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Alt 06.01.2021, 00:01   #1
U.R.
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Sowas liebe ich,.... Danke dafür,... und bin auch für weitere "Handwerkskunst" schon mal Vorrauseilend Dankbar!

Kleine Frage am Rande,: wieso ist der Stein auf dem letzten Bild so "Patiniert"?


Ich finde es Faszinierend, wenn ein im Kopf erstellter Gedanke, den Weg in die Fingerspitzen findet, und diese dann werkelnd Anfangen zu Erschaffen.

Ich habe die "Drachenköpfe "(Wasserspeier, 200cm Lang, 35 cm Hoch) bei einer Berühmten Kirche in Hannovers Innenstadt aus Kupfer konstruiert und gebaut, Arbeitszeit pro "Drachen", 40 Std.

Einige auf der Baustelle waren auf diese Figuren scharf ,(Steinmetz, Maurer , Kunstmaler usw.), so das ich nach Fertigstellung die Teile sofort einbauen musste. Auf meine Frage warum sie denn so ein Teil um bedingt haben wollten kamen Worte wie: Toll ,Selten, Kellerbar.....

Leider gibt es von der Erstellung der Teile keine Bilder.....

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Der sicherste Weg Geld zu verbrennen ist,......Kohle davon zu kaufen!
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Alt 06.01.2021, 00:37   #2
2augen1nase
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@U.R.: Ich weiß nicht was du mit "patiniert" meinst? Vielleicht war ein wenig Staub auf der Linse und das Bild ist deshalb etws milchig? Ich hab im Moment auch noch nicht das optimale Licht in der Werkstatt - was ziemlich nervig ist. Vielleicht liegts auch daran... Der Stein ist durch das Abwaschen noch feucht - vielleicht das? Falls du die Maserung meinst: die ist tatsächlich so...

Zeig doch mal deine Drachenköpfe - wäre doch mal spannend und wir haben doch ein extra "Handwerkerforum" !

@Sorgnix:

Du erklärst so wunderbar die Symptome und die Ursachen - nun mal meine Gedanken dazu:

Schon mal darüber nachgedacht, dass das Symptom "kein Bock" vielleicht auch einfach daher rührt, dass der Grund eben die "Fehlanzeige" ist? Klar findet so ein Chef tausend Gründe seine Lehrlinge sowas nicht machen zu lassen - diese aber ausschließlich auf die Lehrlinge zu schieben ist doch auch bullshit, nicht? Man kann doch von einem jungen Menschen nicht erwarten, ständig hochmotiviert auf die Baustelle zu kommen, wenn er regelmäßig als letzter Abschaum behandelt wird und nur die Drecksarbeit erledigen darf.

Motivation entwickelt sich, wenn man Ziele vor Augen hat, die man erreichen will und auf die man Lust hat - und in aller Regel sind das Dinge, mit denen man hinterher vielleicht auch mal irgendwo ein bisschen "angeben" kann.

Ich habe mit meinen Praktikanten/innen immer extrem gute Erfahrungen sammeln dürfen - wohl aber, weil ich sie nie als Hilfsarbeiter "benutzt" habe, sondern ihnen von Anfang an klar gemacht habe, dass MIR das Praktikum völlig schnurz ist. Es ist IHRE Zeit, die sie sinnvoll nutzen dürfen - unter professioneller Anleitung und mit der Möglichkeit mich jederzeit mit Fragen zu löchern. Für den ersten Teil des Praktikums denke ich mir immer eine ganz praktische konkrete Aufgabe aus - richtig ausgearbeitet mit Zeichnung usw. und parallel gebe ich meinen Praktikanten immer die Aufgabe mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und selbst eine Idee zu entwickeln was sie dann umsetzen dürfen. Die letzte Praktikantin kam aus Damaskus, war nicht mehr von der Brückensäge wegzubekommen und hat am Ende ein Zitat aus dem Koran in Stein gehauen - und hat mit der Arbeit richtig protzen können bei den zu Hause gebliebenen Freundinnen - und da waren einige total erstaunt was hier in Deutschland so alles möglich ist. Leider absolvierte Sie das Praktikum weil sie es fürs Architekturstudium brauchte - aber ich bin mir sicher, dass Sie die Zeit bei mir und die Möglichkeiten die der Stein so bietet nie vergessen wird.

Bildlich gesprochen ist doch so ein Lerhling zu Anfang auch nur wie ein Rohblock - und es liegt in meiner Verantwortung ob ich ihn als Poller auf nen Parkplatz werfe oder eben was schönes daraus mache.

Wenn ich Sven nicht besser kennen würde, täte ich ja sagen: es liegt am Ausbilder.... Aber Sven hat wohl wirklich Pech gehabt mit seinen Lehrlingen - und ja, auch solche Typen waren schon vorstellig, bekamen ihre Chance und sind dann recht schnell auch wieder raus gewesen. Man kann sicher nicht alle retten, keine Frage.

Ich hab jedenfalls noch Hoffnungen für mein Gewerk - und die lasse ich mir auch nicht nehmen (auch wenn ihr womöglich Recht haben sollten...)

Zum Thema Beton:

Ich bin da überhaupt nicht abgeneigt - wo es eben Sinn macht. Die ersten Betonsteiner / Terrazzotypen kamen ja auch aus meinem Handwerk - haben sich quasi weiterentwickelt. NUR: Das lohnt bei den Stückzahlen nicht. Alleine der Formenbau wäre extrem aufwendig und das Ausformen in der Farbvielfalt nahezu unmöglich.

Zum Markt:

Ich erlebe die Entwicklung gänzlich anders. Wenn es was nicht mehr gibt, wirds zur Nische und dann vergessen. Wer Lust hat diese Nische zu bedienen, kann das nur noch hobbymäßig machen - zum Leben reichts dann nimmer. Warum? Wohl weils der Alternativen einfach viele gibt... Statt echtem Stuck oder Stein klebt man dann halt Styropor an die Fassade - oder macht se glatt...

Es gibt nur ganz ganz wenige, die wirklich kommen weil sie genau DAS wollen - und auch wenn die dann gerne und gut dafür bezahlen reicht das zum Leben nicht aus.

Übrigens: Gerade weil es so wenige gibt, die das WIRKLICH wollen liegt mir mein Häusschen ja auch so am Herzen. KEINER würde die Bude mit diesem Anspruch sanieren und alles wiederherstellen... Um ehrlich zu sein: Die Verdachung hätte ich mir theoretisch sparen können indem ich die Fläche überschleife und scharriere - wäre auch niemandem aufgefallen - denn es ist ja die einzige.... ABER: Es war halt früher anders - und das "bisschen" Mehrarbeit...

Freut mich aber, dass es euch so Freude bereitet... Ich hoffe, dass ich euch nun wieder regelmäßiger berichten kann, momentan hab ich ja Zeit - aber auch nur das
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Alt 06.01.2021, 02:50   #3
Sorgnix
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Zitat:
Zitat von 2augen1nase Beitrag anzeigen

Schon mal darüber nachgedacht, dass das Symptom "kein Bock" vielleicht auch einfach daher rührt, dass der Grund eben die "Fehlanzeige" ist? Klar findet so ein Chef tausend Gründe seine Lehrlinge sowas nicht machen zu lassen - diese aber ausschließlich auf die Lehrlinge zu schieben ist doch auch bullshit, nicht? Man kann doch von einem jungen Menschen nicht erwarten, ständig hochmotiviert auf die Baustelle zu kommen, wenn er regelmäßig als letzter Abschaum behandelt wird und nur die Drecksarbeit erledigen darf.

Motivation entwickelt sich, wenn man Ziele vor Augen hat, die man erreichen will und auf die man Lust hat - und in aller Regel sind das Dinge, mit denen man hinterher vielleicht auch mal irgendwo ein bisschen "angeben" kann.
... also ich sprach da direkt von dem Problem, wie es vor Ort besteht.
Der Chef ist extrem motiviert sich Fachleute heran zu holen bzw. selbst auszubilden.
Eben weil es immer weniger werden, selbst mit Abwerbung bei der Konkurrenz der Bedarf nicht
zu decken ist.
Ich habe jeden Morgen Termin mit dem (und etlichen anderen Chefs bzw. Bauleitern).
Auch seine Poliere sind da sehr motiviert, wie auch die Gesellen.
Es ist sogar einer dabei, den habe ich während des Studiums auf ner Baustelle als Praktikant gehabt.
Er war 14 oder 15 damals, ich 25. Und er lernte dann Maurer. Weil bei uns immer was los war, jeden Tag
aufs Herzlichste Gelacht
wurde. Neben der Arbeit. Und er ist ein sehr guter Maurer geworden.
Sind sogar dann gemeinsam ein paar Mal mit "Schwarzer Kelle" losgezogen ...
... nach ihm kam kaum noch was.
Und alle wollen Ihr Wissen gern weitergeben. Selbst die "Alten" "kämpfen" noch miteinander, von wg.
wer den schneller mauert, wer genauer - und warum ...
... und dann komme ich und sehe auf den ersten Blick, wo der Zierverband nicht eingehalten wurde
Dann ist immer großes Pallaver ...

Und da siehst Du es dann - die Motivation, die Du selbst oben erwähnst. Die ist bei den
Lehrlingen absolut nicht vorhanden. Da stehen dann zwei Jungen teilnahmslos dabei
und verstehen partout nicht, worum es geht, wenn die Kollegen sich unterhalten. Und Du
siehst es ihnen gleichzeitig an, daß es sie auch absolut nicht interessiert.
Keine Selbstständigkeit, keine Eigenständigkeit. Jeder Handgriff muß erklärt werden. Klar, muß auch ab und an.
Aber Du mußt sehen, auf welchem Niveau ... Und kaum drehst Du denen den Rücken, dann fällt die Kelle ...

Aber Montags stolz berichten, wie die Partys am WE waren, zentnerschwere Weiber gestemmt, gekifft und
gesoffen ohne Ende. Das Lehrgeld reicht dazu, weiteres Streben wurde eingestellt.
Und das ganze halt mit nem spärlichen Wortschatz, der dir die Haare zu Berge stehen läßt.
Schulbildung Null ...

Unter dem Strich: Ja, da hat der Chef auch Pech gehabt, ausgerechnet DIE zu erwischen.
... leider war aber auch nichts anderes da bzw .auf dem Markt zu finden.

Ich sagte es oben schon: Die Kollegen fanden nichts anderes. Weil niemand sonst sie für
die Jobs wollte, die die Jungs ob ihrer Selbstüberschätzung gern gehabt hätten - aber eben
die Anforderungen NIE erfüllen konnten ...

Solche Experten hatte ich auch als Kameraden während meiner Lehrzeit - die gaben grundsätzlich
nach jedem Mathe-Test ein komplett weißes Blatt Papier ab. Da stand außer Name und Datum
NICHTS drauf. Wirklich NICHTS.
Zum großen Teil natürlich Verweigerungshaltung, zum allergrößten Teil allerdings auch
totaöes Unvermögen. Die hatten wirklich nicht die geringsten Kenntnisse der Grundrechenarten.
Und das heißt im praktischen Beispiel: Nicht in der Lage 2 x 5 + 3 zu rechnen.
von Multiplikation ganz zu schweigen ...
Trotzdem den Anspruch vertreten, mit der eigenen Arbeit ein Vermögen verdienen zu können ...

DAS gab es also auch schon vor 40 Jahren - da hat sich im Gegensatz zu heute nicht viel verändert.
Außer, daß der Nachwuchs fast nur noch aus diesen "Experten" besteht ...
Die etwas Schlaueren sind halt bei VW am Band gelandet. Verständlich, bei ganzjähriger Arbeit OHNE Schlechtwetter,
keiner schweren körperlichen Maloche - und dann noch doppelter Lohnhöhe.
Die nächste Ursache, weshalb so wenige noch ins Handwerk wollen ...
Wenn bei mir Trockenbauer mit Osttarif keine 13 Euro die Stunde kriegen, braucht man
sich nicht wundern, weshalb "Fachsprache" in dem Gewerk meist Polnisch ist ...

Trotzdem hat Handwerk in meinen Augen noch "Goldenen Boden".
In Nischen allemal, wie Lucius auch sagt.
In meinen Augen sterben die Nischen aber nicht aus.


Gruß
Jörg
(ob der Uhrzeit und der Länge: Ich hab noch Urlaub )
__________________
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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Alt 06.01.2021, 10:55   #4
Lucius
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Beiträge: 5,336

Ich setzte nochmal nach, fundierte Ausbildung ist nicht alles.
Man muss selber das Prinzip verstanden haben, wie eine Sache funktioniert und eine Vorstellung haben, was bei rauskommen soll. Der Rest ist eine Frage von Sorgfalt und Geduld.
Ich arbeite seit einiger Zeit mit einem Paradebeispiel zusammen.
Mein aktueller Kollege stammt aus Usbekistan, was er dort gemacht oder gelernt hat, weiß ich nicht, bzw. will es garnicht wissen, wohl auch, weil ich ohne dieses Wissen nachts besser schlafe...
Lackieren war es jedenfalls nicht. Das hat er sich über fünf Jahre Schritt für Schritt selber nach der Versuch-und-Irrtum-Methode beigebracht. Und ich muss sagen, wenn er Lust auf Arbeit hat (selten, Montags nie...), ist er richtig, richtig gut. Er lackiert sogar anspruchsvollste Dreischicht-Lackierungen und Xyrallic hochgradig professionell und wolkenfrei. Weil er das Prinzip verstanden hat.
Er ist zwar eine Schlampe vor dem Herrn, setzt bei Arbeitsschutz und Umgang mit Werkzeugen immer noch usbekische Maßstäbe an, bei denen sich jedem BGler die Fußnägel hochrollen, aber er kann lackieren, ohne Gesellenbrief und dreijährige Theorie. Und das reicht mir aktuell.
__________________
ǝʇɥɔıɥɔsǝƃ ɹǝp ǝʇʞılǝɹ

Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und Scheiß Götter! zu rufen.
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