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Alt 02.03.2017, 01:21   #1
Profitaenzer
Heerführer

 
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Cool Hatte einen Einsatz...

Hallo,

bin leicht fertig. Ich muss das jetzt schreiben, sonst kann ich nicht schlafen.

Heute 19:12 Uhr piepte der Pager...Verkehrsunfall auf einer Bundesstraße in Oberfranken.

Sachen gepackt, hin zum Gerätehaus, auf den Zugführer gewartet, los mit Sonderrechten.

Nach 27 Minuten am Einsatzort gewesen, irgendwo im Nirgendwo. Regen, scheiss Sicht. Aber ein Feld in der Nähe. Wenigstens etwas dachte ich. Ein Trümmerfeld vor uns. Die grüne Fraktion war schon da, Lage halbwegs gesichert. Schmerzensschreie die durch Mark und Bein gingen. Erst mal die VU Stelle ausgeleuchtet. Es bot sich ein Bild der totalen Zerstörung,

Am rechten Rand, ca. 4 Meter in der Böschung stand eine Buche. Und um den Stamm gewickelt die Reste eines 911er Porsches. Welcher Typ Auto genau war nicht mehr zu erkennen. Es sah nach viel PS aus. Für den jungen Fahrer definitiv zu viel PS. Innen drin ein 19 Jähriger Mann. Besser Junge. Alle Airbags raus. Der Motorblock hinten hing halb versetzt neben dem Auto. Das Blut lief ihm aus allen Körperöffnungen. Haare und Zahnsplitter klebten am Airbag und Lenkradgriff. Er spuckte die ganze Zeit nur Blut und rief nach seiner Mutter.

Notarzt kam - wollte ihn versorgen - kam nicht hin. Total verkeilt.

Was tun...also HSpreizer raus - aber wo ansetzen? Vorderer Kotflügel den man normal nimmt zur Spaltsetzung war nicht mehr da. Dann über die B-Säule. Keine Chance. Karbonfaser und Hartmetallverstärkt, no way, das drückt unsere HSchere BJ95 nicht. Wir sind eine kleine Dorffeuerwehr und können mit den High Tech Materialen der Autoindustrie nicht mehr Schritt halten, da wir viel aus Spenden finanziert werden. Scheisse was tun. Langsam packte uns echt die Verzweiflung.

Benzin abgebunden und aufgeschäumt. Trennschleifer raus, Person abgedeckt gegen Funkenflug. Tritthocker raus. Von oben das Dach aufgeflext, Kollege sägte die Reste der Frontscheibe raus. Mir sind bald die Arme abgebrochen, die Flex wiegt gute 5kg. Die Vibrationen übertrugen sich auf den Innenraum. Der Junge schrie wie am Spieß. Dach abgetrennt und mit der HSchere über die Reste der A-Säule raus und von oben abgeschnitten.

Lenkrad angeflext von Vorne (wo beim 911 der Kofferraum ist/war) und mit der HSchere raus getrennt. Notarzt konnte endlich ran. HSpreizer ging von der Seite immer noch nicht, man konnte nirgendwo ansetzen.

Also der Länge nach die Karre aufgeschnitten um einen Spalt zu bilden wo man spreizen kann um die Türe raus zu hebeln. Die Trennscheibe verkeilte sich in der scheiss Türverstärkung. HSpreizer angesetzt, innenliegende Stahlrohre weggebogen. Weiter geflext.

Nach endlosen 45 Minuten war die ganze Fahrerseite zerlegt wie eine aufgeschnittene Konservendose. Türe weggebogen und die Schaniere aufgeflext. Spreizer ran, Türe weggebogen. Links an der Seite lief zwischen dem Fahrersitz und dem Türschweller das ganze Blut raus.

Diese Schreie, er schrie und winselte um Hilfe. Eine Kollegin zog sich 1.Hilfe Handschuhe und hilt links seine blutverschmierte Hand und versuchte zu beruhigen.

Mittlerweilen war der Hubschrauber da und man gab der Person an Ort und Stelle 2 Konserven Plasma noch während er im Auto saß - er hatte seinen Notallausweis mit der Blutgruppe im Geldbeutel. Fahrer wurde leicht sediert als er stabil war.

Sein rechter Arm hing in alle Richtungen gebogen zwischen den Sitzen. Ein Knochen schaute gesplittert hinten zum Ellenbogen raus.

Jetzt ging die Scheisse richtig los ihn stabil raus zu bringen ohne evtl. eine Schädigung der Nerven hervor zu rufen. Die Gurte alle zerschnitten. Der Sitz war nach Vorne gebogen und drückte von hinten auf ihn so dass er nur schlecht Luft bekam. Er röchtele nur noch, der Notarzt gab ihm Sauerstoff über eine Maske. Die Lehne war arritiert, da es nur elektrisch zu verstellen war konnte man Sitz und Lehne nicht bewegen.

Fahrer leicht vorgebeugt, seinen Rücken stabilisiert und mit der Rettungskettensäge den Fahrersitz an der Rückenlehne zum Sitz von hinten vorsichtig raus gesägt. Kevlarmatte dazwischen gelegt dass wir ihn nicht auch mit erwischen. Einer sägte von hinten und der andere gab Kommandos, da der Sägenführer nichts sehen konnte.

Fahrer mit 3 Leuten raus gehoben und auf Liege, HWS Stütze ran, im Heli an EKG und HLM angeschlossen und weg.

Insgesamt flexten, sägten und spreizten 7 Leute 45 Minuten lang im Wettlauf mit dem Tod um einen 19 Jährigen den Hauch einer Chance zu geben aus seinem Geschoss lebend raus zu kommen. In Summe 3 Trennschreiben runter radiert.

Was lernen wir daraus:
a.) IMMER einen Notfallausweis dabei haben - die 50 EUR sind gut angelegt
b.) Im Personenkreis die Eltern sensibilisieren ob es wirklich Sinn macht, einem 19 Jährigen einen 600 PS Boliden unter den Hintern zu schieben, dem er definitiv nicht gewachsen ist - aber heute hat es sich ja bestimmt jeder selber hart erarbeitet, sich ein Auto für 70.000 EUR als Fahranfänger leisten zu können...
c.) Ab und an mal einen Euro für die Feuerwehren zu spenden - sie könnten auch Dein Leben retten
d.) Jugendliche auf den Dienst in der FFW ansprechen - uns geht bald der Nachwuchs aus. Bevor sie zu Hause Playstation spielen sollen sie lieber soziale Verantwortung übernehmen. Ist für Bewerbungen im Lebenslauf sicherlich nicht von Nachteil. Stell Dir vor, es brennt und keiner kommt mehr. Zu stressig, zu Nerven aufreibend, unentgeltlich Freizeit opfern und vom Arbeitgeber gibts nur geringfügiges Verständnis dass man ab und an mal Müde im Job ist wenn man die Nacht davor einen Einsatz hatte...

Ich freue mich schon auf die Motorradsaison 2017. Da gibt es aber weniger zu schneiden, da langen in aller Regel Spachtel, Eimer und ein 2m langer schwarzer Plastiksack...

Tut mir leid, ich wollte niemanden zutexten, ich wollte das jetzt los werden.

Meine Frau meint, ich solle endlich mit dem Dienst aufhören, sie kann es nicht mehr hören.


Nachdenkliche Grüße
Chris
__________________
...ne Huelse ist auch was wert

Geändert von Profitaenzer (02.03.2017 um 02:02 Uhr).
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