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03.10.2019, 19:35 | #1 |
Ratsherr
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Danke für die Blumen 😉 Ich habe vor einigen Jahren das Kriegstagebuch meines Urgroßvaters aus dem 1. Weltkrieg abgetippt, seitdem habe ich da ein recht persönliches Verhältnis zu.
So, die zweite Seite ist fertig. Der Brief ist tatsächlich außergewöhnlich weil er sehr ausführlich formuliert ist: „...Stunden exerzieren, dann Gewehr oder Sachen reinigen, nachmittags 1 Stunde Turn Und Bewegungsübungen, 1 Stunde Unter- Richt und Apell. Außer uns liegen Hier hauptsächlich bayrische Truppen In der Stadt. Konai(?) (südlich von Lille) Ist eine Stadt von 50000 Einwohnern. Durch den Krieg hat sie wenig Geltung, Ich habe jedenfalls noch kein zerstörtes Haus gesehen. Noch jetzt sind etwa 30000 Einwohner hier, Geschäfte, Restaurants Und Caffes sind offen man kann hier alles kaufen, kurz es lebt sich hier sehr schön nach all der Monaten Stellungskrieg. Außer dem alten Rathaus besitzt die..." Geändert von Palleon (03.10.2019 um 19:55 Uhr). |
03.10.2019, 19:55 | #2 |
Ratsherr
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Und Seite drei:
„...Stadt keine besonderen Sehens- Würdigkeiten. Es sind hier viele deutsche Lazarette eingerichtet und man sieht hier daher auch deutsche Zivilisten, Schwestern und Krankenpfleger haupt- sächlich. – Stuhtiges Weihnachtswetter Wie wir es in Norddeutschland haben, schneit mal, aber nicht zu stark. Entweder es ist klares Wetter mit etwas Frost, wie jetzt, oder es regnet an- dauernd. Schnee gibt’s hier eigentlich gar- nicht. – Von hier aus können wir auch mal auf Urlaub fahren. Da ich unter den Offizieren fast der einzige bin, der noch nicht auf…“ |
04.10.2019, 10:41 | #3 |
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Muß ich auch sagen.
Hut ab! Danke für die Arbeit! Gruß jörg
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04.10.2019, 10:54 | #4 |
Ratsherr
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Die Stadt, die er beschreibt ist übrigens nicht Konai (da habe ich mich verlesen), sondern Douai, südlich von Lille.
Und hier das Ende des Briefes: „...Urlaub war, werde ich wohl bald Fahren können; ein Urlaubsgesuch Habe ich jedenfalls schon eingereicht. Heute Morgen hat der General unser 2. Bataillon besichtigt, gestern der Regi- mentskommandeur unsere Kompanie. Es ist richtig so wie in der Garnison. Wie lange wir hier bleiben, weiß Ich noch nicht. Jedenfalls aber bis ins Neue Jahr heinein; wenn nichts vorfällt vorne an der Front; denn unser Regi- ment ist Reserve und kann über- all eingesetzt werden wenn es nötig ist. (Ein Bild von mir kann ich dir leider nicht Schicken weil ich noch keins habe) Mit freundlichem Gruß Hans Bredemann“ Auf dem Umschlag steht: „Leutnant Hans Bredemann 18. Reserve Division Reserve Infanterie Regiment Nr. 84 2 Kompanie.“ „An Fräulein Irmgard Garmann Stettin Mühlenstraße 11“ Ich hoffe er konnte seinen Urlaub genießen, in den Verlustlisten steht: „Hans Bredemann, Leutnant der Reserve, schwer verwundet am 03.08.1916, gestorben am 21.06.1918 in Gronau, Hannover“ |
04.10.2019, 23:39 | #5 |
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Ich stelle mal den Brief von 1916 ein auch wenn dort vielleicht es um diese schwere Verwundung geht- was ich nicht weiss! Die Bücher, die Geschichten haben uns die Überlebenden des Großen Krieges hinterlassen und dabei einiges hinterher verschönert- aber von den Opfern haben wir nur Ihre Briefe. Die Geschichte von Irmgard und Hans im Krieg will ich nur so weit nun zeigen!
Ich habe Respekt und gehe nicht über Leichen und so will ich denn Rest nicht mehr hier zeigen. Sollte sich aber der Brief als nicht für diesen Hans herausstellen dann zeige ich gerne weiter aber ansonsten sollte das des Hans und Irmgard persönlicher Bereich bleiben und die Briefe sieht niemand mehr!
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05.10.2019, 09:11 | #6 |
Ratsherr
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Ja dies ist ein Brief von Irmgard an Hans. Ich vermute mal, sie hat ihn im Krankenlager besuchen dürfen. Er wird wohl zur Genesung irgendwo in Heimatnähe verlegt worden sein.
"Mein lieber Hans, du kannst dir sicherlich garnicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber freue dass dich am Montag besucht habe. Das ich dich nun endlich mal widersehe. Es ist nur zu schade, dass die Stunden so schnell vergingen. Ich wäre ja schrecklich gern noch bei dir geblieben; nur, ich will hoffen, dass ich recht bald wieder zu dir fahren darf. Mindestens 20 Minuten hätte ich nämlich noch bei dir sein dürfen, denn um 7 Uhr war ich schon auf dem Stettiner Bahnhof und um 7:35 Uhr fuhr mein Zug erst ab. An- fangs habe ich andauern gelesen, sonst wäre es nämlich höchst langweilig gewesen; die anderen Damen schliefen tatsächlich! In Stettin erwartete mich meine sogenannte Pflegemutter. Täglich, ja selbst stündlich, bin ich mit ihr zusammen. selten habe ich so eine liebe kennen gelernt. Heute wollen wir beide ins Kino gegen und den Film sehen: Stolz weht die Flagge. Ich war am Montag so schrecklich müde, dass ich am nächsten Morgen erst um halb 10 aufgestanden bin. Bis halb 7 habe ich aber nur geschlafen, dann habe ich mich fortwährend in Gedanken mit dir beschäftigt. Hattest du denn gar keine Gedanken? Neugierig wäre ich wohl, ob du auch ein bißchen an mich denkst! – Vielleicht schreibst du mir bald wieder Wenn es dich nicht ganz zu sehr anstrengt? Herzliche Grüße Deine Irmgard." |
10.10.2019, 21:22 | #7 |
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Ich hatte heute Zeit etwas weiter zu stöbern in den Briefen. Wenn ich richtig lese ist Hans wahrscheinlich nicht 1918 gestorben! Langer Brief, meine mit Hans unterschrieben von 12.12.1918!
Könntest das bitte nochmal dir durchlesen Palleon? und bitte kurzes feedback geben. Schon ein großes Danke vorab!
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11.10.2019, 09:19 | #8 |
Ratsherr
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Ja da muss ich Abbitte leisten, der 21.06. Gronau ist natürlich Geburtsdatum und Ort und nicht das Sterbedatum.... Die Verlustmeldung bezog sich nur auf die Verwundung 1916, ist aber seltsamerweise erst 1918 veröffentlich worden. Da habe ich wohl etwas voreilig falsche Schlüsse gezogen.
Ja der Brief ist von Hans. Er schreibt während der Rückreise nach Hause. Der Krieg ist zu Ende und die Infrastruktur völlig Überlastet. Er hat 3 Tage Verspätung und hägt auf der Bahnstrecke Kiel-Husum fest. Er konnte daher leider nicht zu Irmgard fahren um sie zu besuchen. Teilweise hätten die Soldaten an den völlig überfüllten Bahnhöfen ihre Koffer durch die Fenstern in den Zug geworfen und sich außen an den Trittbrettern festgehalten. Er hofft bald wieder zu Hause zu sein und plant in die Nähe von Irmgard zu ziehen. Noch seinen sie ja aber nicht verlobt. |
11.10.2019, 20:29 | #9 |
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Danke, nun haben die Briefe und das Leben von den beiden wieder ein unbekanntes Ende
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12.10.2019, 21:10 | #10 |
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Themenstarter
Soll ich mehr (private) Briefe hier zeigen oder sollen wir es lassen?
Irmgard an Hans! Engel sagt nein und der Teufel auf der anderen Schulter ja.... Hat ja was von Voyeurismus. Ich hätte da z.B. ein Brief von 29. September 1939 aus Panama... Ihr könnt in ruhe entscheiden ich melde mich jetzt für zwei Wochen ab und hoffe mal euch da nach Bilder von 30,5 cm Kanonen an Land zeigen zu können...
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