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Alt 10.07.2023, 22:34   #1
Biblio
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Afrikanische Kleinschürfer...

so bezeichnet die 'Neue Zürcher Zeitung' die Handarbeit der Bergleute auf dem Afrikanischen Kontinent. Eine wirklich gefährliches Unternehmen, seht selbst:

https://www.nzz.ch/wirtschaft/kongos...ben-ld.1746013

Glückauf!

Biblio
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Alt 11.07.2023, 13:00   #2
Sorgnix
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Talking kurze Übersetzung in die Landessprache

:

So ganz habe ich den tieferen Sinn des Berichts nicht verstanden.
Werden jetzt die Verhältnisse angeprangert, muß sofort "Weststandard" einführt werden?
Geht es um "Marktpreise"? Oder das Leben der einen auf Kosten der anderen??

Mag sein.

... wenn man nun aber aus Sicht eines Menschen schaut, der jeden Monat einfach nur über
die Runden kommen will, mal ein paar Gedanken meinerseits dazu.
Mag jetzt ein wenig zynisch klingen ...



Da wird ne Tabelle aufgeführt. Die Preise von Kobold sind im Keller ...
Das auf Basis einer Kurve, die zwei gigantische Ausschläge nach oben hat, damit einen
massiven Preisanstieg zeigt - der aber binnen kurzem wieder nach unten wanderte ...
Es kommt wohl immer auf die Interpretation an. Der Durchschnitt lag auf den ersten Blick
immer bei knapp unter ca. 40.000 $ - nicht bei 80. bis 95.000 § binnen der vielleicht
2 1/2 Jahre "Hochphase" ...
Den hohen Preis jetzt als Maßstab setzen mag zwar jeder, der den Keller voll damit hat gern sehen,
aber die Realität ist wohl doch etwas anders ...
Wie schon der alte Kostolany pflegte zu sagen "Wer behauptet, die Aktien zum Tiefpreis gekauft
und zum Höchstpreis verkauft zu haben, der lügt ..."



Dann lesen wir, ein Lehrer kriegt dort im Schnitt ca. 100 $ im Monat. Auf unsere Verhältnisse
gerechnet vielleicht etwas knapp. Aber wie sieht es DORT aus? Kommt man damit
über die Runden?? Es sieht so aus - denn es gibt ja noch Lehrer ...

Und wenn ich dann als ungelernte "Wäscherin" 5 bis 10 $ am Tag mache, umgerechnet auf
unseren 20 Arbeitstage-Monat, dann macht das auch 100 bis 200 $ ...
Im Glücksfall verdient man das Doppelte von einem Lehrer ...
(die 6-Tage Woche war hier zu früheren Zeiten auch mal üblich, wenn man da jetzt, dann werden`s schon 125 bis 250 ...)

Und als "normaler" Grubenarbeiter kann ich 500, als "Spezialist" sogar 2.000 verdienen ...
das 5 bis 20-Fache des Lehrerverdienstes ...

Sorry, aber wenn sich mir hierzulande diese Möglichkeit bieten würde, dann hätte ich
wohl umgehend den Job gewechselt ...
Beim 5-Fachen vielleicht - beim 20-Fachen mit Sicherheit ...
(nehmen wir mal allein das Gehalt eines Grundschullehrers ... )
Und das 20-Fache unserer "Grundsicherung"?? Auch da wäre ich dabei ...

Es ist halt immer eine Frage der Verhältnisse und der Vergleichbarkeit der Situationen ...



UNGEACHTET jetzt aller Ideen, daß das doch eine gefährlichen oder dreckige Arbeit sein könnte ...
Jobs mit Gefahrenpotential finden sich auch hier zur Genüge ...


Und was will uns der Bericht jetzt sagen?
Wir beenden das Drama, führen dort anständige Westtechnik ein??
Mit welchem Ergebnis??
... die "Produktivität" wird enorm gesteigert! Keine Frage.
Die indirekt bis zu 3 Mio samt Umfeld von dem Job Lebenden sitzen dann zum größten Teil auf der Straße,
einige wenige machen die Arbeit und verdienen natürlich noch viel mehr ...


Und die auf der Strecke gebliebenen??
... ein Teil sitzt dann irgendwann in nem Boot und macht eine Rundfahrt übers Mittelmeer??

hmmh.
Unter dem Strich kostet das Kobalt dann wohl das, was es wirklich kosten muß ...


Was so ein einfacher Bericht über archaischen Bergbau doch so für Gedankenspiele hergibt ...



Jörg
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(Heiner Geißler)
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Alt 11.07.2023, 22:30   #3
Deistergeist
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Unhappy

Sehen wir uns den Steinkohleabbau in Kolumbien an. Oder besser auch nicht.

Der Reichtum im Boden macht die Ärmsten nicht reich, nur die Reichen noch reicher. Und wo auch die Arbeiter etwas abbekommen, und in guten Verhältnissen leben dürfen...nun, was ist mit unserem Kohlebergbau passiert? Fast keine Arbeitsunfälle, möglichst umweltverträglich? So etwas durfte es doch nicht geben!

Nöö, ich reg mich nur auf. Und kaufe noch kein Elektroauto. Und wenn, dann nur ein kleines Exemplar.

GA Kobaltgeist
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Alt 12.07.2023, 23:33   #4
2augen1nase
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Der Reichtum im Boden hat wohl immer nur den reich gemacht, der damit Handel trieb - und das wird wohl auch immer so bleiben, solange der Mensch der Mensch ist.

Laut einer Untersuchung die mir leider nicht mehr vorliegt ist aber die Zufriedenheit damit von der Größe der Kluft zwischen den Gehältern abhängig - vor hundert Jahren, als der Chef noch das 20-fache seiner Angestellten verdiente, "gönnte" man das dem Chef eher, als heute, wo die Unterschiede weitaus extremer sind. Richtig veräppelt fühlen sich die Menschen, wenn einer seinen Job schlecht macht, rausgeworfen wird und dafür noch Millionen an Abfindung kassiert - verständlicherweise.

"Gerechtigkeit" ist etwas, was sich der Mensch zusammenphantasiert hat - natürlicherweise gibt es keine Gerechtigkeit. Es ist eine schöne Idee und je mehr Menschen daran glauben und sich in Ihren Gemeinschaften darum sorgen, desto "gerechter" kann ein Zusammenleben werden - nur: aus dieser Brille alleine braucht man nun wirklich nicht über den Tellerand hinauszublicken und letzterer fängt oft schon vor der eigenen Haustüre an...

So gesehen finde ich diese Berichte irgendwie immer komisch. Die Zustände sind bekannt, die Ursachen genauso und wohl auch, dass es in der Welt Gesellschaften gibt, die das offensichtlich ohne Murren hinnehmen, manche gar eine Befreiung in den "Zuständen" sehen.

Für "unsereins" wäre das natürlich nix und so schlimm wir diese Zustände finden - kaum kommt das nächste Sonderangebot um die Ecke kauft man als gäbe es keinen Morgen.

Was würde die 3. Welt denn ohne Bodenschätze machen? Nebeneinanderher leben? Beten? Ihre Äcker bestellen? Im besten Falle wäre es in manchen Regionen vielleicht friedlicher...? Wer weiß das schon...

Mittlerweile ist die Welt durch die Globalisierung so zusammengewachsen, dass man sich in vielen Bereichen gar nicht mehr aus den Verstrickungen herauswinden kann. Deine Kartoffeln wirst du noch vom Bauer um die Ecke beziehen können - das wird beim E-Auto schon unmöglich. Wobei das E-Auto nur ein Beispiel ist. Ich würde behaupten, dass man bei mehr als 80% der Dinge die man kaufen kann keinen unmittelbaren Einfluß mehr üben kann auf Herstellung, Rohstoffe usw usf.

So gesehen: Ob man das gut findet oder nicht - man hat es ja ohnehin nicht mehr in der Hand - und das der Politik in die Schuhe zu schieben ist halt auch zu simpel gedacht.Werden wir ja sehen, wenn die "Blauen" an die Macht kommen - das wird eine reine Zeitverschwendungsorgie geben, weil die eben auch keine besseren Antworten haben (wenn überhaupt) auf die Dinge, auf die wir schlichtweg reagieren MÜSSEN.

Ich fühle mich zur Zeit gar nicht so viel anders, wie das, was in dem Artikel beschrieben wird. Ich lebe genauso in prekären Verhältnissen und habe keinerlei Zugang zu medizinischer Grundversorgung - und dem Staat bin ich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen auch völlig egal - interessant werde ich nur, wenn ich meine Steuern nicht pünktlich in voller Höhe bezahle.
Meinetwegen: die Straßen sind besser und ich werde nicht gleich an jeder Ecke überfallen / ausgeraubt / erschossen - aber sonst? Ich hangele mich genauso von Monat zu Monat und muss sehen wie ich die Löcher im Dach geflickt bekomme....

Gestern hatte ich ein Telefonat mit meiner Mutter, die sich wahnsinnig darüber aufregte, dass meine Schwester ihre Lehre zwei Tage vor Abschlußprüfung hingeworfen hat und nun (wieder schwanger) mal wieder vom Staat lebt - und wohl auch bekundet hat, dies gerne weiter so tun zu wollen und zur Not noch mehr Kinder in die Welt setzt.... Ich meinte zu meiner Mutter irgendwann: "Du, ich finds auch doof - aber vielleicht macht sie es ja auch einfach richtig? Wer weiß das schon?" Für mich fühlt sich die Welt mittlerweile so absurd an - ich zweifele tatsächlich daran, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe


Sei es drum - ein weiterer Beleg für "Der Mensch ist der Mensch und bleibt der Mensch...."



Für mich wär´s natürlich nix
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Alt 13.07.2023, 10:23   #5
Lucius
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Zitat:
Ich fühle mich zur Zeit gar nicht so viel anders, wie das, was in dem Artikel beschrieben wird. Ich lebe genauso in prekären Verhältnissen und habe keinerlei Zugang zu medizinischer Grundversorgung - und dem Staat bin ich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen auch völlig egal - interessant werde ich nur, wenn ich meine Steuern nicht pünktlich in voller Höhe bezahle.
Meinetwegen: die Straßen sind besser und ich werde nicht gleich an jeder Ecke überfallen / ausgeraubt / erschossen - aber sonst? Ich hangele mich genauso von Monat zu Monat und muss sehen wie ich die Löcher im Dach geflickt bekomme....
Wobei das eher unter Luxusproblem fällt. Du hättest immerhin die theoretische Möglichkeit, dich neben deinen Bau- und Kunstprojekten im Supermarkt ein paar Stunden an die Kasse zu setzen oder am Fließband Möhren in Fertiggerichte zu schnippeln. Und dafür Zugang zu allen Segnungen des Sozialstaates zu erhalten. Inklusive Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung usw.
Man könnte auch pathetisch sagen, das ist der Preis deiner Freiheit.
Diese Option haben die Leute in Afrika nicht. Oder nur, wenn sie sich ins Boot setzen und herschippern.
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Alt 13.07.2023, 12:43   #6
Donnerstag
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Zitat:
Zitat von Lucius Beitrag anzeigen
Diese Option haben die Leute in Afrika nicht. Oder nur, wenn sie sich ins Boot setzen und herschippern.
Bevor der "Boss" das Thema schließt, diese deine Aussage ist zu verallgemeinernd.
Afrika ist groß und es gibt dort durchaus Länder/Landesteile die einen hohen Lebensstandard haben. Wir haben Verwandtschaft in Brazzaville denen ich einen höheren Lebensstandard bescheinige als uns, ohne dass sie in einem bewachten Viertel oder so leben. Die schimpfen übrigens auch über die vielen Einwanderer/Flüchtlinge. Will damit sagen, eine vergleichbare Option hätten diese Leute durchaus auch in einigen Afrikanischen Ländern ohne in wacklige Boote zu steigen..
Von dem hohen Lebensstandard der in Libyen vorhanden war, bevor von Europa und den USA unterstützte "Freiheitskämpfer" das Land in den Abgrund bombten, will ich gar nicht erst anfangen.
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Gruß
Dirk


Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. -

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Alt 13.07.2023, 12:49   #7
Lucius
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Ich weiß. Ich habe nur das literarische Bild aus dem Text aufgegriffen.
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Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und Scheiß Götter! zu rufen.
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Alt 13.07.2023, 13:15   #8
Sorgnix
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Zitat:
Zitat von Donnerstag Beitrag anzeigen
Bevor der "Boss" das Thema schließt, diese deine Aussage ist zu verallgemeinernd.
1.
Ich spiele noch nicht mit dem Gedanken zu schließen - ich hab den Scheiß ja selbst
vom Zaun gebrochen ...

2.
... es ist IMMER und alles "verallgemeinernd".
Zu jeden Thema kannst Du die Diskusssion in die gewünschte Richtung lenken ...
Es ist halt immer eine Frage der Interessenlage ...


Noch ein Tipp fürs harte Leben hier im Lande: Ein Stelleninserat am Ort meiner aktuellen Baustelle.
Kulmbach. Ganz gutes hier

Da beschwere sich noch einer.
Der Mindestlohn liegt immerhin offiziell noch bei 12,-- €, so ich nicht irre ...

Und nun bietet Aldi 14,55 für "Regalpacker".
"Ladenhilfe" - da braucht es nicht unbedingt Abitur oder abgeschlossenes Hochschulstudium.
... helfen könnte es aber
... komischerweise hängt das Schild schon länger da - scheinbar noch zu wenig €€€.
Oder die Arbeitszeiten sind nicht genehm ...


Gruß
Jörg
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Alt 13.07.2023, 13:38   #9
2augen1nase
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@Lucius:

Ich glaube du hast mich da vollkommen missverstanden. Meine Aussage bezog sich eher auf den Vergleich in den jeweiligen Ländern und nicht dem Vergleich zwischen den Ländern.

Was die Versicherungen usw´. angeht, so bin ich ja abgesichert, das ist ja nicht das Problem. Es scheitert viel mehr an der Praxis, denn du findest hier schlichtweg keinen Arzt mehr der dich aufnimmt. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind somit nicht mehr möglich, alles an normalen Krankheiten muss ich so überstehen und im äußersten Notfall gehts halt in die Ambulanz. Letztlich zahle ich die KV also eigentlich völlig sinnfrei bzw. nur für den absoluten Notfall, wo es dann so richtig teuer wird (Operationen usw.)
Bin mal gespannt ob ich in den nächsten Jahren jemanden finde, der mir wenigstens die nötigen Impfungen auffrischt (Tetanus usw.)

Was die angebliche Freiheit anbelangt, wäre ich sehr vorsichtig. Natürlich fälle ich viele Entscheidungen selbst und habe da entsprechende "Freiheiten" und "Gestaltungsspielräume", damit einher geht aber auch eine ganz andere Verantwortung die man zu tragen hat. Und das bedeutet im Zweifelsfall eben auch: Nicht zu einem Sommertreffen oder einer Weihnachtsfeier anzurücken, weil eben die Reparatur des Gabelstaplers erstmal wichtiger ist - das Geld muss man ja weiterhin verdienen können . Letztlich war mein Betrieb so lange gesund, bis der Mist mit meiner Werkstatt passiert ist, ich umziehen musste, die Gemeinschaft verloren ging und immense Investitionen nötig waren um den Auftraggebern weiterhin gleiche Qualität und überhaupt diese selten gewordene Leistung anbieten zu können.

Aber klar: heute bin ich auch schlauer und weiß, dass es wirtschaftlich und aus sozialer Sicht für mich sicherlich besser gewesen wäre, dem Osten den Rücken zuzudrehen und wieder gen Westen zu ziehen und einem der vielen Angebote nachzugehen. Ich könnte jetzt als Planer / Bauleiter in der Metropolregion Rhein-Neckar unterwegs sein, voll abgesichert, mit kostenfreiem PKW zur freien Verfügung, 30 Tagen Urlaub im Jahr und das bei einem überdurchschnittlichen Gehalt...

Aber: Die "Freiheit" hast du halt nicht. Selbst wenn ich heute diese Entscheidung fällen würde, würden mich die Gewährleistungsfristen im Zweifelsfall noch die nächsten 5 Jahre an Chemnitz binden (mal abgesehen von den ganzen anderen laufenden Verträgen usw.) So gesehen: mir bleibt keine andere Wahl als mich irgendwie zu arrangieren und natürlich meckere ich auch weiter über Dinge, die ich einfach daneben finde...

10 Milliarden in die Chipindustrie zu pumpen fände ich ok, wenn auf der anderen Seite eben auch was getan werden würde - aber dafür ist dann wieder keine Kohle da. Wir brauchen das natürlich und ich finde es gut, dass solche Subventionen durchaus langfristig gedacht werden. Trotzdem geht unser Land gesellschaftlich daran zu Grunde, dass es die "einfachen" Jobs (also "Dully-Arbeiten") immer weniger gibt. Wir züchten zwangsläufig Menschen, die immer in Abhängigkeit vom Staat (und damit auf Kosten anderer) leben müssen. Da finde ich solche Kleinbergbau-Sachen doch irgendwie attraktiver und das wird die Menschen sicherlich auch mehr erfüllen...

Ich fühle mich da trotzdem veräppelt und hab auch allen Grund dazu :-)
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Alt 13.07.2023, 14:15   #10
Sir Quickly
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Zitat:
Zitat von Sorgnix Beitrag anzeigen
[...] Ein Stelleninserat am Ort meiner aktuellen Baustelle. Kulmbach. Ganz gutes hier
Sowas steht und hängt hier (FFM) quasi flächendeckend rum. Aldi, Lidl, Baumarkt, gibihmeinenNamen... 14-15 Euronen lassen sich ungelernt nahezu überall verdienen.

Ob das zum Leben reicht - insbesonde, weil dir regelmäßig nur Teilzeit von 10 bis bestenfalls 20 Wochenstunden zu gewöhnungsbedürftigen Uhrzeiten angeboten wird, ist ein ganz anderes Thema. Aber dreieinhalb Jobs zur Lebens(er)haltung scheinen ja offenbar das neue "Normal" zu werden.

BTW: Inner Kneipe kostet ne Halbe Bier hier so +/- 5 EUR. Wohl dem, der über dem Mindestlohn verdient, oder tendentiell weniger Durst hat.



Edit: Ich bemerke jetzt erst: EXAKT das gleiche Schild steht hier umme Ecke bei Aldi. Im Endeffekt hast du dann aber 5 "angebrochene" Wochentage und bestenfalls die Miete verdient (3 Stunden x 5 Wochentage x 4 Wochen x 14,55 = 873 EUR brutto). Insofern suchst du dir dann gleich die zeitlich passende Zweitbeschäftigung, um irgendwie über die Runden zu kommen. Alleinerziehend brauchst du über derartige Arbeitszeitmodelle erst garnicht nachdenken.

Es gibt offenbar auch nicht viele Interessenten für exakt dieses Zeitmodell - das Schild steht hier mindestens seit Anfang des Jahres...

Geändert von Sir Quickly (13.07.2023 um 14:34 Uhr).
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