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Alt 24.10.2023, 20:50   #1
oliver.bohm
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Wie man einen Terrazzoboden gießt | SWR Handwerkskunst

https://www.youtube.com/watch?v=0FUrK4wMqHo


Terrazzo“ heißt nur „Bodenbelag“ auf italienisch. Aber einer, der es in sich hat: ein fein abgestimmtes Gemisch aus Zement und Gesteinssplittern, individuell farblich gestaltet und vor Ort auf den Boden gegossen.


Dazu handgefertigte Mosaik-Bordüren. Dann erstmal tagelang keine Zugluft und schließlich aufwändiges zigfaches Schleifen mit unterschiedlichem Material, Spachteln und wieder Schleifen.
Nochmal warten bis zur Imprägnierung.
Der Familienbetrieb Hess aus St. Wendel im Saarland ist einer der wenigen, der die uralte Handwerkskunst noch beherrscht. Und zwischen Aufträgen im Kunstpalast Düsseldorf und einer großen Brauerei in München auch einen Terrazzoboden in einem Einfamilienhaus in Thüringen gießt – auf dass er mindestens 100 Jahre hält.
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Gruß Olli
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Alt 24.10.2023, 22:32   #2
Sorgnix
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Tja,
das ist die Variante "Handarbeit".
Beim Preis kam ich schon während des Films auf über 220 €/m2
(3 AK, 5 AT, 8 h/Tag x 65.-- €/h)
... das es dann sogar 250 bis 280 € sind, erschreckt umso mehr.


je kleiner die Fläche, umso höher steigt der m2-Preis.


Du erinnerst an meine Baustelle in Göttingen?
Da haben wir über 1.000 m2 gemacht - mit allen Problemen, die hinterher auftraten.
Dort mußte es ja unbedingt Pechschwarz sein - wovon im Film wie auch von unserer Firma damals
dringendst abgeraten wurde. Aber wenn Architekten und Bauherrn einen Willen haben ...
(... dann darf die Bauleitung es ausbaden )

Im Landtag Hannover haben wir mit der gleichen Firma den gleichen Boden gemacht - nur halt in WEISS.
Und siehe da - allein die optischen Probleme waren nicht da. Von sichtbaren Rissen ganz zu schweigen ...


Mein Fazit:
NIE wieder!
Zumindest nicht bei Projekten, wo es um "Termine" geht.
Der Boden verlangt extrem viel Zeit - und bremst dabei etliche andere Gewerke in der Ausführung.
Und wenn man zwischen dem Trocken- und Abbindezeiten andere Arbeiten einschieben will,
dann zieht das einen extremen Aufwand und Kosten für "Schutzmaßnahmen" nach sich.

Unter dem Strich kostet das dann noch mehr. Und zwar HEFTIG ...


Wer allerdings ZEIT und Geld hat, der soll es tun.
Weil, es sieht schon nett aus. Eben anders, als "Fliesen vom OBI" ...


Gruß
Jörg
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Alt 27.10.2023, 21:58   #3
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@Sorgnix:

Rechne es einfach auf 100 Jahre, dann kommt es einem gleich nicht mehr so teuer vor...

Spannungsrisse treten eigentlich nur bei zu großen Flächen oder falscher Verarbeitung auf - und was ich da in dem Beitrag gesehen habe, da wundert es mich, dass da keine Risse aufgetreten sind - wobei die ja auch erst später kommen... Na wer weiß, das die Ihrer Mischung zusetzen...

Normalerweise sind Terrazzomischungen deutlich trockener als in dem Beitrag zu sehen und werden nach dem Einbringen auch mit einer richtig schweren Walze gewalzt - so dass sich schön Korn an Korn legt. Wichtig ist das richtige Verhältnis von Zement zu Natursteinkörnung - je höher der Zementanteil, desto eher treten Spannungsrisse auf.

Aber gut - der Junge hat ja angeblich in Italien gelernt - wer weiß was die da für Zaubermischungen basteln. Würde mir jedenfalls nicht einfallen, so ne dünne Plempe da zu verarbeiten - das muss ja am Ende auch schüsseln wie verrückt...

Aber: Geil aussehen tut es natürlich trotzdem. Jammerschade, dass man sowas nicht mit Fußbodenheizung kombinieren kann...
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Alt 27.10.2023, 22:16   #4
Sorgnix
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Spannungsrisse
... im Beitrag wurde gesagt, daß dieser kleine Würfelfries aus Marmorsteinchen rundrum die Sollbruchstelle ist,
wenn, der Riß sich hier zeigt. Siehe auch die Trägerplatte aus Styrodur. Querschnittsminderung
des Gesamtaufbaus - das ist die Sollbruchstelle


Schüsseln
... ne. Ist doch nur ne dünne Knäckebrot-Platte.
Und die ist vollflächig mittels der Super-Duper-Grundierung, deren Geheimnis er nicht verraten
wollte, auf den Unterbeton "geklebt" ...
Ähnlich - aber auch nur ähnlich - wie bei nem Verbundestrich.
Der muß in den Ecken geschnitten werden, weil er ob seiner Dicke sicher sonst schüsseln würde.
Der Terrazzo eher nicht, weil die Schicht eben dünner ist ...


So verstehe ich das System zumindest





Wenn ich es mal hinkrieg, kann ich ein paar Bilder vom Firmenserver ausgraben.
"Meinen" Terrazzo haben wir im Betonwerk angemischt
Vorher Wochenlang einen Steinbruch gesucht, der eine homogene und farblich gleichbleibende
Körnung liefern konnte. Zig Muster angefertigt ...
Dann den Kies in BigBags aus einer Charge auf Vorrat anliefern lassen. Damit es auch ja reicht ...
Bei unserem Boden wurde dann erst ein Unterbeton gelegt. Mit eingelegter Rißbewehrung.
Und der durfte dann höchstens 1 Tag alt sein - dann kam die Terrazzo-Mischung drauf.

Die Risse, die sich dann - nach nunmehr 4 Jahren - durch ALLE Felder ziehen, resultieren aus den
einfach zu groß gewählten Feldgrößen. (>8x8m)

Was wurde ich als Bauleiter vom Bauherrn wie auch Architekt gedrängt, da Mängelrügen zu schreiben ...
Komischerweise wurde es dann sehr schnell ganz still. Gutachtertermine mit Hersteller vor Ort,
Diskussionen hin, Diskussionen her. Und dann Funkstille.

Meine vorab schon immer geäußerten Mutmaßungen waren weniger gefragt.


Hinterher stellte sich dann raus, daß der Bauherr gemeinsam mit dem Architekten bei der Festlegung
der Dehnungsfugen bzw. Feldgrößen doch eher auf "Gestaltung" und "Ästhetik" wert legten,
als auf handwerkliche bzw. physikalische Gegebenheiten. Das fand hinter verschlossenen Türen statt,
da hat die Bauleitung von den Entscheidungen nie etwas erfahren ...
Es kamen die fertigen Pläne, es wurde gesagt, das ist alles gemeinsam abgestimmt -und gut.
Daß der Handwerker auch auf die Rissgefahr hingewiesen hatte, unterschlugen sie ...


Und so trat dann irgendwann Funkstille ein, der Boden in der Empfangshalle des Weltkonzerns führt jetzt sein Eigenleben ...


Das nur am Rande
Gruß
Jörg
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Alt 27.10.2023, 22:28   #5
2augen1nase
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Ja - das mit der Sollbruchstelle habe ich schon verstanden - nur: ob man das wirklich auf diese Weise in den Griff bekommt, wage ich zu bezweifeln... Das große Geheimnis ist wohl eher die dadurch erheblich geringere Feldgröße

Aber gut - wie überall hat da wohl jeder Handwerker so seine eigene Trickkiste in die er bei Bedarf greift. MIR würde es jedenfalls im Traum nicht einfallen, die Mischung so nass zu machen.

In der Zeitschrift "Restaurator im Handwerk" gab es vor einiger Zeit mal einen Bericht dazu - und da wurde so verfahren wie oben beschrieben - und so kenne ich es eigentlich auch vom "alten Mann"
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