April 2007

 

 

 

Goldfund  –  Rätsel Jonastal gelöst (?)

 

 

Anbei die komplette Story eines kleinen Schatzfundes, den ich bzw. wir in den vergangenen zwei Monaten machten bzw. immer noch am machen sind.

Damit auch die Dauerzweifler mal sehen können, wie so etwas geschehen kann, beginnt die Dokumentation recht ausführlich vom Anbeginn des ersten mehr oder weniger zufälligen Auffindens der ersten Spur. Sie endet beim momentanen Stand der Dinge. Der Abschluß der Bergung wird höchstwahrscheinlich binnen der nächsten zwei Monate erfolgen.

 

 

 

Der Hintergrund

Ja, ich weiß, ich habe die vergangenen Jahre immer behauptet, ins „Tal“ würde ich NIE fahren. Da fahren nur Leute hin, die unter zu viel Phantasie leiden und so ...

Stimmt ja auch.

... aber ich hab nie gesagt, dass ich mich nicht irgendwann doch mal dafür interessiert habe.

Und ich hab so bis ungefähr Mitte 1998 da wirklich einiges an Zeit zugebracht. Bis die Erkenntnis reifte, dass mein Glück doch eher in anderen Ecken des Landes „deponiert“ ist.

 

Aber selbstverständlich vergaß ich das im Tal Erlebte nie. Immerhin waren da so einige Sachen vorgefallen. Gute, schlechte, abenteuerliche, enttäuschende ...

 

Aber wie es sich für einen echten Schatzsucher gehört: Ne „echte“ Schatzkarte vergisst man natürlich nie. So auch geschehen mit der allseits bekannten Story mit der „Helft uns!“-Karte.

Auf der einen Website ist sie komplett abgebildet, auf der anderen nur zur Hälfte. Weil ja alle immer auf „Geheim“ machen müssen ...

                       

Die „Helft uns!“-Skizzen
entnommen von der Seite GTGJ.de, erstmals publiziert
1992 von Remdt/Wermusch im Buch „Rätsel Jonastal“

 

Was so alles an Legenden in Verbindung mit der Skizze in der Szene kursiert, haben die Freunde von GTGJ.de hervorragend dokumentiert. Dies muß hier jetzt nicht alles extra noch einmal aufgeführt werden. Mit freundlicher Genehmigung der dortigen Seitenbetreiber sei ein Link zu den Hintergründen hiermit gesetzt.

 

=> Geschichte und Geschichten zur „Helft uns!“-Skizze

 

 

Die Entdeckung

Was hat das nun aber mit mir bzw. dieser Geschichte zu tun??

Nun, ich bin halt die meiste Zeit des Jahres beruflich mal hier und mal dort im Lande unterwegs. Und wenn man stundenlang im Auto hockt, ist man in Gedanken natürlich auch immer wieder einmal beim Hobby. Und wie ich da nach Feierabend durch das Thüringische den kürzesten Weg Richtung Heimat suche, fahre ich durch ein von einigen Tagebauen bzw. Steinbrüchen durchzogenes Gebiet. An sich nichts Ungewöhnliches. BIS mir ein Bergsporn irgendwie eigenartig „bekannt“ vorkam ...

Hatte das „Ding“ nicht irgendwie Ähnlichkeit mit der oben genannten Skizze??

     

(Sorry für die etwas unschönen Bilder, aber die hab ich spontan während der Fahrt mit der allzeit bereit liegenden Kamera gemacht. )

 

 

 

Aber Hallo!

Nicht nur, dass der Bergsporn irgendwie reichlich „vertraut“ aussah. Auf der Kuppe tronte sogar noch ein scheinbar modernisierter Nachfolger des ominösen Turms auf der Skizze. Was war damals eigentlich mit dem Turm gemeint? Ein Fernmeldeturm? Ein Trigonometrischer Punkt? Die „Fachwelt“ streitet noch immer ...

Na auf jeden Fall, auch heute wird die Kuppe des Berges noch für solche Turmbauten genutzt.

 

Nach den Hinweisen bin ich natürlich sogleich an der nächsten Ausfahrt von der Piste, um einen besseren, etwas ungefährlicheren Beobachtungsplatz zu finden. Aber sobald ich die Straße verlassen hatte, sah die Silhouette des Bergsporns gleich wieder anders aus.

 

Alle Welt behauptet, auf der Skizze wäre der Bienstein aus dem Jonastal beschrieben. Heerscharen von Suchern und Forschern – unbegabte wie ernsthafte – gaben sich im Tal die Klinke in die Hand.

 

Der Bienstein im Jonastal
© W.Kampa – GTGJ.de

 

... aber KEINER fand dort je etwas ...

Lag bzw. liegt das vielleicht daran, weil dort nie etwas gelegen hat?? Weil dort nie etwas zu finden war?

Es mag ja richtig sein, dass seinerzeit die Dose mit der Karte dort gefunden wurde. Aber das heißt im Umkehrschluß ja nicht, dass der Fundort gleichbedeutend ist mit dem Ort der Entstehung der Skizze.

 

Scheinbar hat bis heute nie jemand wo anders nach dem Standort gesucht. Die „Unbekanntheit“ des aktuellen Fundes liegt wohl vor allem auch daran, dass dieser Bergsporn nur von einem kurzen Bereich der Straße aus auch wirklich als der gesuchte Bergsporn identifiziert werden kann. 300 m weiter, und die markante „Nase“ ist hinter neuzeitlicher Bebauung bzw. Wald verschwunden ...

 

 Aktueller Nachtrag:

Mittlerweile durchgeführte Recherchen in den Archiven der Gedenkstätten Buchenwald und Dora haben ergeben, das im März ´45 die Transporte zur Evakuierung der Baustellen dieses Areals den Raum Arnstadt zumindest tangiert haben. Transportziel war der Raum Weimar. Somit besteht die Möglichkeit, dass die ominöse Kapsel auch auf diesem Wege ins Tal gekommen sein kann.

Ich sehe dieses mittlerweile allerdings als Fakt an.

 

 

 

Erste Suche

Meine Neugier war geweckt.

Trotz des recht miesen Wetters und unpassender Kleidung nahm ich mir die Zeit, und versuchte an den Fuß des Steinbruchs zu kommen.

Und da lag er nun. Alte Hinterlassenschaften tauchten schon am Wegesrand auf.

        

 

Beim Versuch dem Ort der Begierde noch näher zu kommen, war nur noch der Fußmarsch möglich. Berge von Abraum versperrten jede Zufahrt zum aufgelassenen Steinbruch.

Also ging es über Stock und Stein. ... und ich ruinierte mir fast den feinen Zwirn. Zumindest die Halbschuhe trugen einen mittleren Schlammschaden davon.

 

Nachdem von einem kleinen Talkessel aus mein Blick auf den urplötzlich aus dem Dickicht auftauchenden Bergsporn fiel, rutschte mir beinahe das Herz in die Hose ...

Das Ding sah immer interessanter aus ... Und oben, unterhalb des Turms tat sich im vorderen Waldbereich mittels eines dunklen Schattens ein Loch auf!

Da musste und wollte ich jetzt hoch ... (und ich ruinierte mir meine Hose ...)

 

  

  

Endlich oben angekommen blickte ich durch das Loch in einen dunklen Abgrund. Als meine Augen in der Dunkelheit schemenhaft in knapp 30 m Tiefe einen kleinen See erspähten, fiel mir mein Herz fast in die Hose. HIER musst Du wieder hin. Ein freies Wochenende gesucht, die Kumpels scharf gemacht, Ausrüstung zusammengestellt – und drei Wochen später ging es los.

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Expeditionsbeginn

 

         

   

... wie man aussieht, wenn man als Packesel im Tauchanzug mit ca. 34 KG Ausrüstung am Leib mal eben von einer Einsatzstelle zur anderen wechselt, geben obige Bilder recht anschaulich wider.

Was insgesamt an Ausrüstung für 4 Taucher und 4 „Normalbefahrer“ in den Berg wollte, ist auf dem erstem Bild im Anhänger verstaut. Das war mit nur einem Gang pro Mann nicht an den Einsatzort zu bringen. Es war mehrfacher Aufstieg angesagt. Eine Plackerei. Die Hälfte war schon vor Beginn der eigentlichen Befahrung halb am Ende ...

Aber wenn es sich lohnt ...

(Bewerbungsschluß für Lastenträger (vornehmlich –innen J ) ist Samstag in 8 Tagen ...)

 

     

 Tja, da waren wir nun. Wir schienen im skizzierten Schacht oberhalb des bezeichneten Sees zu stehen. Nur, WIE wollten wir da runter kommen? Nach einigem Suchen und Klettern ging es über eine kleine Seilstrecke, eine mitgebrachte Alu-Leiter und eine Strickleiter bis zu der Ebene herab, die das Niveau der Wasserfläche bildete. Zwischendurch noch den einen oder anderen Bohranker zur Sicherung gesetzt – und unten waren wir.

         

   

 Es schien sich so etwas wie ein vollkommen unter Wasser stehendes Labyrinth vor uns aufzutun. Verschiedene Bereiche, die trocken begehbar waren und überall steile Abbruchkanten, hinter denen sich mehrere Meter tiefe, mit glasklarem Wasser gefüllte Gesenke auftaten. In einigen Löchern war der Grund überhaupt nicht mehr zu erkennen. Die Schächte schienen mächtig in die Tiefe zu gehen.

       

Solch ein Gelände muß natürlich in Augenschein genommen werden.

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Das Boot

... das solche Aktionen nicht unbedingt immer ungefährlich ablaufen, mag folgendes kleines Video verdeutlichen.

Beim ersten Erkundungsversuch sollte mein altbewährtes Boot zum Einsatz kommen. Man gut, dass die Kleidung von vornherein auf leicht kaltes Wasser ausgelegt war. Nachahmungstätern sei von solchen Aktionen dringendst abgeraten!

(kleiner Hinweis: Kaffeetasse weit weg von der Tastatur! Und anschnallen ... )

 

=> “Titanic - wie es wirklich war ... - 34 Sec, ca. 3 MB

 

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Tauchaktion

Nun durfte ich halt am eigenen Leibe verspüren, dass ein Boot nicht immer der Weisheit letzter Schluß ist. Außerdem schwimmen die sehenswerten Funde meist nicht auf der Wasseroberfläche. Die liegen immer unten, auf Grund halt.

Folglich kam die Tauchausrüstung zum Einsatz.

Die vermeintliche U-Anlage entpuppte sich als wahre „U-Anlage“. Als Unterwasser-Anlage.

Es taten sich verschiedene zurückgelassene technische Einbauten und Hinterlassenschaften auf. WAS hier zu früherer Zeit ablief, war bislang noch nicht zweifelsfrei zu klären.

Die Anlage konnte noch nicht vollständig befahren bzw. betaucht werden.

Die tiefste Tauchtiefe liegt momentan bei etwa 27 m unter Wasseroberfläche.

 

     

     

        

     

  

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Der Fund

Nun, die ganze Taucherei und Schwimmerei war ja hochinteressant. Aber irgendwie fruchtlos.

Irgendwann hat jeder schöne Tag mal ein Ende, und wir packten unsere sieben Sachen wieder zusammen. Der letzte Anfall von Neugier ließ mich noch einen Blick in einen der vielen Versprünge der Gesenke werfen. An irgendeiner Stelle war immer mit einen Vortrieb begonnen worden, der dann aber nach ein paar Metern liegen blieb.

Und was zeichnete sich da jetzt im rechts gezeigten Gesenk in einer Tiefe von ca. 6 m auf dem Grund ab??

Eine Gasmaskenbüchse!

 

   

 

Wir hatten einige Bereiche durchtaucht, durchschwommen bzw. auch mit dem Boot durchfahren – nur diesen halt nicht. Und jetzt hatten wir die Klamotten schon ausgezogen. Wer weiß, was für ein Gefühl es ist, in nasse, eiskalte Tauchklamotten wieder reinzusteigen, der wird verstehen, dass wir dazu nicht unbedingt Lust hatten.

Wie nun aber an das Ding rankommen?

 

Natürlich befanden sich im Equipement auch ein Satz Verlängerungsstangen des NVA-Minensuchgeräts MSG 75. Die erforderliche Länge schnell zusammengeschraubt, den Greifhaken vorne aufgesetzt, und schon konnte der Angeleinsatz beginnen.

Nach einigem rumgestochere konnte der Griffbügel der Büchse bald „gehakt“ werden. Doch was war das für ein Widerstand beim ersten Versuch, das Ding hochzuziehen?? War das Teil fest am Boden ins Sediment eingebacken?? Nach einigem Rütteln löste sich die Gasmaskenbüchse. Aber sie wurde nicht leichter. Das Ding war enorm schwer. Das Gestänge verbog sich in beängstigender Weise ...

 

Letztendlich konnte der Fund doch geborgen werden. Was war da aber drinnen?? Wasser kann nicht so schwer sein. Dies hier waren mindestens 20 Kg!

 

     

 

Gold!!

Die ersten Versuche die Büchse zu öffnen waren von Erfolg gekrönt. Der Bügelverschluß und die Scharniere waren kaum korrodiert bzw. verbacken. WAS da letzten Endes aus der Röhre rutschte, ist auf folgenden Bildern zu sehen. UNGLAUBLICH!!

 

   

  

 

Was für ein Fund! Zwei mal 12,5 Kg. Wunderschön punziert.

... den Tageskurs mag der Interessierte der Presse entnehmen. Der Sammlerwert (im befreundeten Ausland ...) dürfte die Zahl um ca. das Doppelte toppen. Wir kriegten das Grinsen gar nicht mehr aus den Gesichtern raus.

Die Party, die nach diesem Fund abging, muß sicher nicht im Detail dokumentiert werden. Es war einfach nur grässlich ... J 

 

Hier zur Verdeutlichung eine kurze Videosequenz, die die beinahe schon dramatischen Umstände zur Fundsituation wiedergibt.

Sorry für den teilw. etwas ruppigen Zusammenschnitt, aber die Download-Zeiten mussten gering gehalten werden.

 

=> Das Video - 1 Min,- ca. 10 MB

 

Das komplette Original kann später via CD abgefordert werden. Die professionelle Aufbereitung erfolgt momentan in Zusammenarbeit mit einem Fernsehsender – übrigens der gleiche, mit dem wir vor 3 Jahren die Dokumentation in Falkenhagen gedreht haben: Focus TV Spezial.. Dies ist

dann allerdings mit Kosten verbunden!

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Resumee

So kann es einem passieren: Man rechnet mit nichts Bösem – und schwupps, steht man vor dem Fund des Lebens.

Aber das habe ich ja schon immer Gesagt: Schätze werden nicht von denen gefunden, die konzentriert danach suchen – Schätze werden per Zufall gefunden.

Dieser Schatz lag zumindest nicht da, wo ihn Heerscharen von Experten wähnten.

.... und wer weiß, wann der nächste Zufall an die Tür klopft.

 

Ins Jonastal braucht – zumindest wg. der „Helft uns!“-Karte – wohl niemand mehr zu fahren. Für mich eine Bestätigung meiner schon immer vertretenen Theorien zum Thema. Und eine enorme Genugtuung ...

 

 

Bleibt zum Ende nur noch eines zu sagen:

Gut Fund!

Jörg Ohnesorge

 

 

© Text, UW-Bilder und Kohle: Sorgnix

Teilhabende Glückspilze:

HarryG (Bilder „trocken“, Videos)

Quertaucher (UW-Bilder)

El Manganito (Lastenträger)

und 4 nicht näher genannt werden wollende.

 

 

Nachsatz:

Bevor nun die Anhänger der Abteilung „Neid, Missgunst und Zwietracht“ wieder ins Horn stoßen „Fund melden“, so sei diesen entgegnet: Der Fund WURDE gemeldet. Nicht dem allseits immer geforderten Denkmalamt, sondern dem ehemaligen Besitzer. Denn der war durch einige hier (noch) nicht gezeigte, in der Gasmaskenbüchse befindliche Dinge und nach einiger Recherche mehr oder weniger zweifelsfrei zu ermitteln.

Mittlerweile ist geklärt, was noch alles fehlt und (vielleicht) in der Tiefe des Schachtes noch zu finden ist. Momentan sind wir damit beschäftigt, mittels wunderbarem und gesponsertem Equipement div. Abraum mittels einer kleinen Unterwasser-Grabungsaktion zu beseitigen.

... sollte es noch etwas zu berichten geben, werden wir dies zu gegebener Zeit tun.

(Nett gemeinte Anfragen nach der genauen Örtlichkeit sind übrigens absolut zwecklos ...)

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So. Nachdem sich die erste Überraschung ein wenig gelegt hat, ein kleiner Hinweis der Redaktion:

=> Das war unser Aprilscherz für das Jahr 2007 :-)

Wie jedes Mal, hat auch diese Meldung den einen oder  anderen Leser im Forum aufs Glatteis geführt. Wer dies auch noch lesen möchte, der klicke sich ins entsprechende Unterforum

=> Die Forendiskussion gibt hier