Bönitz, Wolfgang, Feindliche Bomberverbände im Anflug. Zivilbevölkerung
im Luftkrieg. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag, 2003. 240 S.; ISBN
3746681057; EUR 8,50.
Burgdorff, Stephan und Christian Habbe (Hg.), Als Feuer vom Himmel fiel.
Der Bombenkrieg in Deutschland. München: DVA, 2003. 253 S.; ISBN
342-105-7559; EUR 24,90.
Foedrowitz, Michael, Luftschutztürme und ihre Bauarten 1934-1945.
Eggolsheim: Nebel, o. J. (2003). 80 S.; ISBN 3895550965; EUR 10,95.
Röhl, Klaus Rainer, Verbotene Trauer. Die vergessenen Opfer. München:
Universitas, 3. Aufl., 2004. 238 S.; ISBN 3800414236; EUR 19,90.
Hamburg
Bahnsen, Uwe und Kerstin von Stühmer, Die Stadt, die sterben sollte.
Hamburg im Bombenkrieg, Juli 1943. Hamburg: Convent, 2003. 128 S.; ISBN
3934613551; EUR 19,90.
Brunswig, Hans, Feuersturm über Hamburg. Die Luftangriffe auf Hamburg im
2. Weltkrieg und ihre Folgen. Stuttgart: Motorbuch Verlag Pietsch,
Spezialausgabe 2003. 470 S.; ISBN 3613023679; EUR 14,90.
Hanke, Christian und Joachim Paschen, Hamburg im Bombenkrieg 1940-1945.
Das Schicksal einer Stadt. Hrsg. vom Landesmedienzentrum Hamburg.
Hamburg: Medien Verlag Schubert, 3. überarbeitete Auflage, 2003. 143 S.;
ISBN 379451761X; EUR 25.
Hoffmann, Egbert A., Als der Feuertod vom Himmel stürzte. Hamburg Sommer
1943. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag, 2003. 47 S.; ISBN
3-8313-1389-X; EUR 9,90.
Kassel
Huber, Jörg Adrian, Die Nacht als Kassel unterging: 22. Oktober 1943.
Deutsche Städte im Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag,
2003. 64 S.; ISBN 3-8313-1366-0; EUR 17,80.
Die Nacht, als die Flut kam. Die Bombardierung der Edertalsperre 1943.
Das Buch zur Serie der HNA. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag, 2003.
48 S.; ISBN 3-8313-1373-3; EUR 10.
Siemon, Thomas und Werner Dettmar, Der Horizont in hellen Flammen. Die
Bombardierung Kassels am 22. Oktober 1943. Das Buch zur Serie der HNA.
Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag, 2003. 48 S.; ISBN 3-8313-1391-1;
EUR 10.
Westdeutschland
Kremers, Elisabeth, Die Nacht in der Krefeld unterging: 22. Juni 1943.
Deutsche Städte im Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag,
2003. 63 S.; ISBN 3-8313-1339-3; EUR 17,80.
Rogge, Rolf und Armin Schulte, Solingen im Bombenhagel: 4. und 5.
November 1944. Deutsche Städte im Bombenkrieg. Hrsg. vom Stadtarchiv
Solingen. Gudensberg-Gleichen: Wartberg, 2003. 64 S.; ISBN
3-8313-1282-6; EUR 17,80.
Steinacker, Olaf, Bombenkrieg über Düsseldorf. Nach einer Serie in der
Westdeutschen Zeitung von Marc Heringer und René Schleucher.
Gudensberg-Gleichen: Wartberg, 2003. 63 S.; ISBN 3-8313-1329-6.; EUR
17,80.
Volmerich, Oliver, Als der Feuertod vom Himmel stürzte. Dortmund
1943-1945. Deutsche Städte im Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen:
Wartberg, 2003. 63 S.; ISBN 3831313377; EUR 16,80.
Süddeutschland
Förschler, Andreas, Unser Stuttgart geht unter. Die Bombenangriffe im
Juli und September 1944. Hrsg. vom Landesmedienzentrum
Baden-Württemberg. Deutsche Städte im Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen:
Wartberg, 2004. 63 S.; ISBN 3-8313-1364-4; EUR 17,80.
Hils-Brockhoff, Evelyn und Tobias Picard, Frankfurt am Main im
Bombenkrieg. März 1944. Gudensberg-Gleichen: Wartberg, 2004. 63 S.; ISBN
3-8313-1338-5; EUR 17,80.
Keller, Volker, Mannheim im Bombenkrieg 1940-1945. Gudensberg-Gleichen:
Wartberg, 2003. ISBN 3-8313-1372-5; EUR 17,80.
Klugermann, Günther, Feuersturm über Freiburg. 27. November 1944.
Gudensberg-Gleichen, Wartberg Verlag, 2003. 63 S.; ISBN 3-8313-1335-0;
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Schmidt, Klaus, Die Brandnacht. Dokumente von der Zerstörung Darmstadts
am 11. September 1944. Darmstadt: Schlapp, Neuauflage 2003. 250 S.; ISBN
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Sonstige Städte
Ballerstedt, Maren und Konstanze Buchholz, Es regnet Feuer! Die
Magdeburger Schreckensnacht am 16. Januar 1945. Deutsche Städte im
Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen: Wartberg, 2003. 63 S.; ISBN
3-8313-1367-9; EUR 17,80.
Bohl, Hans-Werner /Bodo Keipke / Karsten Schröder (Hrsg.), Bomben auf
Rostock. Krieg und Kriegsende in Berichten, Dokumenten, Erinnerungen und
Fotos, 1940-1945. Rostock: Konrad Reich Verlag, 2. Auflage 2003. 238 S.;
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Heinzelmann, Martin, Göttingen im Luftkrieg 1935-1945. Göttingen: Verlag
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Horn, Brigit, Die Nacht, als der Feuertod vom Himmel stürzte. Leipzig 4.
Dezember 1943. Deutsche Städte im Bombenkrieg. Gudensberg-Gleichen:
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Kellerhoff, Sven F. und Wieland Giebel, Als die Tage zu Nächten wurden.
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Neutzner, Matthias (Hrsg.), Martha Heinrich Acht. Dresden 1944/45.
Interessengemeinschaft "13. Februar 1945" e.V. Dresden: Verlag der Kunst
Dresden, vierte durchgesehene Aufl., 2003. 224 S.; ISBN 3-364-00606-7;
EUR 22,00.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Jörg Arnold, History Department, University of Southampton
E-Mail: <ja1@soton.ac.uk>
In einer Rezension für H-Soz-u-Kult hat Ralf Blank auf das
Spannungsverhältnis aufmerksam gemacht, das zwischen den Ergebnissen der
historischen Forschung zum "strategischen Luftkrieg" im Zweiten
Weltkrieg auf der einen Seite besteht und der populären Tradierung des
"Bombenkrieges" auf der anderen.[1] Diese Spannung trat im Oktober 2002
mit der Publikation von Jörg Friedrichs "Der Brand - Deutschland im
Bombenkrieg" in neuer Schärfe hervor: Dem abwinkenden "nichts Neues" der
fachwissenschaftlichen Zunft stand der überwältigende Publikumserfolg
und die breite mediale Rezeption des Buches als "Tabubruch"
gegenüber.[2] Mögen ausgewiesene Kenner der Materie Friedrichs
Darstellung mit "kleinkarierter Nörgelei und dem Pathos der Alarmierten"
(Bernd Greiner) aufgenommen haben, im Kontext lokaler
Gedenkveranstaltungen aus Anlass des 60. Jahrestages schwerer
Luftangriffe ist der Autor ein viel nachgefragter Ehrengast.[3]
Friedrichs Buch, welches - wie oft bemerkt - vor allem auf einer
Auswertung von Stadtchroniken, "Dokumentar"- und "Erfahrungsberichten"
beruht, hat seinerseits eine Fülle neuer Publikationen gleichen Genres
angeregt, von denen eine Auswahl in dieser Sammelrezension vorgestellt
werden soll. Die insgesamt achtundzwanzig Neuauflagen und
Neuerscheinungen sollen dabei nicht in erster Linie als Beiträge zur
wissenschaftlichen Forschung beurteilt, sondern als Indikatoren der
gegenwärtigen Erinnerungskultur gelesen werden.[4] Dies entspricht
durchaus dem Selbstverständnis der Texte, die sich explizit oder
implizit der mahnenden Erinnerung verschrieben haben. Im Vordergrund der
Rezension steht deshalb weniger die Frage nach dem wissenschaftlichen
Gehalt als nach den tradierten Geschichtsbildern, nach Perspektive,
Kontext, Darstellungsmodus und Wertung. Wie nähern sich die Verfasser
ihrem Gegenstand, wie wird dieser definiert? In welche Kontexte wird das
erzählte Geschehen eingeordnet? Welcher Medien bedienen sich die Texte,
wer kommt zu Wort, welche Sprache wird gesprochen? Und schließlich:
Welche Urteile werden gefällt, und wie verhalten sich diese zu den
Ergebnissen der fachhistorischen Forschung?
Der Zyklus der Veröffentlichungen folgt der Chronik des strategischen
Luftkrieges gegen das Deutsche Reich, oder genauer: er eilt dieser
voraus. Stand die Publikationswelle des Jahres 2003 im Zeichen der
sechzigsten Wiederkehr des "Katastrophenjahres 1943" (Olaf Groehler),
greifen die Neuerscheinungen des Frühjahrs 2004 auf das "Herbstinferno"
des Jahres 1944 vor. Dabei haben sich zwei Schwerpunkte
herauskristallisiert. Erstens wird aus lokaler Perspektive die
Geschichte von Städten dargestellt, die schweren und schwersten
Luftangriffen ausgesetzt waren: so sind etwa zu Hamburg aus Anlass des
sechzigsten Jahrestages der "Juli-Katastrophe" von Ende Juli 1943 sechs
Neu- und Wiederveröffentlichungen erschienen,[5] zu Kassel im Gedenken
an "die Zerstörung" vom 22. Oktober 1943 immerhin drei. Allein die bei
Wartberg verlegte Reihe "Deutsche Städte im Bombenkrieg" weist bisher
elf Einzeltitel auf, weitere sind in Vorbereitung. Zweitens sind eine
Anzahl von Gesamtdarstellungen veröffentlicht worden, von denen hier die
Buchform der SPIEGEL-Serie "Als Feuer vom Himmel fiel" sowie die
Darstellung von Wolfgang Bönitz, "Feindliche Bomberverbände im Anflug"
besprochen werden sollen. Darüber hinaus haben vereinzelt auch
Gemeinwesen Interesse auf sich gezogen, die in der bisherigen Topografie
des "Bombenkrieges" schlechterdings überhaupt nicht vorkamen, wie etwa
Göttingen in der Darstellung Martin Heinzelmanns.
Auffällig ist das starke Engagement der Lokalpresse. In Buchform werden
zeitgeschichtliche Serien zusammengefasst oder auch die Ergebnisse von
"Leseraktionen" vorgestellt. Damit präsentiert sich die Lokalpresse als
Träger lokaler Erinnerungskultur und somit in einer Rolle, die sie
örtlich bereits seit kurz nach Kriegsende einnimmt. Daneben treten die
Institutionen der kommunalen Selbstverwaltung hervor, als Herausgeber
oder auch als Schirmherr. Geschrieben wurden die meisten Darstellungen
von Journalisten, seltener von Heimathistorikern.
Der Gegenstand: die "Zerstörung" "unserer Stadt"
Die Texte bedienen lokale Erinnerungsmärkte und spiegeln gleichzeitig
die Ausprägungen lokaler Erinnerungskulturen wider. Bei allen
Unterschieden im einzelnen, die neben den individuellen
Schwerpunktsetzungen der Autoren sowohl unterschiedlichen Erfahrungen im
Luftkrieg als auch Nuancierungen in den erinnerungskulturellen
Traditionen geschuldet sind, zeichnen sich die Darstellungen durch ein
überraschend hohes Maß gemeinsamer Grundannahmen und Darstellungsmodi
aus. Dies gilt vor allem für die Serie "Deutsche Städte im Bombenkrieg"
des Wartberg-Verlags, dessen Einzelpublikationen die lokalen Buchmärkte
im Erinnerungsjahr 2004 dominieren. Das Thema der Reihe ist nicht so
sehr die Darstellung des Luftkrieges aus lokalgeschichtlicher
Perspektive, auch nicht eigentlich eine Sozialgeschichte des
(Luft-)Krieges. Vielmehr geht es um die Veranschaulichung der
materiellen und menschlichen Auswirkungen des alliierten "Bombenkrieges"
auf das eigene Gemeinwesen. Dies geschieht über die Darstellungsmodi der
historischen Fotografie und des retrospektiven Augenzeugenberichtes.
Andreas Förschler hat seinem Band über Stuttgart den programmatischen
Titel gegeben "Unser Stuttgart geht unter", während Maren Ballerstedt
und Konstanze Buchholz im Vorwort ihres Buches über Magdeburg, "Es
regnet Feuer!", schreiben: "Mit diesem Buch soll ein Bild von Magdeburg,
vom Leben in dieser Stadt aus der Zeit vor, während und nach der
verhängnisvollen Zerstörung vermittelt werden" (S. 3).
Im Mittelpunkt stehen die erfahrungsgeschichtliche Dimension und die
Veränderung des Stadtbildes in Folge der uneingeschränkten
Flächenbombardements. Das Gemeinwesen setzt sich zusammen aus "ganz
normalen" Krefeldern, Solingern oder Kasselern: Zwangsarbeiter sowie
rassisch und politisch Verfolgte kommen allenfalls als Statisten vor,
ebenso wie Funktionsträger der NSDAP und ihrer Gliederungen. Die
Erfahrungsebene konzentriert sich auf die entnazifizierte, ethnisch
homogene "Stadtgemeinschaft". Auch "ganz normale" Stadtbewohner
verschwinden allerdings aus dem Blickfeld, sobald sie den geografischen
Raum der Stadt verlassen, sei es als Wehrmachtssoldaten, Evakuierte oder
"Ausgebombte". Selten einmal wird der Versuch unternommen, der Vielzahl
von Zeitzeugenberichten die Perspektive einer rassisch Verfolgten an die
Seite zu stellen, wie etwa in Volker Kellers Band über Mannheim (S. 36
u. 59). Dasselbe gilt für den Darstellungsmodus des Bildes: Wenn Evelyn
Hils-Brockhoff und Tobias Picard in ihrem Buch über Frankfurt in einer
beeindruckenden Farbsequenz die enge Verquickung von Stadtgeschichte,
Nationalsozialismus und Verfolgung aufzeigen (S. 14-21), so stehen dem
eine Vielzahl von romantisierenden Aufnahmen gegenüber, die etwa, wie in
Brigit Horns Band über Leipzig, mit "schönes altes Leipzig"
überschrieben sind (S. 4-13).
Die vorherrschende Erzählhaltung ist die der Empathie: dem Bemühen um
sachliche oder zuweilen auch kritische Distanz, das noch in vielen
Darstellungen der 1980er und 1990er-Jahre nachzuweisen ist, ist die
vorbehaltlose Identifikation mit den Opfern des Luftkrieges gewichen.[6]
Günther Klugemann etwa spricht in seinem Vorwort zu "Feuersturm über
Freiburg" von der "tiefen Betroffenheit" und dem "intensiven Grimm", den
die Beschäftigung mit dem Thema in ihm ausgelöst habe; Olaf Steinacker
in seiner Sammlung von Zeitzeugenberichten über Düsseldorf von dem
"Respekt" und dem "Dank", der den Menschen dafür gebühre, "diese
schreckliche Zeit zu vergegenwärtigen" (S. 6). Mit der nachholenden
Empathie geht eine Verschiebung des Akzents einher: der Stolz der
Zeitgenossen über die erfolgreiche "Bewältigung" wird verdrängt vom
Entsetzen der Nachgeborenen über das Ausmaß der Schäden und
Menschenverluste sowie einer neuen Sensibilität für die Langzeitfolgen
der Städtebombardierungen. Beispielhaft hierfür mag das Schlusskapitel
des vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg herausgegebenen Bandes
über Stuttgart stehen, das mit "Spuren der Vergangenheit" überschrieben
ist und neben Gräbern und Gedenksteinen zivil genutzte Luftschutzbunker
zeigt.


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