünftig einzuschätzen. Da werden Sachen vergessen, das glaubt man gar nicht.

Man braucht sich ja nur mal umschauen: Es gibt KEIN größeres Bauprojekt (selbst im Neubaubereich) wo die Kostenschätzung NICHT überzogen wurde, vom Gegenteil ganz zu schweigen. Ich denke damit muss man auf dem Bau auch einfach leben, sind ja alles keine Götter die bauen sondern Menschen.

Schlussendlich sehe ich es so:

Egal ob mit oder ohne Planung - die Sanierung des Objektes wird viel Geld kosten.

Das sehe ich auch erstmal nicht so dramatisch, auch wenn ich nur begrenzte Mittel zur Verfügung habe, dann wird halt langsamer und länger gebaut.

Das einzige was für mich zählt ist, dass die Einzelprojekte bezahlbar bleiben und es dort keine bösen Überraschungen gibt - und die kann auch eine Planung weder verhindern noch ausschließen. Also verlasse ich mich an der Stelle lieber auf die Erfahrung und die Weitsicht des Fachhandwerkers als auf Aussagen von Theoretikern.

Wenn das ein Handwerker nicht leisten mag - dann ist es ja völlig okay wenn er absagt, nur hätte er sich das auch vorher überlegen können, damit hätte er mir zumindest Arbeit erspart

Davon abgesehen gibt es ja auch andere Möglichkeiten: Man kann sich Angebote auch bezahlen lassen, aber erfahrungsgemäß wollen das die wenigsten.

Es ist ja auch nicht so, dass ich generell ohne Planung arbeiten will - das ist ja Quatsch. Aber die Zeit drängt halt und ich sehe es als den zielführenderen Weg.

Kosteneinsparungen durch Planungen sehe ich jedenfalls nicht, nicht bei dem Teil-Projekt.
__________________
Genossen und Genossinnen! Geniesset den genuß der Genossenschaften, denn es könnte vorkommen, dass die
Nachkommen mit dem Einkommen der Vorkommen nicht auskommen und daher umkommen!
2augen1nase ist offline   Mit Zitat antworten