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Michelsberg - Tourbericht
(für grössere Ansicht bitte die Bilder anklicken)

Vorbemerkung:
Die Bilder sind mit den unterschiedlichsten Kameras, Einstellungen und Techniken entstanden, daher passen sie von der Farbe usw nicht unbedingt immer zusammen

Nachdem wir uns gegen 03.30 Uhr aus dem Bett gequält hatten und die knapp 300 km ganz gut hinter uns gebracht hatten, sind wir ein wenig zu früh am Michelsberg angekommen.

Nachdem dann alle Teilnehmer des Fotoworkshops eingetroffen waren und wir uns am bereitstehenden Kaffee gestärkt hatten, konnte es gegen 09.30 Uhr losgehen.


Schon das Eingangsbauwerk mit den Schießscharten und dem mehrere Meter tiefen Graben ist eine beeindruckende Erscheinung, die Gesamtanlage läßt jedoch wohl keinerlei Wünsche nach Fotomotiven mehr offen.

Wir begannen unsere Besichtigungstour mit einem kurzen Überblick über die "technischen Daten" zum Werk Michelsberg, bevor wir als erstes die Eingangsverteidigung fotografieren und "begreifen" durften. Das Eingangsbauwerk war durch mehrere Schießscharten gesichert, wovon eine mit einer "klappbaren" MG-Panzerplatte ausgestattet war, an deren Stelle auch wahlweise eine 4,7 cm PAK montiert werden konnte.

Die Schartenplatten und MG-Halterungen sind im Werk Michelsberg noch erhalten und geben sehr schöne und z.B. in Westwallbunkern meist nicht mehr auffindbare Fotomotive ab.

Während es in diesem Teil des Werkes noch recht "hell" war, war die nächste Fotostation (der Luftfilterraum im Keller des Eingangsbauwerkes) schon die erste Fotostation, an der ich meine doch recht unzulänglichen Kenntnisse, was die Bunkerfotografiererei angeht, bemerkt habe.

Da das Werk Michelsberg im Verteidigungsfall hermetisch abgeriegelt werden konnte, waren natürlich leistungsfähige Luftfilteranlagen notwendig, von denen ein Teil im Keller des Eingangsbauwerkes untergebracht ist. Auch hier findet man, im Gegensatz zu den meisten Bunkern in der BRD, noch die Originaleinrichtung vor.

Die Filteranlage gibt, wenn man die Lichtverhältnisse berücksichtigt und die richtige Blendeneinstellung/Belichtungszeit gefunden hat, ein wunderschönes Motiv ab.

Nach reichlich Zeit zum fotografieren ging es die Treppe wieder hoch und hinter die erste Panzertüre, die den Haupthohlgang zum Eingangsbauwerk hin absichert. Ab dieser Türe sind auch die Reste der kupfernen Oberleitung für die "Festungsbahn" zu sehen. Leider ist die Oberleitung der Elektrobahn den Kupferklauern zum Opfer gefallen.
 

Alles Material, welches ins Werk gebracht wurde, wurde von LKW bis in das Eingangsbauwerk geliefert und dort auf die Waggons der Elektrobahn verladen, deren Schienen sich bis zu den einzelnen Kampfblöcken hinziehen. Bei einer Menge von ca. 18000 Schuß Munition für die Kanonen und Mörser in den Panzertürmen wäre ein Transport per Hand innerhalb des Werkes sicher auch keine gute Idee gewesen, man hat auch schon "nur" mit der Fotoausrüstung auf dem Rücken schon einige Minuten Fußmarsch vor sich, wenn man den Hohlgang entlangschlendert.

Auf dem Weg in den Berg passiert man auch die Stelle, an der 25 Meter Überdeckung erreicht werden und der Gang nicht mehr aus Stahlbeton gegossen, sondern gemauert ist, was man daran erkennen kann, das man eine Gewölbedecke über sich hat.

An dieser Stelle wurde von der Wehrmacht angesichts der heranrückenden Allierten ein Sprengversuch unternommen, um den Zugang zu den Kampfblöcken und den Versorgungseinrichtungen zu blockieren. Die Sprengung konnte jedoch dem Werk bis auf ein wenig abgeplatzten Putz und ein bis heute anhaltendes Feuchtigkeitsproblem nicht viel anhaben.

An dieser Stelle begann für mich Dank Markus geduldiger Einweisung in die Langzeitbelichtung das richtige fotografieren und das reine "knipsen" hatte sich erledigt.

Ich muss zwar sicherlich noch eine Menge an meinem Fotokönnen verbessern, aber ohne die Erklärungen und vor allem die Zeit, die wir uns während des gesamten Tages beim fotografieren lassen konnten, hätte ich immer noch keine Ahnung, wie man Langzeitbelichtungen angeht und auf welche Faktoren es dabei ankommt.

Von nun an zweigen vom Haupthohlgang die einzelnen Funktionsräume und Hohlgänge zu den Kampfblöcken, von denen wir uns Block 5 ausführlich ansehen konnten, ab. Eine der für Technikfreaks wohl interessantesten Fotostationen folgte nach einem weiteren kurzen Fußmarsch: Der Maschinenraum.

 

Der Maschinenraum beherbergte zur aktiven Zeit des Werkes vier Dreizylinder - Dieselaggretate, die für die Stromversorgung des Werkes zuständig waren. Heute sind zwei der Motoren wieder lauffähig, die restlichen beiden werden in akribischer Feinarbeit von den Museumsleuten restauriert. Als Highlight wurde einer der lauffähigen Motoren für uns in Betrieb genommen.

Dieses Schauspiel ist allein schon wegen der Geräuschkulisse etwas ganz besonderes. Angelassen wird die Maschine per Druckluft, der alte Motor nimmt auch unverzüglich nach sehr wenigen Umdrehungen die Arbeit auf. Mich erinnerte das Prozedere zur Inbetriebnahme und der laufende Motor spontan an die Szenen aus "Das Boot", in denen der Maschinenraum zu sehen ist - nur halt eben wesentlich realer ;)

Der von den Dieselmotoren erzeugte Strom wurde in den Kraftstationen des Michelsberges auf die  einzelnen Verbraucher heruntertransformiert und umgesetzt. Die Elektrobahn benötigte z.B. 600 Volt Gleichstrom, die Heizung 48 Volt, ....
Man kann auch hier noch alle wesentlichen Ausrüstungs- und Einrichtungsgegenstände im Originalzustand bewundern. Anfassen empfiehlt sich allerdings nicht ;)

Damit die Besatzung des Werkes auch bei Reparaturen unabhängig von der Außenwelt war, gab es auch eine Werkstatt, in der man heute noch einige alte Maschinen, wie z.B. eine Standbohrmaschine und eine Drehbank besichtigen kann. Auch die Werkbänke und Werkzeugschränke sind noch erhalten.

Für die Elektrobahn war eine separate Werkstatt eingerichtet, die mit einem Portalkran ausgestattet ist. In der Werkstatt kann man eine der Elektroloks bewundern, die noch restauriert werden soll. Diese Lok ist zwar nicht mehr die Original-Lok aus dem Werk, aber es handelt sich um ein Exemplar aus der gleichen Baureihe. Die Originale sind wie die Oberleitung auch leider im Laufe der Jahre "abhanden" gekommen.

 

Auch die französischen Bunkerfreunde haben also wie wir hier in Deutschland auch das Problem, das alles, was nicht niet- und nagelfest eingebaut ist dazu neigt in dunkle Kanäle zu verschwinden. So berichteten uns die Museumleute, das die Schrotthändler teilweise derart dreist vorgehen, das zum Beispiel die doch recht soliden Schranken, die die Zufahrt zum Werk absperren ganz unbürokratisch mittels LKW geöffnet werden, um "Altmetall" abtransportieren zu können.
Die Tatsache, das das Werk auch nicht gerade direkt in einer Ortschaft liegt, erleichtert den Schrottlern ihr Handwerk auch ein wenig.

Die ehemalige Kaserne des Werkes zeigt sich heutzutage als großer Saal, da die Zwischenwände, die die einzelnen Schlaf- und Aufenthaltsräume der Mannschaft abgetrennt haben von der Wehrmacht nach der Eroberung des Werkes entfernt wurden, um die Räumlichkeiten anderweitig nutzen zu können. Man weiß leider nichts genaues über diese Nutzung, es wird jedoch gemunkelt, im Michelsberg hätte es eine Torpedomontage gegeben.

In der Kaserne wird heute eine Doppelkanone, wie Sie auch im Panzerturm des Kampfblockes 5 eingebaut ist, ausgestellt. Auch dieses Geschütz ist lediglich durch das Abmontieren der Verschlüsse schußunfähig gemacht worden, sonst aber im Originalzustand. Gerade der Blick in den Lauf ist bei entsprechender Beleuchtung ein Foto wert.

 

Mittlerweile hatten wir schon den halben Tag untertage verbracht und um uns auf den nächsten "Menüpunkt" einzustimmen, wurden wir in den Küchentrakt, der auch über einen separaten Kühlraum verfügte, geführt. Es gab im Michelsberg eine Küche für Offiziere und eine größere Küche für die Mannschaftsverpflegung.
Die Mannschaftsküche bietet mit den noch erhaltenen großen Kesseln und Gerätschaften wie Kartoffelschälmaschine und Backofen eine ganze Reihe an schönen Fotomotiven.

 

Besonders die großen Kessel sind mit den eingeschalteten Betriebsleuchten ein Foto wert.

Weiter ging es dann mit einem vorzüglichen Mittagessen. An dieser Stelle nochmals einen Dank an die Köchin, die uns mit Rollbraten und Salaten versorgt hat. Hat wirklich supergut geschmeckt. Wir kamen bei dieser Gaumenfreude auch gleichzeitig in den Genuß, erleben zu dürfen, unter welchen Bedingungen die Mannschaft des Michelsberges ihre Mahlzeiten nehmen musste, da während des Essens der Dieselgenerator laufen gelassen wurde. Diese Geräuschkulisse, die den Soldaten ja auch des Nächtens "geboten" wurde, machte das Leben im Werk sicherlich nicht zu einer besonders angenehmen Erfahrung. Sicher hat es jeden eine gewisse Eingewöhnungszeit gekostet, beim Wummern des Diesels Schlaf zu finden.

  

Frisch gestärkt konnten wir nach dem Mittagessen den Teil des Werkes in Angriff nehmen, der durch eine weitere Stahltüre (ca. 50mm dick) abgetrennt werden konnte: Der Zugang zu den Kampfblöcken.

Diese letzte Stahltüre war jedoch zunächst ein weiteres schönes Motiv für unsere Kameras. Die Fotosequenzen mit geöffneter und geschlossener Türe sind sicherlich bei jedem schön geworden :)

 

Auch das Geräusch, das die Stahltüre von sich gibt, wenn man sie öffnet wird sicherlich dem ein- oder anderen im Gedächtnis geblieben sein.

Die nächste Station unserer Fotosafari führte uns in die Feuerleitzentrale des Werkes, in der die Schußdaten für die einzelnen Geschütze aufbereitet und weitergeleitet wurden. Leider ist von der Fernmeldetechnik, die einst dort untergebracht war, nichts mehr vorhanden. Man kann lediglich noch die Anschlußpunkte der Telefone erkennen. Im Lageraum ist jedoch noch der große Tisch und die Bestuhlung erhalten. Auch kann man noch erkennen, wo die taktischen Karten aufgehängt waren. Neben dieser Feuerleitzentrale hatte jeder Kampfblock noch eine eigene Zentrale.

Was mich an diesen Räumlichkeiten besonders beeindruckt hat, waren die Wandbemalungen, die dort besonders schön ausgefallen sind. Das ganze Werk an sich wirkt wie tapeziert, wenn man genauer hinsieht, erkennt man jedoch, das die Wände bemalt sind.

Bevor man in den Hohlgang zu Block 5 abbiegt, erreicht man einen kleinen "Bahnhof", wo sich die Gleise zu Block 5, 2 und 3 verzweigen.

 

Hier haben wir eine längere Fotopause eingelegt, um die Verzweigung der Gleise mit verschiedenen Beleuchtungseinstellungen fotografieren zu können. Im Bahnhof kann man die zweite Elektrolok, die ebenfalls noch restauriert wird und auch einige Waggons der Festungsbahn bewundern.

Der Hohlgang zu Block 5 ist ein wenig schmaler als der Haupthohlgang ausgeführt und endet an den beiden Munitionskammern. Eine der Kammern ist noch mit Transport- oder Lagergestellen für die Artilleriemunition bestückt.

Am Ende des Hohlganges kann man sich auch eine Wasserpumpe ansehen, die einen Teil der Wasserversorgung des Werkes sichergestellt hat. Mit dieser Pumpe konnte das Wasser in einen Hochbehälter, der sich in der unteren Etage des Panzerturmes befindet, gepumpt werden.

Den Panzerturm selber erreicht man über ein Treppenhaus mit "unendlich vielen" (ca. 130) Stufen. Die Treppe ist recht eng und führt um den Fahrstuhlschacht des Panzerturmes herum. Ich bin sicher, das nicht nur ich als Raucher eine kleine Pause eingelegt habe, nachdem die Treppe überwunden war;), immerhin meine ich gelesen zu haben, das ein Teilnehmer des Fotoworkshops ein Paar Tage später über "Muskelkater an Stellen, an denen er gar keine Muskeln vermutet hätte" klagte :)

 

Im Treppenhaus sind in regelmäßigen Abständen auch Stahlklappen angebracht, hinter denen sich die Hülsenrutsche des Geschützturmes befindet. Über diese Rutsche wurden die leeren Hülsen vom Geschützturm nach unten befördert.

Der Geschützturm selbst ist in drei Etagen aufgeteilt: In der unteren Etage befindet sich die Hebelmechanik, die das immerhin 130 Tonnen schwere Turmoberteil mit dem Geschütz ausfährt. Zu den aktiven Zeiten des Werkes wurde diese Arbeit von Elektromotoren übernommen, heute wird der Turm durch Muskelkraft bewegt. Durch die ausgeklügelte Hebelei kann man den Turm allerdings ohne große Anstrengung mit einer Handkurbel ausfahren.

 

Die mittlere Etage des Turmes umfaßt neben Mannschaftsquartieren, in denen man teilweise noch die originalen Bettgestelle und weitere Einrichtungsgegenstände bewundern kann, noch Munitionsmagazine zu beiden Seiten des Turmes, sowie den Munitionsaufzug für den Turm.

Die dritte Etage des Turmes ist der eigentliche Geschützraum in der Panzerkuppel, die man über eine am Turm angebrachte Leiter erreicht. Der Zugang zur Kuppel erfolgt durch ein kleines "Mannloch". In der Kuppel an sich ist der Platz sehr knapp bemessen.

Nach der Besichtigung des Blockes haben wir dann im Schlenderschritt den Rückweg zum Ausgang angetreten. Die Zeit im Werk verging schneller als gedacht, aber in Anbetracht der Tatsache, das die meisten von uns noch eine größere Strecke zurücklegen mußten und die Uhr sich langsam aber sicher auf 18.00 zubewegte, haben wir den Workshop dann noch mit Kaffee und Kuchen, sowie der Schnelldiagnose "Antriebswellenspiel am Volvo und damit verbundene Geräusche" beendet.

Leider fiel das geplante gemeinsame Abendessen in Saarlouis aus, weil wir im ausgesuchten Lokal doch recht unfreundlich darauf hingewiesen wurden, das momentan nicht ausreichend freie Plätze vorhanden wären.

Alles in allem ziehe ich folgendes Resümee: Dieser Tag hat sich mehr als gelohnt. Ich habe verdammt viel über Langzeitbelichtungen gelernt, aber was noch viel schöner ist, war die Möglichkeit, sich dieses Werk der Maginotlinie in Ruhe und ausführlich ansehen zu können. Ich hoffe dieses war nicht der letzte Fotoworkshop im Michelsberg, auch wenn die Organisation eines solchen Ausfluges sicherlich mit einiger Mühe verbunden ist.

Für mich als blutigen Anfänger in Sachen Fotografieren abseits von Automatiken war der Workshop ideal.

Auch die SDE-Truppe, die sich am Michelsberg getroffen hat, war prima :) Danke an euch alle. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich finde es toll, mal IRL zu sehen, wer sich hinter den Nicknames so verbirgt.

Die Museumsleute waren mehr als freundlich und haben uns doch einiges ermöglicht. Ich denke mal, solche ausgiebigen Fotostops an den verschiendenen Punkten des Werkes sind sicherlich nicht Bestandteil der normalen Führungen - und darüberhinaus: Die Museumsleute sind hochmotiviert und nehmen Ihre ehrenamtliche Arbeit im Werk sehr ernst. Allein schon die Tatsache, das sie bei den Restaurierungsarbeiten peinlich genau darauf achten, alle Gegenstände möglichst authentisch wieder herzurichten ist bewundernswert. Hut ab !


Gruß

hohue1976

(Holger)


 
SDE Pressespiegel