Für diejenigen die sich für Naturhölen interessieren und tolle Natur erleben wollen.

Name: Kelle, Neue Kelle Bischöfferödische Höhle (Behrens) Nr.15
Literatur: D.Georg Henning Behrens, "Hercynia curiosa“, Nordhausen 1703 Neudruck
Nordhausen 1899 – C. Duval, "Thüringen und der Harz", Band VIII, Sondershausen
1844 H.Heine „Heimatbuch für Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein“,
Nordhausen 1908 – Stolberg, Zeitschrift "Der Harz", Jahrgang 1922, Heft 10
Becker „Die deutschen Höhlen“, Frankturt am Main, 1925 Außerdem Gedichte
„Die Kelle“, von Göckingk, und „Johann und Johanne“, von Christine von
Hagen, beide aus der Zeit der Romantik stammend und veröffentlich von C.Duval in
„Thüringen und der Harz“ siehe oben.
Die Kelle ( Kelle = Kehle = Höhle, vgl. Heimkehle) liegt 4 km östlich von Ellrich am Klosterberge bei Bischofferode
und ist von der Bahnstation Woffleben (Linie NordhausenNortheim) in einer halben Stunde zu erreichen. Der Weg
führt von Woffleben am rechten Zorgeufer aufwärts, jenseits dessen die weißen Gipswände den Himmelberges
(Westteil den Mühlbergmassivs) durch die Bäume schimmern. Bei dem Gute Bischofferode wird der Fluß überschritten,
und ein Grasrain leitet hinter der Obstbaumpflanzung des Gutes auf den breiten Rücken den Klosterberges, von dem
aus sich ein schöner Umblick auf die Höhen den Südharzes vom Ravensberg im Westen bis zur fernen Ebersburg im
Osten öffnet. Geradeaus liegt ein dichtes Tannen und Mischwaldgehölz, in das der Weg einbiegt. Ein abzweigender
Pfad führt dann durch Tannengestrüpp und Gesträuch zu der tief versteckt im Grünen liegenden Kelle. (Seehöhe 24o
Meter NN).Die Kelle ist neben etwa 2 Dutzend größeren und kleineren Erdfällen der Überrest eines ausgedehnten
Höhlensystems, das den Gipsstock des Klosterberges durchsetzte. Die allenthalben im Gehölz verstreuten, z. T. von
Wasser und Sumpf erfüllten 'Einsturztrichter (Der Größte von Ihren heißt die „Alte Kelle“) bezeichnen heute den
Verlauf der zusammengebrochenen Hohlräume, deren einzig erhaltener die mit dem Namen „Kelle“ oder „Neue Kelle“
belegte Höhle ist. Ihr Gestein ist ein schöner alerbasterweißer, älterer Gips.
Das SONW streichende System besteht aus zwei durch einen 45 Meter langen und 3o Meter breiten Einbruch voneinander getrennten Grotten (Kleine und Große Höhle), welche ursprünglich Teile ein und desselben Höhlenganges waren. Die südöstliche „Kleine“ Grotte ist eine lo Meter lange Durchgangshöhle (Naturbrücke), die sich gegen SW als tiefer Felsenschlund öffnet und nach der anderen Seite durch einen trümmergefüllten Spalt mit dem großen Einbruch in Verbindung steht. Wild durcheinander geworfene Felsstücke bedecken die 18 Meter unter dem Rand des Schlundes gelegene Sohle, über der sich die Wölbung mit 17 Meter Stützweite spannt. Drohend hängen hoch oben verwitterte abzsturzbereite Gipsplatten, und ein Baum klammert sich mit Luftwurzeln an die weit herausgeschobene Felsenkante. Durchklettern wir die Kleine Höhle, so können wir aus dem oben erwähnten Spalt hinaus in den Einbruchskensel schlüpfen. Eine abgeschlossene kleine Wildnis von Gipsbrocken, Moospolstern und Sträuchern umgibt uns dort, und gegenüber gähnt der Mund der zweiten, der „Großen“ Grotte im Gebüsch. Dieselbe ist 16 Meter breit und senkt sich tunnelartig 2o Meter tief in den Berg, wo ein Deckeneinbruch den weiteren Verlauf vernichtet hat. Ein grünblauer 5 Meter tiefer Teich erfüllt den Boden der Höhle, der das gebrochene Tageslicht mit klarer Azurfarbe widerspiegelt, ein Anblick von seltener Schönheit. Das Begehen dieser Grotte erfordert, wie das der vorigen, keinerlei künstliche Beleuchtung, jedoch ist auf den losen, steil ins Wasser abfallenden Geröll und Trümmermassen Vorsicht geboten. Wenn auch die Kelle hinsichtlich ihrer Längenausdehnung weit hinter anderen Höhlen zurücksteht, so gehört sie doch, was die Spannung der Gewölbe und die Weite der Raumwirkung anbetrifft, zu den schönsten unseres Gebietes.
Die Höhle ist von altersher bekannt und besucht gewesen. Ihre erste genaue Beschreibung gibt Behrens 1705 in seiner „Hercynia curiosa“, der wir die folgende interessante Überlieferung entnehmen: Nechst diesem ist auch von dieser Höle merckwürdig: Daß vormahls im Pabsttum jährlich eine solenne Procession angestellt worden, weilen man geglaubet, es müsse in derselben jährlich ein Mensch umkommen, wenn ihr nicht auf solche Weise ein Genügen geschehe: Auff dem Berge gegen die Höle oder Kelle über ist eine Capelle S. Johanni geheiliget, in diese ist ein papistischer Priester aus Ellrich alle Jahr zu gewisser Zeit, in Begleitung seiner PfarrKinder und anderer Benachbarten der Höhle in voller Procession mit vorher getragenem Creutz, Fahnen und Bildern derer Heiligen gegangen, sobald nun daselbst der heilige Johannes, Papstischen Gebrauch nach, genugsam geehret worden, hat derselbe mit eben der Procession sich fort nach der Höle gemachet, und in dieselbe ein Creutz hinabgelassen, auch wieder heraus gezogen. Als nun solches ebenfalls geschehen, hat er dem umstehenden Volke diese Reime zugerufen:
Kommt und kucket in die Kelle,
So kommt ihr nicht in die Hölle,
wie solches in das Eckstormii an Herr Dr.Vrendeln geschrieben und allbereit von mir angeführten Epistel zu ersehen ist“. Uralte heidnische Erinnerungen scheinen hier durchzuklingen. Erfreulicher imt die andere Notiz bei Behrens, welche besagt, daß um 17oo der Hannöversche Generalleutnant von Pudewels die Höhle mit Wegen und Treppen hatte zugänglich machen lassen. „weilen derselbe zu Sommerszeit bey dieser Höle zu unterschiedenen mahlen, des lustigen Ortes wegen, sich divertierte oder erlustigte, und zu dem Ende das Getränke in dem Wasser der Hölen abkühlen ließ ...“ Ende den 18*Jahrhunderte wurde die Kelle abermals in ähnlicher Weise durch den im benachbarten Gleisingen wohnenenden Hainbunddichter L.F.G. v. Göckingk wegbar gemacht. Ferner ließ Göckingk Statuen vor dem Grotteneingang aufstellen und einen Nachen auf das Wasser bringen. So schuf er sich, dem schwärmerischromantiscben Zuge seiner Zeit entsprechend, einen „Eingang zur Unterwelt“, zu dem er mit anwesenden Freunden zu pilgern pflegte. Die Kelle ist damals in Prosa und Gedicht verherrlicht worden. (Brief Tiedges an seinen Freund Mohr, Gedichte von Göckingk und von Christine von Hagen)“.
Von allen jenen früheren Herrlichkeiten ist keine Spur übrig geblieben, auch hat ein in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgter Deckeneinbruch die Höhle eines Teiles ihrer damaligen Schönheit beraubt. Unberührt und einsam liegt sie in dem Dickicht des Klosterberges. Noch heute aber wird gelegentlich, wie zu dem seligen Generalleutnants Zeiten, in ihrem blauen Gewässer „ein Getränke abgekühlt“.


Name: Kelle, Neue Kelle Bischöfferödische Höhle (Behrens) Nr.15
Literatur: D.Georg Henning Behrens, "Hercynia curiosa“, Nordhausen 1703 Neudruck
Nordhausen 1899 – C. Duval, "Thüringen und der Harz", Band VIII, Sondershausen
1844 H.Heine „Heimatbuch für Nordhausen und die Grafschaft Hohenstein“,
Nordhausen 1908 – Stolberg, Zeitschrift "Der Harz", Jahrgang 1922, Heft 10
Becker „Die deutschen Höhlen“, Frankturt am Main, 1925 Außerdem Gedichte
„Die Kelle“, von Göckingk, und „Johann und Johanne“, von Christine von
Hagen, beide aus der Zeit der Romantik stammend und veröffentlich von C.Duval in
„Thüringen und der Harz“ siehe oben.
Die Kelle ( Kelle = Kehle = Höhle, vgl. Heimkehle) liegt 4 km östlich von Ellrich am Klosterberge bei Bischofferode
und ist von der Bahnstation Woffleben (Linie NordhausenNortheim) in einer halben Stunde zu erreichen. Der Weg
führt von Woffleben am rechten Zorgeufer aufwärts, jenseits dessen die weißen Gipswände den Himmelberges
(Westteil den Mühlbergmassivs) durch die Bäume schimmern. Bei dem Gute Bischofferode wird der Fluß überschritten,
und ein Grasrain leitet hinter der Obstbaumpflanzung des Gutes auf den breiten Rücken den Klosterberges, von dem
aus sich ein schöner Umblick auf die Höhen den Südharzes vom Ravensberg im Westen bis zur fernen Ebersburg im
Osten öffnet. Geradeaus liegt ein dichtes Tannen und Mischwaldgehölz, in das der Weg einbiegt. Ein abzweigender
Pfad führt dann durch Tannengestrüpp und Gesträuch zu der tief versteckt im Grünen liegenden Kelle. (Seehöhe 24o
Meter NN).Die Kelle ist neben etwa 2 Dutzend größeren und kleineren Erdfällen der Überrest eines ausgedehnten
Höhlensystems, das den Gipsstock des Klosterberges durchsetzte. Die allenthalben im Gehölz verstreuten, z. T. von
Wasser und Sumpf erfüllten 'Einsturztrichter (Der Größte von Ihren heißt die „Alte Kelle“) bezeichnen heute den
Verlauf der zusammengebrochenen Hohlräume, deren einzig erhaltener die mit dem Namen „Kelle“ oder „Neue Kelle“
belegte Höhle ist. Ihr Gestein ist ein schöner alerbasterweißer, älterer Gips.
Das SONW streichende System besteht aus zwei durch einen 45 Meter langen und 3o Meter breiten Einbruch voneinander getrennten Grotten (Kleine und Große Höhle), welche ursprünglich Teile ein und desselben Höhlenganges waren. Die südöstliche „Kleine“ Grotte ist eine lo Meter lange Durchgangshöhle (Naturbrücke), die sich gegen SW als tiefer Felsenschlund öffnet und nach der anderen Seite durch einen trümmergefüllten Spalt mit dem großen Einbruch in Verbindung steht. Wild durcheinander geworfene Felsstücke bedecken die 18 Meter unter dem Rand des Schlundes gelegene Sohle, über der sich die Wölbung mit 17 Meter Stützweite spannt. Drohend hängen hoch oben verwitterte abzsturzbereite Gipsplatten, und ein Baum klammert sich mit Luftwurzeln an die weit herausgeschobene Felsenkante. Durchklettern wir die Kleine Höhle, so können wir aus dem oben erwähnten Spalt hinaus in den Einbruchskensel schlüpfen. Eine abgeschlossene kleine Wildnis von Gipsbrocken, Moospolstern und Sträuchern umgibt uns dort, und gegenüber gähnt der Mund der zweiten, der „Großen“ Grotte im Gebüsch. Dieselbe ist 16 Meter breit und senkt sich tunnelartig 2o Meter tief in den Berg, wo ein Deckeneinbruch den weiteren Verlauf vernichtet hat. Ein grünblauer 5 Meter tiefer Teich erfüllt den Boden der Höhle, der das gebrochene Tageslicht mit klarer Azurfarbe widerspiegelt, ein Anblick von seltener Schönheit. Das Begehen dieser Grotte erfordert, wie das der vorigen, keinerlei künstliche Beleuchtung, jedoch ist auf den losen, steil ins Wasser abfallenden Geröll und Trümmermassen Vorsicht geboten. Wenn auch die Kelle hinsichtlich ihrer Längenausdehnung weit hinter anderen Höhlen zurücksteht, so gehört sie doch, was die Spannung der Gewölbe und die Weite der Raumwirkung anbetrifft, zu den schönsten unseres Gebietes.
Die Höhle ist von altersher bekannt und besucht gewesen. Ihre erste genaue Beschreibung gibt Behrens 1705 in seiner „Hercynia curiosa“, der wir die folgende interessante Überlieferung entnehmen: Nechst diesem ist auch von dieser Höle merckwürdig: Daß vormahls im Pabsttum jährlich eine solenne Procession angestellt worden, weilen man geglaubet, es müsse in derselben jährlich ein Mensch umkommen, wenn ihr nicht auf solche Weise ein Genügen geschehe: Auff dem Berge gegen die Höle oder Kelle über ist eine Capelle S. Johanni geheiliget, in diese ist ein papistischer Priester aus Ellrich alle Jahr zu gewisser Zeit, in Begleitung seiner PfarrKinder und anderer Benachbarten der Höhle in voller Procession mit vorher getragenem Creutz, Fahnen und Bildern derer Heiligen gegangen, sobald nun daselbst der heilige Johannes, Papstischen Gebrauch nach, genugsam geehret worden, hat derselbe mit eben der Procession sich fort nach der Höle gemachet, und in dieselbe ein Creutz hinabgelassen, auch wieder heraus gezogen. Als nun solches ebenfalls geschehen, hat er dem umstehenden Volke diese Reime zugerufen:
Kommt und kucket in die Kelle,
So kommt ihr nicht in die Hölle,
wie solches in das Eckstormii an Herr Dr.Vrendeln geschrieben und allbereit von mir angeführten Epistel zu ersehen ist“. Uralte heidnische Erinnerungen scheinen hier durchzuklingen. Erfreulicher imt die andere Notiz bei Behrens, welche besagt, daß um 17oo der Hannöversche Generalleutnant von Pudewels die Höhle mit Wegen und Treppen hatte zugänglich machen lassen. „weilen derselbe zu Sommerszeit bey dieser Höle zu unterschiedenen mahlen, des lustigen Ortes wegen, sich divertierte oder erlustigte, und zu dem Ende das Getränke in dem Wasser der Hölen abkühlen ließ ...“ Ende den 18*Jahrhunderte wurde die Kelle abermals in ähnlicher Weise durch den im benachbarten Gleisingen wohnenenden Hainbunddichter L.F.G. v. Göckingk wegbar gemacht. Ferner ließ Göckingk Statuen vor dem Grotteneingang aufstellen und einen Nachen auf das Wasser bringen. So schuf er sich, dem schwärmerischromantiscben Zuge seiner Zeit entsprechend, einen „Eingang zur Unterwelt“, zu dem er mit anwesenden Freunden zu pilgern pflegte. Die Kelle ist damals in Prosa und Gedicht verherrlicht worden. (Brief Tiedges an seinen Freund Mohr, Gedichte von Göckingk und von Christine von Hagen)“.
Von allen jenen früheren Herrlichkeiten ist keine Spur übrig geblieben, auch hat ein in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgter Deckeneinbruch die Höhle eines Teiles ihrer damaligen Schönheit beraubt. Unberührt und einsam liegt sie in dem Dickicht des Klosterberges. Noch heute aber wird gelegentlich, wie zu dem seligen Generalleutnants Zeiten, in ihrem blauen Gewässer „ein Getränke abgekühlt“.