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Alt 18.02.2003, 07:30   #1
Bingo
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Verlagerungsprojekt Hecht im Hils bei Holzen

Sind jemanden Fotos aus dem Bereich Holzen/Eschershausen aus dem Zeitraum 1944-1946 bekannt, die im Zusammenhang mit dem U-Bauvorhaben Hecht stehen?

Bingo
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Alt 10.03.2003, 23:42   #2
Bingo
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Das kann doch nicht sein. Es muß doch irgendwo Bilder geben. Hat jemand die Asphaltgruben im Hils in den vergangenen Jahren einmal befahren und bei dieser Gelegenheit Fotos geschossen?

Bingo
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Alt 29.05.2005, 22:58   #3
bibi
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verlagerungsprojekt Hecht

Hallo Bingo,

bin erst vor kurzen auf dieses Forum gestossen. da ich selbst aus der Gegend komme, aufgewachsen in Capellenhagen, habe ich ein bischen beziehungen zum Hils. Nicht nur Holzen war ein Lager, auch etwas weiter in Grünenplan wurden Zwangsarbeiter für VW eingesetzt. Die Realschule in Delligsen hat dort mehrere Projekte laufen.
Auch von unsere seite des Hilses soll es zugänge zu den Stollen gegeben haben. Als einzieger ist noch der Stollen Gustav im Dienst. Dort werden angeblich Pilze gezüchtet.
Aber ich vermute, daß du die Stollen meinst, wo angeblich Triebweksteile für die V1 hergestellt worden sollten. Die älteren bei uns im Dorfe munkelten immmer, daß es von unserer Seite auch einen Zugang gab, aber alle Zugänge zum Kriegsende gesprengt wurden.Doch die letzten Zeugen sind leider verstorben.
In den Löchern im Hils wurde früher viel Müll hineingetan.

Es ist zwar schon etwas her mit deinem Anliegen, aber ich hoffe dir damit geholfen zu haben. Für ewentuelle fragen bitte PN benutzen.

Gruß Bibi
bibi ist offline  
Alt 30.05.2005, 08:02   #4
TID
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Habe die Grube befahren und auch bilder gemacht


TID
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Alt 30.05.2005, 08:04   #5
Matthias45
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Hallo TID
Dann stell dochmal deine Bilder hier ein bitte.
Ist sicher sehr interessant die zu sehen..

Gruß
Matthias
__________________
Glück Auf!
Matthias
Matthias45 ist offline  
Alt 30.05.2005, 13:51   #6
Bingo
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Passend, dass das Thema gerade jetzt wieder aus der Versenkung geholt wird. Habe am Wochenende gerade einen Fachbeitrag zu dem Thema abgeschlossen. Eine Kurzübersicht zu dem Thema. Allerdings liegen mir bislang noch keine Fotos vor. Wer kann helfen?

Was die pn an mich angeht, so werde ich sie in den nächsten Tagen beantworten. Zur Zeit ist mächtig viel los bei mir.

Viele Grüße
Bingo
Bingo ist offline  
Alt 30.05.2005, 18:19   #7
Bingo
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Hier eine Kurzübersicht zum Thema Hecht:

Im Hils bei Holzen waren unter dem Decknamen „Hecht I bis VI“ zahlreiche unterirdische Produktionsflächen im Ausbau begriffen, um so Platz für die Unterbringung weiterer Rüstungsbetriebe zu schaffen. Die Asphaltkalkgruben im Hils, die teils stillgelegt waren, boten für eine Verlagerung optimale Voraussetzungen, insbesondere auch deshalb, weil es sich um keine Schachtanlagen, sondern um Grubenräume handelte, die waagerecht von Tage aus zu begehen waren. Die Stollen durchzogen den Berg schachbrettartig, so dass ohne große Ausbrucharbeiten genügend Platz zur Verfügung stand, der zu Kriegszwecken ausgebaut werden konnte. Bereits Ende 1943 hatte die Rüstungsinspektion XI eine Erweiterung der Gruben angeregt und die Untertageflächen zur Vergabe ausgeschrieben. Allerdings erhielt das Vorhaben erst mit der Gründung des Jägerstabes die erforderliche Priorität und eine offizielle Rangfolgenummer zugeteilt, die eine bevorrechtigte Zuweisung von Arbeitskräften und Baustoffen gewährleistete. Ein Teil der unterirdischen Flächen war bis dahin von der Continentale Gummiwerke AG als Lager genutzt worden. Der Jägerstab ordnete die Verwendung der Stollen neu und Conti musste weichen, um so den Berliner Funkmessgerätehersteller Lorenz einweisen zu können. Der Hannoveraner Reifenhersteller, der den Ausbau eigener Produktionsstätten in den unterirdischen Räumen erwogen hatte, protestierte vergeblich gegen die Entscheidung und hatte eine vollständige Räumung der verwahrten Güter vorzunehmen. Die Verteilungskämpfe waren damit keinesfalls beendet. Auch die Deutsche Edelstahlwerke AG Hannover beanspruchte bestimmte Teilflächen und konnte sich mit ihrer Forderung gegenüber anderen Mitkonkurrenten erfolgreich behaupten. Sie wurde im Juli 1944 vom Rüstungsministerium eingewiesen, um dort von Oktober an schrittweise mit der Herstellung von Kurbelwellen zu beginnen. Zunächst waren drei „Hecht“-Bauvorhaben geplant und in Angriff genommen worden. Das Projekt „Hecht I“ zählte Anfang Juli 1944 knapp über 330 Arbeitkräfte, darunter 251 Italienische Militärinternierte. Die Zahl für „Hecht II“ lag mit 262 Bauarbeitern nur unwesentlich niedriger, unter ihnen befanden sich 180 zwangsrekrutierte Italiener. Mit dem Ausbau von „Hecht III“ war zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen worden. Der Ausbau des Bauvorhabens „Hecht I“ war im Juli 1944 am weitesten vorangeschritten. Eine Fläche von 8.000 qm war soweit vorbereitet, dass mit dem Betonieren des Bodens begonnen werden konnte. Durch den Mangel an Arbeitskräften kamen die Arbeiten allerdings nicht so zügig voran, wie beabsichtigt. Durch die Errichtung eines „Konzentrationslagers auf den Ith-Wiesen“ sollte Abhilfe geschaffen werden, das für die Unterbringung von 1.000 ungarischen Juden als Arbeitskräfte eingeplant war. Daneben befanden sich eine Fülle weiterer Fremdarbeiter-, Kriegsgefangenen- und „Sträflingslager“ im näheren Umfeld zu den Stollen im Aufbau, die ihrerseits Arbeitskräfte beanspruchten, die wiederum beim Stollenausbruch fehlten.

Der Jägerstab rechnete bei vollständiger Belegung der unterirdischen Flächen mit einem Personalbedarf in der reinen Rüstungsproduktion von 6.000 Personen. Zu ihrer Unterbringung befanden sich zwei weitere Barackenlager im Aufbau. Eines für 5.000 Arbeitskräfte zwischen dem Bahnhof Vorwohle und Wickensen („Hecht IV“), ein weiteres für etwa 1.000 Beschäftigte in der Nähe der Arbeitsstellen „Hecht I/II“. Im Juni 1944 ließ der Jägerstab weitere Stollen auf ihre Eignung für eine Untertageverlagerung überprüfen, darunter die Abbaufelder „Auguste Viktoria“, „Poppenburg“, „Buchenberg“ und „Bärenbrink“. Sie erwiesen sich als brauchbar und wurden in der Folge mit in das Ausbauprogramm „Hecht“ aufgenommen. Den neu erkundete Raum von 5.500 qm in den ehemaligen Bergwerksfeldern „Poppenburg“ und „Buchenberg“ wies der Jägerstab anfangs den Trillke-Werken aus Hildesheim zu. Gemeinsam mit den Räumen im Abbaufeld „Bärenbrink“, die noch nicht sofort an eine Nutznießerfirma vergeben wurden, erhielten die Räume den Decknamen „Hecht V“ zugewiesen. Anfang August 1944 reihte sich auch das VW-Werk in die Riege der Interessenten ein und meldete „starkes Interesse an den Hecht-Bauvorhaben“ an. Zur sofortigen Sicherung von großen, unersetzbaren Pressen beabsichtigte VW die Räume „Hecht III“ als „Brückenkopf“ und „Ansatz einer spanabhebenden Fertigung“ für „einen Ausbau größeren Stiles“ als Ersatz für die Untertageflächen im französischen Thil in Beschlag zu nehmen. Die Leipziger Firma Reinhardt, der zuvor „Hecht III“ zugesagt worden war, sollte mit den neu erschlossenen Feldern „Poppenburg/Buchenberg“ abgefunden werden. Nach den schweren Bombenangriffen auf das Hauptwerk drängte VW Anfang August erfolgreich auf die Zuweisung weiterer Flächen und beanspruchte nunmehr die Haarmannschen Grubenbaue und die erst relativ spät in das Vorhaben aufgenommene Grubenfeld „Auguste Viktoria“, die als „Hecht I und Ia“ bezeichnet wurden, und zwar mit einer Gesamtfläche von 35.000 qm. Der Stollen „Gustav“, also „Hecht II“ mit 12.000 qm verblieb bei den Deutschen Edelstahlwerken Hannover. Die C. Lorenz AG sollte mit der Grube Wintjenberg („Hecht III“) und der Grube Herzog Wilhelm („Hecht VI“) abgefunden werden. Für die verdrängte Firma Reinhardt waren nunmehr die Objekte „Buchenbrink/Bärenbrink“ („Hecht Va/Vb“) vorgesehen.

Im Vertrauen auf diese Neuregelung verlegte das Volkswagenwerke noch im August 15 Exenterpressen und Scheren nach Eschershausen, um sie bombensicher unterzubringen. Für den Rüstungsproduzenten kam es jedoch anders als erhofft. Denn zwischenzeitlich hatte das Rüstungsamt entschieden, dass Lorenz nun doch in die erste Sohle von „Hecht I“ einziehen darf, dies obwohl sich VW seit dem 16. August 1944 im Besitz einer verbindlichen Zuweisung der gesamten Anlage befand. Das Rüstungsamt bestätigte Ende August 1944 die getroffenen Entscheidung, so dass dem Volkswagenwerk lediglich die zweite Sohle von „Hecht I“ mit etwa 10.000 qm verblieb. Auch im Hinblick auf das Vorhaben „Hecht III“ revidierte der Jägerstab die wenige Tage zuvor getroffene Regelung und bestimmte, dass die Stollen wie anfänglich geplant der Firma Reinhart zugewiesen werden. Zur Kompensation plante VW, statt der unterirdischen Stollen in der Nähe von „Hecht I“ ein oberirdisches „Waldwerk“ für etwa 5.500 Personen und einer Fertigungsfläche von über 18.000 qm in drei Bauabschnitten zu schaffen. Die erste Bauphase mit zehn Baracken sollte bis zum 15. November 1944 abgeschlossen sein, die restlichen Bauabschnitte bis zum 15. Februar und 15. Mai 1945. Insgesamt war die Schaffung von 40 bis 50 Fertigungsbaracken vorgesehen. Planung und Wirklichkeit klafften allerdings weit auseinander. Bis Kriegsende soll gerade einmal die Hälfte der Baracken im Rohbau fertiggestellt gewesen sein. Die Produktion soll im März 1945 noch in Teilbereichen des „Waldwerkes“ angelaufen sein, ohne noch einen nennenswerter Ausstoß zu erzielen.

Der Ausbau der Untertageanlagen im Hils kam trotz der Zuweisung von weiteren Arbeitskräften nur schleppend voran. Spätestens ab September 1944 waren auch Häftlinge eines eigenen Buchenwalder-Außenkommandos auf der Baustelle tätig. Der erste Transport mit 220 Zwangsarbeitern mit KZ-Statut soll nach dem „catalogue of camps and prisons“ am 15. September 1944 in Eschershausen eingetroffen sein. Offenbar waren jedoch bereits vor diesem Zeitpunkt KZ-Häftlinge auf der Baustelle tätig, und zwar bereits ab August 1944. Ein Bericht des zuständigen Oberbergamtes in Clausthal-Zellerfeld vom 6. September 1944 weist für den Vormonat für „Hecht I“ 817, für „Hecht II“ 352 und für „Hecht III“ 205 Arbeitskräfte aus. Die Zahl der zum Stollenausbau von „Hecht I“ zwangsrekrutierten KZ-Häftlinge soll zu diesem Zeitpunkt 125 betragen haben. Sie waren vorübergehend in einem Zeltlager untergebracht, dass die SS auf einem Hügel in der Nähe des Abbaufeldes „Poppenburg“ errichtet hatte. Es war mit einem elektrisch geladenen Zaun versehen; außerdem waren an den Ecken Wachtürme aufgestellt worden. Ein ehemaliger KZ-Insasse erinnert sich: „Im September 1944 wurde ich in einer Gruppe von über 20 Personen in das entstehende Lager unter dem Decknamen „Hecht“ neben dem Dorf Holzen bei dem Städtchen Eschershausen versetzt. Als wirt dort ankamen, traf ich dort schon etwa 200 Häftlinge an und etwa 20 unter dem Hang liegende Leichen. Neben den Leichen lagen auch schwerkranke Häftlinge, die dort ohne jegliche ärztliche Hilfe im Sterben lagen. Wir begruben gleich am Anfang etwa 20 Leichen, überwiegend Franzosen und französische Juden, die wir nur mit Steinen ohne irgendwelche Begräbnis-Zeremonie zuschütteten. [...] An den durch uns begrabenen Leichen sah man deutlich Spuren von Körperverletzungen am ganzen Körper. Der Ausfall von ca. 20 Personen monatlich infolge Sterblichkeit wurde vom Mutterlager Buchenwald ständig ersetzt“. Die Zahl der Zwangsarbeiter mit KZ-Statut kletterte stetig und erreichte Ende 1944 eine Zahl von etwa 500, die bis zur Evakuierung des Lagers nahezu konstant geblieben sein soll, wenn man den Buchenwalder Bestandslisten Glauben schenkt. Ehemalige Häftlinge berichteten jedoch übereinstimmend, dass die tatsächliche Zahl aber weit oberhalb der von offizieller Seite genannten Lagerstärke lag. Es ist die Rede von 1.000 bis 2.000 KZ-Häftlingen. Diese Angaben korrespondieren auch mit den Feststellungen des Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld in seinem Monatsbericht vom 9. Januar 1945, wonach insgesamt 3.000 KZ-Häftlinge auf den „Hecht“-Baustellen tätig waren, die Hälfte von ihnen unter Tage beim Ausbau der Stollen. Die Zelte stellten nur eine Übergangslösung bis zur Errichtung eines massiven Lagers dar, das Anfang 1945 fertiggestellt und bezugsfähig war. Es bestand aus vier Hauptgebäuden, in denen sich die Schlafstätten befanden. Zudem waren zwei weitere Baracken vorhanden, die der Unterbringung der Küche und der Toiletten dienten. Das Lager war rechteckig angeordnet und besaß an allen Ecken Wachtürme. Die Häftlinge waren erheblichen Repressalien durch das Bewachungspersonal ausgesetzt, das keine Skrupel kannte. Es kam immer wieder zu gezielten Hinrichtungen und Tötungen von Häftlingen. Neben der harten Arbeit mit ein Grund für die hohe Mortalität unter den Gefangenen. „Ein Stollenkommandoführer im Range eines SS-Unterscharführers war ein Schrecken für die Häftlinge“, heißt es in einem Erinnerungsbericht, in dem weiter ausgeführt wird: „Seine verbrecherische Tätigkeit bestand nicht nur aus Schlagen der Häftlinge, auch aus Anordnungen, die entkräfteten Häftlinge lebendig mit Steinen zuzuschütten, die wir erst am Ende der Arbeit tot oder lebendig ausgruben. Das Ausgraben noch lebender Häftlinge gehörte zu Ausnahmefällen, weil sie regulär in Qualen starben“.

Daneben bestand ein Konglomerat weiterer unterschiedlichster Lager, deren Insassen auf den Baustellen des Vorhabens „Hecht“ Zwangsarbeit verrichteten, unter ihnen sowohl Italienische Militärinternierte als auch Strafgefangene aus den Haftanstalten Hameln und Celle. Anfang November 1944 sollen einschließlich des Führungspersonals etwa 2.800 Arbeitskräfte auf den Baustellen des „Hecht“-Projektes tätig gewesen sein, darunter „etwa 400 Zuchthäusler“, für die eine „hinreichende Bewachung“ fehle. Ende Oktober 1944 waren die Räume auf der ersten Sohle von „Hecht I“ etwa ¾ fertig betoniert, so dass das Lorenz schon in Teilbereichen mit dem Aufstellen der Maschinen beginnen konnte. Die Arbeiten an den anderen Vorhaben kamen nur viel langsamer voran, insbesondere was den Ausbau der zweiten für das Volkswagenwerk bestimmten Sohle von „Hecht I“ angeht, obwohl das Unternehmen den Bau durch die Zuweisung eigener Arbeitskräfte und Materialien immer wieder aktiv gefördert hatte. Zudem wurden die Planungen für „Hecht V“ und „Hecht VI“ erneut verworfen. Die letztgenannte Anlage sollte nunmehr dem Braunschweiger Rüstungsproduzenten Voigtländer & Söhne zugewiesen werden, ohne dass die Firma den Stollenausbau bis dahin aufgenommen hatte. Was das Projekt „Hecht V“ angeht, so konstatiert das Bergamt in seinem Bericht an das Oberbergamt, dass man weder einen Nutznießer festgestellt noch mit Bauarbeiten oder Aufräumungsarbeiten begonnen habe. Ab November 1944 konzentrierte sich der Ausbau ausschließlich auf die Vorhaben „Hecht I bis III“, um so Ressourcen und Arbeitskräfte zu bündeln, zum Leidwesen von Voigtländer. Die Oberbauleitung teilte dem Unternehmen Mitte November 1944 mit, „vor März 1945 mit den Bauarbeiten nicht [...] beginnen zu können, weil Leute und Baustoffe für die übrigen Hechtbauten und Barackenlager benötigt würden“. Damit wollte sich der Rüstungsproduzent nicht abfinden und beabsichtigte, die Grube Herzog Wilhelm nunmehr mit eigen Kräften ohne Inanspruchnahme von Zement in zwei bis drei Monaten errichten zu lassen, um dort auf einer Fläche von 1.000 qm behelfsmäßig eine Automatendreherei aufzustellen. Doch dazu dürfte es nicht mehr gekommen sein. Auch im Dezember 1944 kamen die Arbeiten aus Mangel an Fahrzeugen, an Dieselöl und Baumaterial nur unwesentlich voran. Nach einer wiederholten Änderung der Planungen beanspruchte Lorenz im Januar 1945 eine Gesamtfläche von 20.500 qm, von denen 5.000 qm bereits fertiggestellt und 30 bis 35 % mit einer Produktion belegt waren. Etwa 220 Personen waren mit der Herstellung von Radio-Kleinteilen für Panzer und Hochleistungsflugzeuge befasst. Scheinbar hatte Lorenz kurz vor Kriegsende das Interesse an einer dezentralisierten Unterbringung verloren. So beklagt sich das Oberbergamt in einem Bericht an das Reichswirtschaftsministerium vom 2. Februar 1945, dass die Verlagerung „überaus langweilig vor sich“ gehe und das Bergamt den Eindruck gewonnen habe, „als ob der Wille zur Verlagerung nicht gegeben ist“. Im Gegensatz hierzu hatte das Volkswagenwerkes auf der 2. Sohle von „Hecht I“ etwa 40 % der zugesagten Fläche von 10.000 qm provisorisch mit Maschinen bestückt, deren Aufbau und Installation in vollem Gange war. An einzelnen Maschinen war der Probetrieb bereits angelaufen. Die großen Tiefziehpressen von VW fanden in einer besonderen Strecke im Felde Spechtsbornkopf Aufstellung. Auch die Deutschen Edelstahlwerke Hannover hatten im Januar 1945 auf einer Fläche von 3.000 qm schwere und schwerste Kurbelwellenbänke aufgestellt und mit 25 Personen den Probetrieb aufgenommen.

Bis Kriegsende gelang es keinem der genannten Unternehmen, die Serienproduktion aufzunehmen. Die utopischen und ausufernden Planungen, die die Zuweisung immer größerer Flächen vorsahen, waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sowohl die Führungsgremien der Rüstungskonzerne als auch die staatlichen Planungsinstanzen hatten den Blick für die Realität und die tatsächliche Umsetzbarkeit verloren, zum Nachteil der auf den „Hecht“-Baustellen teils bis zum Tode ausgebeuteten Arbeitssklaven.

(c) Frank Baranowski, Siegen 2005
Bingo ist offline  
Alt 30.05.2005, 18:20   #8
Bingo
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Wer kann Ergänzungen zu dem obigen Text machen?

Gruß
Bingo
Bingo ist offline  
Alt 30.05.2005, 18:22   #9
Bingo
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Zitat:
Zitat von TID
Habe die Grube befahren und auch bilder gemacht


TID
Hi Tid,

die Bilder würden mich und bestimmt auch andere interessieren.

Gruß
Bingo
Bingo ist offline  
Alt 30.05.2005, 21:31   #10
Deistergeist
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Moin!
Die Literatur zum Thema dürfte schon bekannt sein...wenn nicht:
Zwangsarbeit für Industrie und Rüstung im Hils 1943-1945
Band 4
Verlag Jörg Mitzkat Holzminden
ISBN 3-931656-37-3
In dem Buch finden sich natürlich auch einige Bilder.

Übrigens, der Bergbau ging nach dem Krieg weiter.

Glückauf!
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"The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

Queen. Their classic line-up was Freddie Mercury (lead vocals, piano), Brian May (guitar, vocals), Roger Taylor (drums, vocals) and John Deacon (bass).
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