Festungsfront Oder-Warthe-Bogen/Ostwall, Infos u. Bilder

[Mc Coy]

Vor oder nach dem Beitrag von Crysagon ;-).
Mach mal weiter so Jolle, klingt alles ganz spannend.
Mit Gruß
MC

[Crysagon]

Das wäre die Frage

Und ja, bitte mehr Berichte !

[jollentreiber]

Warum hat das Bild mit der nackten hier so viele Fans (33 Zugriffe), Thema ist doch eigendlich Ostwall.

So zurück zum Thema.Die Abschnitte des OWB, Süd-und Nordabschnitt

Der Oder-Warthe-Bogen teilt sich in drei Abschnitte auf. Süd-,Zentral- und Nordabschnitt was zusammen eine Kampflinienlänge von ca.100km ergiebt. Wobei der Süd- und Nordabschnitt sich in der Struktur der Verteidigungsanlagen ähneln.
Es wurden natürliche Wassergräben, Flussläufe,Feuchtgebiete und Seen in die Linie einbezogen und durch den Bau von taktischen Gräben erweitert. Hinter diese Geländegegebenheiten (Freundseits) wurden dann die einzelnen Kampfobjekte errichtet. In diesen beiden Abschnitten wurde auf Hohlgänge untereinander (ausgenommen Werkgruppe Ludendorf,dazu später) verzichtet. Wer sich in den weiten der pol. Wäldern etwas vom Weg entfernt kann noch viele PzW mit samt ihren Verteidigungswällen und Schützengräben in diesen Bereichen entdecken. Wobei hier im Süden mit Abstand das PzW 598 zu meinen Lieblingsobjekten zählt. Eben dieses ist weit im Wald versteckt und eigendlich auch nur von Insidern zu finden. Das PzW werde ich später noch mal genauer in Wort und Bild erläutern.
Das besondere am Südabschnitt zwischen Deutsch Nettkow (Nietkowice) und Liebenau (Lubrza) stellen u.a. die vielen Stauanlagen wie z.B. Stau 604,614 und 619 dar. Mit diesen sollten und konnte im Verteidigungsfall große Feuchtwiesen zu Wasserflächen angestaut werden. Um in dem Fall genügend Wasser zur Verfügung zu haben wurde 1935 das Ablasswerk 602 (Wasserschloss) am südlichen Ende des großen Nischlitzsee erbaut. Das s.g. Wasserschloss ist im Prinzip ein Stauwehr welches den Abfluss des Sees regelt und durch einfache Einschübe auch heute noch zu bedienen ist. Wegen seiner Wichtigkeit wurde es in Ausbaustufe A (Wandstärke 3,5m) errichtet.

Ups, bin ja schon zu den Einzelheiten abgedriftet. Weiter zu den Abschnitten des OWB.

Im Nordabschnitt zwischen Weißensee (Chycina) und Berkenwerder (Brzozowiec) wurden die Flüsse Warthe und Obra sowie den Vorder-, Hinter-, Stiller-,Höllengrundsee in den Linienverlauf eingeschlossen, wobei der Bereich der Obra durch zahlreiche taktische Wassergräben strategisch aufgewertet wurde. Auch hier wurden westseits diverse Panzerwerke und kleinere Objekte wie Pak-und MG-Stände gebaut. Zu den sehenswertesten Objekten (ist eigendlich blöde ausgedrückt, am OWB ist alles sehenswert wenn man weiß wo es zu finden ist) gehört hier zweifellos die Werkgruppe Ludendorff mit seinen 6 Panzerwerken die mit Gänge untereiander verbunden sind/waren.
Also, wer sich in den beiden Abschnitten bewegen will kommt nicht umhin sich mit ausreichendem Kartenmaterial auszustatten. Aber wem sage ich das hier.


So das wars erstmal wieder auf die schnelle. Bereite noch einige Sachen vor und dann gehts wieder gen Osten. Für Freitag steht dort eine längere Tour ins nördliche Hohlgangsystem an wo ich noch einige spez. Fotos machen möchte.Werde mich mal von dort mit Zwischenbericht melden.

Halt, einen Abschnitt fehlt noch....nämlich...der... Zentralabschnitt! Den hebe ich mir für später auf.

Gruß Lutz

p.s.: heute mal keine Bilder aber keine Angst es sind genügend da und zu jedem beschriebenen Objekt dann auch das/die Bildchen. Na gut, das Ablasswerk 602 (Wasserschloss) von seinen besten Seiten.

[aragol]

Hallo Jollentreiber.

Deine Beiträge lesen sich mit höchstem Genuss. Deine Nachforschungsarbeit hört sich aüßerst professionell an. Die Bilder sind auch ausgezeichnet! Ich wohne recht nah an der franz. Grenze und gehe ab und zu Werke der Maginotlinie und des Westwalls besichtigen. Das Auskundschaften dieser vergessenen Plätze fasziniert mich auch immer wieder.
Weiter so!!

Glück auf

[BunkerGucker]

Hallo Jollentreiber,

super interessante Berichte haste da verfasst... RESPEKT

Ich habe schon Bücher in der Hand gehabt, die WESENTLICH schlechter verfasst waren und sich trotzdem verkauft haben

Denk mal drüber nach

[jollentreiber]

Zitat von BunkerGucker

Denk mal drüber nach

Hallo BunkerGucker,
das mach ich schon ne weile. Mir fehlt nur noch einiges an Material und dann solles evtl. mal was werden. Aber mal sehen.

Nun erstmal zu heute, bin gestern Abend mit meiner BFO (beweglichen Führungstelle Ostwall) im Zentralabschnitt eingetroffen. Ehe es morgen nach unten ins System geht habe ich heute das zweite mal versucht eine gewisse Stelle im Wald nördlich von Burschen zu finden. Ist mir eigendlich noch nie passiert das ich schon das zweite mal fast nen halben Tag im Wald rumrenne um das Gesuchte zu finden, ich werde noch Irre. Denke aber das ich es heute Abend etwas eingrenzen konnte. Leider hat die Dunkelheit mich gezwungen abzubrechen. Morgen früh gehts weiter. Um was es sich handelt schreib ich wenns gefunden ist.

Sonst noch gemacht?
Geschaut,fotografiert,geschaut,fotografiert....ach ja, ganz ohne Sonde nen alten Russenblechnapf gefunden. Die waren hier bis Anfang der 90ziger stationiert, da muß wohl einer "seinen Blechnapf abgegeben haben".

Oh, doch schon später geworden! Nun gut, ganz der fachliche Beitrag ist es ja heute nicht geworden.

schöne Grüße aus Polen,
Lutz

p.s.: Bilder von Heute? ok. aber schnell.

Bild 1 Russennapf
Bild 2-4 Entwässerungs- und Fluchtunnel bei dem A62. Für alle dies interessiert, Betonplombe hält noch.
Bild 5-6 Rumirren in polnischen Wäldern auf der Suche nach .......

[White]

Hallo Jollentreiber,
auch von mir ein dankeschön für die interressanten Berichte und die tollen Bilder.
Der Verschluss des Tunnels bei A 62 hat sich seit letzten Jahr als ich dort war aber etwas verändert.
Habe in Erinnerung das da noch eine Stahlplatte vor dem Beton stand und das ganze auch etwas enger mit der Decke abschloss....
Als der Tunnel vor ein paar Jahren noch nicht verschlossen war ,habe ich es geschafft meinen Rucksack beim rein und anschliessenden wieder raus gehen an der Tunneldecke duchzuschleifen,da ich wenigstens halbwegs aufrecht gehen wollte.
Ein guter Freund und meine Wenigkeit sind seit 2000 auch immer mal wieder an Ostwall unterwegs.
Czeslaw Staszynski hat mit uns damals auch unsere erste Tour gemacht und uns ebenso an den Rand unserer Kondition gebracht.
Ausser Marathon zählt glaube ich Judo noch zu einem seinen Hobbys.
Werden wohl übernächste Woche vom 15-22.8 wieder am Ostwall vor Ort sein.
Falls du in dieser Zeit auch dort unterwegs bist und Lust hast mal einige Anektoten
auszutauschen würde ich mich freuen.
MfG Oli

[jollentreiber]

Zitat von White

Werden wohl übernächste Woche vom 15-22.8 wieder am Ostwall vor Ort sein.
Falls du in dieser Zeit auch dort unterwegs bist und Lust hast mal einige Anektoten auszutauschen würde ich mich freuen.
MfG Oli

Hallo Oli,
na da freun wir uns doch beide.
Bin an dem WE (14-16.08) auch wieder in der Region.

Hast ne PN.

Gruß Lutz

p.s.:
Und für die anderen die auf weitere Berichte warten, mach mich morgen wieder an die Tastatur. Heute muß ich erstmal die Bilder vom WE sortieren und "Klar Schiff" machen.

[boots]

finde ich den ganzen Bericht. Jetzt habt ihr mein Interresse geweckt.
Ich habe gelesen, dass vieles in private Hand übergeht bzw. gegangen ist. Wie sieht es da mit der Begehung aus? Das Stollensystem ist dann abgesperrt oder wie soll ich mir das vorstellen.

@all
Habt ihr ne gute Adresse parat, bei der man übernachten kann. Kleines Hotel oder so, von wo man die Gegend erkunden kann? Wen ja, würde ich mich über eine PN freuen. Ich plane noch 3-4 Tage als Urlaub ein. Und alleine soll man da ja nicht rein.

Gruss Bernhard

[jollentreiber]

Also weiter in der Betrachtung der Oder-Warthe-Linie.

Wo nun anfangen? Ich bin die erste Zeit (leider auch sehr lange ohne Fotokiste) "kreuz und quer" durch das Lebuser Land gedüst. Ohne Peilung und Wissen von dem was ich da so sah verschaffte ich mir erstmal nur mit einer Touristenkarte und einigem Wissen aus dem I-net einen Überblick über das Land und seine Leuten. Bis ich dann einigermaßen systematisch vorging....ach Quatsch. Wenn ich ehrlich sein soll, laufen meine heutigen Touren auch immer noch etwas....na sagen wir mal unsortiert ab.

Damit das hier nicht passiert, rollen wir ab jetzt den OWB von unten auf.

Beginnend eigendlich mit einem takt.Graben von der Oder (Oderlinie) in Richtung Norden finden wir das erste Objekt des OWB zwischen den Orten Deutsch-Nettkow (Nietkowice) und Klein Blumberg (Brodki). Um genau zu sein handelt es sich hier um zwei. Die Kipp-Rollbrücke K 622 und den MG und Pak-Stand 587. Der MG-Schartenstand und Pak-Unterstellraum 587 wurde 1935 für die Nischlitz-Obra-Linie (NOL) gebaut und ist ein Bestandteil des OWB bei seiner Erstellung geworden. Heute ist das Objekt nur noch bei ganz genauen hinschauen als Trümmer zu entdecken. Ganz anders schauts da mit der 1938/39 erbauten K 622 aus. Da viele der damals erbauten Brücken auch heute noch zum Straßenbild dazugehören werden diese auch je nach Bedeutung gewartet. Eben die Brücke auch.

Was ist jetzt das besondere an einer Kipp-Rollbrücke und im besonderen an der K 622?

Also erstmal zur Funktionsweise dieses Brückentypes. Es sagt eigendlich der Name schon alles, sie wurde bei Bedarf auf der Freundseite ca. einen Meter nach unten gekippt und dann wurde die gesammte Brücke unter die Fahrbahn auf seitlich in der Brückenhalle eigelassenen Schienen abgerollt. Einfach aber wirkungsvoll konnte so der Fahrweg unterbrochen werden und in umgekehrter Richtung auch wieder der Ursprungszustand hergestellt werden. Sie ist meines Wissens die einzige Brücke im OWB die über zwei Scharten in beiden Richtungen zu den takt.Gräben mit dazugehörigen Räumen im inneren der Brücke verfügt. Der Schutz der Anlage wurde durch die naheliegende MG u. Pak-Stellung gewährleistet. Und was das Besondere für mich an der K 622 ist?
Ganz einfach, in einigen Seiten die sich mit dem OWB befassen lese ich öfter das die Bedien-und Verteidigungsräume leider voll Wasser stehen und nicht betreten werden können. Somit können auch keine Bilder vom Inneren der Brücke gezeigt werden. Alles Quatsch, bin an der Ostsee groß geworden und dementsprechend auch nicht Wasserscheu. Was lag also nahe ...... Hosen und Schuhe aus und .....! Nee, nicht gleich in das doch recht kalte Wasser sondern erst in die Gummihose und dann rein! Was ich sah könnt ihr euch auf den Bildern unten anschauen.

Das erstmal zu den ersten beiden Objekten und um es gleich vorweg zu nehmen. Ich werde zu den von mir noch im weiteren vorgestellten Anlagen aus sicher nachvollziehbaren Anlaß keine genauen Karten einstellen. Infos zu den Standorten bei Bedarf gerne per PN.

So das wars erstmal und nun rein in die K 622!

Bild 1 Kipp-Rollbrücke K622
Bild 2-3 Eingang
Bild 4 Bremsgewicht
Bild 5 zum Windenraum
Bild 6 Seilwinde
Bild 7 links Eingang, rechts zum Schartenraum 1
Bild 8 Brückenhalle
Bild 9 Zugang zum Querraum und Schartenraum 2
Bild 10 Scharte Raum 1

Gruß Lutz