2000-10-12 20:00
Grab des Königs
In Dellach im Gailtal, nahe Osttirol, wird im Frühling ein norisches Königsgrab geöffnet.
Hermagor (APA) - Ein Hügel am Wieserberg bei
Dellach im Gailtal (Bezirk Hermagor) birgt eine archäologische Sensation. Erste Grabungen haben ergeben, dass es sich um eine
Grabanlage aus der Hallstattzeit handelt, die
noch dazu bis dato von Grabräubern verschont
geblieben ist. Im kommenden Jahr soll das
Königsgrab geöffnet werden.
Bei einer Pressekonferenz in Dellach/Gail am
Donnerstag erklärten die Verantwortlichen des
Grabungsprojektes, dass schon in den ersten
Monaten der Arbeit "sämtliche archäologischen
Erwartungen weit übertroffen" worden seien.
Der Archäologe Paul Gleirscher, der vor einigen Jahren den Hügel als Grabstätte identifizierthatte, meinte:
"Eine Untersuchung mittels Georadar ergab ein aufmunterndes Bild." Bis dorthin hatten Geologen den Hügel als "natürliche Formation" bezeichnet, die meisten
Archäologen hatten ihn als mittelalterliche
Turmburg identifiziert.
Im Juni dieses Jahres konnte nach
jahrelangem Kampf um die Grabungsgenehmigung endlich mit der Arbeit begonnen werden. Laut Grabungsleiter
Wolfgang Artner legte das siebenköpfige Team
zwei ringförmige Stützmauern frei. Innerhalb
des leicht elliptischen Hügels stellten die
Wissenschaftler fest, dass sich neben dem
Hauptgrab gleich mehrere Nebengräber
befinden. Artner: "In der Hallstattzeit wurden
Mächtige mit all ihren Gerätschaften bestattet, daher hoffen wir, so manchen archäologischen
Schatz zu heben." Zumindest eines der
Nebengräber scheint ebenfalls sehr opulent
ausgefallen zu sein.
Die eigentliche Sensation für die Archäologen
ist aber die Tatsache, dass die Grabanlage nicht
von Grabräubern geplündert wurde. Gleirscher:
"Nach menschlichem Ermessen ist der
Grabhügel unversehrt." Daher könne man
erstmals ein Königsgrab aus dieser Zeit mit
modernster Technologie untersuchen. Eine
Öffnung der Gräber wird erst in der nächsten
Grabungssaison vorgenommen werden. Datiert
wird die Grabanlage auf das sechste oder siebte
vorchristliche Jahrhundert.
Im Ostalpenraum sind derartige Funde nach
Angaben der Archäologen äußerst selten. In
Dellach im Gailtal wurden aber bereits mehrere archäologische Funde gemacht, die auf eine
Besiedlung vor bereits mehr als 3.000 Jahren
hindeuten. Auf der sogenannten Gurina
oberhalb von Dellach wurden bereits 1884/85
Ausgrabungen durchgeführt, gefunden wurden
sowohl Votivstatuetten als auch
Herkulesfigürchen.
Insgesamt ist das Projekt auf drei Jahre
angelegt, die Archäologen hoffen, bis 2002 mit der Öffnung und Konservierung der Gräber
fertig werden zu können. Die Arbeiten werden
von einem Team des "Archäologieland Kärnten"
durchgeführt. In Kooperation mit dem
Arbeitsmarktservice werden auch
Langzeitarbeitslose beschäftigt. Die reinen
Personalkosten betragen laut
Archäologieland-Geschäftsführer Michael
Kempf etwa 4,5 Millionen Schilling. Das
Gesamtprojekt ist mit knapp acht Millionen
Schilling veranschlagt.
Nach Abschluss der Arbeiten sollen die
archäologischen Funde auch touristischen
Nutzen bringen. Dellachs Bürgermeister
Christoph Zerza erklärte, der Bau eines
"Erlebnismuseums" sei bereits gesichert. Geld
dafür soll unter anderem vom Land Kärnten
kommen. Gemeindereferent Georg Wurmitzer
sicherte eine finanzielle Unterstützung zu. Er will über das Interreg-Programm auch
EU-Finanzierungen anzapfen.
Quelle:http://www.tirol.com bereich Kultur
gut Fund
DER Maulwurf