Gegen das Sommerloch...

[fleischsalat]

Besteht eventuell Interesse an einer kleinen Abhandlung über keramische Lesefunde?

[chabbs]

Zitat von fleischsalat

Besteht eventuell Interesse an einer kleinen Abhandlung über keramische Lesefunde?

Ja!!! Jederzeit!

[fleischsalat]

na denn mal los:

Auf frisch gepflügten Äckern findet man oft verschiedenste Keramik.
Hier mal etwas informatives (Will ich doch stark hoffen!) über eine kleine Auswahl.
Mit Ausnahme der Pfeifenfragmente habe ich die Neuzeit mal gekonnt weggelassen... .

Pfeifenfragmente (Bild 1):
Jeder kennt sie, diese kleinen weißen Röhrchen. Aber wer hat sie schon mal genauer betrachtet? Auf den ersten Blick scheinen sie nicht weiter interessant, aber oft haben sie interessante Stempelungen, die ihre Herkunft klären können.
Diese Stempel findet man am Stiel (Bild 2), am Haltestiel (Bild 3) und natürlich am Kopf.

Reste von Ofenkacheln (Bild 4):
Diese Scherben sind meist grün, reich verziert und relativ dick. Mitnehmen lohnt sich!
Die in Bild 4 gezeigten sind zum Beispiel mittelalterlich!

Gebrauchskeramik:

Diese Art von Keramik ist wohl die häufigste, die man auf Äckern findet.
Angefangen bei frühgeschichtlicher, kaiserzeitlicher (Bild 5, 2.-3. Jhd) über mittelalterlicher (Bild 6, „blaugraue Ware“) bis hin zu neuzeitlicher (Die natürlich meist am stärksten vertreten ist)

Reinigen von Scherben:

Frühgeschichtliche bis frühmittelalterliche Keramik ist sehr fragil und man muss sie sehr vorsichtig reinigen. Am Besten nur mit einem Schwamm unter dem Wasserhahn.
Eine Bürste beschädigt die Oberfläche und verziert diese neu (Besenstrich...).
Nach dem Reinigen die Scherben vorsichtig trocknen. Nicht in der Sonne und im Backofen oder auf der Heizung erst recht nicht!
Die Anfälligkeit dieser Scherben liegt an der Herstellung: Die Brenntemperatur war meist nicht hoch genug, um die Keramik ausreichend zu festigen (Je nach Typus Feldbrand oder Ofen). Die Keramik aus diesen Zeiten „überlebt“ oft nur 1 bis 2 Jahre in der Pflugschicht oder an der Oberfläche. Sie zerbröseln kontinuierlich. Wenn z.B. außenliegender Grus wegbricht, haben äußere Einflüsse (Feuchtigkeit etc.) ein leichtes Spiel.
Mittelalterliche Keramik ist da anders: Sie ist härter gebrannt und kann ruhig mit einer Bürste gereinigt werden.

Aus Scherben lesen und Scherbenlesen:

Scherbenlesen kann man am Besten nachdem der Acker gepflügt, gegrubbert und schön abgeregnet ist. Die Scherben sind dann gut sichtbar.
Mittelalterliche und neuzeitliche kann man sofort erkennen, aber bei allem was älter ist, wird es schon ein paar „Level“ höher, denn sie sehen meist aus wie Steine.
Gewissheit bringt dann nur die vorsichtige Reinigung.
An Scherben kann man auch erkennen, ob sie schon länger in der Pflugschicht sind, oder ob sie frisch aus ihrer Ursprungslage nach oben befördert wurden-
Scherben, die schon lange durch die Bodenbearbeitung bewegt sind, weisen stumpfe, fast geschliffene Kanten auf, während frisch an die Oberfläche geholte saubere, scharfe Konturen an der Bruchkante aufweisen. Hier lohnt sich auf jeden Fall eine Suche mit dem Detektor!

Am Schluß noch ein interessanter Link zum Thema Tonpfeifen:

www.knasterkopf.de