18.07.2017, 20:21 | #1 |
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Massai-Schwert
Dieses kuriose Teil möchte ich hier mal vorstellen.Es ist ein sogenanntes 'Seme' der Massai.Der afrikanische Volksstamm ist heute nur noch im Kenianischen Süden und im Norden Tansanias beheimatet.In der Vergangenheit war der Verbreitungsraum dieser Nomaden weitaus umfassender.
Das Seme dient als Allzweckwerkzeug,zur Selbstverteidigung und als Offensivwaffe bei Raubzügen.Das Stück ist 50cm lang,38cm entfallen auf die zweischneidige dünne Klinge.Es läßt sich hervorragend handhaben,ist sehr leicht und sauscharf.Der Holzgriff ist mit einer Art 'Haut' überzogen,die keine Naht zeigt.Ein abgehackter Finger ist es nicht.Vielleicht ein Stück Darm,oder etwas was ich vorerst nicht wissen will. Das besondere aber ist der Hersteller: https://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Schlieper Das solche und andere Waffen als Handelsware importiert wurden,kam gelegentlich vor.Im Zuge von Recherchen bin ich auf zwei andere Seme gestoßen,mit britischen Herstellermarken.Aber in Bezug auf C.Schlieper ließ sich nichts finden.Die Nummer 117 ist jedenfalls die Modellnummer der Klinge. Die,fast ausschliesslich,rot gefärbten Scheiden aus ungegerbten Leder wurden von den Massai selbst (oder Zwischenhändlern) gefertigt.Das Leder wird am 'Ort' üblicherweise durch eine Ostafrikanische Münze geführt.Meist ein 'One Pence'.Meiner ist 1952 datiert,was zumindest das Höchstalter der Scheide festlegt.Das Schwert selbst kann durchaus älter sein. Ich habe jetzt mehrere Stunden alles über Massai-Schwerter gelesen was greifbar war und unzählige Händler-,bzw.Auktionsseiten durch.Weiterbringen würde mich wohl nur Schliepers Werksarchiv,das derzeit vom Nachfolgebetrieb aufgearbeitet wird. Das Teil selbst kommt aus einer Haushaltsauflösung und entpuppte sich in kurzer Zeit als gutes Schnäppchen.
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18.07.2017, 21:30 | #2 |
Moderator
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Sehr schön. Danke für die Vorstellung!
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18.07.2017, 21:32 | #3 |
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Der Überzug ist sogn "Rohhaut", das verwendet der Krieger seit alters her um die Kanten der Schilde zu schützen(oder auch das ganze Schild), die Verlängerung von Ger und Axt und auch als Rüstungsteile. Nass gemacht ist es wie Leder und trocken hart und elastisch, es federt Schläge ab und schützt Schaft und Schild. Afrikakunst ist erheblich im Preis und Interesse gesunken seit Afrika zu uns kommt. Ich hab noch 3 alte echte Ebenholzmasken aus Schwarzafrika, die haben mal Stück um die 600€ gekostet, heute krieg ich für alle zusammen keine 100€ mehr. Aber Messer ist nochmal ein eigenes Kapitel. Trotzdem interessantes Teil
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19.07.2017, 06:25 | #4 |
Geselle
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Der Überzug am Griff könnte die Luftröhre eines Tieres sein....
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19.07.2017, 16:12 | #5 |
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Dein "Seme"(Sime),ist ein "Laiyok" = die kurze Ausführung (ca.40cm Klingenlänge).Mann könnte auch sagen "Die Ausführung für Jugendliche".
Dann gibt es noch eine "Moran" Ausführung (ca.70 cm Klingenlänge) für Erwachsene. Aber nicht nur die "Massai" tragen das Seme, auch die "Kikuyu" und die "Watutsi" tragen das gleiche Teil. Die Machart der Klinge lässt auf eine Herstellung nach 1950 schliessen. Der ältere Typus in drei Untertypen differenzierbar. 1. ca. 1840-1890 (meistens keine Rote Scheide) 2. ca. 1900-1950 (Braune und Rote Scheide,bessere Materialqualität durch die Zusammenarbeit mit den Briten) 3. ca. 1950-1960 (etwas schmälere Klinge) Alle drei Untertypen mit Mittelgrat auf der Klinge. Gute Lektüre dazu: Men-at-arms Mummer 411 Warrior Peoples of East Africa 1840-1900 Osprey Publishing Gruss Zardoz Trotzdem ein sehr schönes Stück.....Gratuliere
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19.07.2017, 16:20 | #6 |
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19.07.2017, 16:30 | #7 |
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Glehrt isch halt glehrt Gruss nach Baden aus (momentan) Baden zurück Zardoz
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20.07.2017, 19:18 | #8 |
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Themenstarter
Danke für die Unterstützung.
Das mit den 'Watutsi' war mir nicht bekannt.Die Kikuku nutzen wohl den komplett identischen Waffensatz,also auch ein kurzes Messer (Simi),sowie Keule,Schild,Speer,etc. Habe irgendwo im Netz gelesen,das ein Moran hauptsächlich nur Kriegern von Rang vorbehalten war,zB.Medizinmännern,Mitgliedern des Stammesrates,oder besonders verdienten Kämpfern.Wahrscheinlich ist ein Moran deshalb auch seltener zu bekommen,abgesehen von unauthentischem Touristenmüll. Einen Mittelgrat hat meine Klinge nicht,ebenso wie englischen Importklingen die ich gesehen habe.Alles wohl zurechtgeschnittener Federstahl vom Band. Die Idee mit der Luftröhre finde ich gut.Ein Stück Rohhaut müßte ja vernäht sein.Dieser Überzug ist aber wie ein Schlauch.Ein Pillermann vom Warzenschwein könnte passen. So,nun warte ich noch auf den geeigneten Wandhaken,'ne Löwenkralle oder sowas.Da ich nah am historischen afrikanischen Viertel wohne,ist so'n scharfer Stahl im Haushalt seit über 120 Jahren eigentlich schon kernpreußische Tradition.
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20.07.2017, 19:35 | #9 | |
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Zitat:
Muss nicht, dient nur der Positionierung. Wenn mann schlauartiges hat ist das wie ein Schrumpfschlauch.
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20.07.2017, 20:05 | #10 |
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Das Laiyok Seme wird von den "Jungen" Kriegern (zum Jungen Krieger wird man am Tag der Beschneidung ca. 10-14 Jahre und bleibt es bis zur Hochzeit,meist mit ca.30-40 Jahren) getragen.
Das Moran Seme wird von den "Senior" Kriegern (ab dem Tag der Hochzeit) getragen. Getragen wird diese Waffe von unzähligen Stämmen in Afrika. Die Klinge ist bei allen gleich, einziges Merkmal zur Unterscheidung sind die Scheiden und Griffe. Chagga,Luo,Nagoni und Sambaru fallen mir auf die Schnelle noch ein Gruss Zardoz
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