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Alt 02.11.2017, 00:25   #1
12345678
Landesfürst

 
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DDR Kratzputz

Ich würde gern wissen wie man diesen,in der DDR typischen,groben Putz hergestellt/verarbeitet hat.
http://www.fotografie-architektur.de..._(35980-1).JPG
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Alt 02.11.2017, 00:40   #2
Frank Enstein
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Dafür gabs extra eine sogn "Kratzputzschleuder" oder Putzleier, ein Schneckenförmiges Blechgerät mit einer Drahtbürste innen die mit einer Kurbel gedreht wurde und den flüssigen Mörtel vorn rausgeschleudert hat. War ne Kunst für sich.
Angehängte Grafiken
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Kurios das sich immer genau die sich auf „gesunden“ und „Verstand“ berufen, weder das eine noch das andere ihr eigen nennen dürfen.

Geändert von ghostwriter (02.11.2017 um 06:14 Uhr). Grund: direktes vollzitat entfernt
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Alt 02.11.2017, 01:14   #3
Brainiac
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Zuerst wurde das Mauerwerk mit einer etwa 15mm starken Schicht feinem zementhaltigem Unterputz beschichtet. Nach dem Aushärten kam die eigentliche ca. 20mm starke Rauputzschicht drauf. Diese war eher mörtelhaltig und mit einem großen Anteil harten Splitt vermengt. Die Korngröße lag bei etwa 5-8mm. Diese Schicht wurde mit großen Glättbrettern normal aufgetragen und glatt verrieben. Kurz bevor diese Schicht ausgehärtet war wurde die Oberfläche mit einem Nagelbrett abgerieben. Dadurch wurden die Splittsteinchen aus der Oberfläche rausgerissen und es entstand diese gleichmäßige "Krateroberfläche". Nach dem Aushärten wurde die Oberfläche mit groben Bürsten gereinigt und dann mit weißer Fassadenfarbe versiegelt.
So haben wir das jedenfalls früher im Osten gemacht...
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Alt 02.11.2017, 08:22   #4
Niklot
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Der sogenannte Kratzputz, war schon recht aufwendig und sehr beliebt in der DDR.
Mag auch dort unterschiedlich in den jeweiligen Regionen in der Ausführung gewesen sein, ich komme aus den Nordbezirken, auf dem KFZ-Kennzeichen stand ein B.
Wie schon geschrieben, erst kam ein reiner Zementmörtel auf die Wand, das nannten wir Vorwerfen.
Die zweite Lage war dann ein normaler Kalk-Zementputz, dieser wurde mittels Kartätsche glatt aufgezogen, grob in der Fläche durchgerieben und mit der Kelle sporadisch geschlitzt, wo dann die nächste Lage Haftung fand.

Die Leibungen/Faschen um Fenster und Türen wurden fein gerieben, die wurden dadurch abgesetzt indem dort dann Putzlatten auf die Faschen gesetzt wurden. Auf den Putzlatten wurde dann die dritte Lage abgezogen, sie gaben somit auch die Putzstärke der "Kratzschicht" vor. Um das rollen beim Aufziehen zu vermeiden, musste die Split in seiner Körnung kleiner sein wie die Putzlattenstärke.
Dann kam die dritte Lage, der eigentliche Kratzputz.

Man muss dazu wissen, Mörtel kam nicht als Fertigprodukt wie heute üblich aus dem Sack, man mischte alle Zuschlagsstoffe mit einem Mischer und damit der Putz nicht schattig wurde, brauchte man einen guten Mann, den "Handlanger" am Mischer, der darauf achtete das immer von allem die selbe Menge im Mörtel war.

Der Kratzputz wurde auch angeworfen, mit der Kartätsche aufgezogen, auch hier wurde dann grob durchgerieben und dann hieß es warten.
Der Zeitpunkt wo gekratzt werden konnte dauerte eben seine Zeit, kratzte man zu früh, dann gab es eben Kratzer im Putz, wartete man zu lange, dann hieß es richtig schwer arbeiten zu müssen um den Split aus dem Putz zu kratzen.
Die Kratzbretter bauten wir uns meist auch selbst, dazu wurde ein dünnes Brett gebohrt wo Stahlnägel durchgesteckt wurden, dann kam ein zweites dünnes Brett oben drauf, dazwischen eine Schlaufe für die Handhabung, das ganze verbunden und fertig.

Die "Kratzputzleier" muss eine Erfindung der Neuzeit aus dem berliner Raum sein, eine Leier nutzten wir damals um Spritzputze zu machen, die kratze nicht, sie spritzte.
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Alt 02.11.2017, 09:30   #5
Frank Enstein
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Ja hast recht, hab das mit dem Spritzputz verwechselt.
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Alt 02.11.2017, 14:17   #6
12345678
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Vielen Dank,ich werd das demnächst mal ausprobieren.Es ist eine Fläche die ausgebessert werden muss und mal sehen ob es dann zueinander passt.
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Alt 02.11.2017, 22:19   #7
Sorgnix
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@Niklot
HERVORRAGEND erklärt!!

Außer:
... ich hab noch nie gesehen, wie Putz mit einer Kartätsche aufgezogen wird ...
Ich gehe davon aus, daß auch Ihr den Putz mit einer großen Dreieckskelle angeworfen
habt, und dann die Oberfläche eben mit der Kartätsche abgezogen ...


Ansonsten war/ist ein Kratzputz keine DDR-spezifische Sache. Der ist wohl eher
als LANDESWEIT üblich und verbreitet zu betrachten ...

Sehr haltbar, unverwüstlich.


Und:

Zitat Paul Bossert, Schweiz:
Zitat:
"Nur das allerdümmste Schwein
streicht auf Putz, Beton und Stein ..."


soll heißen:
Pinselst Du auch nur einmal - dann pinselst Du hinterher IMMER!
Kosten- und Unterhaltsfalle.
Wer einen bunten Putz will, sollte ihn mittels Pigmenten durchfärben.
Dann kann auch mal einer mit dem Hammer an die Wand - die Farbe bleibt.
Man muß sich halt nur festlegen ...


Gruß
jörg

Gruß
jörg
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Alt 02.11.2017, 22:24   #8
U.R.
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Kratzputz ist Kultur.........erbe!

https://www.youtube.com/watch?v=u59Zbxo_FxE

Link repariert *oliver.bohm*
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Geändert von oliver.bohm (19.01.2021 um 22:26 Uhr).
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Alt 02.11.2017, 22:34   #9
Sorgnix
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Sorry,
aber das ist eher Ornamentputz - das hat mit echtem Kratzputz herzlich wenig zu tun ...


Aber das ist ein netter Link!
... ich hab da grad was gelernt.
neue Idee für´s Fachwerk


Danke!
Jörg
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Alt 03.11.2017, 07:08   #10
Niklot
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Da kann ich noch ne kleine Geschichte anmerken.

Schwarzarbeit gab es im Osten nicht, da ging man ja nach Feierabend los!

So hatte ich mal wieder ein Gartenhaus, ne Laube die geputzt werden sollte, Freitag nach 1 macht jeder seins, Aufbau Ost gab es auch damals schon,
so wurde an einem Wochenende alles vorgeworfen und der erste Glattputz fertig gemacht.

Das WE darauf dann der Kratzputz.
Gleich Samstag in der Frühe angefangen, alle Faschen eingelattet und los ging`s.
Das Gartenhaus war Nachmittags fertig aufgezogen, aber eben noch viel zu frisch zum kratzen.
Nun ja, rein in Trabbi, nach Hause duschen, Partyzeit war angesagt.
Es wurde spät, sehr spät.
Alkohol und Weiber, tödliche Kombination. Das kostet Kraft!

Am Sonntag Früh mit wenig Schlaf im Kopf ging es dann ans kratzen.
Das war vielleicht eine riesen Sch...ße, der Putz hatte über Nacht sowas von angeholt, alle vier Wände waren deutlich über dem Punkt.
Da hieß es nun, noch mehr Kraft aufbringen, aber zum Ende war alles gut.

Das Gartenhaus steht bis heute, der Besitzer hat gewechselt, na ja, der Putz hat auch bis heute überstanden.

@Jörg, das was man heute als Kartätschen bezeichnet hat nichts mit dem zu tun, womit wir früher gearbeitet haben, da waren die nicht als Aluminium, die waren aus Holz.
Auch die Kellen, da gab es nicht viele die man benutzt hat, zum Putzen auf jeden Fall die Dreieckskelle.
Da hat mein Lehrmeister damals drauf geachtet, uns auch mit auf den Weg zu geben, worauf da zu achten ist bei einer guten Kelle, um sich die Gelenke nicht kaputt zu machen.
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