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Alt 03.03.2009, 22:51   #1
Diegosito
Geselle

 
Registriert seit: Jan 2009
Ort: Bayern
Beiträge: 96

Kleiner Hort

Nun, es ist dies mein erstes kleines Erfolgserlebnis - nach einer Serie von Rückschlägen und Müllsammelaktionen - über das ich hier wohl berichten darf. Mein einziges anderes Erfolgserlebnis fand im Rahmen einer Auftragssuche statt und es wurde Stillschweigen darüber vereinbart.

Ich lese so gelegentlich Karten und arbeite mich in Material ein, bevor ich losziehe. Das Feld meiner Begierde lag nahe an einem mittelalterlichen Handelsweg und schien mir ein idealer Ort der Rast zu sein. Mein Augenmerk lag dabei auf mittelalterlichen Funden, bevorzugt Münzen natürlich.

Ich frage also den Bauer, dem das Feld gehört, wie es mit einer Erlaubnis aussieht. Ich denke, als er mich so dastehen sah, in meinem Anorak, dem Tarnanzug, meiner lustigen Schatzsuchermütze und dem Detektor hielt er mich erst einmal für die ultimative Witzfigur. Er frage mich denn da auch, was ich da finden wollte. Ich sagte Sachen aus dem Mittelalter. Er musste herzhaft lachen, wies mich aber dann darauf hin, dass er das nicht möchte. Als ich erwiderte warum denn nicht, meinte er, dass es bei im niemals was umsonst gebe. Allein die Art und Weise, wie er mich dabei wieder musterte, ließ mich Schlimmes ahnen, ganz so schlimm kam es dann aber doch nicht. ER meinte 100 Euro und ich könnte suchen und finden und behalten, was ich da gefunden habe. Das war mir dann doch zu teuer und ich habe auf 50 Euro abgewiegelt, plus einer Brotzeit bei ihm nach getaner Schatzsuche. Darauf meinte er, wir sollten das doch in Naturalien machen: zwei Kasten Bier, eine Flasche Blutwurz und eine deftige Leberkäsebrotzeit, dann darf ich suchen. Nach einigem Geplänkel und Hin und Her haben wir uns per Handschlag darauf geeinigt. Tags darauf hab ich ihm das Zeugs gebracht und es war immer noch teuer genug.

Nachdem die Temperaturen endlich passte, zog ich heute los. Es war eine ätzende Schlammpartie. Ich verlor sogar einen Stiefel, weil er einfach so im Schlamm stecken blieb. Und ich fand: alte Spritzmitteldosen, den Verschluss einer alten Schnapsflasche, zwei Stück Draht und womöglich einen Zahn einer alten Egge. Zu allem Unglück bin ich auf dem Schlamm dann auch noch ausgerutscht und sah langsam aus wie Lehmmännchens bester Freund, von meinen Schuhen ganz zu schweigen.
Mittendrin kam auch der Bauer wieder an, auf seinem Traktor, hat herzhaft gelacht und ich hatte so das Gefühl ich müsste ihm mal einen meiner Stiefel hinterherwerfen. Er hatte allerdings etwas Mitleid mit mir und die Flasche Blutwurz dabei, von der wir dann gemeinsam einige Stamperl tranken. Als ich ihm von meinen bisherigen Funden erzählte, hat er wieder herzhaft gelacht und mir angeboten die Flasche Blutwurz doch dazulassen. Ich habe mir insgeheim vorgestellt, wo ich diese Flasche gerne in seinem Gesäß sehen würde, dann aber doch dankend abgelehnt.

Als es langsam dämmerte, bin ich zu meinem letzten Ziel aufgebrochen. Der Einzugsbereich einer doch alten Eiche am Rande des Feldes. Ich vermesse dabei immer in meinem Kopf mögliche Linien und Fluchtpunkte. So fing ich also an in diversen Radien zu sondeln. Plötzlich schlägt mein Detektor leicht an. Ich fasse noch mal nach, dann wieder. Fast schon missmutig beginne ich zu graben, aber je tiefer ich komme, desto mehr macht mein Detektor Disco. Am Ende treffe ich auf ein sonderbares Paket, irgend etwas festes mit Leder umwickelt. Ich löse das Leder und darin findet sich eine Art Schatulle aus Metall. Nach einigem hin und her und deftigen Hieben, schaffe ich es dann doch sie zu öffnen. darin wieder Lagen aus Leder und Stoff. Fast schon vorsichtig und behutsam beginne ich sie zu lösen und zu öffnen. Heureka, ich finde eine erste Münze…! Diese waren alle in dieser kleinen sonderlichen Truhe sehr behutsam verpackt, meiner Meinung nach im Jahr 45, da in den Deckel der Kiste eine kaum sichtbare 45 gedellt war. Nun, ich habe das Leder-Stoffpaket in meiner Tasche verstaut und meinem neuen Freund , dem Bauern, die Schatulle vor die Tür gestellt. Mit dem Hinweis, Vorsicht toxisch, darin wurde mal Spritzmittel bewahrt. Ich denke, das war meine kleine Form der Rache.

Zu Hause hab ich das Leder und den Stoff aufgedröselt und - womöglich eine Kindersammlung - ich fand so einige Münzen aus der Zeit zwischen 1890 und 1945. Allerdings ist darunter auch vier mal Gold. Da so gut wie keine Feuchtigkeit in die “Box” eingedrungen ist, sehen die Münzen wohl noch ziemlich alle so aus, wie damals, als sie jemand versenkt hat. So gesehen auch eine nette Zeitkapsel. Leider ist keine davon in einem anspruchsvollen Preissegment, was mich sehr geärgert hat. Insgesamt bin ich dennoch sehr zufrieden. Jede Münze ist eine kleine gesichtslose Zeitreise.

Und du weißt nie, welche Geschichte diese genommen hat. Was mich interessieren würde, warum hat damals dieser Mensch, der seinen kleinen Notgroschen oder was auch immer vergraben hat, ihn zurückgelassen. Jemand, der so akribisch vorgeht und sauber arbeitet, hat dies sicher nicht freiwillig gemacht. Memento mori…

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