19.05.2005, 18:00 | #21 |
Landesfürst
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Themenstarter
Nun hätte ich doch fast vergessen...
...den Heinrichsschacht zu erwähnen, auch als "Henrichschacht" bekannt. Dieser ist im Prinzip nichts anderes als die Überhaun 108 und 199, also ein 50 Meter tiefer Schacht von der Tagesoberfläche hinab auf die erste Sohle.
Oben drauf standen mal zwei Grubenlüfter, die für bessere Bewetterung in der Grube gesorgt haben. Es wird erzählt, dass ein pensionierter Bergmann jahrelang fast täglich dort hingewandert ist, um die Funktionstüchtigkeit der Gebläse zu überprüfen... |
19.05.2005, 18:52 | #22 |
Landesfürst
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Themenstarter
Der Büchenberg und seine Kneipen
Was ich hier schreiben möchte, ist mir nur vom Hörensagen bekannt. Ich habe mit Leuten gesprochen, die das Geschehen mit eigenen Augen gesehen haben und unabhängig voneinander sehr ähnliche Stories zu erzählen hatten.
Im Bereich des Hermannsschachtes gab es ein paar Gehöfte, fast ein kleines Dorf, und eine sehr beliebte Kneipe, die gern von Leuten aus Elbingerode und Umgebung besucht wurde. Im Frühling des Jahres 1964 kam es nach intensiven Regenfällen zum Einsturz eines Abbaues auf der ersten Sohle der Grube "Büchenberg". Dabei entstand ganz plötzlich Über Tage ein heute noch vorhandener Bruchtrichter von etwa 50 Metern Tiefe mit einem Durchmesser von ca. 70 Metern. Dies geschah wenige Meter vor der damaligen Kneipe, die zu diesem Zeitpunkt sehr gut besucht gewesen war. Man spürte, wie die Erde bebte und konnte sehen, wie riesige Fichten in der Tiefe verschwunden sind. Die zuständigen Behörden ordneten die umgehende Evakuierung des kleinen Dörfchens an. Es wurden weitere Tagesbrüche befürchtet. Die Häuser samt Kneipe wurden abgerissen und alles planiert. Heute erinnert nur noch wenig an die vergangene Zeit: Die Grundmauern der ehemaligen Kneipe, Obstbäume in den damaligen Hausgärten und hier und da Reste von Fundamenten. Es gibt auch nicht nachprüfbare Legenden: So soll 5 Minuten vor dem Einsturz ein Bus mit Kindern von der Kneipe abgefahren sein. Die Fahrstraße wurde in die Tiefe gerissen. Oder die Wirtin stauchte ihren Sohn zusammen, der den Auftrag, ein Bierfass im Keller zu wechseln, nicht nachgekommen sei. Dabei hatten nur die Erderschütterungen dafür gesorgt, dass die Bierleitung zum Zapfhahn abgerissen wurde... Die Kneipe wurde später im Bereich von Schacht 1 neu aufgebaut und hat ihren Namen "Büchenberg" mitgenommen. Manchmal wurde sie auch "Hartenberg" genannt, obwohl sie tatsächlich auf dem "Rothenberg" stand - Namenswirrwar pur. Heute ist dort alles verfallen, es gibt nur noch Ruinen. Siehe Ruinen-Postings weiter oben... Vor wenigen Monaten eröffnete in einem ehemaligen Forsthaus eine neue Waldwirtschaft namens "Büchenberg". Diese ist nur wenige hundert Meter Luftlinie von der Stelle entfernt, wo mal die originale Gaststätte gestanden hat. Bild 1: Verbliebene Grundmauern der 1964 evakuierten Kneipe "Büchenberg" Bild 2: So sieht es heute aus, die ganz neue Waldwirtschaft namens "Büchenberg" ist nur ein kurzes Stück davon entfernt |
20.05.2005, 08:45 | #23 |
Landesfürst
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Der Bohmshay-Stollen
In der Nähe der Grube Büchenberg gibt es zahlreiche weitere interessante Altbergbau-Objekte, die an sich nicht direkt etwas mit diesem Bergwerk zu tun haben. Beim Wandern in dieser Gegend kommt man evtl. aber dort vorbei, weshalb ich hier zwei kleine Gruben erwähnen möchte.
Der Bohmshay-Stollen, auch als Bombshay-Stollen bekannt, liegt noch in der Stadt Elbingerode direkt an der "Eisensteinstraße", die ein wichtiger Transportweg für Erze gewesen ist. Das Mundloch des Stollens wurde in den Jahren kurz nach 2000 rekonstruiert. Man hielt es damals für eine gute Idee, keine Drainage vorzusehen, so dass Wasser Vandalen auch vom Bereich Unter Tage fernhalten soll. Heute sieht man den "Erfolg"... Geändert von Hartmut (20.05.2005 um 09:06 Uhr). |
20.05.2005, 08:59 | #24 |
Landesfürst
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Eine weitere Grube, nicht weit vom Büchenberg entfernt, ist die Grube "Schävenholz". Ein gut frequentierter Radwanderweg führt direkt daran vorbei. Aber nur selten gönnt ein Wanderer diesem interessanten Objekt einen Blick.
Es gibt in einem umzäunten Gelände zwei verwahrte Schächte, vor allem an den Belüftungsstutzen zu erkennen. In einiger Entfernung findet man auch noch ein Mundloch (früher gab es noch ein zweites), welches mit Brunnenringen gesichert und mit einer kleinen Fledermaustür verwahrt worden ist. Diese Grube hat eine lange und bewegte Geschichte. Diese wurde kürzlich von einem Geologen aufgearbeitet und veröffentlicht. Die umfangreiche Dokumentation würde hier den Rahmen dieses Forums sprengen. |
20.05.2005, 11:02 | #25 |
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Einfach ein toller Beitrag und einmalige und super Bilder Hartmut!!!
Mach weiter so! Gruss Pori
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21.05.2005, 18:50 | #26 |
Landesfürst
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Themenstarter
Nun bin ich eigentlich durch mit den wichtigsten Erklärungen zur Grube.
Manchmal führen wir vom Wernigeröder Gechichts- und Heimatverein montanhistorische Wanderungen zu interessanten Stätten des Altbergbaues. So auch heute, siehe hier: http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=18382 Wir haben alle im Thread gezeigten Punkte angewandert und den Leuten erklärt. Nur die veranschlagte Zeit hat nicht gereicht, wir haben gnadenlos überzogen. Das lag vor allem daran, dass einige alte Bergleute mit dabei waren, die viel zum Büchenberg zu erzählen hatten. Man bleibt stehen, schaut, erklärt, geht weiter... Manches war mir neu, manchmal gab's Varianten, vieles wurde bestätigt. Es war eine sehr nette Gruppe. Spezieller Dank an HarryG und seine Familie, die eine lange Anreise auf sich genommen haben, um heute dabei sein zu können. Gruß, Hartmut |
21.05.2005, 19:18 | #27 |
Geselle
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Glück auf, Hartmut. Du hast mit der heutigen Führung der Wanderung rund um den Büchenberg wieder einmal klargestellt, dass du weit mehr Fachkenntnisse hast vom Bergbau, als der eine oder andere Kritiker oder Besserwisser. Es gibt sicher auch Leute, die noch nicht wissen, dass sich ein Kunstrad dreht, wenn es mit Wasser beaufschlagt wird. Mach weiter so mit deinen fachlich sehr gut vorbereiteten und dargebotenen Erklärungen. Die Tour heute war einfach Spitze. Schade, das nicht noch mehr Leute teilgenommen haben, die noch nicht so viel zur Geschichte Büchenberg wissen. Das schreibt dir ein Bergmann, der 40 Jahre im Harzer Bergbau tätig war - auch am Büchenberg.
Wolfgang. |
21.05.2005, 20:39 | #28 |
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Ja, sehr schöner Bericht!
Ich wäre auch gern bei der Wanderung dabeigewesen, aber die Arbeit.... Glückauf!
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"The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow- Queen. Their classic line-up was Freddie Mercury (lead vocals, piano), Brian May (guitar, vocals), Roger Taylor (drums, vocals) and John Deacon (bass). |
21.05.2005, 20:51 | #29 | |
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Zitat:
Dito, aber der Weg......... Markus
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denn dat Leech do ahm Eng vun dämm Tunnel ess en....... Panoramatapet (Wolfgang Niedecken) |
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22.05.2005, 16:22 | #30 |
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Lieber Wanderfreund Hartmut
Von meiner Familie und mir einen aufrichtigen Dank für die super geführte Wanderung. Wir haben uns alle sehr gefreut und es hat Spaß gemacht. Beim nächsten Mal immer wieder dabei. Glück Auf Dein Wanderfreund Harry
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Glück Auf! Harry Nur die Harten kommen in den Garten! Und ich bin der Gärtner Harry hat uns am 4.2.2009 nach schwerer Krankheit für immer verlassen. In stillem Gedenken, das SDE-Team |