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Alt 30.05.2020, 01:16   #82
Sir Alottafind
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Der avisierte Erkundungsbericht:

Es handelt sich um eine Kleinburg, bzw. den Resten davon, gelegen in der schönen Oberpfalz. Sie wird urkundlich um1420 erwähnt, dürfte aber älter sein. Von der Burg ist nicht viel übrig ausser einem Türmchen, ist aber insgesamt sehr schön gelegen.

Von diesem Platz gabs keine Funde bisher. Zumindest keine gemeldeten. Mir fiel in meinem grenzenlos erfolgreichen Suchertun auch hier die Rolle des Erstfundemachers zu. Nicht ein paar Bröckchen, nein, es taten sich Fundflächen mit vielen Fragmenten auf, ergeben würden sich sicher kiloweis weitere Funde. Gar eine durch Wurzelwurf freigelegte Steinsetzung in Form einer Mauer (ich wette dass es eine ist) schmiss sich mir an den Hals bzw. ins Auge. Eine solche wär was besonderes, da solcherlei auf dem Areal bisher nicht bekannt (liegt ausserhalb des BD-Bereichs).

Sowas weiter ausgraben, Material durchsieben, in fachlicher Gesellschaft..... Super. Toll. Porno. Von wegen.

Wie kams zu den Entdeckungen:
Die Burg/das Areal lief mir während Recherchen bezüglich eines in der Nähe liegenden 'Projekts in Wartemodus' übern Weg. Die Gegend ist zudem wirklich schön, alleine zum Rumlaufen ein Gustostück. Dort gibts viele Granitbrocken, die ich gern mal in schummriger Dämmerung mit Schlachlicht ableuchten hätte wollen. Die Granitbatzen flüstern mir das richtig zu. Ein Gefühl, mehr nicht. Hätt ich damals hier gelebt, ich hätt in die einladenden schönen Granitflächen was reingerammelt. Mit Sicherheit werd ich dort wegen verheissungsvollem Schwammerlvorkommens im Herbst herumschleichen.

Zurück zur besagten Burg.
Es ist ne Kleinburg, wovon ein Türmchen erhalten ist. Reste eines terrassierten Gartens, die noch gut sichtbaren Standortflächen eines vermuteten Pavillons und Weiherhauses. Die ehemalige Zuwegrampe zur Burg ist zum Teil durch permanente Hangrutschung gut zur Hälfte komplett verlegt. Wenns viel geregnet hat, kannst auch heute noch zugucken, wie der Waldbewuchs dort sachte runterrutscht. Es hat rund ums BD viele Wurzelwürf, wovon jede einzelne intensiv beäugt wird. Jeder fundführender Wurf wird per gps kartiert, die Funde eingetütet, auch die Beschaffenheit des Erdmaterials notiert. Da reicht die Bandbreite über Granitgruß über hübschen Kulturboden bis Lehmzeugs. Man bekommt so ein gutes Gefühl für die Gegebenheiten, unterstützt durch das intensive Raufrumquerlaufen. Daheim wird alles graphisch aufbereitet und als Fundmeldung rausgegeben.

Die Funde:
Besonders schön war ein fast kompletter Tonbodenziegel (sowas konnte sich nicht jeder Burgherr leisten), Teile einer ehemaligen Dacheindeckung (das Firstziegelfragment hab ich hier auf sde bereits gezeigt und gut Infos rausgequetscht), vielgestaltige Gebrauchskeramikstücke, ein Metallteil. Hätt ich beim Prospektieren der Würfe auch die Sonde benutzt, wär der Fund zb einer Münze oder ähnliches recht wahrscheinlich gewesen.

Sondengebrauch im soliden ehrlichen Dienste ehrenamtlicher Zuarbeit ist jedoch ist ein highheikel Thema, politikbehaftet, dünkelgetränkt.


So lässt mans erstmal bleiben den Gebrauch eines modernen effektiven Werkzeugs. Zu mehr wirds eh nicht mehr kommen.

Meine Lauferei rund um die Burg ist als Track vom gps-Gerät aufgezeichnet. Importiert in den bayernatlas zb ist's dann interessant zu sehen, wie man im Suchmodus durchs Gelände steuert. Nun ja, so lernt man die Fläche innig kennen, als nächstes wär wohl ein erweiterter Suchradius drangekommen. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich saug alles sozusagen auf und entwickel ein bestimmtes Gefühl. Blumig, ist aber nun mal so.

Dieser etwas gehackt daherkommene kurze Erkundungsbericht stellt gleichzeitig den Abgesang auf meinen mehrjährigen ehrenamtlichen Einsatz für die Orts/Amtsarchäologie dar. Wenn man nur als flinker Fundlieferautomat zu fungieren hat, Kommunikation und Eingebundenheit kleingeschrieben wird und der monetäre Einsatz als vollkommene Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wird, heissts Adieu zu sagen. Sucherfolg, Manpower und Technik offerieren mit Hinterherrennen garniert mag man irgendwann auch nicht mehr.
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Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus!
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